Benutzer:Gandalf der Onix/Maria Magdalena Möller
Maria Magdalena Möller (*30.05.1924 in Kettig, einer Ortsgemeinde im Landkreis Mayen-Koblenz, † 19.02.2017 in Kettig) war eine Zeitzeugin des Dritten Reichs und der anschließenden Vertreibung aus dem Sudetenland, die in ihrem Tagebuch und in Gedichten ihre erlebte Geschichte niedergeschrieben hat.
Herkunft, Ausbildung und Beruf
Maria Magdalena Möller wurde als fünftes Kind von neun weiteren Geschwistern des Landwirts Johann Josef Höfer und seiner Ehefrau Katharina Maria, geborene Gräf 1924 in Kettig geboren. Ihre Eltern waren katholisch.
Sie besuchte die Volksschule in Kettig, danach erfolgte ein Pflichtjahr in einem Haushalt in Weißenthurm. Vom 01.07.1941 bis zum 31.05.1944 war sie als Küchenmädchen in der Prov.-Heil- und Pflegeanstalt in Andernach beschäftigt. Vom Sommer 1944 bis Kriegsende arbeitete sie in Reichenberg (heutiges Liberec in Tschechien) als Köchin in einem Ämtergebäude. Nach Kriegsende und anschließender Vertreibung aus dem Sudetenland nach Metschow / Mecklenburg-Vorpommern arbeitete sie bis zu der Übersiedelung in den Westen im April 1950 als Feldarbeiterin. Zurück in ihrer Heimatstadt Kettig musste sie als Fabrikarbeiterin in der Weißenthurmer Dosenfabrik Schmalbach-Lubeca bis September 1958 arbeiten um ihre Familie zu ernähren. Ihr schwerbehinderter Ehemann war arbeitsunfähig. Danach wechselte Maria Magdalena Möller wieder in der Landesnervenklinik Andernach, heutige Rhein-Mosel-Fachklinik vom 06.10.1958 bis 08.01.1961 als Küchenhilfe. Danach erfolgte ein weiterer Arbeitswechsel an die Landes-Taubstummenanstalt Neuwied, der heutigen Landesschule für Gehörlose und Schwerhörige, wo sie ab 09.01.1961 bis zu ihrer Pensionierung im Juni 2017 als Küchenleiterin arbeitete.
Privatleben
Maria Magdalena Möller lernte im Sommer 1942 in der Prov.-Heil- und Pflegeanstalt in Andernach, die mit Kriegsbeginn auch zu einem Reservelazarett umfunktioniert wurde, den verwundeten Soldaten Alfred Möller kennen, der im Frühjahr 1943 als kriegsuntauglich entlassen wurde. Nach einem Briefwechsel und Besuch in der Heimat ihres späteren Ehemanns in Maffersdorf (heutiges Vratislavice nad Nisou in Tschechien) Kreis Reichenberg heirateten sie am 27. Mai 1944 auf dem Standesamt in Weißenthurm. Maria Magdalena Möller zog zu ihrem Ehemann und seiner Familie ins Sudetenland, wo ihre gemeinsame Tochter Gisela am 30.08.1945 geboren wurde.
Nach Kriegsende erlebte Maria Magdalena Möller mit ihrer Familie die Vertreibung aus dem Sudetenland und die anschließende Umsiedelung nach Metschow bei Demmin / Mecklenburg-Vorpommern. Aufgrund der Initiative ihres Vaters wurde im April 1950 eine Interzonen-Reisegenehmigung durch die russische Besatzungsverwaltung ausgestellt, wodurch eine legale Ausreise für die ganze Familie, einschließlich ihres Schwiegervaters August Möller (*21.06.1872 in Maffersdorf, + 24.12.1969 in Weißenthurm) möglich war.
Am 26.08.1986 verstarb ihr Ehemann, Maria Magdalena Möller heiratete nicht mehr.
Bis kurz vor ihrem Tod lebte sie in Weißenturm und verbrachte die letzten Lebensmonate aufgrund einer Demenzerkrankung in einem Kettiger Altersheim, wo sie am 19.02.1917 verstarb. Die Beisetzung auf dem Weißenthurmer Friedhof in einem Familiengrab fand am 10.03.2017 statt.
Maria Magdalena Möller erlebte bis zu ihrem Tod die Geburt von einem Enkel und drei Urenkeln.
Parteimitgliedschaften
Obwohl ihre Familie politisch sehr engagiert war, trat Maria Magdalena Möller nie in eine Partei ein.
Ihr Vater war als 1. Weltkriegsteilnehmer mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und war bekennender Monarchist. Ältere Brüder von Maria Magdalena Möller traten früh der NSDAP und der Waffen-SS bei und sind früh im Krieg gefallen.
Veröffentlichungen
Die Lebensgeschichte von Maria Magdalena Möller und ihre Gedichte waren ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt und werden im Nachlass zu einer noch nicht veröffentlichten Biografie zusammengestellt.
Maria Magdalena Möller lernte Anfang der 1970er Jahre den Schriftsteller Guido Hildebrand kennen, der wie sie die Erfahrungen des Krieges und der Vertreibung gemacht hat. Durch ihn inspiriert erfolgte das literarische Vermächtnis von Maria Magdalena Möller, dass in den 1970er Jahren entstanden ist. Hierbei werden Kriegserlebnisse und Ereignisse des Dritten Reichs verarbeitet. Maria Magdalena Möller steht hier stellvertretend für eine ganze Generation von Menschen, die zu Lebzeiten nicht über die Trauma sprechen konnten.
Insbesondere drei Erlebnisse nehmen in ihrem Werk einen zentralen Platz ein:
Die miterlebten Eutanasieverbrechen während des Nationalsozialismus in der Pflegeanstalt in Andernach[1][2] konnte Maria Magdalena Möller nie vergessen. Mitte der 1990er Jahre setzte sich die Klinik mit dieser Vergangenheit auseinander. Über 900 Menschen wurden dort selbst getötet und um 1400 Menschen wurden in die Tötungsanstalt Hadamar deportiert.
Auch prägend ist das Miterleben der Deportation der jüdischen Bevölkerung ihres Heimatdorfes Kettig am 22.03.1942 der befreundeten Familie Veith[3] und das Wissen um den Völkermord an den Juden, dem Holocaust, der Shoa.[4] Verbunden damit, die Frage nach Schuld und Sühne. Mit der Verlegung von Stolpersteinen und der Errichtung eines Gedenksteins[5] verarbeitete ihre Heimatgemeinde 2012 diesen Teil der Geschichte[6][7][8].
Die Gründe der Härte der Vertreibung aus dem Sudetenland waren für Maria Magdalena Möller bis zum Tod nicht erklärbar. Nachdem ihre Familie die Zeit der „wilden Vertreibung“ überlebte, findet nach einer Zwischenstation in einem alten KZ der Transport nach Metschow in die Sowjetische Besatzungszone statt.
Aber in all ihren Aufzeichnungen findet sich kein Hass auf die ehemaligen Kriegsgegner; es sind immer versöhnliche Gedanken, die Maria Magdalena Möller niederschrieb.
Sonstiges
Die Erlebnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus prägten Maria Magdalena Möller und ihr Gerechtigkeitsverständnis, insbesondere ihr Bestreben, sich für mehr Rechte und Gleichberechtigung für Frauen einzusetzen. Während ihrer Arbeit in den 1950er Jahren erzielte sie eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Fabrikarbeiterinnen; nur Männer haben zu dieser Zeit eine tägliche Milchration erhalten, obwohl Frauen die gleiche Arbeit ausübten.
Während ihrer Zeit im Landesheim für Gehörlose und Schwerhörige in Neuwied setzte sich Maria Magdalena Möller intensiv für die Förderung ihrer Mitarbeiterinnen ein. Zu dieser Zeit lernte sie während eines Besuchs am 24.03.1977 den damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel kennen. Ein Ereignis, dass besonderen Platz in ihrem Tagebuch findet.
Quellen
-Tagebuch von Maria Magdalena Möller
-lose Gedichtssammlung
-Briefe, Fotos und Originaldokumente (gesamt im Familienbesitz)
-Dokumente zur Austreibung der Sudeten-Deutschen, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung Sudetendeutscher Interessen Europa-Buchhandlung 1951
-Kleine Schulgeschichte von Kettig, herausgegeben zum 20jährigen Bestehen von Lothar Hammes 1980
-Informationsschrift zum 125jährigen Bestehen des Landesheim und Schule für Gehörlose und Schwerhörige in Neuwied von 1979
- ↑ Blick Aktuell. Abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ NS Euthanasie im 3. Reich - Gedenken an die Opfer. Abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ Home. Abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der juedischen Geschichte. Abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ STOLPERSTEINE. Abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ Blick Aktuell. Abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ Informationen zur Geschichte der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland - regionalgeschichte.net. Abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ Willkommen in Kettig. Abgerufen am 7. Februar 2021.