Weißenthurm

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Wappen Deutschlandkarte
Weißenthurm
Deutschlandkarte, Position der Stadt Weißenthurm hervorgehoben

Koordinaten: 50° 25′ N, 7° 28′ O

Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mayen-Koblenz
Verbandsgemeinde: Weißenthurm
Höhe: 65 m ü. NHN
Fläche: 3,99 km2
Einwohner: 9171 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 2298 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56575
Vorwahl: 02637
Kfz-Kennzeichen: MYK, MY
Gemeindeschlüssel: 07 1 37 228
Adresse der Verbandsverwaltung: Kärlicher Straße 4
56575 Weißenthurm
Website: www.weissenthurm.de
Stadtbürgermeister: Gerd Heim (CDU)
Lage der Stadt Weißenthurm im Landkreis Mayen-Koblenz
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Weißenthurm im Neuwieder Becken
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Der Weiße Turm, links im Bild der Grenzstein zwischen Kurtrier und Kurköln
Datei:Weißenthurm.jpg
Weißenthurm, Luftaufnahme 2013
Hauptstraße, Blick vom Weißen Turm Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit
Hauptstraße, Blick vom Weißen Turm
Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit

Weißenthurm (mundartlich verkürzt Thur) ist eine Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der gleichnamigen Verbandsgemeinde an und ist deren Verwaltungssitz. Weißenthurm ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]

Geographische Lage

Die Stadt liegt linksrheinisch am Mittelrhein zwischen Andernach und Koblenz, gegenüber von Neuwied.

Geschichte

Benannt ist die Stadt nach dem Weißen Turm, einem spätmittelalterlichen Wohn- und Zollturm, der zu Beginn des 15. Jahrhunderts wahrscheinlich im Auftrag des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten Werner von Falkenstein (1388–1418) am damaligen Grenzübergang zwischen den Kurfürstentümern Trier und Köln an der Handelsstraße von Koblenz nach Köln errichtet wurde. Im 17. Jahrhundert entstand in seiner Nachbarschaft eine Siedlung; 1663 verlieh der Trierer Erzbischof und Kurfürst Karl Kaspar von der Leyen dem Ort das Marktrecht.[3] Seitdem ist der Name „Weißenthurm“ bekannt; vorher wurde die kleine Siedlung „Platzenborn“ genannt.[4]

1707 wurde auf dem damals noch zu Kettig gehörenden Teil des Ortes die erste Kapelle gebaut. Als Baumeister ist Matthias Zengerlein aus Gondorf genannt. Pfarrlich gehörte Weißenthurm allerdings zunächst zu Kärlich, bis es 1808 an die Pfarrei Kettig angegliedert wurde. 1872 wurde Weißenthurm zur Pfarrei erhoben, nachdem bereits in den Jahren 1836 bis 1839 eine neue, größere Kirche nach den Plänen von Johann Claudius von Lassaulx gebaut worden war. Im Jahr 1900 wurde diese Kirche umgebaut und erweitert.[5][6]

Laut „Allerhöchstem Beschluss vom 9. November 1865“ war mit Grundstücken aus den Gemeinden Kettig, Kärlich und Andernach einschließlich der Rheininsel eine selbstständige Gemeinde gebildet, im Grunde jedoch nur ein schon lange bestehendes Gemeinwesen legitimiert worden.[7]

Lange Zeit bestand zwischen dem linksrheinischen Weißenthurm und der rechtsrheinischen Stadt Neuwied eine Fährverbindung, bis 1934 eine Stahlfachwerkbrücke gebaut wurde, an der rund 200 Arbeiter beschäftigt waren. Die Baukosten betrugen 3,5 Millionen Reichsmark. Am 3. November 1935 wurde die Brücke im Rahmen eines Volksfestes und in Anwesenheit des preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring, nach dem sie benannt war, eingeweiht. Wie es heißt, erschien der Neuwieder Bürgermeister Robert Krups als Vertreter seiner Stadt entgegen der Etikette zum Festakt in Frack und Zylinder statt in brauner Uniform. Daraufhin sei er unter anderem auf Betreiben der Neuwieder NSDAP zwangsbeurlaubt und kurze Zeit später seines Amtes enthoben worden.

Am 16. Januar 1945 wurde die Brücke durch Bomben zerstört. Eine im Sommer 1945 von der amerikanischen Besatzung errichtete und 1946 umgebaute Behelfsbrücke aus Holz wurde im Februar 1947 durch Eisgang weggerissen. Einweihung der in alter Form wiederaufgebauten Stahlbrücke war am 9. Februar 1949. Wegen des zunehmenden Verkehrsaufkommens musste diese Brücke durch die sechsspurige Raiffeisenbrücke ersetzt werden; sie wurde am 28. September 1978 eingeweiht.[8]

Den schwersten Bombenangriff auf Weißenthurm, der auch der Brücke galt, hatte es 1. Januar 1945 gegeben. Die Brücke blieb jedoch weitgehend verschont, im Gegensatz zum Bereich der Brauerei zur Nette in ihrer unmittelbaren Nähe. 87 Menschen, die zum Teil Schutz in den Kellern der Brauerei gesucht hatten, kamen ums Leben.[9]

Ein im Weißen Turm eingerichtetes Heimatmuseum bietet einen Überblick über die Entwicklung der Stadt; es kann nach Vereinbarung mit der Stadtverwaltung besichtigt werden. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören die katholische Pfarrkirche und das Monument General Hoche, das an den Rheinübergang der französischen Sambre- und Maas-Armee unter General Lazare Hoche am 18. April 1797 erinnert. Die Stadtrechte erhielt Weißenthurm am 25. Juni 1966.[10]

Konfessionsstatistik

Mit Stand 30. Juni 2005 waren von den Einwohnern 52,6 % römisch-katholisch, 18,7 % evangelisch und 28,7 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[11] Der Anteil der Protestanten und vor allem die der Katholiken ist seitdem gesunken. Derzeit (Stand 31. März 2022) liegt der Anteil der katholischen Bürger bei 34,8 %, der evangelischen bei 13,8 % und der Sonstigen bei 51,5 %[12]

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat von Weißenthurm besteht aus 24 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Stadtrat:[13]

Wahl SPD CDU FDP FWG Gesamt
2019 6 11 - 7 24 Sitze
2014 6 13 1 4 24 Sitze
2009 8 14 2 24 Sitze
2004 6 15 3 24 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe Weißenthurm e. V.

Bürgermeister

Stadtbürgermeister von Weißenthurm ist Gerd Heim (CDU). Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 70,34 % bestätigt.[14]

Wappen

Das Wappen zeigt in einem tulpenförmig geschwungenen roten Schild stilisiert den weißen Turm, nach dem die Stadt benannt ist. Er wird (heraldisch) rechts von einem kleinen weißen Wappen mit dem roten Kreuz von Kurtrier und links vom ebenfalls weißen Wappen mit dem schwarzen Kreuz von Kurköln flankiert. In seiner ursprünglichen Form wurde das Wappen mit Urkunde des Oberpräsidenten der Rheinprovinz vom 21. August 1935 genehmigt. Die über dem Wappenschild in Gold angedeutete Stadtmauer ist eine Ergänzung; sie steht für die 1966 verliehenen Stadtrechte.[15]

Städtepartnerschaft

Seit 1975 bildet Weißenthurm mit der Kleinstadt Courrières im nordfranzösischen Département Pas-de-Calais eine Partnerschaft.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Weißenthurm verfügt mit zwei Bundesstraßen (B 9, B 256), einem Bahnhof an der linken Rheinstrecke mit regelmäßiger Anbindung an Koblenz und Köln, einem Anleger der Rheinschifffahrt sowie mit der Raiffeisenbrücke nach Neuwied über eine gute Verkehrsanbindung.

Der Stadt vorgelagert ist die Rheininsel Weißenthurmer Werth, die über die Rheinbrücke erreichbar ist. Im Norden grenzt Weißenthurm an die Mündung der Nette in den Rhein.

Gewerbe

Früher war der Ort vor allem industriell geprägt. Aufgrund der drei Haupterwerbszweige – Bimsindustrie, Brauereien (Schultheis, Nette-Bräu, Bock und Efinger) und Blechverarbeitung (Ball Packaging und Impress, ehem. Schmalbach-Lubeca) – wurde Weißenthurm auch als „3B-Stadt“ bezeichnet.

Die Bimsindustrie ist verschwunden, da der Rohstoff Bims in der Region um Weißenthurm weitgehend abgebaut ist. Die beiden letzten größeren Brauereien Schultheis- und Nettebrauerei mussten dem Druck der „Großen“ weichen: Die Schultheis-Brauerei wurde von der Bitburger Brauerei aufgekauft und später geschlossen, die Brauerei zur Nette gehörte der Königsbacher Brauerei in Koblenz, die diesen Standort aufgab und das Bier seither im Stammhaus herstellt. Die Blechverarbeitung ist derzeit der größte Gewerbesteuerzahler.

Die SchwörerHaus KG unterhält in Weißenthurm das Ausstattungszentrum West/Nord.

Kommunales

Zu Weißenthurm gehören zwei Schulen (Grundschule, Breslauer Straße; Realschule plus, Kirchstraße, vormals Hauptschule) und zwei Kirchen (eine katholische in der Kirchstraße und eine evangelische in der Bethelstraße) sowie ein Gebetshaus der Mennonitischen Brüdergemeinschaft in der Straße „Am Nette Gut“.

In der Stadt hat auch die Freiwillige Feuerwehr Weißenthurm ihren Sitz. Sie wurde 1898 gegründet und befindet sich in der Trägerschaft der Verbandsgemeinde Weißenthurm. Sie leistet jährlich über 100 Einsätze nicht nur im Stadtgebiet von Weißenthurm, sondern in der gesamten Verbandsgemeinde. Zur Bewältigung der Aufgaben gemäß dem Landesbrand- und Katastrophenschutzgesetz (LBKG) stehen dem Löschzug ein Kommandowagen (KdoW), zwei Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuge (HLF20), ein Rüstwagen (RW), zwei Mehrzweckfahrzeuge (MZF 1, MZF 2) sowie das Reservelöschgruppenfahrzeug LF 16/12 der VG zur Verfügung. Bei Einsätzen auf dem Rhein greift die Einheit auf ein Mehrzweckboot (MZB) mit Jetantrieb zurück. Die Führungsunterstützung bildet die Feuerwehreinsatzzentrale (FEZ) in der Feuerwache am Stierweg. Bis zum Sommer 2021 wird das Feuerwehrhaus um eine Leichtbauhalle mit zwei Toren und vier Stellplätzen erweitert. Hier findet künftig ein Wechselladerfahrzeug mit Kran (WLF-K) sowie zwei Abrollbehälter Platz. Für 2022 steht die Stationierung einer Drehleiter im Fahrzeugkonzept. Die Mannschaft besteht aktuell aus 48 Kameraden.

Ebenfalls ansässig ist der Umweltzug VG Weißenthurm, der für einen Sektor des Landkreises Mayen-Koblenz den Katastrophenschutz übernimmt.

Sport

In der Stadt ist der Fußballverein BSV Weißenthurm beheimatet.

Persönlichkeiten

In Weißenthurm geboren

Mit Weißenthurm verbunden

  • Johann Claudius von Lassaulx (1781–1848), Architekt der Kirche
  • Rudolf Bock (1924–2008), Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Weißenthurm
  • Werner Klein (1928–1985), Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Weißenthurm
  • Karl-Jakob Bubser, zusammen mit Joseph Gieser Gründer der Nette-Brauerei
  • Tobias Nickenig (* 1984), Fußballspieler

Siehe auch

Literatur

  • Reinhard Gilles: Weißenthurm. Geschichte der Stadt. Geiger, Horb am Neckar 1988. ISBN 3-89264-196-X.

Weblinks

Commons: Weißenthurm – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2021, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
  3. Weißenthurm auf dem Portal „BurgDirekt“ der Deutschen Burgenvereinigung.
  4. Helmut Prößler: Mayen-Koblenz – Portrait eines Landkreises. Rhenania-Verlag, Koblenz 1980.
  5. Die Kunstdenkmäler des Landkreises Koblenz. Nachdruck 1981, Pädagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf, ISBN 3-590-32142-3, S. 386.
  6. Winfried Henrichs: Stadtchronik Mülheim-Kärlich. Hrsg. Stadt Mülheim-Kärlich, Mülheim-Kärlich 2009, S. 66.
  7. Informationstafel im Stadtmuseum Weißenthurm.
  8. Homepage der Stadt Weißenthurm. Abgerufen am 25. November 2021.
  9. Horst Hohn: … vor 60 Jahren. In: Weißenthurmer Zeitung Nr. 4/2005, Krupp Verlag, Sinzig.
  10. Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 188 (PDF; 2,8 MB).
  11. Gemeindestatistik
  12. Weißenthurm, abgerufen am 2. April 2022
  13. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  14. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Weißenthurm, Verbandsgemeinde, letzte Ergebniszeile. Abgerufen am 10. November 2019.
  15. [https:// www.ortswappen.de/index.php?site=10&land=Rheinland-Pfalz&buchstabe=Z&auswahl=2110 Ortswappen]. Abgerufen am 26. November 2021.