Benutzer:Genderforschung/Flora

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Symbolik

Deutschland

Um 1800 erfuhr die Kornblume in Deutschland einen grundlegenden Bedeutungswandel. Von einem gefürchteten Ackerunkraut wandelte sie sich zum Symbol einer neuen Natürlichkeit und mit der Mythenbildung um die 1810 jung verstorbene Königin Luise zur „preußischen Blume“. Den entscheidenden Anstoß für den Kornblumenkult des 19. Jahrhunderts hatte Luises Sohn – der spätere Kaiser Wilhelm I. – gegeben, der in Erinnerung an seine Kindheit die „preußisch blaue“ Kornblume zu seiner Lieblingsblume erklärt hatte. Preußisch Blau bezog sich hier auf den Farbton der Uniformröcke. Als politisches Symbol fand die Kornblume in Deutschland (im Gegensatz zu Österreich) nur geringe Verwendung. Um 1910 kamen Kornblumentage auf, an denen junge Mädchen (Papier)-Kornblumen zugunsten bedürftiger Veteranen verkauften. Bekannt ist, dass eine im Jahr 1909 gegründete Wandergruppe „Fahrende Gesellen“ ein Kornblumen-Abzeichen führte.[1] Diese Gruppe entstand aus Anhängern der Schönerer-Bewegung in Deutschland.[2] Auch der im Jahre 1948 wiedergegründete Bund Die Fahrenden Gesellen führt seitdem eine Kornblume in seinem Abzeichen; dort wird sie als Symbol der Naturverbundenheit bezeichnet.[3] Nach dem Ersten Weltkrieg war die Kornblume das Symbol des „Bund Königin Luise“, der Frauenorganisation des Stahlhelm-Verbandes, der die Pflanze jedoch als Lieblingsblume der preußischen Königin Luise bezeichnete.[4]

Österreich

Die Kornblume wurde bei den regelmäßigen Kuraufenthalten des deutschen Kaisers Wilhelm I. in Österreich-Ungarn von der Bevölkerung zum Schmuck von Kleidung und Häusern verwendet. Dies führte dazu, dass die Preise der Blume deutlich anstiegen und auch auf Kunstblumen ausgewichen werden musste.[5][6][7]

Belgien

Die Liberale Partei Belgiens verwendete ab 1878 die Kornblume auf Grund der vom Wahlgesetz zugewiesenen blauen Farbe als Wahrzeichen der Partei.[8]

Einzelnachweise

  1. „Der fahrende Gesell“ Heft 7, April 1910 S. 95
  2. Weißmann: Schwarze Fahnen, Runenzeichen, Düsseldorf 1991, S. 38
  3. Die fahrenden Gesellen
  4. „Stahlhelm-Zeitung“ Nr. 40 vom 4. Dezember 1924, Blatt 5
  5. Privatbesuch des deutschen Kaisers in Ischl. In: Morgen-Post. 24. Jg., Nr. 192, 15. Juli 1874, S. 2, Sp. 3 (Online [abgerufen am 16. November 2017]): „Die Appartements, welche der deutsche Kaiser in Ischl bewohnt, werden als geschmackvoll möbliert und mit Komfort ausgestattet geschildert. Als kleine Aufmerksamkeit für den Kaiser sind in jedem Salon Bouquets aus der Lieblingsblume des Kaisers: der Kornblume postirt.“
  6. Privattelegramme des „Pr. Tagblatt.“ In: Prager Tagblatt. Beilage zum „Prager Tagblatt“. II. Jg., Nr. 209, 30. Juli 1878, S. 5, Sp. 2 (Online [abgerufen am 16. November 2017]): „Das tragen der Kornblumen ist hier so allgemein, daß eine Kornblume bereits achzig Kreuzer kostet.“
  7. Wildbad Gastein. In: Die Hausfrau. Blätter für Haus und Wirtschaft. Mit dem Beiblatte: Allgemeines Bade-Blatt für die Frauenwelt. IV. Jg., Nr. 21, 30. Juli 1880, S. 3, Sp. 1 (Online [abgerufen am 16. November 2017]): „Aus diesem Kurorte wird uns geschrieben: Die Kornblume ist wieder en vogue. Zwei Drittel der hiesigen Badebevölkerung ist damit geschmückt und die blaue, duftlose Blume ist durch den Massenconsum höher im Preise gehalten, als das Edelweis [...] Die Herren tragen blaue Büschel in den Knopflöchern, die Damen am Busen, und wo die natürliche Blüthe nicht ausreicht, muß die künstliche aushelfen.“
  8. Parteiwahrzeichen der Liberalen Liste. In: Grazer Volksblatt. 11. Jg., Nr. 155, 10. Juli 1878, S. 2 (Online [abgerufen am 16. November 2017]): „Charakteristisch ist, daß der ‘Liberalismus’ hier zu Lande nunmehr die blaue Kornblume als Wahrzeichen der Partei erwählt hat, im Anschlusse an die durch das neue Wahlgesetz der ‘liberalen’ Liste zugestandene blaue Farbe.“