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Anja Heidi Thauer (* 3. Juli 1945 in Lübeck; † 18. Oktober 1973 in Wiesbaden) war eine deutsche Cellistin.

Leben

Anja Thauers musikalische Ausbildung begann an Violine und Cello. Ihre Mutter Ruth Meister-Thauer war eine ausgebildete Violinistin. Sie erkannte sehr früh das überdurchschnittliche musikalische Talent ihr Tochter und förderte es.[1] Ihren ersten Musikunterricht erhielt Anja Thauer in Braunschweig, nach dem Umzug der Familie in Erlangen und Nürnberg. Im Alter von 12 Jahren spielte Thauer zusammen mit ihrer Mutter Violin- und Celloduette. Mit 13 Jahren gab sie ihr Debüt mit dem Baden-Badener Orchester und spielte Boccherinis Cellokonzert in B-Dur in der Bearbeitung von Friedrich Grützmacher.

Im Alter von 14 Jahren wurde sie in die Meisterklasse von Professor Ludwig Hoelscher aufgenommen. Mit 15 Jahren studierte sie bei André Navarra am Pariser Konservatorium. Sie wohnte in dieser Zeit mit Ihrer Mutter in Paris. Parallel zu ihrer musikalischen Ausbildung nahm sie Unterricht in Malerei, Philosophie, sowie Literaturkurse an der École normale supérieure[2][1].

Mit 16 Jahren gewann sie einen internationalen Musikwettbewerb in Paris. Sie erhielt ein vierjähriges Stipendium vom französischen Staat. Während des Studiums in Paris entwickelte sich zwischen Anja Thauer und der Pianistin Claude Françaix, der Tochter des Komponisten und Pianisten Jean Françaix, eine musikalische Freundschaft. Erhalten ist z.B. eine Aufnahme der Sonate für Klavier und Violoncello g-Moll op. 65 von Frédéric Chopin. 1962 wurde sie in der Abschlussprüfung unter 22 Kandidaten mit dem "Grand Prix" ausgezeichnet und verließ anschließend das Konservatorium. Thauer studierte ein weiteres Jahr bei Navarra und erhielt 1963 ihr Diplom[2][1].

1964 wurde sie mit dem Förderpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet. Es folgten Konzertreisen durch Europa und dem Fernen Osten.[2][1] In den 60'er und frühen 70'er Jahren entstanden Rundfunkaufnahmen mit Orchester- und Kammermusik unter andrem mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR oder den Nürnberger Symphonikern[3][4].

Kennzeichnend für Thauers Interpretationen ist ihre sehr gefühlsbetonte Spielweise. Die Interpretation von Antonín Dvořáks Cellokonzert op. 104 mit dem Tschechischen Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Zdeněk Mácal gilt heute noch als wegweisend.

Anja Thauer wird oft in einem Atemzug mit der britischen Cellistin Jacqueline du Pré genannt. Einerseits aufgrund Ihres musikalischen Könnens, andererseits aufgrund biografischer Ähnlichkeiten. Thauer und du Pré sind im selben Jahr geboren und studierten zur gleichen Zeit in Paris.[2] Beide Musikkarrieren endeten auf tragische Weise, bei du Pré durch Krankheit, bei Thauer durch Selbstmord.

Anja Thauer hatte eine Beziehung zu einem verheirateten Arzt in Wiesbaden. Nach dem Abbruch der Beziehung nahm sie sich am 18. Oktober 1973 das Leben. Fünf Tage später beging der Arzt ebenfalls Selbstmord.[2]

Einspielungen

  • Frédéric Chopin, Sonate für Klavier und Violoncello g-Moll op. 65, Anja Thauer Cello, Claude Françaix Klavier, (hastedt Musikedition Bremen)
  • Jean Françaix, Fantasie für Violoncello und Klavier, Anja Thauer Cello, Jean Françaix Klavier (1965, Deutsche Grammophon GmbH)
  • Jean Françaix, Fantasie für Violoncello und Klavier, Anja Thauer Cello, Rudolf Macudzinski Klavier (hastedt Musikedition Bremen)
  • Jean Françaix, Mouvement perpétuel für Violoncello und Klavier
  • Max Reger, Suite Nr. 3 in a-Moll für Violoncello solo op. 131c (1965, Deutsche Grammophon GmbH)
  • Eugen d'Albert, Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur op.20, Rundfunkorchester Hannover des NDR, Leitung Willy Steiner
  • Eugen d'Albert, Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur op.20, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Leitung Räto Tschupp
  • Franz Schubert, "Arpeggione"-Sonate a-Moll, D 821, Sonate für Arpeggione bzw. Cello und Klavier
  • Antonín Dvořák, Cellokonzert h-moll, op. 104, Tschechisches Philharmonisches Orchester, Leitung Zdeněk Mácal, (1968, Deutsche Grammophon GmbH)
  • Richard Strauss, Sonate F-Dur op. 6 für Violoncello und Klavier, Anja Thauer Cello, Rudolf Macudzinski Klavier (hastedt Musikedition Bremen)
  • Dmitri Schostakowitsch, Sonate für Violoncello und Klavier op. 40, Anja Thauer Cello, Rudolf Macudzinski Klavier (hastedt Musikedition Bremen)
  • Camille Saint-Saëns, Konzert Nr. 1 für Violoncello und Orchester a-Moll op.33, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Leitung Hans Müller-Kray, (hastedt Musikedition Bremen)
  • Peter Tschaikowsky, Variationen über ein Rokoko-Thema A-Dur op.33, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Leitung Christoph Stepp, (hastedt Musikedition Bremen)
  • Marcel Delannoy, Esquisse lyrique (Lyrische Skizze) pour violoncelle et piano, Anja Thauer Cello, Helmut Schultes, Klavier (Rundfunkproduktion 1962, hastedt Musikedition Bremen)
  • Robert Schumann, Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129, Nürnberger Symphoniker, Leitung: Klauspeter Seibel, (Rundfunkproduktion 1965, hastedt Musikedition Bremen)
  • Claude Debussy, Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll, Anja Thauer Cello, Helmut Schultes, Klavier (Rundfunkproduktion 1962, hastedt Musikedition Bremen)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Phil Hebblethwaite, The Myth and Mystery of Anja Thauer Report auf BBC RADIO 3 vom 22. November 2020 um 18:45 Uhr, Abgerufen am 16. Januar 2021.
  2. a b c d e Phil Hebblethwaite, The mystery of Anja Thauer, the greatest cellist you've never heard of Internationale Online-Ausgabe der britischen Tageszeitung The Guardian. Abgerufen am 16. Januar 2021.
  3. Vera Salm, Das Orchester, Ausgabe 05/2012, Seite 76
  4. hastedt Musikedition Bremen, Anja Thauer


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