Benutzer:Germering91/Karlsplatz (München)

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Der Karlsplatz in München mit Blick über die Altstadt heute
Datei:Karlsplatz (1908), München.jpg
Verkehr auf dem Karlsplatz 1908
Datei:Karlsplatz mit Hotel und Justizpalast (1909), München.jpg
Hotel Bellevue (heute Hotel Königshof) und Justizpalast im Jahr 1909

Der Karlsplatz ist ein Platz in München und liegt im Stadtbezirk Altstadt-Lehel. Umgangssprachlich wird er fast ausschließlich „Stachus“ genannt. Er wird im Norden durch den Lenbachplatz, im Osten durch die Neuhauser Straße, im Süden durch die Sonnenstraße und im Westen durch Prielmayer-, Schützen- und Bayerstraße begrenzt. Er gilt als einer der bekanntesten Plätze der Stadt.

Geschichte

Die Anfänge

Auf dem Platz vor dem Neuhauser Tor entstand 1401 eine von Schützen errichtete Schießstätte, daneben entstanden erste Wohnhäuser. Nahe dem heutigen Mathäser wurde 1690 das erste Bier ausgeschenkt. Am 1. Februar 1724 genehmigte man Valentin Föderl, der in der kurfürstlichen Verwaltung tätig war, die Lizenz zum Bierausschank seinem Sohn zu übertragen. 1728 übernahm dessen Bruder Eustachius Föderl den Betrieb, welcher sich im Bereich des heutigen Kaufhofs befand. Durch die zahlreichen Soldaten, Händler und Bauern, die hier einkehrten, wurde der „Stachusgarten“ schnell populär.

Im Jahr 1791 befahl Kurfürst Karl Theodor den Abriss der westlichen Stadtbefestigung und die Anlage eines Platzes, der 1797 seinen heutigen Namen erhielt. Zur gleichen Zeit wurde auch das Neuhauser Tor in „Karlstor“ umbenannt. Nachdem der Stadtgraben vollständig zugeschüttet und die Wälle abgetragen waren, wurde schließlich 1799 das Rondell nach Entwürfen von Fritz Thurn fertiggestellt.

Im 19. und 20. Jahrhundert

1805 zog Napoleon Bonaparte mit der französischen Armee durch das Karlstor in die Hauptstadt des verbündeten Bayerns ein. Am 27. August 1833 wurde im Süden des Karlsplatzes St. Matthäus als erste evangelische Kirche der Stadt München eingeweiht.[1] Nach der Explosion eines Pulverfasses in unmittelbarer Nähe des Karlstores erfolgte 1857 der Abriss des stark beschädigten Hauptturmes. Mit der Eröffnung des Hauptbahnhofes und dem dadurch aufkommenden Verkehr wandelte sich das Bild des Karlsplatzes innerhalb kürzester Zeit: 1869 nahm das Hotel Bellevue (das spätere Hotel Königshof) seinen Betrieb auf. Im Jahr 1896 eröffneten die Textilhandlung Horn sowie die Spielwarenhandlung Obletter als erste große Einzelhändler der Stadt. Nach Plänen des Architekten Friedrich von Thiersch wurde 1897 der neubarocke Justizpalast vollendet.[2] Unter der Leitung von Gabriel von Seidl erhielt das Rondell zu dieser Zeit ebenfalls eine neubarocke Außengestaltung. Am 8. November 1918 rief Kurt Eisner im Mathäserbräu, welches als Treffpunkt der Revolutionäre diente, den „Freistaat Bayern“ aus.[3] Bereits ein Jahr später wüteten schwere Kämpfe auf dem Karlsplatz, wobei die Münchner Räterepublik gestürzt wurde. Auf Befehl der Nationalsozialisten wurde 1938 die evangelische Kirche St. Matthäus abgerissen, fünf Jahre danach fanden die Prozesse gegen die Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ im Justizpalast statt.

Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg hinterließ durch zahlreiche Luftangriffe zwischen Hauptbahnhof und Karlsplatz schwere Zerstörungen. Erst 1950 begann man mit dem Wiederaufbau, in dessen Rahmen auch das Warenhaus Kaufhof nach Plänen des Architekten Theo Pabst und das neue Hotel Königshof entstand. In den folgenden Jahren prägte ein dauerhaft wachsendes Verkehrsproblem den Karlsplatz, wodurch ihm der Titel „verkehrsreichster Platz Europas“ verliehen wurde. Nach langen Diskussionen entschloss sich die Landeshauptstadt München schließlich 1965 für den bislang größten Umbau in der Geschichte, um das Verkehrsproblem zu lösen: Unter dem Karlsplatz entstand bis 1970 das Stachusbauwerk als „größtes unterirdisches Bauwerk Europas“ mit einer Länge von 350 Metern, einer Breite von 150 Metern, einer Tiefe von 40 Metern und einer Fläche von 55.000 Quadratmetern.[4] In den fünf Stockwerken wurden sowohl ein Einkaufszentrum mit Parkhaus als auch eine S- und U-Bahn-Station untergebracht. Darüber wurden zu den Olympischen Sommerspielen 1972 die neue Fußgängerzone und der von Bernhard Winkler gestaltete große Springbrunnen fertiggestellt.

Der Stachus heute

Heute ist der Stachus einer der belebtesten Punkte der Stadt München und eines ihrer wichtigsten Verkehrszentren. 30 Jahre nach der Eröffnung verzeichnete man im Stachus-Einkaufszentrum starke Umsatzrückgänge, woraufhin die Stadt im Jahr 2004 Modernisierungsarbeiten einleitete und die lange Suche nach einem privaten Investor begann. 2006 wurde das gesamte Stachusbauwerk in Form einer GmbH an die Stadtwerke München übergeben. Seit 2007 ist die LBBW Immobilien GmbH neuer Betreiber des Stachus-Einkaufszentrums, in dessen Rahmen ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben wurde, bei dem das Münchner Architekturbüro Allmann Sattler Wappner als Sieger hervorging. Die rund 30 Millionen Euro teuren Umbau- und Modernisierungsarbeiten in den neuen „Stachus Passagen“ sollen 2011 vollendet sein.[5]

Die McDonald’s-Filiale im südlichen Rondellbau des Karlsplatzes ist eine der umsatzstärksten weltweit, in der ersten Jahreshälfte 2006 war sie die umsatzstärkste aller Filialen.[6]

Verkehr

Obwohl Schützenstraße und Neuhauser Straße 1971 in eine Fußgängerzone umgewandelt wurden und seitdem nur noch in Nord-Süd-Richtung starker Straßenverkehr herrscht, ist der Stachus nach wie vor eines der Verkehrszentren der Stadt. Der Bahnhof Karlsplatz (Stachus) gehört zu den meist befahrenen der Stadt und ist mit S-Bahn (Linien S1–S8), U-Bahn (Linien U4 und U5) und Straßenbahn (Linien 16, 17, 18, 19, 20, 21 und 27) an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden.

Namensherkunft

Zur Frage, woher der Platz seine umgangssprachliche Bezeichnung „Stachus“ hat, gibt es drei Antworten: Die ältesten gehen entweder auf die von spitzen Pfählen und stacheligem Gebüsch umgebene Stadtbefestigungsanlage oder auf die sogenannten Stachelschützen zurück, die zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine Schießanlage vor dem Tor errichteten. Die Antwort aus der jüngeren Vergangenheit stammt vom Wirt Eustachius Föderl, der ab 1728 unter dem Namen „Stachusgarten“ ein populäres Gasthaus betrieb.[7] Heute sind diese genannten Orte jedoch nicht mehr vorhanden.

Weblinks

Commons: Karlsplatz (München) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 8′ 21″ N, 11° 33′ 57″ O

Quellen

Literatur

  • Karl Stankiewitz: Der Stachus – Wo München modern wurde. MünchenVerlag 2007, ISBN 978-3-937090-14-6
  • Harmut Ellrich: Das historische München. Michael Imhof Verlag 2008, ISBN 978-3-86568-332-8
  • Juliane Reister: Brunnenkunst und Wasserspiele – Spaziergänge in zehn Münchner Stadtteilen. MünchenVerlag 2008, ISBN 978-3-937090-26-9

Kategorie:Platz in München Kategorie:Altstadt (München)