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Werner Schwab (* 4. Februar 1958 in Graz, Steiermark; † 1. Jänner 1994 in Graz) war ein österreichischer Schriftsteller und Dramatiker

Leben und Werk

Werner Schwab wurde am 2. Februar 1958 in Graz als Sohn einer Haushälterin und eines Maurers geboren. Kurz nach seiner Geburt verließ sein Vater die Familie und seine Mutter sah sich, wegen unterlassenen Unterhaltszahlungen, gezwungen in ihr Elternhaus zurückzuziehen. Im Folgenden musste die Mutter, um überleben zu können, ihren Sohn in Pflege geben, lebte selbst in desolaten Unterkünften und arbeitete als Haushälterin in Graz und Semriach, bis sie eine Stellung als Hausmeisterin im Herz-Jesu-Viertel in Graz erhielt, mit welcher eine kleine Einzimmerwohnung verbunden war. In dieser verbrachte Schwab zusammen mit seiner religiösen Mutter eine schwere Kindheit, welche er mit der Einführung seines Alter Egos Herrmann Wurm in Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos zu verarbeiten versuchte. Früh beschloss Schwab Künstler werden zu wollen und so besuchte er 1974 die Grazer Kunstgewerbeschule am Ortweinplatz, wo er sich in Ingeborg Orthofer, seine spätere Frau, verliebte. 1977 verließ er, nachdem er sich weigerte eine Kunstgeschichteprüfung abzulegen, die Schule und versuchte stattdessen an der Akademie der Bildenden Künste in Wien aufgenommen zu werden. Dies scheiterte zunächst und Schwab begann mittellos die elektroakustischen Vorlesungen von Dieter Kaufmann in Wien zu besuchen. Daneben engagierte er sich unter anderem zusammen mit Erwin Wurm und János Erdödy in dessen Galerie in Graz, wo erste künstlerische Produktionen und Aktionen stattfanden. Im Herbst 1978 wurde Schwab schließlich doch noch von Bruno Gironcoli an der Akademie akzeptiert und erhielt Waisenrente und Höchststipendium zugesprochen, wodurch sich seine finanzielle Situation erheblich verbesserte. Er bezog zusammen mit Ingeborg Orthofer eine Wohnung in Graz und pendelte weiterhin nach Wien. Am 1. Jänner 1981 übersiedelte die zwei nach Kohlberg in der Oststeiermark. Dort hatten sie eine Landwirtschaft erworben hatten und begannen aus verderblichen Materialien wie Fleisch, Knochen und Tierkadavern verwesende Skulpturen zu erschaffen. Das Leben in Kohlberg ließ Fahrten nach Wien kaum noch zu, weswegen Schwab 1982 aus der Akademie ausschied und sich vermehrt dem Schreiben zuwendete. Zunächst produzierte er experimentelle Texte, in denen er Figuren für seine späteren Stücke entwickelten und schickte diese ohne Erfolg an die protokolle und andere Literaturzeitschriften. Auch seine Bewerbungen für Literatur- und Nachwuchsdramatikerstipendien wurden ausgeschlagen und er musste sich den Lebensunterhalt mit Holzfällen und anderen Gelegenheitsarbeiten verdienen. 1989 war Schwab an der Gründung der Künstlervereinigung Intro Graz Spection beteiligt und inszenierte am 22. April für ihr erstes Projekt sein „Kadaverstück“ Das Lebendige ist das Leblose und die Musik mit einem Stierschädel als Requisit. Da Schwab trank ging die Beziehung mit Orthofer in die Brüche und in dieser schwierigen Zeit kam es 1990 zu einem Wandel. Es wurden mehrere Lesungen in Graz angesetzt, im Februar wurden Die Präsidentinnen in Wien uraufgeführt, im Juni erschien der erste Teil von Abfall, Bergland, Cäsar. Eine Menschensammlung in den manuskripten und im Dezember wurde Schwab für den Literaturförderpreis der Stadt Graz nominiert. Als 1991 Hans Gratzer schließlich die Regie für Übergewicht, unwichtig: Unform übernahm und das Stück in Wien aufgeführt wurde, erregte Schwab mit seiner als Schwabisch in die Literaturgeschichte eingegangenen Sprache, auch in Deutschland Aufmerksamkeit. Er wird von der Fachzeitschrift Theater heute als Nachwuchsdramatiker des Jahres und ein Jahr später zum Dramatiker des Jahres gewählt. Auch für sein 1991 in München uraufgeführtes Drama Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos wird Schwab mit dem Mülheimer Dramatikerpreis geehrt. In weiterer Folge werden Mesalliance aber wir ficken uns prächtig in Graz und Der Himmel mein Lieb meine sterbende Beute in Stuttgart uraufgeführt und Schwab wird innerhalb kürzester Zeit zu einem der meistgespielten Dramatiker deutscher Sprache. Nachdem er zwei Jahre in Wien gelebt hatte, kehrte er 1993 zurück nach Graz und führte im Rahmen des steirischen Herbst die Pornogeographie. Sieben Gerüchte. auf. In Graz verliebte er sich in seine Wohnungsvermieterin und beschloss in Zukunft verstärkt Prosa zu schreiben. Deswegen begann Schwab gemeinsam mit Jörg Schlick einen Briefroman zu schreiben und überreichte ihm vier Tage vor Weihnachten den ersten Brief, der aber auch der letzte bleiben sollte. Am 1. Jänner 1994 fand man Schwab mit 4,1 Promille tot in seiner Wohnung gestorben an einer Atemlähmung, wie als Anspielung auf sein Drama Endlich tot, endlich keine Luft mehr.[1]


Werke

Dramen

Buchveröffentlichungen

Im Herbst 2007 ist mit Joe Mc Vie alias Josef Thierschädl der erste Band einer elfbändigen Werkausgabe im Literaturverlag Droschl erschienen, die bis 2014 vollständig publiziert werden sollte.

  • Fäkaliendramen. Graz,Wien: Droschl 1991.
    • Die Präsidentinnen
    • Übergewicht, unwichtig: Unform
    • Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos
    • Mein Hundemund
  • Königskomödien. Graz,Wien: Droschl 1992.
    • Offene Gruben und offene Fenster
    • Hochschwab
    • Mesalliance aber wir ficken uns prächtig
    • Der Himmel mein Lieb meine sterbende Beute
    • Endlich tot, endlich keine Luft mehr
  • Abfall, Bergland, Cäsar. Eine Menschensammlung. Salzburg,Wien: Residenz 1992.
(bzw. in der Werkeausgabe: Hrsg. von Ingeborg Orthofer. unter Mitarbeit von Lizzi Kramberger. Bd. 2. Graz,Wien: Droschl 2008)
  • Der Dreck und das Gute. Das Gute und der Dreck. Graz,Wien: Droschl 1992.
  • Dramen III. Graz,Wien: Droschl 1994.
    • Troilluswahn und Cressidatheater
    • Faust :: Mein Brustkorb :: Mein Helm
    • Pornogeographie
    • Eskalation ordinär
    • Antiklimax
  • endlich tot endlich keine luft mehr. Ein Theaterzernichtungslustspiel. (limitierte Bibliophilie-Ausgabe) Homburg: Karlsberg 1994.
  • SCHWABTexte. Orgasmus: Kannibalismus. Sieben Liebesbriefe an die eigene Beschaffenheit. Graz,Wien: Droschl 1996.
  • DER REIZENDE REIGEN nach dem Reigen des REIZENDEN HERRN ARTHUR SCHNITZLER. Graz,Wien: Droschl 1996.
  • in harten Schuhen. ein Handwerk. Graz,Wien: Droschl 1999.
  • Joe Mc Vie alias Josef Thierschädl. Werkeausgabe. Hrsg. von Ingeborg Orthofer. Bd. 1. Graz,Wien: Droschl 2007.
  • Abfall, Bergland, Cäsar. Eine Menschensammlung. Werkeausgabe. Hrsg. von Ingeborg Orthofer. unter Mitarbeit von Lizzi Kramberger. Bd. 2. Graz,Wien: Droschl 2008.

Hörspiele

  • Niemandsland Eine akustische Bestandsaufnahme von Christian Marczik. In Zusammenarbeit mit Werner Schwab u. a. (ORF Landesstudio Steiermark 1989)
  • Hundemund (Regie: Götz Fritsch, ORF Ö1 1991)
  • Die Präsidentinnen (Regie: Norbert Schaeffer, SDR/RB 1992)


Auszeichnungen

Quellen

  1. Vgl. Trenkler, Thomas: Ich bin der Dreck und das Gute. Chronologie eines österreichischen Schicksals. In: Werner Schwab. Hrsg. von Gerhard Fuchs und Paul Pechmann. Graz,Wien: Droschl 2000. (= Dossier. 16.) S. 265-278.

Sekundärliteratur

  • Höfer, Bernd: Werner Schwab 1989 – 1991. Wien,Klosterneuburg: Va Bene 2008.
  • Krawehl, Stephanie: "Die Welt abstechen wie eine Sau". Sprachgewalt und Sprachentgrenzung in den Dramen Werner Schwabs. Oberhausen: Athena 2008.
  • Meurer, Petra: Theatrale Räume. Theaterästhetische Entwürfe in Stücken von Werner Schwab, Elfriede Jelinek und Peter Handke. Berlin [u.a.]: Lit 2007.
  • Stricker, Achim: Text-Raum. Strategien nicht dramatischer Theatertexte: Gertrude Stein, Heiner Müller, Werner Schwab, Rainald Goetz. Heidelberg,Neckar: Winter 2007. (= Neues Forum für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft. 35.)
  • Hirsch, Markus: "... am gefährlichsten ist der nackte Mensch, wenn er sich weiterhin immerzu ausziehen muß". die Darstellung von Sexualität im Werk von Werner Schwab. Graz, Univ., Dipl.-Arb. 2005.
  • Kargl, Edith Katharina: Arthur Schnitzlers Reigen und seine Bearbeitung durch Werner Schwab. Graz, Univ., Dipl.-Arb. 2005.
  • Pełka, Artur: Körper(sub)versionen. Zum Körperdiskurs in Theatertexten von Elfriede Jelinek und Werner Schwab. Frankfurt am Main [u.a.]: Lang 2005. (= Gießener Arbeiten zur Neueren Deutschen Literatur und Literaturwissenschaft. 25.)
  • Kern, Judith: Fäkalien, Mord und Tuschwasser. Subjektauflösung in frühen Dramen Werner Schwabs. Marburg: Tectum 2004.
  • Bobas-Pupic, Michaela: "Sicher, Ficken ist Super [?]" oder Werner Schwabs geni(t)aler Reigen-Streich. Wien, Univ., Dipl.-Arb. 2003.
  • Miesbacher, Harald: Die Anatomie des Schwabischen. Graz,Wien: Droschl 2003. (= Dossier. Extra.)
  • Eicher, Bernd: Macht ist ein Glas brackiges Wasser. Macht und Ohnmacht bei Werner Schwab. Graz, Univ., Dipl.-Arb. 2001.
  • Ronelt, Silvia: Das dramatische Werk von Werner Schwab. Fassetten eines literarischen Phänomens. Paris, Univ., Diss. 2001.
  • Fuchs, Gerhard und Pechmann, Paul (Hrsg.): Werner Schwab. Graz,Wien: Droschl 2000. (= Dossier. 16.)
  • Mair, Sabine: "Werner Schwab. Thomas Bernhard. Ein Versuch." Innsbruck, Univ., Dipl.-Arb. 1999.
  • Fuchs, Hilde: Jetzt bin ich eine begehbare Dichterplastik. Hommage an Werner Schwab. Wien: Kulturabteilung d. NÖ Landesregierung. 1997.
  • Neuhaus, Christine: Arthur Schnitzler: Der "Reigen". Werner Schwab: "Der reizende Reigen nach dem Reigen des reizenden Herrn Arthur Schnitzler". Ein Vergleich. Tübingen, Univ., Dipl.-Arb. 1997.
  • Kakl, Horst: "Man muß töten töten töten... all Menschen... alles". Die Vernichtung in Werner Schwabs Dramen. Klagenfurt, Univ., Dipl.-Arb. 1997.
  • Poschmann, Gerda: Der nicht mehr dramatische Theatertext. Aktuelle Bühnenstücke und ihre dramaturgische Analyse. Tübingen: Niemeyer 1997.
  • Wurm, Birgit: "Man kann eben nichts als die Sprache...". Stilistische Untersuchungen an Werner Schwabs Fäkaliendramen. Wien, Univ., Dipl.-Arb. 1997.
  • Schmiedl, Barbara: "Schrott mit einer schrottenen Halbwertszeit". Werner Schwab, seine Arbeitsmethode und die Rezeption seiner Werke in den Medien. Graz, Univ., Dipl.-Arb. 1996.
  • Schödel, Helmut: Seele brennt. Wien: Deuticke 1995.
  • Krause, Thomas: "Werner Schwabs Radikalkomödie "Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos". Düsseldorf, Univ., Dipl.-Arb. 1994.