Benutzer:Gianoli/Ruckstuhl (Unternehmen)
Ruckstuhl | |
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Rechtsform | AG |
Gründung | 1881 |
Sitz | Langenthal |
Leitung | Peter Ruckstuhl |
Mitarbeiterzahl | 95, davon 85 in der Schweiz (2011)[1] |
Umsatz | 15 Mio. sfr. (2011)[1] |
Website | www.ruckstuhl.com |
Ruckstuhl ist ein Schweizer Familienunternehmen, das Teppiche produziert. Der Unternehmenssitz ist in Langenthal (Kanton Bern). Drei Tochtergesellschaften mit Showrooms befinden sich in Mailand, Paris und New York.[2] Ruckstuhl ist der älteste Teppichhersteller der Schweiz. Das eigenständige Familienunternehmen entwirft, produziert und vertreibt Teppiche im Web- und Tuftingverfahren ausschließlich aus Naturfasern, wie Kokos, Wolle, Leinen, Flachs, Baumwolle oder Sisal für die Inneneinrichtung. Ruckstuhl wird seit 1985 in vierter Generation von Peter Ruckstuhl geführt.[2]
Geschichte
1847 bis 1908 - Die Anfänge
Moritz Ruckstuhl wurde am 15. Mai 1847 in Langenthal geboren. Nachdem er eine kaufmännische Lehre im Speditionsunternehmen seines Vaters absolvierte, begab sich Ruckstuhl 1868 auf eine Schiffsreise nach Südamerika. Wahrscheinlich inspirierten ihn bereits hier die früher auf Schiffen verwendeten Pflanzenfasermatten. 1878 kehrt er zurück in die Schweiz, um das väterliche Geschäft zu übernehmen. Langenthal verlor kurz darauf seine Bedeutung als Umschlagplatz und Ruckstuhl musste neue unternehmerische Initiative zeigen. 1881 entschloss er sich zur Herstellung von Kokosteppichen und gründete in Melchnau das Unternehmen Ruckstuhl.[3] Zu Anfangs wurde auf drei Handwebstühlen produziert. Man befasste sich hauptsächlich mit dem Weben von Läufern und dem Flechten von Türvorlegern aus Kokosseilen. 1908 folgt der Eintritt des ältesten Sohnes Walter in das Unternehmen, welches er ab 1918 leitete.[3]
Der 1. Weltkrieg – Wettbewerb und Umwandlung in eine Aktiengesellschaft
Ein Grossteil der Belegschaft musste zum Aktivdienst einrücken und neue Lösungen zur Fertigung mussten gefunden werden. Gegen Ende des Krieges verschärfte sich die Konkurrenzlage. Ruckstuhls Versuche den Wettbewerb durch Preisabsprachen zu beeinflussen, scheiterten. Erst nach dem Konkurs zweier Mitanbieter, gelang es Ruckstuhl Ende 1917 eine anscheinend von allen Schweizer Fabrikanten akzeptierte Regelung durchzubringen und damit selbst marktbeherrschend zu werden. Das Jahr 1918 brachte weitere Veränderungen: Ruckstuhl wandelte seine Firma in eine Aktiengesellschaft um und übertrug seinem Sohn Walter die alleinige Direktion.
Der 2. Weltkrieg – Neue Materialien und Verarbeitung
1939 trat Felix Ruckstuhl, der älteste Sohn von Walter Ruckstuhl, in die Firma ein. Während des 2. Weltkrieges begann er aus Gründen der Materialverknappung mit Papiergarnen zu arbeiten, die auf Webstühlen verarbeitet wurden. Man entschloss sich eine eigene Papiergarnspinnerei einzurichten. Die Papierbahnen wurden auf einer Schneidmaschine in Streifen geschnitten und befeuchtet. Die so vorbereiteten und wieder aufgewickelten Bändchen wurden in die Spinnteller der Spinnmaschine gelegt. Aus diesen wurden die Bändchen durch einen Trichter gezogen, um einen runden Faden zu erzeugen, der dann zu einer Kreuzspule gewickelt wurde. Durch eine Zwirnmaschine vereinigte man schliesslich mehrere Einzelfäden zu einem Garn. Es gelang zusätzlich, bei der Befeuchtung Farbe zuzuführen, um farbige Garne zu erhalten.
Nachkriegszeit – Fortschritt und Innovationen
Im Jahr 1950 trat Alfred Ruckstuhl, der Bruder von Felix, ebenfalls in die Firma ein. Er übernahm fortan das Rechnungswesen und die Finanzen und führte die damals gerade aufkommenden Datenverarbeitungssysteme ein. Um 1950 kam aus Amerika das Tufting nach Europa und verdrängte in der Folge viele der etablierten Kokosweber [4]. Die sogenannten „Battle Ship Mats“, die früher auf den Kriegsschiffen Verwendung fanden, dienten Ruckstuhl als Vorlage für einen neuen Wand-zu-Wand-Teppichbelag aus Kokosfaser: „Calicut“ ist bis heute Markenzeichen von Ruckstuhl.[5]
1985 bis zur Gegenwart
1986 wurde die Geschäftsleitung an Peter Ruckstuhl übergeben, der seit 1977 im Unternehmen tätig war.[3] 1987 war Peter Ruckstuhl einer der Gründer des schweizerischen Designers` Saturday. 1988 wurde die erste ausländische Tochtergesellschaft in Amerika gegründet. 1989 folgte die zweite Vertriebsgesellschaft in Mailand, im Jahr darauf die deutsche Filiale. Im Jahre 1991 war ein Teil der Produktion nach Dänemark ausgelagert worden. 1999 wurde diese Auslagerung wieder aufgegeben.[3]Dafür wurden 7 Mio. sfr. investiert. 2004 wurde mit 90 Mitarbeitern in der Schweiz ein Umsatz von 20 Mio. sfr. erzielt.[6]
Referenzen
Heute hat sich Ruckstuhl international einen Namen im Bereich hochwertiger, textiler Bodenbelägen geschaffen. [7] Ruckstuhl ist Ausstatter der Tate Gallery of Modern Art in London, des Metropolitan Museum of Art in New York und des Modemuseums Roberto Capucci in Florenz. Unternehmen wie Ermenegildo Zegna oder Hermès setzen Ruckstuhlteppiche für ihre Filialen ein.[3]
Anteile am Unternehmen sind im Besitz der Pensionskasse Coopera, bei der das Personal versichert ist, und einiger Privatpersonen.
Kollektion
Das Hauptsortiment von Ruckstuhl ist in fünf Kollektionen aufgeteilt, die sich aus den wichtigsten Rohmaterialien ergeben:
- Cocos
- Sisal
- Wool
- Linen
- Viscose
Die Edition Ruckstuhl 2013 vereint Teppichentwürfe internationaler Designer. Neben Hussein Chalayan und Arik Levy beispielsweise auch Patricia Urquiola. Neben Teppichen umfasst die Produktpalette auch Akustikpaneele.
Designers' Saturday
Ruckstuhl ist Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied der Veranstaltung Designers' Saturday, welche seit 1987 zweijährlich in Langenthal stattfindet.
Designpreis Schweiz
Peter Ruckstuhl ist seit 2002 Präsident des Designpreis Schweiz.
Auszeichnungen
- Designpreis Deutschland GOLD 2007 + 2010
- Good Design Award 2008 – Chicago
- 2011 Green GOOD DESIGN Award
Literatur/Quellen
- Lüchinger Publishing: „Design meets Nature“. 2013
- [1]: „NZZ Swiss Made: Ruckstuhl“. 2008
- [2]: „Video: Teppichmanufaktur Ruckstuhl“. 2008
- Broschüre Ruckstuhl: Firmenchronik. 2006
- Spreading a Tufting Revolution
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b «Ruckstuhl bleibt in Familienbesitz» Berner Zeitung, 10. April 2012
- ↑ a b Dominic Ramel: Ruckstuhl bleibt in Familienbesitz. In: Berner Zeitung. 10. April 2012, abgerufen am 13. Juli 2013.
- ↑ a b c d e Franz Schaible: Die Teppiche sind das Firmenfundament. In: Aargauer Zeitung. 23. Mai 2009, abgerufen am 13. November 2013.
- ↑ Robert J. Tamasy: Tufting Legacy. In: Tufting Legacies. 13. Oktober 2010, abgerufen am 20. Juli 2013.
- ↑ NZZ Swiss Made: Ruckstuhl, Bilanz, 10. Juli 2005
- ↑ Ruckstuhl: Run auf den Filz, NZZ, 8. April 2004
- ↑ NZZ: NZZ Swiss Made: Ruckstuhl. In: Video: NZZ Swiss Made: Ruckstuhl. 8. April 2008, abgerufen am 20. November 2013.