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Verbindungen zum rechtsextremen Spektrum
Von Sozialwissenschaftlern, politischen Gruppen und Parteien wird der DB häufig eine Nähe zum Rechtsextremismus und zur sogenannten Neuen Rechten vorgeworfen.[1] In der Tat bestehen zwischen einzelnen Teilen der Deutschen Burschenschaft ideologische und personelle Verbindundungen zum rechtsextremen Spektrum. So stellte der Hamburger Verfassungsschutz 1994 fest: „Rechtsextremistisches und von der ,Neuen Rechten` inspiriertes Gedankengut fällt innerhalb einzelner traditioneller Studentenkorporationen zunehmend auf fruchtbaren Boden, insbesondere bei einzelnen Burschenschaften, die sich von ihrer Geschichte her als politisch motivierte Bünde verstehen. [...] Dabei vermischen sich in Einzelfällen rechtsextremistische Bestrebungen mit studentischer Brauchtumspflege und burschenschaftlichen Idealen zu einer insgesamt nationalistisch orientierten Gemeinschaft. Missionarisches Eintreten für die ,nationale Sache`, Sympathien für den Nationalsozialismus und wechselweise gegenseitige personelle Durchlässigkeit gegenüber einschlägigen rechtsextremistischen Gruppen und Organisationen wurden punktuell [...] erkennbar.“.[2] Nach Ansicht der Bundesregierung kann jedoch „aus Auftritten rechtsextremistischer Referenten auf einzelnen Häusern von Burschenschaften des Dachverbandes „Deutsche Burschenschaft“ (DB) [...] nicht auf eine inhaltliche Nähe des Dachverbandes zum Rechtsextremismus geschlossen werden“. Eine Beobachtung der gesamten DB lehnt das Bundesamt für Verfassungsschutz allerdings ab.[3]
Auch personell bestehen Verbindungen der DB zum rechtsextremen Spektrum. So bekleiden einschlägig bekannte Rechtsextremisten Leitungsfunktionen innerhalb der Deutschen Burschenschaft. So wurde der bereits wegen Verbindungen zu terroristischen Aktivitäten in Südtirol und wegen Verstoßes gegen das österreichische NS-Wiederbetätigungsverbot verurteilte Publizist Herwig Nachtmann 2005 zum Schriftleiter des DB-Verbandsorgans „Burschenschaftliche Blätter“ gewählt. Norbert Weidner, ehemals nordrhein-westfälischer Landesvize der später verbotenen FAP,[4], der auch dem Vorstand der Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige angehörte, war von 2006 bis 2008 Pressesprecher des Dachverbandes[1] und anschließend Nachfolger Nachtmanns als Schriftleiter der BB.
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In Österreich wird Burschenschaften allgemein ein starker Bezug zum deutschnationalen Lager und die ablehnende Haltung zur Idee einer österreichischen Nation vorgeworfen. Besonders die Wiener akademische Burschenschaft Olympia und die Burschenschaft Brixia Innsbruck stehen dabei im Fokus der Kritik. In den 1960er Jahren waren Mitglieder dieser Burschenschaften, die später in die DB aufgenommen wurden, in terroristische Aktivitäten in Südtirol verwickelt.[5] Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) kritisiert das Festhalten am volkstumbezogenen Vaterlandsbegriff als „völkischen Nationalismus“.[6]
Kritik an der politischen Ausrichtung der DB wird nicht zuletzt auch von anderen Studentenverbindungen erhoben. 1998 kam es beim Festakt der Korporationen in der Frankfurter Paulskirche zu einem Eklat: Die Alten Herren der Kösener und Weinheimer Corps lehnten eine offizielle Teilnahme ab, da die DB einen zu großen Einfluss auf die Veranstaltung genommen habe. Es gebe in ihr Burschenschaften, „in denen nachweisbar rechtsextremistisches und nationalistisches Gedankengut vertreten wird und in denen frauenfeindliche und rassistische Ideen fröhliche Urständ feiern“. Dies wolle man nicht durch eine Teilnahme unterstützen.[7] Die Corpsverbände traten daraufhin 1999 sowohl aus dem Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) als auch dem Convent Deutscher Korporationsverbände (CDK) aus.
2001 geriet die DB in die Schlagzeilen, nachdem der Münchner Burschenschaft Danubia vorgeworfen wurde, einen rechtsextremen Gewalttäter versteckt zu haben.[8] Von Seiten der Burschenschaft wird die Anwesenheit des Täters nicht bestritten, wohl aber, dass man von der vorangegangenen Schlägerei gewusst habe.[9] Günther Beckstein, selbst Alter Herr einer musischen Studentenverbindung und zu der Zeit bayerischer Innenminister, kritisierte, Rechtsextremisten versuchten, in akademischen Burschenschaften und über diese an den Hochschulen Einfluss zu gewinnen. Bayern sehe daher nicht weg, wenn Rechtsextremisten Kontakte mit Burschenschaften pflegten oder gar versuchten, akademische Verbindungen zu unterwandern.[10] Einzelne Burschenschaften der DB wurden daraufhin einige Jahre vom bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz überwacht,[1] die Münchner Burschenschaft Danubia bis einschließlich 2006.[11] Eine Beobachtung der gesamten DB lehnt das Bundesamt für Verfassungsschutz ab. In der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken heißt es dazu: „Die ganz überwiegende Zahl der Mitgliedsburschenschaften unterhält keine Kontakte zu Rechtsextremisten“ und „auch zum jetzigen Zeitpunkt liegen hinreichende Anhaltspunkte für Bestrebungen, die gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtet sind, nicht vor“.[12]
Darüber hinaus sehen sich die Burschenschaften der DB derselben Kritik ausgesetzt wie alle Studentenverbindungen in Deutschland und Österreich.
- ↑ a b c Gabriele Nandlinger, Bundeszentrale für politische Bildung, 23. April 2007: „Ehre, Freiheit, Vaterland!“ Burschenschaften als Refugium für intellektuelle Rechtsextremisten
- ↑ Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg, Verfassungsschutzbericht 1994, Hamburg, Mai 1995, S. 120
- ↑ Deutscher Bundestag, Drucksache 16/4142
- ↑ Der Spiegel: [Werwolf der Zukunft. In: Der Spiegel. (online). Werwolf der Zukunft], 10/1995 S. 30
- ↑ Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Burschenschafter im Ministerium (Januar 2002)
- ↑ Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Zum deutschnationalen Korporationswesen in Österreich
- ↑ Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte: Paulskirche: Corps scheren aus
- ↑ Rechtsextreme unterwandern Burschenschaften in Die Welt
- ↑ Interview der Jungen Freiheit mit dem damaligen Sprecher der Danubia Michael Schumm
- ↑ Netz gegen Nazis: Burschenschaften
- ↑ Verfassungsschutzbericht 2003, S. 89
- ↑ Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Drucksache 16/4142.