Benutzer:Gubeko/Joseph Lanner (Werke)
Leben
Am 5. Mai 1825 annonciert M. Deiss, der Wirt des Gasthauses Zu den zwey Tauben, dass alle Mittwoche und Samstage abends beliebte Quintetten unter der Leitung des Jos. Lanner gespielt werden.[1] In der Faschingszeit spielte Lanner mit seinem Orchester im Gasthaus Zum Schwarzen Bock, Auf der neuen Wieden 269, des Gastwirts Martin Hartl. So annoncierter dieser am Dienstag, den 17. Januar 1825, für einen öffentlichen Ball am selbigen Abend und einen geschlossenen Gesellschaftsball auf 300 Personen. Die Musik sei wie immer unter der Leitung des Herrn Joseph Lanner sei.[2] Auch für einen Großen geschlossenen Gesellschaftsball mit Musik unter der Leitung Lanners annoncierte er am Montag, den 30. Januar 1826, annoncierte Hartl am 25. Januar 1826.[3] Am 19. Oktober 1826 fand im Saal des Gasthauses Zum Schwarzen Bock ein Wohltätigkeitsball für den Musiker Michael Pamer statt. Bei ihm hatte sich am linken Zeigefinger ein bösartiges Geschwür gebildet, das ihn an der Ausübung seines Berufes als Geiger und Orchesterleiter hinderte. Lanner hatte neben Johann Strauss die musikalische Leitung. Zu diesem Anlass wurden unter anderem seine neu angefertigten Kompositionen Aufforderung zum Tanze op. 7 und der Mitternachtswalzer op.8 aufgeführt.[4] Auch in der folgenden Faschingssaison leitete Lanner musikalisch die Ballveranstaltungen im Gasthaus Zum Schwarzen Bock und steuerte eigene Kompositionen dazu bei, so bei einem Ball am 7. Februar 1827.[5]
Werke (Auswahl)
Neue Wiener Ländler mit Coda in G op. 1
Die sechs Ländler entstanden wahrscheinlich für die Auftritte Joseph Lanners mit seinem Orchester in der Faschingszeit 1825. Es sind Auftritte des Orchesters am 17. und 25. Januar 1825 im Hotel Garni Kaiserin von Österreich und am 8. Februar 1825 im Saal Zum Schwarzen Bock dokumentiert. Sie erschienen am 6. Juli 1825 bei Anton Diabelli & Comp. als Klavierfassung im Druck.[6][Digitalisat 1] Am 13. Oktober annonciert Anton Diabelli in deer Wiener Zeitung, dass eine Ausgabe der Neuen Wiener Ländler mit Coda in G von Josef Lanner in einer Ausgabe für drei Violinen und Bass neben einer Klavierausgabe neu erschienen seien.[7] Das Werk wurde vom Ensemble Wien auf der CD Josef Lanner: Wiener Tänze beim Label VMS im Jahr 2004 eingespielt. Der Geiger Willy Boskovsky spielte das Werk mit seinem Ensemble ein.Diese Aufnahme wurde bei diversen Labels publiziert, unter ander anderem 2002 in der Sammlung Wiener Bonbons beim Label Brilliant Classics.
Gowatschische Ländler op. 2
Die Bezeichnung Gowatschisch wird diskutiert. Zum einen wird ein Bezug zur Gemeinde Gaubitsch angenommen. Der Musikwissenschaftler Max Schönherr vermutete auch einen Bezug zum slowakischen Wort oder Namen kovác, der Schmied. Enstanden sind die sechs Ländler wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Jahres 1825. Sie erschienen am 21. November 1825 bei Anton Diabelli & Comp. als Klavierfassung im Druck.[8]
Sieben Oberländler op. 3
Oberländler sind Tänze aus dem Bayerischen Oberland und wurden von Donauschiffern in den Wiener Lokalen dieser Zeit gespielt und bekannt gemacht. Sie gelten mit als Vorläuferform des Wiener Walzers. Die Tänze spielte Lanner vermutlich mit seinem Orchester in der ersten Hälfte des Jahres 1825. Im Druck erschienen sie bei Anton Diabelli & Comp. als Klavierfassung am 21. November 1825. OCLC 174168648[9]
Jewatsdorfer Ländler op. 4
Die Herkunft des Namens Jewatsdorf ist nicht bekannt. Die Ländler entstanden wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Jahres 1825. Sie erschienen am 21. November 1825 bei Anton Diabelli & Comp. als Klavierfassung im Druck.OCLC 1062081351[10] Handschriftliche Ergänzungsstimmen weisen auf eine Aufführung mit verstärktem Orchesterpersonal im Saal Zum Schwarzen Bock ab 3. September 1826 hin.[11]
Krönungsdeutsche mit Trios und Coda op. 5
Der Anlass des Werks wird diskutiert. Wolfgang Dörner nimmt Bezug auf die Krönung der Kaiserin Karoline Augustes zur ungarischen Königin am 25. September 1825 im St. Martinsdom in Pressburg. Max Schönherr vermutete die Krönung Karls X am 29. Mai 1825 in Reims. Aufgeführt wurden die Tänze wahrscheinlich bei den vielen Veranstaltung im Rahmen der Krönung der Kaiserin. Im Druck erschienen sie bei Anton Diabelli & Comp. als Klavierfassung am 31. Januar 1826.[12]
Tyroler Ländler op. 6
Tiroler Volkssänger reisten nach den Napoleonischen Kriegen vermehrt in die benachbarten größeren Städte wie und brachten ihre Melodien und Tänze mit. Die Ländler entstanden Ende 1825 und Anfang 1826. Gespielt wurden sie in der Faschingszeit 1826. Widmungsträger ist Martin Hartl, der Gastwirt des Lokals Zum Schwarzen Bock. Dort wurden sie auch aufgeführt. Im Druck erschienen sie bei Anton Diabelli & Comp. als Klavierfassung am 29. August 1826. OCLC 1061712046[13] Die Tänze wurden vom Alexander Schneider Quintett eingespielt und 1990 beim Label CBS veröffentlicht. Eine Einspielung des Biedermeier Ensembles wurde beim Label Denon Records auf der CD Abendsterne: Musik des Biedermeier II veröffentlicht.
Aufforderung zum Tanze op. 7
Lanner entnahm die ersten beiden Themen, der Walzer Nr. 1 und das Trio, dem Werk Aufforderung zum Tanz von Carl Maria von Weber. Aufgeführt wurde das Werk bei einem Gesellschaftsball zum Vorteile des gewesenen Musikdirektors beim Sperl, Michael Pamer am 19. Oktober 1826 im Gasthaus Zum Schwarzen Bock. Im Druck erschien das Werk bei Anton Diabelli & Comp. als Klavierfassung am 13. Juni 1827.[14] Das Werk wurde vom Wiener Lanner Ensemble eingespielt und 1995 beim Label Camerata veröffentlicht. Siegfried Schwab veröffentlichte bei der Universal Edition Bearbeitungen für Flöte solo und Viola solo jeweils mit Begleit-CD. In den Heften ist jeweils Lanners Trennungswalzer op. 19 enthalten.
Mitternachtswalzer op. 8
Aufgeführt wurde das Werk bei einem Gesellschaftsball zum Vorteile des gewesenen Musikdirektors beim Sperl, Michael Pamer am 19. Oktober 1826 im Gasthaus Zum Schwarzen Bock. Im Druck erschien das Werk bei Anton Diabelli & Comp. als Klavierfassung am 13. Juni 1827.OCLC 1073757710[15]
Max Schönherr spielte das Werk mit den Wiener Symphonikern ein. Diese Aufnahme wurde 2001 beim Label Elite veröffentlicht. Eine weitere Einspielung existiert von Paul Angerer und dem Orchester der Wiener Staatsoper beim Label Tuxedo Music. Ein Enispielung des Orchestre Symphonique de Cannes unter der Leitung von Wolfgang Dörner wurde 2015 beim Label Naxos veröffentlicht.
Dornbacher Ländler op. 9
Der Name bezieht sich auf den damligen Ausflugsort Dornbach. Die Tänze entstanden in der Faschingssaison 1827 und wurden in der Zeit auch aufgeführt. Im Druck erschien das Werk bei Anton Diabelli & Comp. als Klavierfassung am 13. Juni 1827.[16]
Die Edition Silvertrust und der Musikverlag Editio Alto vertreiben Bearbitungen für Streich- und Klavierquartett des Werks.
Einspielungen des Werks existieren unter anderem vom Merlin Ensemble Wien unter Leitung des Geigers Martin Walch (Josef Lanner Dornbacher Ländler, Merlin Ensemble Wien auf YouTube, abgerufen am 2. August 2020.), von Robert Stolz und den Berliner Symphonikern beim Label RCA so wie dem Johann Strauss Ensemble unter Johannes Wildner auf der CD Hofballtänze aus dem Jahr 2016 beim Label Orfeo (Dornbacher Landler, Op. 9 auf YouTube, abgerufen am 2. August 2020.).
Cottilons op. 10
Die Cotillons entstanden im Frühjahr 1827 und wurden in der Mitte des Jahres 1827 erstmals aufgeführt. Der Cotillon ging aus dem Contredance hervor und entwickelte sich zu einem gesellschaftlichen Rundtanz, der vor der Pause oder vor Abschluss eines Balls getanzt wurde. Dabei hatte ein Tanzmeister eine leitende Funktion. Im Lauf der Zeit entwickelte sich der Cotillon zu einem Tanzspiel. Die Klavierfassung des Werks erschien bei Anton Diabelli & Comp. am 13. Juni 1827.[17]
Nationaloberösterreicher Ländler op. 11
Das Werk entstand im Frühjahr 1827 und wurde im Laufe des Jahres aufgeführt. Am 13. 16 1827 erschien die Klavierfassung bei Anton Diabelli & Comp.[18]
Terpsichore-Walzer op. 12
Der Walzer ist nach Terpsichore, der Muse der Chorlyrik und des Tanzes benannt. Enstanden und aufgeführt wurde Mitte des Jahres 1827. Die Klavierfassung erschien bei Diabelli Anton Diabelli & Comp. am 5. Dezember 1827.[19]
Wiedner Kirchweih-Ländler op. 13
Das Gasthaus Zum Schwarzen Bock befand sich in unmittelbarer Umgebung der Wiedner Pfarrkirche Zu den heiligen Schuztengeln, die Paulanerkirche. 1827 wurde die 1627 erfolgte Grundsteinlegung als zweihundertjähriges Jubiläum gefeiert. Zu diesem Anlass schrieb Lanner den Kirchweih-Ländler. Die Klavierfassung erschien bei Diabelli Anton Diabelli & Comp. am 5. Dezember 1827.[20] Das Biedermeierensemble Wien spielte das Werk auf der CD Lenz-Blüthen - Musik des Biedermeier IV beim Label Denon Records ein.
Die Cavallerie zu Fuss, Galoppe op. 14
Der Titel des Galopps bezieht sich auf das Theaterstück Timur der Tatar Chan oder die Cavallerie zu Fuss von Josef Alois Gleich mit der Musik von Franz Gläser. Das Theaterstück hatte am 30. November 1822 Uraufführung im Theater in der Josefstadt. Der Galopp wurde zum ersten Mal bei einem Gesellschaftsball im Lokal Zum Schwarzen Bock am 24. Oktober 1827 aufgeführt. Die Klavierfassung erschien bei Diabelli Anton Diabelli & Comp. am 5. Dezember 1827.[21]
Vermählungswalzer op. 15
Das Werk entstand in der Karnevalssaison 1828 und wurde zu Beginn des Jahres erstmals aufgeführt. Es ist das Opus Lanners, das nicht zuerst bei Diabelli verlegt wurde, sonder bei Tobias Haslinger. Hier erschien nicht nur die Klavierfassung, sondern auch die Orchesterstimmen am 21. Januar 1828. es erschienen. Zu diesem Termin erschienen auch die vierhändige Klavierfassung, eine Fassung für Violine und Klavier so wie für zwei Violinen und Bass.[22] Eingespielt wurde der Walzer 1991 vom Ensemble Wien und auf der CD Walzer, Polkas, Galoppe beim Label Sony Music veröffentlicht.
Erstes beliebtes Wiener Quodlibet op. 16
Das Werk entstand in der Karnevalssaison 1828 und wurde zu Beginn des Jahres erstmals aufgeführt. Die Fassungen für Klavier, für Streichquartett und drei Violinen und Bass wurden am 16. Februar 1828 bei Tobias Haslinger veröffentlicht. In dem Quodlibet verwendete Lanner bekannte Melodien: So mancher steigt herum aus Ferdinand Raimunds Der Bauer als Millionär und Eigenzitate, unter anderem Melodien aus dem Kirchweih-Ländler op. 13.[23]
Digitalisate
- ↑ Neue Wiener Ländler, Op.1 (Lanner, Joseph) als Digitalisat im International Music Score Library Project
Einzelnachweise
- ↑ M. Deiss: Echt Bayerisches Märzen=Bier. In: Wiener Zeitung. Wien 5. Mai 1825, S. 654 (onb.ac.at).
- ↑ Martin Hartl: Ball-Nachricht. In: Wiener Zeitung. Wien 17. Januar 1826, S. 4 (onb.ac.at).
- ↑ Großer Geschlossener Gesellschaftsball. In: Wiener Zeitung. Wien 25. Januar 1826, S. 111 (onb.ac.at).
- ↑ Einladung zu einem Gesellschafts=Balle. In: Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens. Wien 17. Oktober 1826, S. 4 (onb.ac.at).
- ↑ Großer Gesellschafts=Ball. In: Wiener Zeitung. Wien 7. Februar 1827, S. 12 (onb.ac.at).
- ↑ Wolfgang Dörner: Joseph Lanner. Chronologisches-Thematisches Werkverzeichnis. Böhlau Verlag, Köln/Wien/Weimar 2012, ISBN 978-3-205-78793-8, S. 127 f. (austria-forum.org).
- ↑ Bey Anton Diabelli und Compagnie. In: Wiener Zeitung. Wien 13. Oktober 1825, S. 988 (onb.ac.at).
- ↑ Dörner S. 129f
- ↑ Dörner S. 130f
- ↑ Dörner S. 132f
- ↑ Ao. Univ. Prof. Dr. phil. Mag. art. Wolfgang Dörner: LANNER, Josef. (PDF) In: https://www.lanner.org. Abgerufen am 2. August 2020.
- ↑ Dörner S. 133ff
- ↑ Dörner S. 135ff
- ↑ Dörner S. 137ff
- ↑ Dörner S. 139ff
- ↑ Dörner S. 141f
- ↑ Dörner S. 142ff
- ↑ Dörner S. 144ff
- ↑ Dörner S. 146ff
- ↑ Dörner S. 148ff
- ↑ Dörner S. 150f
- ↑ Dörner S. 151ff
- ↑ Dörner S. 153ff