Benutzer:Hani Ramsi/August Bebel Institut
Das August Bebel Institut ist eine gemeinnützige Einrichtung der politischen Bildung in Berlin.
Geschichte
Das August Bebel Institut wurde am 25. März 1947 von vier Berliner Zeitungsverlagen gegründet. Zu den sozialdemokratischen Persönlichkeiten, die hinter den Verlagen standen, gehörten unter anderem Erich Leczinsky, Begründer des Spandauer Volksblatts, Arno Scholz, Herausgeber des Telegraf, und Otto Suhr, damals Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung und später Regierender Bürgermeister.
Das Institut wurde zum Gedenken an den Vorkämpfer für Demokratie und Sozialismus nach August Bebel benannt.
Zu den größten Aufgaben des Instituts zählte es damals, den Aufbau der Demokratie im Nachkriegs-Berlin zu fördern. Das ABI wollte dabei die gesellschaftlichen Kräfte zu selbständigem politischem Denken befähigen und nicht nur bloßes Wissen vermitteln.
In der Wannseevilla wurden Fünf- bis Zwölftageskurse im Internatbetrieb durchgeführt. Auf dem Lehrplan standen »Marxismus als Methode«, Geschichte, Wirtschaft, Demokratie und Totalitarismus sowie Parteienlehre. Sonderkurse zur Geschichte der Arbeiterbewegung, zu philosophischen Themen oder zum Thema Bolschewismus, sowie Frauenkurse und Rednerkurse wurden angeboten.
Durch fehlende Mittel der Gründerverlage musste das Haus jedoch Anfang der 50er Jahre aufgegeben werden. Das ABI zog in die Parteizentrale in der Zietenstraße und das Angebot wechselte zu Abendkursen. Mit Hilfe innovativer Ideen konnte das ABI die Währungsreform und die daraus resultierende Krise kompensieren: Kooperationen zu anderen Institutionen, ein abwechslungsreich gestaltetes Programm und etablierte Lehrkräfte stärkten die Arbeit des Instituts. In dieser Zeit ermöglichten die Zuwendungen der Förderinnen und Förderer ebenso wie die Arbeit Ehrenamtlicher ein breites Programm. Weiter bereicherten Kursangebote für junge Politiker/innen und für Menschen mit großem politischen Vorverständnis den demokratischen Prozess in den 70er Jahren.
Mit der Wiedervereinigung erlebte das Institut eine verstärkte Nachfrage nach politischer und demokratischer Bildung. Es wurden Sonderprogramme entwickelt für Bürger/innen Ost-Berlins, die sich politisch engagieren wollten. Das ABI war 1990 die einzige Bildungseinrichtung in Berlin, die in der Lage war, Kompetenz insbesondere in kommunalpolitischen Fragen unmittelbar und sofort zu vermitteln.
Seit 2006 widmet sich das Institut vertieft der Frage der Stadtentwicklung in der Einwanderungsgesellschaft.
Heute
Themen
Das August Bebel Institut initiiert durch vielfältige Veranstaltungen den Dialog von verschiedenen Gruppen für eine demokratische Stadtkultur. Das beinhaltet nicht nur zielgruppenorientierte Seminare für Schüler/innen, Kommunalpolitiker/innen oder Senior/innen. Zu offenen Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen ist ein breites Publikum aus allen Bevölkerungsgruppen sowie aus gesellschaftlich und politisch engagierten Organisationen und Institutionen eingeladen. Die angebotenen Themen teilen sich auf vier Bereiche auf:
Stadt- und Kommunalpolitik
Dieses Themenfeld umfasst integrations- und migrationspolitische Fragen, Zukunftsprojekte für die Stadt, die von Bürger/innen gestaltet werden, und kommunalpolitische Bildungsangebote, die politisch Interessierte und Engagierte unterstützen.
Zeitgeschichte
Das ABI leistet einen Beitrag für zeitgeschichtliches Bewusstsein, vor allem in Bezug auf die Geschichte der Arbeiter/innen-Bewegung, der Idee einer sozialen Demokratie, des Widerstandes im Nationalsozialismus und der Entwicklung des politischen Berlins.
Aktuelle Themen
Das Institut greift zeitnah aktuelle Entwicklungen auf und widmet ihnen ein breites und vielfältiges Spektrum: Antisemitismus, Menschenrechte, Städtepartnerschaften, Rechtsradikalismus sowie Bildungs- und Verbraucherpolitik, um nur einige zu nennen.
Junge Leute
Daneben wird die Interessenvertretung besonders von jungen Menschen gefördert und zur gesellschaftlichen Partizipation angeregt. »Reclaim the school!« ist das Label für Veranstaltungen für Schüler/innen-Vertretungen.
Demokratische Kultur
In den letzten Jahren hat das August Bebel Institut einen Schwerpunkt in der Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus und Antisemitismus entwickelt.
Seine politischen Argumentationstrainings und Bildungsangebote für Jugendliche, Schüler/innen-Vertretungen, politische Engagierte und Multiplikator/innen leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer demokratischen Kultur und von Strategien gegen rechtsextreme Bestrebungen.
Als Bildungsinstitution in Berlin, wo die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund stetig wächst, ist die Beschäftigung mit Fragen der Integration und Migration ein besonderes Anliegen der Einrichtung. Dabei nehmen Fragen des transkulturellen Dialogs in Berlin einen hohen Stellenwert ein.
Methoden
Dialog ist ein wichtiges Element in der politischen Bildungsarbeit des August Bebel Instituts. Berlin ist eine Stadt mit sehr unterschiedlichen Bewohner/innen bezüglich ihres Geschlechtes, des Alters, ihrer sozialen und ethnischen Herkunft und ihrer Lebensstile. Diese Verschiedenheit (Diversity) nutzt die Einrichtung für einen kreativeren politischen Dialog.
Tagespolitische, aber auch gesellschaftsphilosophische Themen und Fragestellungen sind Ausgangspunkt für Faktenklärung und individuelle Positionsbestimmung in den Seminaren.
Das exemplarische Lernen macht anhand einzelner Politikfelder gesellschaftliche Prozesse und politische Entwicklungen begreifbar. Dadurch werden die Gestaltungsspielräume aufgezeigt und Menschen in ihrem politisch-demokratischen Engagement unterstützt.
Struktur
Die Arbeit des August Bebel Instituts wird von 130 regelmäßigen Spenderinnen und Spendern unterstützt und institutionell durch die Landeszentrale für politische Bildung Berlin gefördert. Die Bundeszentrale für politische Bildung fördert die Mehrzahl der Seminare mit Projektmitteln. Wichtige Unterstützung kommt außerdem vom Beauftragten des Senats von Berlin für Integration und Migration.
Träger des ABI ist die gemeinnützige Stiftung Institut für soziale Demokratie. Bei der Jahresplanung wird das August Bebel Institut von einem Programmbeirat beraten, dem Persönlichkeiten mit besonderen Kompetenzen in der politischen Bildungsarbeit aus Wissenschaft, Publizistik und Kommunalpolitik angehören.
Die Bildungsarbeit des Instituts wird getragen von einem multidisziplinären und interkulturellen Dozent/innen-Team.
Geschäftsführer
1947- 1974 Eberhard Hesse und Otto Bach
1976- 1979 Hans Robert Joepgen
1979- 1983 Dieter Fitterling
1983- 1988 Reinhold Schattenfroh
1988- 2000 Reinhard Gericke
2000- 2006 Enrico Troebst
2006- heute Ingo Siebert
Vorstand
Dr. Manuela Erhart, benannt von der Friedrich Ebert Stiftung
Dr. Fritz Felgentreu, MdA (Vorsitzender)
Dr. Dorothea Kolland
Raed Saleh, MdA
Marc Schulte, Stadtrat für Wirtschaft, Ordnungsamt, Weiterbildung in Charlottenburg-Wilmersdorf
Ingo Siebert, geschäftsführendes Vorstandsmitglied
Prof. Ingrid Stahmer, Senatorin a.D. (stv. Vorsitzende)
Programmbeirat
Eckart Springsklee (Vorsitzender)
Anna Damrat
Prof. Dr. Nils Diederich
Hella Dunger-Löper, Staatsekretärin
Renate Harant, MdA
Priv. Doz. Dr. Siegfried Heimann
Prof. Dr. Sieglinde Heppener
Alex Lubawinski, Bezirksbürgermeister a.D.
Dr. h.c. Manfred Rexin
Nicole Zeuner (FES)
Kooperationspartner/innen
Zu den Kooperationspartner/innen des August Bebel Instituts gehören u.a.:
Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, Bildungsteam Berlin-Brandenburg, Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, BUNDjugend Berlin-Brandenburg, Flüchtlingsrat Berlin, Forum Berlin Istanbul e.V. (FBI), Franz Neumann Archiv e.V., Friedrich Ebert Stiftung, Genossenschaftsforum e.V., Jüdisches Museum Berlin, Kreuzberg Museum, Kultursprünge e.V. im Ballhaus Naunynstraße, Kulturforum Stadt Berlin der Sozialdemokratie, Lied und soziale Bewegungen e.V., Moviemento, Netzwerk Politische Bildung, Neue Deutsche Medienmacher, Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold / Bund aktiver Demokraten e.V., Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, Türkischer Bund Berlin-Brandenburg (TBB), Verein Selbsthilfe im Vorruhestand e.V., Werkstatt der Kulturen. Das ABI ist Mitglied des Arbeitskreises Berliner Bildungsstätten und der Arbeiterwohlfahrt Berlin.
Quellen
Reinhard Gericke http://www.august-bebel-institut.de/04/0403.html
http://www.ghwk.de/deut/hausgeschichte/hausgeschichte.htm
Reinhard Gericke, Hersausgeber (2007):„50 Jahre August Bebel Institut“.
http://archiv.spd-berlin.de/geschichte/personen/a-k/gericke-reinhard/
http://www.spd-berlin.de/politische-bildung/august-bebel-institut-abi/