Benutzer:Historiker2020/Walter Felix Suess

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Stein der Erinnerung vor der Molkereistraße 7

Walter Felix Suess (geboren am 18. April 1912 in Wien; gestorben am 28. Jänner 1943 durch Enthauptung im Hof des Wiener Landesgerichtes) war ein österreichischer Arzt, Musiker und Wiederstandskämpfer.

Leben

Walter Felix Suess wurde als Sohn des Arztes Julius Suess und seiner Frau Anna geboren. Der jüdische Vater hatte in der Molkereistraße 7 Ecke Ausstellungsstraße 25 in Wien eine zahnärztliche und zahntechnische Praxis, die nicht-jüdische Mutter arbeitete in der Praxis ihres Mannes als Zahntechnikerin.

Walter Felix Suess besuchte nach der Volksschule ein Realgymnasium. Von 1931 bis 1932 studierte er an der Wiener Staatsakademie für Musik und ausübende Kunst, mit 1931 begann er auch ein Medizinstudium an der Universität Wien und machte im Dezember 1936 seine Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde. Nur drei Wochen nach der Promotion verstarb am 15. Jänner 1937 sein Vater im Alter von 66 Jahren. An der Musikakademie machte er während seines Studiums die Staatsprüfung zum Kapellmeister.

Politisch unauffällig gehörte er von 1934 bis 1938 der Vaterländischen Front an. Er betätigte sich volksbildnerisch als Musiktheoretiker, so referierte er an der Wiener Urania über die Physiologie des Dirigierens.

Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 dirigierte Suess noch in Salzburg und Wien Konzerte.[1] Im August 1937 dirigierte er das Bad Gasteiner Kurorchester mit Olga Novakovic am Klavier zugunsten des Forschungsinstitutes Gastein.

Suess arbeitete nach seinem Medizinstudium an der Wiener Universitätsklinik. Ebendort lernte er die Sekretärin Gertrude Jenewein kennen, beide heirateten am 20. März 1938 am Standesamt Donaustadt. Im Juni 1938 übernahm er mit Bewilligung der Salzburger Ärztekammer die Praxis des jüdischen Arztes Hans Fuchs im Schöpfhaus am Kirchenplatz in Bad Gastein, zeitgleich teilte die Kurkommission Bad Gastein am 15. Juni 1938 mit, dass Bad Gastein nichtarischen Gästen nicht mehr offen steht.

Am 7. Oktober 1938 wurde Walter Suess als jüdischer Mischling I. Grades aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen, was ein Berufsverbot als Musiker und Dirigent bedeutete.

Zu den Novemberpogromen 1938 berichtete die Salzburger Landeszeitung über Aktionen gegen Judengeschäfte in Hallein und Bad Gastein, zu Bad Gastein gegen das Hotel Bristol der polnischen Jüdin Kokisch, gegen das Kurhaus Cäcilia des Berliner Juden Berger, gegen das Kurhaus Dr. Wassing und gegen die Villa von Professor Hatschek, gegen das Zahnatelier des Juden SÜSS (!) und gegen die Geschäfte Steininger, König, Posele, Horowitz und Rosenberg. Die auf Kredit gekaufte Einrichtung des Zahnateliers von Walter Suess wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1938 demoliert, Teile der Einrichtung warfen die SA-Horden auf den Kirchenplatz und in die Gasteiner Ache. Am 12. November 1938 verließt die Familie Suess geschockt Bad Gastein und lebte in beengten Verhältnissen in der Molkereistraße 7 in Wien, dort arbeitete Walter Suess in der Zahnarztpraxis, die seine Mutter von seinem Vater übernommen hatte.

Gertrude und Walter Suess versuchten eine Ausreise nach Argentinien, alle Formalitäten waren soweit gemacht, als die Militärbehörde Walter Suess mitteilte, dass er nicht ausreisen könne, weil er militärpflichtig sei.

Walter Suess kam im Sommer 1939 mit der illegalen kommunistischen Bewegung in Berührung und schloss sich in weiterer Folge einer kommunistischen Widerstandsgruppe an. Er tippte Texte auf einer Hermes Baby auf Matritzen. Er stellte von Oktober 1939 bis Jänner 1940 die Zahnarztpraxis für Zusammenkünfte zur Verfügung. Die Widerstandsgruppe wurde den V-Mann Franz Pachhammer[2] der Gestapo unterwandert. Im April 1941 erfolgte eine Verhaftungswelle, wo am 5. April 1941 Walter Suess und seine Frau Gertrude verhaftet wurden.

Der Volksgerichtshof verurteilte Walter Suess zum Tode, der Scharfrichter Johann Reichhart vollstreckte die Enthauptung.

Literatur

  • Andrea Hurton: Vom Pogrom in den Widerstand. Walter Felix Suess (1912–1943). Musiker – Arzt – Gestapo-Opfer. Studienverlag, Innsbruck Wien Bozen 2020, ISBN 978-3-7065-6041-2.

Einzelnachweise

  1. Einladungskarten und Fotografien, im April 1941 abgenommen, und Teil des Aktes des Volksgerichtshofes.
  2. Die Vernichtung eines Dirigenten. Wiener Zeitung, 5. Februar 2010.

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