Benutzer:Hsingh/Burschenschaft der Pflüger Halle zu Münster

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Burschenschaft der Pflüger Halle zu Münster
Pfluegerw gross.gif
Wappen
Basisdaten
Hochschulort: Münster
Gründung: 20. Juni 1837
Farbenstatus: farbentragend
Farben:
Fuchsenfarben:
Mütze: violette Samtmütze
Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: schlagend
Wahlspruch: Gott, Freiheit, Vaterland! Altdeutsche Treu!
Website: www.pflug-ms.de

Die Burschenschaft der Pflüger Halle zu Münster ist eine seit dem Vormärz bestehende, schlagende und farbentragende Studentenverbindung in Münster.

Geschichte

Zeit in Halle

Gründungszeit

Gastwirtschaft Goldener Pflug am Alten Markt in Halle

Am 20. Juni 1837[1] gründete sich in Halle ein pietistisch orientierter Freundschaftskreis hallescher Theologiestudenten (ein so genanntes Erbauungskränzchen, Bibelkränzchen, spöttisch auch Tugendkränzchen genannt), der zunächst bewusst nicht als neue studentische Vereinigung mit korporativen Elementen gedacht war. Schon 1839 gab es, nach Aufnahme ehemaliger Jenaer Verbindungsstudenten, beginnende Einflussnahmen korporativer Tendenzen neben der bisher allein herrschenden christlichen Grundhaltung, so dass es am 20. Juni 1841 zur Gründung eines Vereins im Preißischen Kaffeegarten, dem späteren Trothaer Kaffeegarten[2], durch 16 Mitglieder des Erbauungskränzchens kam. Später wurde jener Verein als „Alter“-Verein bezeichnet. Alleinige Grundlage war das Christentum. Der Verein erfreute sich der engagierten Förderung durch Friedrich August Tholuck, ein damals bekannter erwecklicher Theologie-Professor an der halleschen Universität.

1843 wurde der Verein reformiert und nahm in Anlehnung an das Gründungslokal, die Gaststätte Zum Goldenen Pflug, als goldener Pflug burschenschaftliche Züge an, woraufhin Gegner dieser Umwandlung 1844 den Hallenser Wingolf gründeten.[3] Der Pflug schloss sich mit der burschenschaftlichen Verbindung Fürstenthal und anderen corpsfeindlichen Verbindungen zur Allgemeinheit zusammen, die bis 1846 bestand hatte. Danach gehörte er gemeinsam mit einer Magdeburgia, der Salingia und der Normannia einem örtlichen Chargierten-Convent an, der jedoch nur kurz bestand. Am 2. März 1847[4] wurde den bis dahin einfarbigen violetten Mützen ein schwarz-rot-goldenes Band hinzugefügt, das 1849 nach dem Scheitern der Deutschen Revolutiondurch ein violett-weiß-goldenes ersetzt wurde.[5] 1851 gründete der Pflug gemeinsam mit der Neo-Borussia, der Salingia und der Normannia den Hallenser Deputierten-Convent, aus dem er 1863 jedoch wieder austrat.

1852 gründete der Pflug gemeinsam mit der Uttenruthia Erlangen und der Germania Marburg, die sich beide von den örtlichen Wingolfverbindungen getrennt hatten, den von 1852 bis 1855 bestehenden Schwarzburgverein/Schwarzburger Verein.[6]

Zeit der Burschenschaft

Am 5. November 1860 wurde der Pflug offiziell zur Burschenschaft mit den Farben Schwarz-Rot-Gold und am 1. Dezember 1860 wurde der Name Burschenschaft der Pflüger angenommen. 1865 war sie eine von zwei Burschenschaften in Halle.[7] 1865 nahm sie in Jena an der Feier zum 50. Jahrestag der Gründung der Urburschenschaft teil.[8] Am 10. Februar 1867 wurde der Name Burschenschaft Alemannia auf dem Pflug und die heutigen Farben angenommen. Von 1861 bis 1872 gehörte sie dem Süddeutschen Kartell an. Die Alemannia war um 1870 an der Gründung des Korporationsverbandes Eisenacher Konvention beteiligt und gehörte nach dessen Auflösung dem Eisenacher Deputierten-Convent (EDC) bis 1880 an. Seit der Gründung des Allgemeinen Deputierten-Convents, der späteren Deutschen Burschenschaft, im Jahr 1881, gehörte die Alemannia diesem an. Kartellverhältnisse mit der Göttinger Burschenschaft Brunsviga und der Marburger Burschenschaft Germania entstanden. 1906 trat sie dem Roten Verband bei.

1911 zog die Burschenschaft in ihr eigenes Verbindungshaus in der Albrechtstraße 7[9], das Pflug genannt wurde. Am Ersten Weltkrieg nahmen 210 Pflüger teil, von denen 42 starben.

Im Wintersemester 1930/31 bestand die Verbindung aus 250 Alten Herren und 85 Mitgliedern der Aktivitas. 1934 wurde der heutige Name Burschenschaft der Pflüger angenommen.[10] 1935 trat sie aus der Deutschen Burschenschaft aus, wurde für kurze Zeit Mitglied der Alten Burschenschaft[11] und kehrte wieder zurück, um in den NSDStB überführt zu werden. 1936 wurde die Aktivitas aufgelöst und bestand als Kameradschaft König Heinrich weiter. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war ein Aktivenbetrieb in Halle und der Sowjetischen Besatzungszone nicht mehr möglich.

Zeit in Münster

Am 26. November 1949[12] wurde die Burschenschaft der Pflüger in Münster rekonstituiert. Sie war 1950 Gründungsmitglied bei der Rekonstruktion der Deutschen Burschenschaft. Auf dem Burschentag 1954, auf dem die Bestimmungsmensur eingeführt und das Duell verboten wurde, waren die Pflüger Vorsitzende Burschenschaft des Verbandes.

1960 wurde der Altherrenverband der ehemaligen ADB-Burschenschaft Rheno-Marchia Münster[13] (gegründet 1913[14]) aufgenommen, wodurch 1962 auf dem dadurch zur Verfügung stehenden Grundstück ein neues Verbindungshaus, der Zweite Pflug, gebaut werden konnte.

Nach der Wiedervereinigung erhielten die Pflüger 1994 ihr altes Haus in Halle zurück.

1996 trat die Burschenschaft der Pflüger aus der Deutschen Burschenschaft aus.[15]

2012 bestand die Burschenschaft aus 139 Mitgliedern und feierte ihr 175. Stiftungsfest.[16] 2018 nahm sie in Münster am Volkstrauertag an einer Kranzniederlegung an der Rückseite des Rathauses teil.[17]

Couleur und Wahlspruch

Das Couleurband der Pflüger hat die Farben Violett-Weiß-Gold[18] mit goldener Perkussion. Die Füchse tragen ein violett-weiß-violettes Band.[19] Als Kopfbedeckung wird eine violette Samtmütze getragen.[20]

Der Wahlspruch der Pflüger lautet: Gott, Freiheit, Vaterland! Altdeutsche Treu! Das Wappen ist dem der Deutschen Burschenschaft entlehnt, mit dem Pflüger-Zirkel im Herzschild.[21]

Bekannte Mitglieder

  • Lothar Berger (1900–1971), Generalmajor
  • Heinrich Ludwig Boerner (1846–1916), Pädagoge, Geheimer Regierungsrat
  • Otto Coester (1833–1898), Bürgermeister und Ehrenbürger von Soest
  • Karl Ernst (1834–1902), Conkneipant, Generalsuperintendent der Evangelischen Landeskirche in Nassau
  • Theobald Fischer (1846–1910), Geograph und Hochschullehrer
  • Emil Freyburger (1825–1899), Schriftsteller (später ausgetreten)
  • Emil Frommel (1828–1896), evangelischer Theologe und Volksschriftsteller, Dichter, Hofprediger, Militäroberpfarrer und Erzieher der kaiserlichen Prinzen in Plön (Ehrenmitglied)
  • Richard Gertenbach (1884–1945), Oberbürgermeister von Iserlohn
  • Walther Hellige (1910–1984), Politiker (CDU, FDP), Bundestagsabgeordneter
  • Hermann Kaiser (1885–1945), Lehrer, Offizier und Widerstandskämpfer (20. Juli 1944)
  • Reiner Klimke (1936–1999), Dressurreiter und Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen (CDU)
  • Rudolf Knauth (1879–1963), Landrat, Jurist, Vizepräsident des Thüringischen Oberverwaltungsgerichts, Mitglied des Staatsgerichtshofes des Deutschen Reiches
  • Klaus Mahnert (1913–2005), österreichischer Politiker, Gauinspekteur von Tirol und Vorarlberg, Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat (FPÖ)
  • Ludwig Mahnert (1874–1943), deutsch-österreichischer Schriftsteller und evangelischer Geistlicher
  • Wilhelm Molly (1838–1919), Allgemeinmediziner und Förderer der Esperantosprache
  • Otfried Nippold (1864–1938), deutsch-schweizerischer Jurist, Präsident des Obersten Gerichtshofs des Saarlandes, Professor an der Universität Bern und Friedenskämpfer
  • Heinrich Pröhle (1822–1895), Lehrer und Schriftsteller
  • Adolf Sauer (1852–1932), Professor für Geologie und Mineralogie an der TH Stuttgart
  • Rudolf Strothmann (1877–1960), Islamwissenschaftler
  • Theodor Suhnel (1886–1965), Architekt, Ehrenbürger der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
  • Johannes Wislicenus (1835–1902), Chemiker, Professor in Würzburg und Zürich

Mitgliederverzeichnisse:

  • Ernst Elsheimer (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28. Frankfurt am Main 1928.
  • Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 1040–1041.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Kaiser: Die Pflüger in Halle. Festschrift zum sechzigjährigen Stiftungsfest der Burschenschaft. Halle a. S. 1903.
  • Hugo Böttger (Hrsg.): Handbuch für den Deutschen Burschenschafter. Berlin 1912, S. 351.
  • Herman Haupt (Hrsg.): Handbuch für den Deutschen Burschenschafter. 6. Aufl. (herausgegeben von Max Droßbach und Hans Hauske), Frankfurt am Main 1932, S. 401–402.
  • Klaus Neuhaus: Studentenpostkarten aus Münster. Eine anschauliche Geschichte Münsteraner Studentenlebens. Schernfeld 1993, S. 26.
  • Peter Pollandt: Vivat, Crescat, Floreat! Postkarten alter hallescher Studentenverbindungen. Halle 2002, S. 27–29.
  • Hans-Georg Balder: Die deutschen Burschenschaften. Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 192–193, 334–335.
  • Harald Lönnecker (Hrsg.): Max Flemmings „Geschichte der Verbindung Pflug-Halle 1841–1860“ (Manuskript Halle 1944). Ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Burschenschaft (= Jahresgabe der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung e. V. (GfbG) 2015/16), Koblenz 2016, ISBN 978-3-9813447-9-0.

Einzelnachweise

  1. Meyers Konversationslexikon. 5. Auflage, Leipzig 1896, Beilage zum Artikel Studentenverbindungen.
  2. Kaffeegarten Trotha auf der Webseite des Monetarium e. V. – Gesellschaft zur Förderung von Kultur und Heimat.
  3. Friedrich Büchsel: Geschichte des Halleschen Wingolfs. In: Hans Waitz (Hrsg.): Geschichte der Wingolfsverbindungen. Darmstadt 1914, S. 440–441.
  4. Harald Lönnecker: "Demut und Stolz, Glaube und Kampfessinn". Die konfessionell gebundenen Studentenverbindungen – protestantische, katholische, jüdische. Koblenz 2011, S. 11. (pdf)
  5. Geschichte der Deutschen Burschenschaft. Band 3: Georg Heer: Die Zeit des Progresses. Von 1833–1859 (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung. Bd. 11). C. Winter, Heidelberg 1929, S. 228.
  6. Johannes Kübel: 100 Jahre Uttenruthia. 1836–1936, Erlangen 1951, S. 333.
  7. Allgemeine academische Zeitung. 5. Jahrgang Nr. 12 vom 2. Juli 1865, Jena 1865, S. 47.
  8. F. Wild: Das fünfzigjährige Jubiläum der deutschen Burschenschaft. Jena 1865, S. 55.
  9. Deutscher Universitäts-Kalender. Winter-Semester 1913/14. Leipzig 1913, S. 135.
  10. Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände. Band I: Die schlagenden Verbände. Würzburg 1981, S. 84.
  11. Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände. Band I: Die schlagenden Verbände. Würzburg 1981, S. 124.
  12. Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände. Band I: Die schlagenden Verbände. Würzburg 1981, S. 91, 102.
  13. Zur Burschenschaft Rheno-Marchia Münster, siehe: Hans-Georg Balder: Die deutschen Burschenschaften. Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 337–338.
  14. Burschenschaft Rheno-Marchia Münster
  15. Jens Nordlohne: Zivis an die Burschenfront in: Focus Magazin Nr. 24 (1996) vom 10. Juni 1996.
  16. Karin Piontek: Blick über den Tellerrand. 175 Jahre „Pflüger“: Burschenschaft feierte rundes Jubiläum In: Westfälische Nachrichten vom 28. Mai 2012.
  17. Andreas Hasenkamp: Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Vom Kampf gegen Hitler bis zum Afghanistan-Einsatz.In: Westfälische Nachrichten vom 19. November 2018.
  18. Paulgerhard Gladen: Gaudeamus igitur: Die studentischen Verbindungen einst und jetzt. Callwey, München 1986, S. 217.
  19. Ernst-Günter Glienke: Civis Academicus. Handbuch der deutschen, österreichischen und schweizerischen Korporationen und studentischen Vereinigungen an Universitäten und höheren Schulen. Jahrgang 1996, Lahr 1996, S. 190.
  20. Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 58.
  21. Michael Doeberl, Otto Scheel, Wilhelm Schlink, Hans Sperl, Eduard Spranger, Hans Bitter und Paul Frank (Hrsg.): Das Akademische Deutschland, Band 4: Die Wappen der deutschen Korporationen des In- und Auslandes. C. A. Weller Verlag, Berlin 1931, Tafel XV.

Weblinks

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