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NSDAP-Hitlerbewegung: Darstellung nach Botz in J.W.Falter 2016

  • Vorgeschichte allgemein:

Die Vorgeschichte des österreichischen Nationalsozialismus unterscheidet sich von dem in Deutschland und reicht bis ins vorangegangene Jahrhundert zurück. Es gab eine enge Bindung an die deutsch-völkischen Gewerkschaftsbewegung und ideologische Nähe gab es zur Alldeutschen Bewegung Georg von Schönerers und Karl Hermann Wolfs.

Der ö. NS kann "als Produkt einer Überlagerung von Klassenkonflikten durch nationale Gegensätze interpretiert werden" (Hier verweist Botz auf Botz 1981 [Strukturwandel d. ö. NS], S.164f.)

Ählich wie im ital. Faschismus kann im ö. NS ein Übergang von einer sozialistischen Partei zu einer als faschistisch zu bezeichnenden Partei beobachtet werden.

  • Vorgeschichte konkret:

In Nordböhmen formierte sich 1903/04 die Deutsche Arbeiterpartei (Österreich-Ungarn), deren Rückgrat die deutschen Gehilfen- und Arbeitervereine bildeten. Sie verfolgte eine deutsch-nationale Defensivpolitik gegen die Konkurrenz der zuwandernden tschechischen Arbeiter aus dem industriell weniger entwickelten zentralböhmischen Regionen. Dazu kam noch ein "Klassen- und Rassenkampf" gegen die deutsch-liberalen Unternehmer mit ihrem relativ hohen jüdischen Anteil. Erst 1909 trennte sich die Partei auch formell von den deutschnationalen Gewerkschaften, deren politischen Arm sie darstellte. Zu ihrer Wählerschaft zählten Handlungsgehilfen, Industriearbeiter, Eisenbahner, Ingeneure und Bergleute.

Im Parteispektrum des Reichsrats standen sie links der Mitte. Bei Wahlen blieb ihr Erfolg begrenzt. Schon vor dem Ersten Weltkrieg sprach man von "nationalem Sozialismus", nationalistische Leitsätze kamen auf, wie etwa: "Zusammenfassung aller Schaffenden auf dem Boden des eigenen Volkstums". Im Mai 1918 gab sich die Partei den Zusatz "nationalsozialistisch" und als DNSAP (kurz darauf Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei (Österreich)) gab sie sich auch ein neues Parteiprogramm.

Der Zerfall der Donaumonarchie machte eine Neuorganisation nötig, lag ihr Hauptverbreitungsgebiet doch in der neuen Tschechoslowakei und nur zu einem kleinen Teil in Österreich. Dazu gab es noch eine kleine Splittergruppe die jetzt im Gebiet von Polen lag. Gemeinsam mit der Deutsche Arbeiterpartei bzw. der Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei wurden "zwischenstaatliche Tagungen" organisiert.

Bei den Nationalratswahlen 1919 und 1920 konnte kein Mandat erzielt werden. Die Entlassungen im Rahmen der "Genfer Sanierung" führte viele (auch viele sehr junge) Unzufriedene zur DNSAP, 1923 soll sie schon 34.000 eingeschriebene Mitglieder gehabt haben. Der parteieigene militärisch organisierte "Ordnerdienst" (Vorläufer des Vaterländischer Schutzbund) soll schon 9.800 Mitglieder gehabt haben. Angelehnt an Hitlers Strategie einer putschistischen Machtergreifung (Hitlerputsch) lehnte die Mehrheit (allerdings nicht Riehl, der 1924 austrat) der Partei damals eine Teilnahme an Nationalratswahlen ab, man konzentrierte sich auf Aufbau von Presse und Ordnerdienst.

Mit dem Erstarken der Position Hitlers in der deutschen NSDAP wuchs auch der Einfluss der deutschen Partei auf die österreichischen Nationalsozialisten.

Zerfallserscheinungen mit einsetztender wirschaftlicher Besserung (die früher als in Deutschland geschah). Riehl schied 1924 aus Partei aus.

  • Gründung NSDAP-Hitlerbewegung und erste Jahre:

Im Mai 1926 Spaltung in die Schulz- und die Hitler-Richtung [ANM.: wobei Botz behauptet, die Schulz-Bewegung hätte den alten Namen beibehalten, nach seinen Ausführungen müsste das DNSAP sein, aber trat bereits 1919 als Nationalsozialistische Arbeiterpartei zur Wahl der konst. Nationalversammlung an, 1920 als Nationalsozialistische Partei. Bereits 1923 finden sich Hinweise auf Verwendung des Namens NSDAP (Großdeutschlands), spätestens 1926 war Selbstbezeichnung NSDAP geläufig, daher auch NSDAP-Schulzgruppe und NSDAP-Hitlerbewegung].

Hitler-Bewegung war unter uneingeschränkter Führerschaft Hitlers. Damit einhergehend (auch entsprechend Hitlers Vorstellung von der NSDAP als Volkpartei) ging der Wandel in der Anhängerschaft: in die bisher gewerkschaftlich gestützten reine Arbeiterpartei zog vermehrt der Mittelstand (Beamte, Angestellte, Freiberufler) ein.

Waren die beiden Fraktionen vorerst etwa gleich stark, erlangte die Hitlerbewegung später ein immer stärkeres Übergewicht

Konkurrent wurden ab 1927 die von CS, Großindustrie, Italien und Ungarn unterstützen, antimarxistischen Heimwehren, die den Nationalsozialisten Anhänger abziehen konnte.

Bei der Nationalratswahl in Österreich 1927 trat die Partei gemeinsam mit einer anderen "radikal deutschnationalen Splittergruppe" als Völkischsozialer Block an, konnte aber nur etwa das Ergebnis der DNSAP von 1919 bzw. 1920 erreichen. [übrigens hier (S.425) keine Erwähnung der beiden NÖ Bezirke, wo NSDAP solo antrat]

Bis 1929 konnte die Hitlerbewegung keinen Fortschritt beim Mitgliederwachstum verzeichnen, man stand bei etwa 4.400. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg gab es sogar so wenig Parteigenossen, dass deren Zusammenfassung in einen einheitlichen (bis 1932 bestehenden) "Westgau" verfügt wurde.

Auch als 1930 die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise spürbar wurden und Hitler in Deutschland spektakuläre Wahlerfolge einfuhr, lag das Ergebnis der Nationalratswahl in Österreich 1930 bei nur etwa 3 Prozent.

Erst als die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise einen Politischen Klimawechsel auslösten (Arbeitslosigkeit, Sozialisten-Angst, Straßengewalt zw. Links und Rechts) erhielt die NSDAP Zulauf. Den entscheidenden Durchbruch bedeuteten die Landtagswahlen in Wien, Niederösterreich und Salzburg im April 1932 sowie (weniger stark zwar) im November 1932 in Vorarlberg. In diesen vier Landtagswahlen gingen mehr als zwei Drittel der Wahlberechtigten Österreichs zur Urne, rund 16 Prozent von ihnen stimmten für die NSDAP. Die Wähler kamen besonders aus dem Lager der Großdeutsche Volkspartei und des Landbunds. In großen Städten (speziell Wien) ging der Zuwachs auf auf Kosten der CSP, in schwach industrialisierten ländlichen Gebieten tendenziell auf auf Kosten der SDAP. Auch von der Heimwehr konnten viel Anhänger gewonnen werden [Anm. vgl. Heimatblock trat außer in Salzburg gar nicht mehr an] [Botz verweist zum Wählerstrom hier (S.425f.) speziell auf Hänisch 1998 bzs 1987]

1931: Sitz der Landesleitung in Linz, dorthin entsandte Hitler Theodor Habicht als Landesinspekteur. Der suchte dem missglückten Pfrimer-Putsch die Zusammenarbeit mit dem Steirischer Heimatschutz nach dem Vorbild der Harzburger Front. Nach Friktionen entstand daraus im März 1933 ein Kampfbündnis, dem sich auch andere rechtsnationalistische Verbände und die Großdeutsche Volkspartei (!!!) beitraten.

Da nach 1930 bzw. 1932 keine weiteren Nationalrats- bzw. Landtagswahlen mehr stattfanden, konnte die NSDAP auf parlamentarischem Weg keinen Zugewinn mehr erreichen, Ergebnisse auf Gemeinderatswahlen (etwa Innsbruck April 1933) zeigten, dass die NSDAP in Städten weiter zulegte. Dollfuß, der im März 1933 einen autoriätren Kurs einlegte, scheute daher Neuwahlen.

Theodor Habich konnte die "zentrifugalen (föderalistisch-regionalen) Kräfte in der österreichischen NSDAP" im Zaum halten und einen "schlagkräftigen Propaganda- und Mitgliedererfassungsapparat" aufbauen.

Auf S. 428 Druck- oder Schlampigkeitsfehler: Zum Zeitpunkt des Verbots der Partei 19. Juni 1933 hatte die Partei 68.465 Mitglieder [ANM: Woher diese Zahl kommt, klärt Botz leider nicht auf. Aber er erwähnt: Nach Luza geringfügig weniger 68.376, nach Hochrechnung Botz 73.500 ± 1000 bei 5% Konfidenzintervall]. Auch nach dem Verbot [sic!] setzte sich der Mitgliederzustrom fort, bis die österreichische Parteileitung aufgelöst wurde [ANM: Leider auch keine genauere Darstellung, vermutlich erfolgte die Auflösung nach dem Juliputsch] am 5. August 1933 [ANM: 1934 ist korrekt. Siehe beispielsweise Botz 1980, S. 109: „stieg die Anzahl der Parteimitglieder, die zwischen Juni 1933 und Juli 1934 von 67 000 auf 87 000 angewachsen war, bis zum Berchtesgadener Abkommen (12. Feburar 1938) um weitere 60 000“] wurden 89.600 Aufgenommene verzeichnet.

Im Zustand der "außerinstitutionellen Opposition" waren die Mitglieder scharfer Verfolgung ausgesetzt (admin., polizeilich, gerichtliche Sanktion, tw. berufliche Nachteile, tw. "Sippenhaftung" für Angehörige "ortsbekannter Nazis") Verfolgung wurde 1936 schwächer. Nazis ihrerseits reagierten mit verstärktem Terror/Gewaltakten (Liste NS_Terror angelgen und hier verknüpfen). Kulminierte im fehlgeschlagenen Juliputsch 1934.

Durch Verfolgung im "Ständestaat" verhielten sich aber auch viele still, verließen die Bewegung, viele flüchteten nach Deutschland (Österr. Legion), anfangs auch nach Jugoslawien). Viele wurden verhaftet (Anhaltelager Wöllersdorf)

!! S.429: Die Mitgliederkartei wurde ab 1926 in enger Abstimmung mit München geführt!! (erklärt Mitgliedernummern unter 6.100.00) In der Zeit der Illegalität im "Ständestaat" ging die Kartei jedoch verloren, tw. wurden Parteibücher und -dokumente aus Angst vor Verfolgung vernichtet. Machte Reorganisation nach dem "Anschluss" schwierig, auch wenn Teile der Kartei wieder gefunden wurden. Flucht tausender österreichischer Nazis nach Deutschland komplizierte die Sache zusätzlich: Über 10.000 wurde die ö. Staatsbürgerschaft aberkannt, die die die Deutsche STaatsbürgerschaft annahmen, konnten der deutschen NSDAP beitreten

Durch die Gegenmaßnahmen des autoritären Regimes nahm der Mitgliederzstrom nach Mitte 1933 ab, trotzdem noch etwa 14.000 Neu-Mitglieder jährlich. Zugleich verließen wieder einige die Partei, so daß der Mitgliederstand eher stagnierte (tw. sogar rückläufig war). Nach dem Juliabkommen nahm der Zustrom wieder zu, kurz vor dem "Anschluss" gab es quasi einen Run der Opportunisten auf die Partei. Beim "Anschluss" sollen es 197.900 Mitglieder gegeben haben. Später fand eine Überprüfung des "NS-würdigen Verhaltens während der Illegalität" statt, bei dem einige für nicht-würdig befunden wurden.

[Einschub, weil auch bei Botz scheinbar ohne Zusammenhang S.435: Aktive Soldaten wahren vom Beitritt ausgeschlossen, bei Einberufung wurde Parteimitgliedschaft "ruhend gestellt", Mitgliedsbeiträge mussten während der Zeit nicht bezahlt werden. War Hitler wichtig, das zu trennen aus irgendwelchen Gründen]

Reichskommissar Josef Bürckel sollte die "Erfassung und Aufnahme der Mitgliedschaft" abwickeln. Er stützte sich dabei auf das Personal, das er zur Organisation der Volksabstimmung rekrutiert hatte. Im Erfassungsverfahren wurden berücksichtigt:

  • solche, die schon bisher NSDAP-Mitglieder waren [so etwas unscharf in Botz. Ich vermute, gemeint sind im Münchner Register erfasste Personen, also vor der Illegalität eingetretene] Diese wurden überprüft und wenn sich alte Mitgliedschaft bestätigte bekamen sie ihre alte Nummer zugeteilt. (Alte Kämpfer)
  • jene, die sich bis zum 11. März 1938 als Nationalsozialisten betätigt haben [Ich vermute stark damit sind Neumitglieder aus der Zeit der Illegalität gemeint.] - sie bekamen vorläufig für die Zeit der Überprüfung eine grüne sogenannte "vorläufige Mitgliedskarte" ausgestellt. Wenn sie bei der (monate, manchmal jahrelang dauernden) Überprüfung für NS-würdig und in der Illegalität nicht abtrünig befunden wurden, erhielten sie eine reguläre Mitgliedskarte und eine Mitgliedsnummer 6.100.001 bis 6.600.000 (Botz legt dar, dass die Angabe "bis 6.900.000" bei Jagschitz falsch ist) zugeteilt und das symbolische, aber rechtlich geltende Eintrittsdatum 1. Mai 1938 ("nationaler Tag der Arbeit"), sofern sie ihren Antrag bis Oktober 1938 einreichten. (Illegale, lassen sich relativ genau auf 280.000 beziffern)

Wichtig war (ihm) (was organisatorisch kompliziert und mit Grund für tw. lange Dauer der Prüfung), dass die Leute nicht nur Nazis geworden, sondern während der Illegalistät auch geblieben sind. "Alte Kämpfer" konnte man auch nur werden, wenn man die Bewegung nicht verlassen hatte zwischenzeitlich.

Bürckel führte für einige Jahre eine Registerkartei für die österreichischen Parteimitglieder (bzw. ließ führen).

Skuriles Detail: Gab dann noch (ganz selten) "schwarze Mitglieder", die quasi geheim NSDAP Mitglieder waren, so geheim, dass die Zentrale in München nix davon wusste, sie keine "rote" mitgliedskarte hatten,sondern nur eine nicht Nummerierte der Ortsgruppe. Offiziell streng verboten. Otmar Spann bekam eine solche als er 1929 beitrat. Auch Diplomat mit Deckname "Walter Hengauf"

Im November 1938 wurde die im "Altreich" bereits 1937 eingeführte Kategorie "Parteianwärter" eingeführt, für jene, die Antrag zu spät gestellt hatten, oder nicht würdig genug für eine Aufnahme in die prestigeträchtige niedrige Nummern gesehen wurden. Sollte eigentlich nur bis Juni 1940 geführt werden, hielt sich in Praxis aber deutlich länger, da die Reorganisation der NSDAP in Ö. sehr chaotisch war, Jagschitz hat 2001 (In Talos, S.107) darüber geschrieben.

Die Partei strebte an, in ihrer Mitgliederstruktur die der Bevölkerung abzubilden, hatte aber bei Bauern und Arbeitern zuwenig (und eher mehr Beamte, Angestellte, Freiberufler und Studenten - siehe Titel "assymetrische Volkspartei" oder andere Bezeichnung (von Falter?) "Mittelstandsbauch" für Überhang der Mittelständler)

Vermutlich unwichtige Details zur Sozialstruktur der Neumitglieder:

  • Ab 1933 zeigt der Loyalitätsdruck des Dollfuß-Regimes Wirkung bei den öffentlichen Bediensteten, die weniger der Partei zuströmten.
  • Bauern waren bei den neu Beitretenden bis 1931 fast nicht vertreten (3%), ab 1932 nahm ihr Anteil rapide zu, da die NSDAP einen Teil der Heimwehr und nahezu den ganzen Landbund aufsog (Anteil stieg auf 12%-14%)
  • Arbeiterschaft: Im vgl. mit Gesamtbevölkerung (ca. 54%) unterrepräsentiert: 21% zw. 1926-1931; steigerte sich 1933 auf 27%, 1938 auf 29%

Off-Topic, weil bereits die deutsche NSDAP betreffend, aber sehr interessante Beobachtung (S. 450 f.):

Machtübernahme der Nazis 1938 bedeutete Funktions- und Strukturwandel in der NSDAP und ihres organisatorischen Umfeldes. Die Partei wurde Monopolpartei, verlor dadurch Dynamik. Die umfassenden Machtansprüche der Partei stießen in

„staatlichen und halbstaatlichen Organisationen und Verwaltungskörpfern auf Abwehrhaltungen und Resistentz, die sich gerade auch nationalsozialistisch rechtfertigten bzw. tarnten. Wo es jedoch einzelnen Machtträgern gelang, eine Verschmelzung der Parteitätigkeitsbereiche mit staatlichen Behörden herbeizuführen, fand eine Entfremdung von der Partei im ursprünglichen Sinne statt. So nahm das Propgandaministerium mit seinem Apparat der »Partei« ihre bis dahin wichtigste Funktion aus der Hand, erfolgte unter Himmlsers SS-SD-Gestapo-Komplex eine Verstaatlichung des Terrors, verschmolzen im Reichskommissariat Bürckels die politischen Gestaltungs- mit den staatlichen Exekutivaufgaben so perfekt, dass sich der einheimische Parteiapparat bald gegen jenen Mann auflehnte, der zunächst gegen die alten österreichschen staatlich-bürkratischen Strukturen angetreten war. Ein Sektor, wo der alte Bewegunscharakter noch eine Zeitlang weiterlebte, waren die internen Cliquenkämpfe und Querelen all jener, deren berchtigte oder überzogene Ansprüche und Erwartungen nicht erfüllt worden waren. Und das war vor allem die Judenverfolgung, in der sozial anderwärts unbefriedigte Energien ein offenes Ventil fanden.“

S. 452: Inssges. waren in Ö. bis 1941 etwa 20% der in Frage kommenden Erwerbstätigen oder 8,2 % der Gesamtbevölkerung Parteimitglieder geworden... Stand 1941: Höhere Bemate waren praktisch zu 100 % PG, circa 60% der Freiberufler, 60% der Lehrer, 50% der Studenten, und 40% der öffentlich Bediensteten. Bauern und Privatangestellte 25-30%, Arbeiter und Selbständige 15-20%.

Übrigens "Alte Kämpfer" in Ö: Botz scheint damit konsequent jene zu bezeichnen, die vor dem Parteiverbot im Juni 1933 beigetreten sind, danach bis März 1938: "Illegale". Im Ggs. dazu gibt der WP-Artikel Alter Kämpfer für Ö. alle an, die vor März 1938 beitraten. Ich glaube hier irrt WP und Botz hat recht. Für Zitierverwendung S.437 (inkonsequente Groß- und Kleinschreibung übernommen):

„In Analogie zum »Altreich« wurde auch in der Ostmark der auszeichnende Begriff eines »Alten Kämpfers« eingeführt. »Als ›alte Kämpfer‹ der Ostmark, welche so wie die alten Kämpfer im Altreich bevorzugt zu behandeln sind«, galten einer Anweisung Bürckels zufolge vier Arten von Parteigenossen, und zwar solche, die vor dem Stichtag 19. Juni 1933 entweder in Österreich oder in Deutschland ordnungsgemäß beigetreten waren, oder Träger des »Blutordens« oder außerordentlich verdienstvolle Parteigenossen waren (Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Duetschen Reich vom 23.09.1938).“

NSDAP in Ö. ziemlich "jugendliche" Partei, vergleichbar nur mit Kommunisten. 1926-33 waren 52% aller Neumitglieder 30 Jahre oder jünger, nahezu 80% waren maximal 40jährig. Ältere Generation waren daher entsprechend unter-repräsentiert. Auch über die Zeit wurden die selben (Geburts-)Jahrgänge (ca. 1894-1913) angesprochen. 1931/32, am Übergang zur Massenpartei stieg der Altersschnitt um vier Jahre, 1933 nochmals um ca. drei Jahre.

NSDAP-Hitlerbewegung: Infos nach Hertlein in J.W.Falter 2016

  • Benjamin Hertlein: Die sudetendeutschen und österreichischen NSDAP-Mitglieder. Ein Vergleich mit den Mitgliedern aus dem Altreich. In: Jürgen W. Falter (Hrsg.): Junge Kämpfer, alte Opportunisten. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945. Campus, Frankfurt / New York 2016, ISBN 978-3-593-50614-2, S. 319–333.
  • Anm.: Ev. nicht in Lit. führen, weil nicht speziell genug, sondern als Ref, daher mit Seitenzahl:

S319: Im Jahr 1938 traten circa 170.000 österreichische und 400.000 sudetendeutsche Neumitglieder der [deutschen] NSDAP bei. [Man beachte die vielen Sudetendeutschen im Vergleich zu Ö.]

S321: Geht aufgrund von Indizien und Stichproben davon aus, dass die Nummern 6.420.001 bis 6.600.000 an sudetendeutsche Nazis vergeben wurden.

S324: NSDAP musst in Ö. und Sudetenland nicht völlig bei Null anfangen, sondern konnte auf bestehende Strukturen zurückgreifen. Im Sudetenland die Sudetendeutsche Partei, in Österreich die illegale österreichische NSDAP .... aktives Bekenntnis zur [deutschen] NSDAP war nötig, um Parteimitglied zu werden bzw. zu bleiben, d.h. auch die ehem. SdP-Mitglieder und die öst. illegalen NSDAP-Mitglieder mussten sich erstmals oder erneut in die [deutsche] NSDAP aufnehmen lassen

S325: 22% der öst. eintretenden NSDAP-Mitglieder von 1938 waren weiblich (im Sudetenland: 14%).

Rest ist eher sehr spezielle statistische Details zur Struktur der (Neu)Mitglieder, dazu ausführlich in Botz, falls interessant.

NSDAP-Hitlerbewegung: Nochwas am Rande aus gleichem Sammelwerk J.W.Falter 2016

In Österreich hat es zu Kriegsende 500.000-700.000 Parteimitglieder gegeben.[1]

Im gleichem Beitrag, S.38f. ist eine übersichtliche Tabelle: Wer darf [deutsche] NSDAP-Mitglied werden. Interessantes Detail: 1921–1923 waren "alle Deutschen arischer Abstammung" zugelassen [also auch noch Österreicher wie der A.H. maybe?] 1925–1933 wurde das auf "Reichsdeutsche" geändert, also Österreicher explizit nicht. Auch weitere Details der Tabelle sehr interessant, aber am nicht Thema der öst. NSDAP.

NSDAP-Hitlerbewegung: Nach Hänisch

S67ff.

Entstehungsgeschichtlich Vorläufer des österreichische Nationalsozialismus sind Schönerer und seine Alldeutschen. Schönerer konnte aus diversen Gründen (anti-katholische "Los-von-Rombewegung", Werbung für Prostestantismus, etc.) keine Massenbewegung anführen, aber sein rassischer Antisemitismus und sein Antiklerikalismus wurden später von völkischen Bewegungen und den Nationalsozialisten übernommen.

Die organisatorischen Wurzeln des NS bildeten sich zur Jahrhundertwende heraus, 1904 [Anm: Damit abweichendes Gründungsdatum zu anderen/neuern Publikationen, die 1903 angeben] wurde die DAP in Trautenau aus Gewerkschaftsverbänden deutschsprachiger Arbeiter gegründet, in einer Region, die durch starke soziale und nationale Auseinandersetzungen zwischen eingesessenen deutschsprachigen und zugewanderteten tschechischsprachigen Arbeitern geprägt war. Programmatik der Partei (Trautenauer Programm 1904 und Iglauer Programm 1913) zeigte Mischung nationalen, völkische, radikale und sozialistische Forderungen (in FN wird auf Botz 1984 verwiesen: auch "zahlreiche demokratische und sozialreformerische Forderungen").

4./5. Mai 1918 Namensänderung DNSAP. Durch Zusammenbruch der Donaumonarchie wurde die Partei auf drei [Anm: also auch hier indirekt der Hinweis auf die polnische Splittergruppe] Länder aufgeteilt, wobei die meisten Mitglieder in Böhmen und Mähren ansässig waren. In Ö. Führung Walter Riehl bis 1923, auch Leiter der "zwischenstaatlichen Kanzlei", die Kontakt hielt zu den Sudetengebieten und ab 1920 auch zur NSDAP in München.

DNSAP beteiligte sich an der Wahl zur konstituierenden Nationalversammlung 1919, erhielt aber lediglich 23.334 Stimmen und kein Mandat (In FN wird angeführt, dass andere Anzahlen nicht korrekt seien: 23.252 sei vorläufiges Ergebnis. 23.069 sei Irrtum von Jagschitz 1976, Jedlicka 1971 bezeiht sich auf Hawlik 1971 23.431 Stimmen [Anm. WP-Artikel Konstituierende Nationalversammlung stimmt mit Hänischs Angabe überein]).

Bei der Landtagswahl in Salzburg 1919 konnte ein Mandat errungen werden [Scheinbarer Widerspruch zum Artikel. Hänisch gibt an: Trat als Deutsche Arbeiterpartei an, erreichte 2.703 Stimmen in den drei Bezirken, in denen sie antrat, davon 1 Mandat in Stadt Salzburg mit 1.643 Stimmen. Jedlicka 1971 und Hanisch 1978 geben abweichend davon 2 eigenständig errungene Mandate an] Vergleiche Reichspostbericht: Partei trat offensichtlich "gekoppelt" mit anderen "freisinnigen Parteien" an. (TODO: Das Listenbündnis im Artikel genauer darstellen)

Kandidierten auch bei Landtagswahl in der Steiermark 1919 (im Wahlkreis Obersteier), erzielte aber nur 2.028 Stimmen, das sind 1,7% der gültigen Stimmen im Wahlkreis [0,54% auf das Land gerechnet, lt. WP-Artikel].

Bei der Nationalratswahl in Österreich 1920 scheiterte "eine von Riehl beabsichtigte Wahlkoalition mit den Großdeutschen" [Anm.: bedeutet: die Wahlkoaltion kam nicht zustande, vgl. Carsten S. 70]. Die Partei erreichte wieder kein Mandat mit 24.015 Stimmen. In FN weist Hänisch wieder auf falsche Angaben hin: Ältere Publikation der Statistischen Zentralkommission gibt in Summe 24.026 an, völlig falsch wären Angaben in Carsten 1977 von 33.898, sowie Botz 1984 von "knapp 34.000" Stimmen.

Partei hatte in dieser Zeit "eher den Status einer politischen Sekte".

Soziale Zusammensetzung in den Anfangsjahren mittelschichtgeprägt, durch völkische Gewerkschaften aber auch gewisser "proletarischer" Anteil vorhanden, speziell "uniformierte Arbeiter" wie Eisenbahner. Großer Anteil öffentlich Bediensteter, die Ängste vor Deklassierung der Mittelschicht hatten und im marxistischen Sozialismus größte Bedrohung sahen.

[Zahlreiche interne Streitereien deutet Hänisch hier an, geht aber darauf nicht ein (muss sein Zeitraum 1920–1923), verweist auf Carsten 1977 und Pauley 1981]

Im Laufe der wirtschaftlichen Krise/Hyperinflation verdreifachte sich der Mitgliederstand bis 1923 auf 34.000 und die Ortsgruppen verdoppelten sich auf 118.

1923 Wahlerfolge bei Gemeinderatswahlen in Linz und Innsbruck und bei Kärntner Landtagswahl:

  • Linz 24. Juni 1923: Erreichten mit 4.533 Stimmen 6,9 % der Stimmen / 7,9 % der gültigen Stimmen. [Mandate=?]
  • Innsbruck 27. Mai 1923: Erreichten mit 2.039 Stimmen 6,1 % der Stimmen / 7,9% der gültigen Stimmen [sic, again] [Mandate=?]
  • 21. Oktober Landtagswahl in Kärnten 1923: Erreichten mit 4.756 Stimmen [Im WP-Artikel andere Anzahl! Auch Hänisch nennt ganz geringfügig andere Zahl: Dinklage 1982 hätte 4.755 Stimmen angeführt. Als Quelle führt Hänisch: Kärntner Bauernbote 14.11.1923] 2,8 % der gültigen Stimmen und damit ein Mandat. Dabei starke Streuung in verschiedenen Regionen. Besonders stark in Städten: In Klagenfurt wurden 4,4 % der Wähler erreicht, in Villach gar 8,5 %

August 1923: Führungswechsel, der aus dem gewerkschaftlichen Flügel (deutschnationale Postangestelltengewerkschaft) kommende Werkmeister Karl Schulz übernahm die Führung, seine Hauptaugenmerk lag auf dem sozialen Sektor. Ursache des Wechsels waren Meinungsverschiedenheiten darüber, ob die man bei der Nationalratswahl in Österreich 1923 eigenständig, in Wahlgemeinschaft mit der GDVP oder gar nicht antreten sollte. Es setzten sich Schulz und die Hitler-Anhänger gegen Riehl durch, die eine Wahlenthaltung forderten. Riehl schied 1924 aus Partei aus und gründete den völlig unbedeutenden "Deutschsozialen Verein für Österreich", 1930 trat er wieder ein.(In FN wird erwähnt Riehl sei am 15. April 1924 ausgeschlossen worden nach Jagschitz 1976)

1924/25 sank Mitgliederstand. Gründe: Besserung der wirtschaftl. Lage, Verschuldung der Partei, niederliegende Parteiarbeit. Nach Botz Auswirkung innerer Zerfallsprozesse des NS.

1926 Bruch bei den öst. Nationalsozialisten: Unter der Führung des Wiener Mittelschullehrers Richard Suchenwirth spalteten sich vorwiegend junge und Hitler-loyale Mitglieder von der Partei ab und gründeten mit 250 Personen [Nach Pauley1972 und Carsten1977 nur 150 Personen] am 4. Mai 1926 die Organisation Nationalsozialistischer Deutscher Arbeiterverein (Hitlerbewegung). Wurde formell am 29. August 1926 von Hitler anerkannt und unterstellte sich in der Folgezeit mehr und mehr der deutschen Mutterpartei [sic! hier, S.72, Eltern-Kind-Metapher, nicht mehr Bruder/Schwesterpartei].

Der Schulzflügel blieb bis zu seiner Auflösung 1935 [sic! Hier also nicht "später der NSDAP beigetreten"] unbedeutend. Besaß im November 1928 noch 6.274 zahlende Mitglieder, womit er noch größer war als die Hitlerbewegung, die im Juni 1928 4.466 Mitglieder hatte.

Bei der Nationalratswahl in Österreich 1927 beteiligte sich Schulz-Richtung an der Einheitsliste (Österreich), bei Nationalratswahl in Österreich 1930 am Nationaler Wirtschaftsblock und Landbund.

Mitgliederentwicklung NSDAP-Hitlerbewegung (1928/29 auf S.72, 1931 S. 74, 1933 S. 75)

Jahr Mitglieder
1928 (Juni) 4.466
1929 (Mai) 5.002
1930 ?
1931 (September) 15.000 (circa, Polizeieinschätzung, S.74)
1932 ?
1933 (Jänner) 43.129
1934 ?

Mitgliederentwicklung der Hitlerbewegung ungefähr <graph>{"legends":[],"scales":[{"type":"linear","name":"x","zero":false,"domain":{"data":"chart","field":"x"},"range":"width","nice":true},{"type":"linear","name":"y","domain":{"data":"chart","field":"y"},"zero":true,"range":"height","nice":true},{"domain":{"data":"chart","field":"series"},"type":"ordinal","name":"color","range":["brown"]}],"version":2,"marks":[{"type":"area","properties":{"hover":{"fill":{"value":"red"}},"update":{"fill":{"scale":"color","field":"series"}},"enter":{"y":{"scale":"y","field":"y"},"x":{"scale":"x","field":"x"},"y2":{"scale":"y","value":0},"fill":{"scale":"color","field":"series"}}},"from":{"data":"chart"}}],"height":150,"axes":[{"type":"x","scale":"x","format":"d","properties":{"title":{"fill":{"value":"#54595d"}},"grid":{"stroke":{"value":"#54595d"}},"ticks":{"stroke":{"value":"#54595d"}},"axis":{"strokeWidth":{"value":2},"stroke":{"value":"#54595d"}},"labels":{"align":{"value":"left"},"angle":{"value":35},"fill":{"value":"#54595d"}}},"grid":false},{"type":"y","title":"Mitglieder","scale":"y","format":"d","properties":{"title":{"fill":{"value":"#54595d"}},"grid":{"stroke":{"value":"#54595d"}},"ticks":{"stroke":{"value":"#54595d"}},"axis":{"strokeWidth":{"value":2},"stroke":{"value":"#54595d"}},"labels":{"fill":{"value":"#54595d"}}},"grid":false}],"data":[{"format":{"parse":{"y":"integer","x":"integer"},"type":"json"},"name":"chart","values":[{"y":250,"series":"y1","x":1926},{"y":4466,"series":"y1","x":1928},{"y":5002,"series":"y1","x":1929},{"y":15000,"series":"y1","x":1931},{"y":68000,"series":"y1","x":1933},{"y":89000,"series":"y1","x":1934},{"y":197900,"series":"y1","x":1938}]}],"width":300}</graph>

Bei der Nationalratswahl in Österreich 1927 beteiligte sich die NSDAP am Völkischsozialen Block, ein kurzfristiges Bündnis mit den Bund der Freien von Kipper. 26.991 Stimmen wurden vom Block erreicht. In einem der vier Wahlkreise NÖs ("Viertel unter dem Manhartsberg-Korneuburg) kandidierte die NSDAP selbständig, erhilet aber nur 779 Stimmen.

Bei der Landtagswahl in Kärnten 1927 konnte wieder ein Mandat erreicht werden [Anm.: "wieder" bei Hänisch - dabei war aber 1923 das Mandat noch von der ungespaltenen Nationalsozialistischen Partei (DNSAP) erreicht worden].

(S73) Bei der Nationalratswahl in Österreich 1930 erreichte die öst. NSDAP 111.627 Stimmen, etwa halb so viel wie die Partei der Heimwehr, der Heimatblock. Die deutsche NSDAP hatte wenige Monate zuvor bei der Reichstagswahl 1930 dagegen schon einen grandiosen Erfolg erzielt.

Auch bei der Landtagswahl in Oberösterreich 1931 blieb der Erfolg noch aus, wenn auch der Trend im Gegensatz zur Heimwehr/Heimatblock nach oben zeigte.

[wört.:] "Die organisatorische Konsolidierung der Partei begann im Juli 1931 mit der Ernennung des deutschen Nationalsozialisten Theo Habicht durch Hitler zum Landesgeschäftsführer (später: Landesinspekteur) mit allen Vollmachten. Durch seine Herkunft war er nicht in die Zwistigkeiten und Intrigen der einzelnen Gauleiter involviert und durch seine Vollmachten war er de facto der Führer der österreichischen Nationalsozialisten. Mit der Installation von Habicht fand die völlige Unterstellung der österreichischen Nationalsozialisten unter die deutsche NSDAP ihren Abschluss." (!)

Etwa zur gleichen Zeit deutlich steigende Mitgliederentwicklung (vermutlich wurden dabei viele vormalige Heimwehr-Leute angezogen).

(S.74) Gewissen Einfluss wird auch die Wahl in Deutschland im September gehabt haben. Im Sept. 1931 hatte die Partei nach Polizeieinschätzung ca. 15.000 Mitglieder, ein Drittel davon SA-Mitglieder.

Monat Jahr Mitglieder im Gau Wien
Jänner 1930 1.045
September 1930 1.409
Oktober 1930 (nach Wahl in D.) 2.282
Ende 1930 2.997
Jänner 1931 3.302
März 1931 3.950
April 1931 4.198

Der Durchbruch der öst. NSDAP dürfte auf Frühjahr 1932 zu datieren sein. Ausdruck dessen waren die triumphalen Wahlergebnisse im April 1932, die für die Großdeutschen in einem Desaster endeten:

Bei den Landtagswahlen in Niederösterreich, Salzburg und (Landtags- und Gemeinderatswahlen) Wien waren zwei Drittel der österreichischen Wahlberechtigten an die Urnen Gerufen. Auf die Partei fielen mit insgesamt 336.334 Stimme 16,3 % der gültigen Stimmen (Bei der NRW 1930 waren es mit 66.416 Stimmen nur 3,1 %!). Damit verfünffachung des Stimmenanteils, 29 Nationalsozialisten saßen nun insgesamt in diesen drei Parlamenten (NÖ 8, Szbg 6, Wien 15).

Bei den zugleich stattfindenden Gemeinderatswahlen gab es auch massive Zuwächse:

  • Kärnten (ohne Klagenfurt): 18.323 Stimmen (1928: 2.198)
  • Steiermark: über 22.500 Stimmen (1928, allerdings ohne Graz: 3.700)

Die Anzahl der NS-Gemeinderäte stieg dort von 21 auf annähernd 300 [Anm zu "dort": so bei Hänisch, leider nicht ganz klar, ob damit nur Stmk oder gemeinsam mit Knt gemeint! Da statistische Daten zu beiden Bundesländern in einem Satz, durch Beistrich getrennt, angeführt wurden, vermutlich eher beide gemeinsam. Verweist als Quelle auf Staudinger 1988, S.54]. [Anm. zu diesen Daten: Da Datengrundlage hier etwas "shaky" ist (Hänisch hatte für Stmk 1932 als Basis nur Zeitungsberichte z.B.) und Vergleichszahlen tw. ohne Landeshauptstadt, besser keine absoluten Angaben in Artikel einbauen, sondern allgemein große Zuwächse beschreiben]

  • Vorarlberg im November 1932: 10,5 % (1930: 1,1 %) [Anm.: Hänisch sieht hier eine Trendumkehr, im Sinne "Ende des massiven Wachstums", was Kriechbaumer 2001 (S. 781) allerdings anders sieht. Und ich auch, weil Vbg. immer schon anders war und daher daher kein Indikator für Ö. sein kann!]

S.75:

Gemeinderatswahl am 23. April 1933: NSDAP erreicht 41,1% der Stimmen (1931: ca. 4,1 %)


Einwurf TODO: Darüber Artikel schreiben, Relevanz ist gegeben durch:

  • letzte Wahl der Ersten Republik!
  • Dollfuß erwähnte bei einer Wahlkampfveranstaltung der Tiroler Volkspartei am Wahltag erstmals den Begriff "vaterländische Front", wenn auch noch nicht im Sinne einer Partei, sondern als Idee/Wahlkampfparole/Something-something, siehe Artikel in der Wiener Zeitung.
  • NSDAP: 41,1 % der Stimmen!!! 2 Monate später war die Partei verboten. Kontrafaktisch (und natürlich NS-verschwörungstheoretisch/etc.) interessant. Auch unter dem dynamisierenden Einfluss von Hitlers Ernennung zum Oberschlumpf in Deutschland (Jänner, verzeihung Januar 1933, und Reichstagswahlen [Plural? So bei Hänisch nämlich] im März 1933)

Mitgliederstand 1.1.1933: 43.129. Von diesen wohnten etwa zwei Drittel in Wien und NÖ. Danach Knt und Stmk mit relativ vielen Mitgliederzahlen (6.592/5.453), die anderen Bundesländer weiterhin wenig, tw. <1000 (Zahlen nach Carsten 1977).

In den folgenden Monaten traten weitere 25.000 Österreicher der Partei bei (lt.Pauley 1979)

[Hier folgen (bis S. 77) weitere Details über sozio-ökonomische Mitgliederstruktur (im Grunde genau die "Asymmetrische Volkspartei"-Dinge again, Unterschiede zur deutschen NSDAP zeigen, die nie so stark vom öff. und priv. Angestellten dominiert war), wobei er Botz zitiert, daher die Info - wenn überhaupt wichtig - direkt von dort übernehmen]

S. 77: Wahlentwicklung 1. Republik, markanteste Merkmale: Stabilität der ersten beiden Lager (CS, SDAP), Zerfallsprozess drittes Lager mit Beginn der 1930er Jahre und gleichzeitiger Aufstieg der NSDAP (NB nochmal: wird von Hänisch nicht zum dritten Lager gezählt). [Anm: Es folgt über dutzende Seiten eine relativ detaillierte Darstellung der Wahlentwicklung in der 1.Rep., werd nur mehr wichtige/interessante/erhellende Dinge cherrypicken..]

S79: Wahl zur "konstistuierenden [sic, klein] Nationalversammlung": Partei trat als "Nationalsozialistische Arbeiterpartei" an (Deutsche offenbar zu selbstverständlich zum erwähnen), nur in Salzburg noch als "Deutsche Arbeiterpartei" [es wird nicht explizit darauf hingewiesen, sondern einfach in Tabelle zum Wahlergebnis so angeführt]

S.80: OFF-TOPIC, aber interessant: Bei der Wahl 1919 gab es sehr hohe Wahlbeteiligung obwohl Wahlpflicht nur in Tirol und Vbg. herrschte. CS und Großdeutsche setzten sich für Einführung der Wahlpflicht ein, die Wahlgesetzkommission des Staatsrates delegierte schließlich die Einführung auf Länderebene und nur die beiden Blds. führten sie ein. Bei NRW 1920 waren die Nichtwähler die "Hauptgewinner", verzeichneten in allen Bundesländern starke Zuwächse.

S.81: Wieder beläufige Info in Tabelle: DNSDAP trat unter der Bezeichnung Nationalsozialistische Partei an (diesmal fielen also auch noch die Arbeiter weg) - Hänisch bezeichnet übrigens die Einheitsliste in Kärnten konsequent als Kärntner Einheitsliste - vielleicht der bessere Lemmaname als Klammerlemma Einheitsliste (Kärnten)? Nein, weil Verwechslungsgefahr zur KEL, die bei Landtagswahlen in den 1970er/1980er Jahren kandidierte! (siehe "Links auf diese Seite" bei Kärntner Einheitsliste) Dazu aus FN271 wörtlich: "Die Kärntner Einheitsliste war ein Bündnis von Großdeutscher Volkspartei, Kärntner Landbund und Christlichsozialen, das sich zwecks Verhinderung der Wiederwahl eines sozialdemokratischen Landeshauptmannes bildete und 1923 auf Kärnten beschränkt blieb."

NRW 1923: Stand unter Eindruck der Genfer Sanierungen, Verluste speziell bei GDVP außer in Kärnten wg. Einheitsliste, (S.82) wo sie eine für sie vorteilhafte Absprache über die Mandatsverteilung getroffen hatten. Hauptgewinner der Wahl waren die beiden großen Lager. S.82 OFF TOPIC: Die Wahlstatistik der Ergebnisse wurde indirekt auch Opfer der Genfer Sanierungen, da aus "staatsfinanziellen" Einsparungesgründen keine Aufstellung der EInzelparteien nach Bundesländern noch nach Gemeinden erstellt wurde.... lol wtf bbq

S.83: Wiederholung zur Info NRW 1927: Nationalsozialisten der Schulz-Gruppe bei der Einheitsliste, Hitlerbewegung am Völkischsozialen Block beteiligt bis auf "Viertel unter dem Mannhartsberg - Korneuburg", Listenname "Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Hitlerbewegung)"... (s. o.).

S.84: NWR 1930 stand auch unter dem Eindruck der Wahlen in D. Allerdings erlebte in Österreich in der Zeit davor eine andere faschistische Bewegung einen Aufschwung: Die Heimwehr, die mit Heimatblock antrat. [Anm. übrigens: Hänisch erwähnt auch nur CS-Heimwehr Kooperation in Wien+NÖ, auf Bgld (Teile) vergisst auch er!] NSDAP (Hitlerbewegung) schnitt relativ erfolgreich ab in KÄnrten und im Waldviertel

S.89: Landtagswahl OÖ 1931: Im Vergleich zur NRW1930 Abschneiden der NSDAP in OÖ: 2,2% → 2,9% und Linz 4,3% → 5,4%. (Hänische: "NSDAP noch nicht in ihrer Aufschwungphase")

NSDAP-Hitlerbewegung: Nach Botz 1980

Spricht von zwei Hauptrichtungen faschistischer Bewegungen in Österreich: NSDAP (und steirischer Heimatschutz) und Heimwehr. Sehr kleine weitere faschische Gruppen lassen sich je einem Teil zuordnen. Beide nahmen Entwicklung aus dem bürgerlichen Lager: einerseits aus katholischem Konservativismus und Deutschantionalsimus. Es gab nie langfristige Überschreitung der "Lager"-Grenzen, obwohl es innenpolitisch Überschneidungen in der antidemokratischen, faschistischen Stoßrichtung gab.

Beschreibung strukturelle Gegensätze in Ö. (eingehender bei Hänisch zu finden)

Heimwehren ländlich-aristokratisch-bäuerlich; NS städtisch-mittelständisch

Nationalsozialismus reich in Österreich organisatorisch [nicht ideologisch] schon in das Jahr 1903 zurück, als in den nationalen Kampfgebieten Nordbähmens die "Deutsche Arbeiterpartei" (DAP) entstand. Rekrutierte Anhänger überwiegen bei Bergarbeitern, Eisenbahnern und Hadnlungsgehilfen, aber auch Facharbeiter, die die gewerkschaftlich deutschnational ("völkisch") organisiert waren. 1918 Umbenennung inDNSDAP. Parteiprogramm enthielt neben deutschnationalen und antisemitischen auch zahlreiche demokratische und sozialreformerisch-antimonopolistische Forderungen [was Hänisch ja nicht im Fließtext, sondern in Verweis auf Botz nur in FN erwähnte!]. Als faschistisch kann sie noch nicht bezeichnet werden [Einigkeit mit Hänisch hier]. Sogar gewisse Nähe zum rechten, deutschnationalen Flügel der Sozialdemokratie (Engelbert Pernerstorfer, Franz Schuhmeier).

Neue Staatsgrenzen schnitten 1918 DNSAP von ihrem Kerngebiet in den Sudetenländern ab, was sich im Wahlergebnis niedershclug, konnte 1919 nicht einmal in den meisten Wahlkreisen eigene Kandidatenlisten aufstellen, erreichten in insgesamt 8 Wahlrkeisen 23.334 Stimmen.

wörtlich (S. 102): "Erst im weiteren Verlauf der Geschichte der Ersten Republik wurde die DNSAP zur Keimzelle des Nationalsozialismus Hitlerscher Richtung, der sich nach mehrfachen Krisen und Spaltungen als "NSDAP, Hitlerbewegung" [sic, mit Beistrich hier] schließlich auch organisatorisch ausgliederte und später anwachsend die übrigen nationalsozialistischen Splittergruppen praktisch wieder aufsog." [sic! Damit im Widerspruch zu Hänisch, der das 1998 allerdings sicher genauer unter die Lupe genommen hat.]

1919 beschlossen Führer der öst. NS, mit ausländischen NS Kontakt aufzunehmen, daraufhin intensive Zusammenarbeit (vier zwischenstaatliche Tagungen 1920 bis 1922). Mit Hitlers Machtanstieg in der deutschen NSDAP stieg auch der Einfluss der deutschen Partei auf die österreichische.

Parteitag in Slazburg 11.-15. August 1923 gewann die Hitler-Richtung die Mehrheit, was zum Rücktritt des bisherigen Parteiobmanns Riehl und Spaltungserscheinung in den folgendne Jahren führte. [blabla, folgende Details ziemlich Deckungsgleich mit dem oben schon mehrfach beschriebenen, bzw. tw. fast wortwörtlich ident mit Botz2016]

BVesondere Bedeutung für frühen NS in Ö. die völkischen Gwerkschaften, in denn NS und dndere deutschnat. Berufs- und "Standes"vereinigungen vereint waren, zusammengafssst im "Deutschen Gewerkschaftsbund für Österreich" (Dachverband). Darin stellte die "Deutsche Verkehrsgewerkschaft" (Eisenbahner!) die meisten Mitglieder. Noch wichtiger vielleicht "Deutsche Handels- und Industrieangestelltenverband" (erreichten über 20% der Stimmen bei AK-Wahlen in Ö 1926. in einzelnen Bundesländern (Knt, Szbg) sogar 50+%) Dann noch Post- und Telegrafenbedienstete, Beamte, nicht-selbständige Apotheker, Hausgehilinnen, Handabeiter...

Jahr Mitglieder
1923 45.000
1928 51.247

Maximum 1928, pendelten in Folge bei 47-49.000.

Blabla... weiter sehr ähnlich Botz2016...

S.109: Analog Hänisch: NSDAP erreichte im April 1933 41%$ und näherete sich Grenzen des Wählerpotentials...

Die gesteigerte Terrortätigkeit nach der Übernahme und Festigung der Macht Hitlers im Deutschen Reich führte am 19. Juni 1933 zum Verbot der NSDAP und ihrer Gliederungen in Österreich. [jetzt wörtlich, S.109ff.:] "Ein Großteil der Parteiführer flüchtete sofort nach Bayern und setzte von dort aus seine Tätigkeit fort. Obwohl im Laufe der nächsten Monate über 10.000 Aktivisten nach D. flohen und dort als "Österreichische Legion" zusammengefaßt wurden, konnte die NDAP bald wieder ihre durch das Betätigungsverbot eingetretene organisatorsiche Schwäche überwinden. Erst der von einer Wiener SS-Gruppe ausgehende, fehlgeschlagene Putsch vom 25. Juli 1934, bei dem Dollfuß ermordet wurde, führte zunächst zu starken Desorganisationserscheinung in der NSDAP. Dennoch stieg die Anzahl der Parteimitglieder, die zwischen Juni 1933 und Juli 1934 [!] von 67.000 auf 87.000 angewachsen war, bis zum Berchtesgadener Abkommen (12. Februar 1938) um weitere 60.000." [Bezieht sich dabei mit FN auf Karl Stadler 1966, und das Rot-weiß-rot-Buch!]

Arbeiterschaft erwies sich gegenüber NS relativ resistent, wenn sie auch nach dem Februaraufstand versuchten ehemalige Sozaldemokraten zu gewinnen. unmittelbar nach dem Februar 1934 konnten sie einige desorientierte Schutzbündler und jugendliche Arbeitslose anwerben.

Nach Juliabkommen (mit größer werdendem Spielraum für NSDAP) setzt Anhängerzustrom zu NS ein, Anschluss-Tage nahm Züge eines Wettlaufs um Parteimitgliedschaft an.

Wörtl. S.110: "Obwohl der nach dem "Anschluß" von Hitler mit umfassenden Partei- und Staatsvollmachten ausgestattete saarpfälzische Gauleiter Josef Bürckel mit starker Hand die Reorganisation der öst. NSDAP betrieb, konnten bis Ende 1938 erst allmählich die chaotischen Zustände auf dem Partei-Sektor in Ö. überwunden werden. Der von Bürckel schließlich in der "Ostmarck" [sic] durchgesetzte, bis 1945 im wesentlichen unveränderte Zustand war durch den Aufbau eines dichten Organisationnetzes, rigiden innerparteilichen Zentralismus, durch eine sonst seltene zahlenmäßige Stärke der "Partei" und durch Verschmelzung derregionalen Führung mit Staatsfunktionen (Reichsstatthalter-Gauleiter in den Reichsgauen), aber dennoch durch ein Andauern stärkster sozialer Spannungen innerhalb der verschiednene politisch-ideologischen und sozialen Gruppen der NSDAP und ihrer Nebenorganisationen gekennzeichnet." [Anm: Auch hier also nicht die notwendige Präzisierung des Übergangs in das Gesamtsystem der (jetzt "großdeutschen") NSDAP.

Rest (S. 111ff.) botzologische Detailuntersuchungen, die fürs Gesamtbild nicht relevant sind. Nur als Anmerkung: Botz teilt die Phasen (wie IllCom2019;) auch in "Periode des langsame Mitglieder- und Wähleranstiegs bis 1931", "Durchbruch zur Massenpartei" und "Periode der Illegalität" (auf S. 113 nochmal genauer mit Einbeziehung DSNAP und NSDAP bis 1945).

S.115: "[gelbe und grüne Karten der öst. NS-Mitglieder] wurden bis zum NSDAP-Verbot am 19. Juni 1933 von der öst. Landesleitung geführt und erst später in die Kartei der Münchner Reichleitung inkorporiert." [ - was heißt das jetzt? Botz2016 sprach doch von "enger Abstimmung mit der Deutschen Zentralkartei" (oder so ähnlich)?]

Gab auch ganz wenige (1%) mit Mitgliedschaften mit Beitrittsdaten und Nummern vor dem Parteiverbot, meist mit "fitkiven" Aufnahmedatum "1. Mai 1933" auf blauen Karten. Diese waren

  • solche, deren Mitgliedsantrag am 19. Juni 1933 noch nicht erledigt war,
  • die für NS aktiv tätig waren, aber nicht Parteimitglied, wegen Tätigkeit nach D. flüchten mussten und dort um eine "ihren Verdiensten entsprechende" Mitgliedsnummer ansuchten, oder
  • solche, die 1938 aufgrund besonderern Funktionen oder Protektion fläschlicherweise eine besonders alte Mitgliedschaft erwergen konnten (Dürfte vom Tiroler Gauleiter Hofer häufig praktiziert worden sein).

Die meisten öst. Parteimitglieder (ca. 84%) sind auf blauen Karten verzeichnet. (?? Meint vermutlich die Post-1938er)

S.121: Again: "Alte Kämpfer" oder "Altparteigenossen" waren jene, die zwischen Gründung 1926 und Parteiverbot 1933 eingetreten waren.

Die "Illegalen" zwischen Parteiverbot und "Anschluss" konnten keine Beitrittansuchen abgeben [WOHER TF HAT ER DANN SEINEN MITGLIEDERSTAND VON AUGUST 1938, HÄ???? - daher wenn erwähnen dann max. mit relativierender Formulierung ("sollen ... Mitglieder")]. Sie wurden nachträglich mit Beitrittdatum 1. Mai 1938 in die NSDAP aufgenommen. Dabei natürlich jede Menge Opportunisten.

Nach Carsten 1978 (gleiches Werk Carsten 1977 bei Botz usw., aber anderer Verlag, daher Seitenzahlen ev. nicht ident)

Deutschnationalismus im 19. Jahrhundert

(S.9) In den westlichen Ländern der Habsburgermonarchie wohnten Menschen, die deutsch sprachen und sich als Deutsche fühlten. Der Deutsche Bund von 1815 verband sie gewissermaßen mit der Vielzahl der anderen deutschen Staaten.

Die Ereignisse des Revolutionsjahres 1848 gaben dem deutschen Nationalismus einen starken Auftrieb, innerhalb wie außerhalb der österreichischen Monarchie, es gab den Wunschtraum von der deutschen Einheit [Anm.: Anschlussbewegung].

(S.10) Die Niederlage von Königgrätz bedeutete das Ende Österreichs im Deutschen Bund. Die deutschen Nationalisten sahen jetzt sehnsüchtig hinüber ins neue Deutsche Reich.

In studentischen nationalistischen Kreisen machte sich auch Antisemitismus bemerkbar: So beschloss im Wintersemester 1878/79 die Burschenschaft Libertas, (S.11) den Punkt in ihrer Satzung, dass sie eine Vereinigung deutscher Studenten ist, so auszulegen, dass Juden – auch wenn sie getauft waren – keine Deutschen seien und somit nicht beitreten durften. Ein ähnlicher Arierparagraph wurde in Folge von weiteren Burschenschaften in Wien, Graz und Prag angenommen. Bis dahin waren assimilierte Juden, die sich als Deutsche fühlten ohne Schwierigkeiten in Burschenschaften aufgenommen worden (etwa Mahler oder Freud).

Führer der ultranationalistischen Deutschen in Österreich wurde Georg von Schönerer. (S.12) Er trat im Reichsrat für einen Beitritt zum Deutschen Reich ein. [Anm: ist ganz stark vereinfacht gesagt, daher im Artikel besser weglassen: Wollte keinen Ausgleich mit Ungarn sondern Personalunion, Abretung (an wen?) der slawischen Gebiete im Süden, Aufgabe der seiner Meinung nach nicht aufrechtzuhaltenden Großmachtansprüche,…] (S.13) Er fand regen Zuspruch bei den deutschnationalen Studenten und wandte sich in Folge allmählich auch deren Antisemitismus zu.

(S.14) In 1880er Jahren Zuzug von Juden aus Russland, die dort Verfolgung erfuhren [Anm.: siehe Geschichte der_Juden in_Russland#Russisches Kaiserreich: Zweite Phase (1881–1917)] In antisemitischen Kreisen machte sich nun die Überzeugung breit, dass die Juden durch ihr Benehmen in Russland selbst ihre Verfolgung und Vertreibung zu verantworten hätten. Schönerer sammelte Unterschriften und verfasste Petitionen gegen die Einwanderung der russischen Juden, er schlug vor, dass Juden nur das Ausüben bestimmter Berufe erlaubt werden sollte und sie in Ghettos zusammenzufassen seien.

Dem Linzer Programm von 1882 fügte er 1885 einen antisemitischen Punkt hinzu ("Beseitigung des jüdischen Einflusses")

(S.16) In Wien entstanden in den 1880er Jahren auch unabhängig von Schönerer weitere antisemitische Bewegungen. Im Oktober 1880 beschuldigte der Uhrmacher Josef Buschenhagen in einer Massenversammlung die jüdischen Hausierer, dass sie zu billig verkaufen würden und so Handwerker und Ladenbesitzter in den Ruin trieben. 1881 wurde unter antisemitischen Vorzeichen eine "Gesellschaft zum Schutze des Handwerks" gegründet, die 1882 in "Österreichischer Reformverein" umbenannt wurde. Seine Zeitung "Der Volksfreund" propagierte den Boykott jüdischer Geschäfte mit Losungen wie "Kauft nicht beim Juden" [sic, 1882!]. Schönerer sprach im März 1882 bei einer Versammlung des Reformvereins, wobei er bemerkte auch die Anwendung von Gewalt als Mittel nicht mehr ausschloss.

(S.17) 1894 war in Jahresbericht des "Deutschen Volksvereins" zu lesen, dass seine Anhänger überzeugt seien: "daß es keinen Weltsozialismus, sondern nur einen nationalen Sozialismus [!] geben kann, dessen Voraussetzung der Antisemitismus ist …"

(S.18) Auch Rom und die kath. Kirche/Klerkikalismus waren Ziel von Schönerers Angriffen.

Auch soziale Forderungen (in Anlehnung an Sozialgesetzgebung Bismarcks) stellte Schönerer, womit er bei Arbeitern punkten konnte: gesetzlich begrenzter Arbeitstag, Verbot von Kinderarbeit, gesetzliche Sonntagsruhe, etc. Dazu forderte er Einführung des allg. und direkten Wahlrechts.

(S.19ff. Hier unwesentliche Details zu Schönerers Anhängerschaft und Lebenslauf)

S.22: In den 1890er wechselten viele deutschnationale (Handwerker und Ladenbesitzer, aber auch Studenten) zu Luegers Christlichsozialen.

S.23: Der Haupteinfluss von Schönerers Partei hatte sich in die deutschsprechenden Gegenden Bähmens verlagert, "wo die Deutschen durch den aufsteigenden tschechischen Nationalismus und die Zuwanderung tschechischer Arbeiter, die an schlechtere Lebensbedingungen gewähnt waren, bedroht wurden."

Durch die Badeni-Krise konnten sie Unruhen im Parlament und auf der Straße hervorrufen und ihren Einfluss wieder auf weitere nationalistische Kreise in Ö. ausdehnen.

[Off-Topic ad Badeni-Krise: S. 23f. schildern gut die chaotischen Szenen, die sich im Parlament und auf der Straße während der Krise zutrugen. Ev. einbauen]

S.26 Bruch Schönerer-Wolf, Schönerer gibt quasi auf ("Österreich wird ein slawischer Staat werden")

S.27 Analyse der Gründe des Scheiterns (autokratisch/diktatorischer Stil, antikatholische Angriffe, tw. auf die "Judenbibel" in einem kath. geprägtem Land, Feindseligkeit zu Habsburgern, Hang zum Germanischen (germanischer Kalender),… Dennoch hinterließ seine Bewegung ein Vermächtnis, Nationalisten und Jugendliche sogen die Gedanken des "Alldeutschtums" und des rassischen Atnisemitismus auf, (S.28) auch ein gewisser Adolf Hitler übrigens.

Deutschnationale/völkische Arbeiterbewegung, DAP

(S.30) Deutschnationale Gewerkschaften und Deutsche Arbeiterpartei:

Während Schönerers Alldeutsche Partei vor allem Teile der bedrohten Mittelschichten repräsentierte und eher weniger Arbeiter anzog, entstand eine ideologisch verwandte aber proletarische Bewegung in den deutschen Teilen Böhmens, die durch den wachsenden Konflikt zwischen Deutschen und Tschechen (Zuzug der Tschechen, die bereit waren für geringere Löhne zu arbeiten) in den Grenzgebieten ins Leben gerufen wurde.

(S.31) Diese 1904 [Anm. siehe abweichende Angaben zum Gründungsdatum elsewhere] gegründete "Deutsche Arbeiterpartei" stützte sich auf die deutschnationalen Arbeitervereine, die in den vorangegangenen Jahren im Sudetenland [Anm. Ausdruck nicht so bei Carsten] gegründet worden waren. Das Parteiprogramm wiederholte viele Forderungen des Linzer Programms vom 1882... [Details hier best bei Deutsche Arbeiterpartei (Österreich-Ungarn) einbauen!...

(S.32) Beschreibt, dass Partei anfangs Schönerers Antisemitismus und Antikatholizismus nicht teilte und von den Alldeutschen daher als schwarzgelb/habsburgtreu betrachtet wurde. Riehl änderte das, der ihr [Anm. wann? Carsten sagt hier paradoxerweise "im folgenden Jahr [letzte Jahreserwähnung war 1900 im Satz davor] trat Riehl der DAP bei... das wäre 1901, drei Jahre vor ihrer Gründung nach Carsten...] beitrat und bald einer ihrer erfolgreichster Propagandsist wurde. War auch für das schärfere "Iglauer Programm" verantwortlich …

(S.33) … das aggressiv nationalistisch und antimarxistisch war. 1918 Namensänderung DNSAP.

NSDAP unter Riehl mit zwischenstaatlichen Treffen/Konferenzen

(S.34) Diese erste deutsche nationalsozialistische Partei war in ihrem Ursprung und Zusammensetzung stärker eine Arbeiterpartei als ihre öst. und dt. Nachfolger: Sie war demokratisch aufgebaut, Deligierte zu Parteikonferenzen wurden gewählt und Beschlüsse mit Stimmenmehrheit gewählt, es gab keine anerkannten Führer. Allerdings vertrat sie schon eine Mischung von radikal-national und sozialistisch. Beim Zusammenbruch der Monarchie wurden Knirsch und Jung Führer des Hauptteils der Partei, die in ihrer Zusammensetzung mehr eine "Arbeiterpartei" blieb als das österreichische Gegenstück. In Polen gab es einen kleinen Ableger mit Sitz in Bielitz, den Deutschen Nationalsozialistischen Verein für Polen [Anm.: ACHTUNG: Offenbar erst 1921 gegründet, siehe Jungdeutsche Partei in Polen - verwechslung Carstens, oder meint er eine (unbenannte) Vorgängerversion? Ist Kontinuität dieses Vereins von der her DAP belegt?]

Relativ enge Beziehungen der Parteien, "eine ganze Reihe" von zwischenstaatlichen Treffen und Konferenzen.

(S.35) Einflussreich das Buch Rudolf Jungs "Nationaler Sozialismus" [Anm.: nach WP-Artikel vermutlich genauer: Der nationale Sozialismus. Seine Grundlagen, sein Werdegang und seine Ziele. 1919] Forderungen aus diesem Buch fanden sich im 25-Punkte-Programm von 1920. [Anm.: Bei Carsten vermutlich fälschlich Hitler zugeschrieben]. Verbreitung der Ideologie in Österreich in Vereinen und speziell völkischen Turn- und Sportvereinen. Etwa "Deutscher Turnernbund" (Motto von Schönerer: "Durch Reinheit zur Einheit", hatte 1902 schon 13.000 Mitglieder in 133 Ortsgruppen) [Anm.: Gemeint die 1889 von der Deutschen Turnerschaft wegen der Einführung eines Arierparagraphen abgespaltene, in WP teils als Deutscher Turnerbund 1889 bezeichnete Organisation]

(S.36) Arierparagraphen auch im Alpenverein. Zur Völkischen Ideologie gehörte neben Antisemitismus Verehrung für alles Deutsche und Germanische, Vereehrung der mythischne Helden, Heldentaten und -mut; Glaube an Überlegenheit der "germansichen Rasse" und die Überzeugung, dass die Deutschen mehr "Lebensraum" bräuchten. Dazu kam eine Sehnsucht nach der verlorenen [Anm. "heilen"] Welt des Mittelalters und des HRR deutscher Nationen

(S.39–66 ist für das Lemma zu sehr off-topic:) Rotes Wien / frühe erfolglose kommunistische Revolutionsbestrebungen / Heimwehren auch als Reaktion auf "bolschewistische Gefahr" (vor allem aus Linz) / Ogresch+Orka / Entwicklung der diversen Heim(at)wehren in div. Bundesländern und ihre Beziehungen zu Parteien, speziell CS und GDVP

(S.67 Kaptiel "Die Anfänge der österreichischen Nationalsozialisten"):

Öst. NS begann durch den Zusammenbruch der Monarchie und damit Trennung vom Haupteinflussgebiet Nordböhmen sehr bescheiden. Anfangs Agitation (tw. gemeinsam mit anderen Rechtsradiaklen) gegen Zuwanderung von Ostjuden aus Galizien und Bukowina, was beim Volk aufgrund des großen Mangels an allem (Nahrung, Heizmaterial, Wohnraum...) auf Zuspruch traf. Ausweisung von Zuwanderen und Einschränkung ihrer Tätigkeiten wurde gefordert, im Juni 1919 ein [Anm.: überparteilicher] Antisemitenbund gegründet "zur Befreiung unseres Volkstums von der jüdischen Herrschaft", in dem sich auch Nationalsozialisten beteiligten, etwa der Wiener Gauleiter Karl Schulz. Allerdings kamen zu diesen Veranstaltungen deutlich weniger, als zu den antisemitischen Massenversammlungen im Wiener Rathaus, bei denen es oft Parallelversammlungen im Freien gab. [Siehe dazu die völkischen Massenversammlungen von Turnern, Großdeutschen und Frontkämpfern, S. 91f.]

(S 68) Riehl versuchte (jedenfalls 1919), zwischen den zugewanderten Ostjuden und den angestammten Juden in Wien zu differenzieren und forderte die Ausweisung der Ostjuden. Diese Frage müsse rasch gelöst werden, sonst würde sich dies beginnende Volksbewegung "gegen das gesamte Judentum" richten. Sollte keine gesetzliche Lösung gefunden werden, würde Gewalt folgen.

Bei Landtagswahlen in Wien und NÖ im Mai 1919 forderten die NS Einstellung von Lebensmittelzuteilungen an Nichtdeutsche, Entlassung aller "Fremdvölkischen" aus öff. und privaten Dienst, Aufhebung des Mieterschutzes für Nichtdeutsche (bes. Ostjuden), verstatlichung von Wasserkraft, Eisenbahn und Banken sowie [natürlich] den Anschluss. Erzielten nur in Salzburg bei bei Landtagswahlen 2 Mandate [vgl. lt. Hänisch: nur 1].

Im Dezember 1919 "Beratungen der Natnioalsozialisten Großdeutschlands" - "gesamtdeutsche Vertretertagung" mit böhmischer Partei (vier Stimmen), öst. Partei (2), Deutschland (1) Polnisch-Schlesien (1) [Anm: Spricht von "Gruppen aus Deutschland und Polen je 1" - daher nicht unbedingt klar, ob aus D. (oder Polen, aber unwahrscheinlich) eine oder zwei (oder mehr) Gruppen gekommen sind!].

(S.69) Zugleich Parteitag für Ö, wo Wien am stärksten vertreten war (6 Delegierte), dann NÖ (5), Stmk (3), OÖ (2), Szbg (2), Knt (1), Tirol (1). Man weiß nicht wieviele Mitglieder die Partei damals hatte, so sind die Delegiertenanzahlen Anhaltspunkte für relative Stärke in Ländern. Von 26 anwesenden Österreichern waren sechs Akademiker mit Dr. oder Prof., dazu zwei Ingeneure. Drei repräsentierten nationale Gewerkschaften, auch ein Tagesordnungspunkt war "Partei und Gewerkschaft". Im Gegensatz zur Partei in D. wurde der Charakter einer Arbeiterpartei und INteresses für Gerwekschaftsfragen beibehalten. Neben Akademikern und Arbeitern waren noch Angestellte und Beamte (bes. von der Eisenbahn) vertreten. Im Gegensatz zur Heimwehr war frühe NS-Bewegung in Ö. eine rein städtische Bewegung, ihre Propaganda war auch auf Städte beschränkt. In Innsbruck wurde im Herbst 1919 die NS-Ortsgruppe gegründet, hatte bis Jahresende 48 Mitglieder.

(S.70) Aufgrund der Kleinheit der Partei schlug Riehl für NR-Wahl im Oktober 1920 Listenverbindung mit Großdeutschen vor, was diese jedoch ablehnten. NS erreichten 33.898 Stimmen [ACHTUNG: von Hänisch wird diese Zahl als absolut inkorrekte bezeichnet. Dafür wird hier klarer vermittelt, dass die Listenverbindung mit GDVP scheiterte, nicht nur der Einzug ins Parlament!] - Wahlergebnis Enttäuschung, schrieb man Großdeutschen zu, die man als "bürgerliche Partei, fussend auf Mammonismus" charakterisierte, während man selbst als "Partei des nationalen Sozialsimus, der die Geldherrschaft bricht" sah.

Im August 1920 in Salzburg zweite Vertretetagung der Nationalsozialisten "Großdeutschlands" statt, 235 Deligierte, davon etwa 100 Nicht-Österreicher. Darunter erstmals Anton Drexler (Gründer der Münchner Deutsche Arbeiterpartei) sowie Adi, plus sieben Vertrete der Deutschsozialistische Partei unter Führung von Alfred Brunner (Politiker). Diese Partei stand mit der DAP in Rivalität, wobei Riehl zwischen ihnen vermitteln wollte und eine Trennung ihrer Einflußgebiete in Nord und Süd arrangierte, aber nicht sehr erfolgreich damit war.

S.71 Bei dieser Tagung erhielten die Deutschsozialisten 2 Stimmen, DAP nur 1, Ö. 3, böhmische DNSDAP 4, verschiedene andere völkische Org. je 1.

Beim nächsten "zwischenstaatlichen Vertretertag der nationalsozialistischen Partei des deutschen Volkes" in Linz im August 1921 bekamen beide deutsche Nazi-parteien 2 Stimmen, Ö und Böhmen wie gehabt 3 und 4 [keine Erwähnung zus. Gruppen]. Eine Debatte handelte vom Beschluss der Böhmen, sich eine "Klassenpartei derschaffenden Arbeit" zu nennen, der schwer mit der Verwerfung des Klassenkampfes vereinbar war. Daher wünschte man sich "Gemeinsame Richtlinien einer einheitlichen nationalsozialistischen Politik für das gesamte deutsche Volk", was aber nicht verwirklicht wurde. ein hables Dutzend verschiedener Partein in vier Ländern, die keine einheitliche Fürhung anerkannten und sich erheblich voneinander in Aufbau und Politik unterschieden:

  • In Ö. wählten Ortsgruppen ihre Delegierten zur Parteikonferenz, diese wählte Parteiführung
  • In München hatte Hitler Parteigründer Drexler beiseite geschoben und sich zum "ersten Vorsitzenden mit diktatorischer Machtbefugnis" erhoben. Er hatte seine Kritiker aus der Partei ausgeschlossen und jede Vereinbarung mit gleichgerichteten Gruppen verhindert.

Vierter "zwischenstaatliche Vertretertagung" in Wien im Juni 1922: Sechs Münchner Nazis anwesend (darunter Hitler, Drexler, Esser und Rosenberg). Die Münchner Partei war stärker als alle rivalisiereden Gruppen geworden und hatte nunmehr 6000 Mitglieder. [wörtlich:] Riehl erkannte das an und begrüßte Hitler ein einer öffentlichen Versammlung als "unseren reichsdeutschen Führer".

S.72. Im März 1921 eine Antisemitenversammlung in Wien, zu der Hitler erwartet wurde aber nicht erschien (Vertreter: Hermann Esser), diverse Forderungen anch diversen Unterdrückungen und Benachteiligungen der Juden. Abschluss der Tagung in Volkshalle des Rathauses, mit 8000 Besuchern. NS-Redner [Walter] Gattermayer bezeichnete Weltkrieg als Unternehmung des jüdischen Geldsackes, Juden hätten nur in Kriegszentralen gesessen, während deutsche jugend in Schützengräben verblutet sei...

S.73 ...ziemlich extreme Forderungen bis hin zur Forderung nach Pogromen, was lebhafte Zustimmung auslöste.

Ende 1920 umgekehrtes Szenario zur NR_Wahl: Bei Gemeinderatswahlen Känrten boten Großdeutsche NS Listenverbindung an und boten 2-3 sichere Mandatsplätze an, doch diesmal lehnten die Nazi ab, die sich solo deutlich besseres Ergebnis erhofften. Wurden aber enttäuscht, nur 1 Mandat in Klagenfurt, auch in Villach, ihr Hauptstützpunkt, ging der Einfluss zurück.

In Tirol Bei Landtagswahl im Mai 1921 erstmal eigene Liste, aber bekamen nur 1226 Stimmen, kein Mandat.

Infolge der andauernden Inflation und Wirtschaftskrise und Sparmaßnahmen der Regierung verdreifachte sich Mitgliederzahl der Partei bis 1923: Sommer 34.000 Mitglieder, Auflage ihrer Wochenzeitung [DÖTZ?] stieg innerhalb eines Jahres von 4000 auf 22.000.

S.74 Auch in Provinz: Tiroler Zeitung "Der Nationalsozialist" hatte ca. 1900 Abonnenten.

S.75 In der NS Partei wurde nach Münchener Vorbild eine Wehrorganisation gebildet, die sich wie in München "Sturmabteilung, aber auch Ordnertruppe oder Vaterländischer Schutzbund nannte" [Anm. scheinbar sehr vage hier, oder? Bericht Nov.1923 spricht bereits von Sturmabteilung und hier beide Begriffe im gleichen Artikel!] Im April 1923 sandte Oberst Bauer ihren Wiener Führer, einen deutschen Leutnant namens Lechner, zu Hitler mit der Info, dass Wien die bestorganisierten sozialdemokratischen Arbeiterbataillone habe, sei es nötige, diesen etwas Gleichwertiges entgegenzustellten; "Flankendeckung" für Hitlerbewegung in Bayern. Im November 1923 erschien eine SA-Einheit von vierzieg Mann aus Graz zum Saalschutz für eine öffentliche NS-Versammlung in Voitsberg. Zuhörer waren in Mehrzahl Sozialdemokraten, die Abstimmung über den Vorsitzenden verlangten. Tumult, Lärm, Kommando "Sturmtruppen herauf" und Saalschutz drängte in das Lokal, wurdne von geworfenen Stühlen und Tischbeinen begrüßt aber konnten Sozi aus dem Saal drängen. Bald darauf marschierten 129 Mann [sozialdem.] Arbeiterordner auf und die NS verlangten nun das Recht des freien Abzugs.

S.76 Dem stimmten Sozi unter der Bedingug zu, dass sie vorher entwaffnet würden. Poliezi fand dann 15 Revovlver und 20 Schläger, gab aber Revolver zurück, da Besitzer Waffenscheine besaßen. Es gab anscheinend keine Verletzten. [Hab dazu interessanterweise keinerlei Zeitungsmeldung gefunden. Suchenwirth wird - da ja zeitlgeich Hitlerputsch in München gegeben wurde - als Sprecher in Wien und Korrespondent aus München, wo er sinnloserweise kurz hinpilgerte erwähnt, aber von einem Vortrag in der steirischen Provinz find ich nix. Aber ähnlicher Vorfall im Oktober in Mürzzuschlag und im Juni in Baden Also durchaus vorstellbar... Als Quelle wird BH Voitsberg an steiriches Landesregierung vom 2.11.1923 angegeben].

Im Juli 1923 brachten zwei junge Nationalsozialisten einen ihrer Kameraden um, den sie für einen kommunistischen Spitzel hielten. Trutzgruppe [Anm. Carsten trägt hier meiner Meinung nach zu dick auf: Nach ihm ist die Trutzgruppe innerhalb der Wiener SA gebildete Geheimorganisatione, eine ihrer Untergruppen hatte die Aufgabe, politische Gegner zu töten auf Auftrag eines Gesannten der Organisation Consul. Wenn man sich die Zeitungsberichte durchliest, war das ein 22jähriger Möchtegern, Großmaul und etwas zurückgebliebener Bursche, der selbst diese Trutzgruppe gegründet hat und dann von Anonymus (der auf den Jungen mächtig Eindruck machte und ev. wirklich mit Consul verbunden war) den Auftrag bekam, das Opfer - das er bis dahin als seinen Freund betrachtete! - zu töten. Im Rahmen der Verhaftungswelle wurden ein Haufen weiterer so junger Deppen verhaftet, der erwischte Mörder wurde nach Steinhof eingeliefert und (ich glaub) 1928 als geheilt entlassen... Viel besser hier eine Einschätzung von Neugebauer: "Die Verbindung von nationalistischem Messianismus mit Aktivismus und Gewalt machte offenkundig die NS-Bewegung insbesondere für junge Menschen attraktiv"]

Eine ähnliche Geheimorg. bestand unter dem Namen "Brigade Schlageter" bzw. "Kameradschaftsbund Schlageter", der etwa 40 Mitglieder, die früher der Wiener SA angehört hatten. [Anm. hatten Anschlagspläne mit vergifteten Nadeln und ähnliche Agenten-Phantasien artikel 1924 Trat aber nie aktiv in Erscheinung, soweit ich das sehen kann... siehe Neugebauer-Sager, der auf diese zwei Gruppen gut zutrifft]

April 1923: Oberst Bauer drückte gegenüber Erich Ludendorff seine Sorge aus, dass, falls die militärischen Formationen der Nazis in Ö. tasächlich SA-Führer Görung unterstellt würden (wie offenbar von Hitler gewünscht), dies weder Regierung, noch Polizei oder andere politische Parteien dulden würden. Riet davon ab, hier Kontrolle übernehmen zu wollen. Ähnliche Info an Pabst in Innsbruck beantwortete der so: "die NS Stoßtrupps sind noch außerordentlich schwach und bedetungslos, NS Landesleitung arbeitet mit uns [HEIMWEHR!] einwandfrei zusammen und HAT SICH MILITÄRISCH AN UNSERE ANORDNUNGEN FÜR GEBUNDEN ERKLÄRT" - Soviel the fuck dazu!

Gegenüber seinem Hero Ludendorff reportiert Bauer nach seiner Rückkehr über die öst. NS: überwiegend Jünglinge 17-19jährig, vermisst werden ältere vernünftige Leute+Politker.

In Szbg wurde beschlossen [offenbar cont. des Reports Bauers, da im gleichen Absatz mit Anführungszeichen], "dass sich auch Ö. der mil.-diktatorischen Führung Hitlas unterstellen soll." Erneutert Bedenkten, was eine dt. Kontrolle über die ö. NS betrifft ("Kardinalfehler"). Persönlich war Bauer Hitler abgeneigt ("denke nicht daran...." ebenso gegenüber Göring) und wollte unter Ludendorffs Leitung bleiben.

(S.78) ACHTUNG, HIER NEUES DETAIL: In Salzburg wurde über die Beteiliung an der Wahl (1923) gesprochen. "DIE GROSSDEUTSCHEN BOTEN DEN NS WIEDERUM EINE LISTENVERBINUNG UND VIER ODER FÜNF SICHERE PLÄTZE AU DER GEMEINSAMEN LISTE AN. RIEHL, GATTERMAYER UND MHERERE ANDERE PARTEIFUNKTIONÄRE WAREN DAFÜR …" aber starke Opposition, die von anwesenden Münchner Führern unterstütz wurde. Hitler wurde überlassen Streifrage zu enscheiden, und er hat [wörtl. zitiert von Carsten, der seinerseits wörlich zitiert von FN33 [ERGÄNZ]) "entsprechend dem Programme der Partei, das jeden Parlamentarismus verwirft, Wahlenthaltung empfohlen". [Anm.: Also nicht Riehl hat von sich aus die Zusammenarbeit angestrebt, sondern das Angebot kam sogar aktiv von der GDVP, inklusive garantierten Listenplätzen! In Anbetracht der Wahlverluste der Großdeutsche hätten die Nazis damit möglicherweise im Parlamentsklub die Großdeutschen dominiert? Das ist so ein Augenblick, wo man gerne den kontrafaktische Geschichte-Generator anwerfen würde, nur um zu sehen, was-wäre-wenn …]

Begründet mit dem Glauben an eine bevorstehende "nationale Revolution" (die in Deutschland im November 1923 mit dem Hitlerputsch auch versucht wurde)

Riehl war in seiner Ablehnung dieser Strategie isoliert und legte daraufhin sein Amt als Parteiobmann nieder. Einige wenige gewerkschaftlich orientierte Parteimitglieder waren auch für eine Wahlbeteiligung, der Großteil unterstütze jedoch die Wahlentahltung. Offenbar war in Salzburg auch beschlossen worden, die ursprünglich für die Wahl bestimmten Gelder der SA zur Verfügung zu stellen - Leutnant Lechner bereichte im Sept. nach München, dass er die Gelder noch nicht habe, weil es in der Partei noch Bestrebungen gäbe, die Salzburger Beschlüsse zu revidieren. Weiters sprach sich Lechner gegen die Entscheidung Görings aus, den Oberleutnant Rudolf Schalek [Anm. finde über den nix. Auf Wien Geschichte Wiki gibt es einen gleichnamigen jüdischen Sportfunktionär] zum Landeskommandaten für Österreich zu ernennen. Allerdings wurde er nicht über diese Ernennung Informiert und bat um Aufklärung über die aktuelle hierarchische Situation im Land. Riehl sah sich durch das Wahlergebnis in seiner Ansicht bestätigt

(S.80) Nach Hitlerputsch, an dem sich viele öst. Nazis beteiligten, verschwanden Bauer und Ludendorff von der politischen Bühne Österreichs.

Riehl gründete im August 1924 den "Deutschsozialen Verein für Österreich", der unbedeutend blieb. [Anm. hier keine Erwähnung des daruch verursachten Auschlusses Riehls]

Die Stabilisierung der Währung führte zum Rückgang politischen Extremismusses win Ö. wie in D.

Nach dem Zusammenbruch in Bayern [Anm.: aufgrund Folgen des Hitlerputsches] fehlte es der öst. Partei an Geld zu wirkungsvollen Propaganda [Anm.: Warum? Bislang wurde im Text, wenn ichs nicht überlesen hab, nix von einer Subvention Ö.s durch Bayern bei der NS gelesen (wohl aber bei der Heimwehr... connections?)] Die ö. Währung stabilisierte sich, Extemismus nahm ab.

S.81–97.: Viel Details zur völkischen "Konkurrenz": Landbund und Nazis gegen Vereinheitlichung in gemeinsamer Partei (Großdeutsche), weil als Bauern- bzw. Arbeiter-vertreteter sie in Einheitspartei untergehen würden, gemeinsame Taktik und Wahlbündnisse allerdings vorstellbar. Völkische Gewerkschaften und ihrer Forderungen. Großdeutsche mit ihrer Taktik, überall Turnvereine als Kerngruppen zu etablieren, Frontkämpfer mit ihrer quasi-faschistischen Ideologie, deren Antisemitischen Agitation und Massenveranstaltungen (übrigens mehrmals als Sprecher dabei neben Orel, Riehl, Ursin et al.: Kunschak (CS)), dazu kleinere völkische Vereinigungen (Deutscher Volksrat für..., Antisemitenbund,...)

S. 98–130 Details zur Heimwehr. S.102: In Satzung des Steirischen Heimatschutzes: "für Heimat, Volk und Vaterland" - mit Vaterland war aber großdeutsch gemeint: "nur durch den Zusammenschluss aller deutschen Stämme zu einem großen deutschen Vaterlande"... Pfriemer traf sich 1926 zweimal mit Hitler, seitdem "freundschaftliche Bezeihungen" zwischen NSDAP und Steirischem Heimatschutz, der sehr völkisch orientiert war. Pfrimer Burschenschaftler und Anhänger Schönerers. Beziehungen zur NSDAP/Hitler sollten in kommenden Jahren noch um einiges enger werden...Genaue Details zu den Ereignissen nach dem Justizpalastbrand und den damit verbundenen Aufschwung für die Heimwehren (der "große Glücksfall").

CONT S. 131: Hitler beansprucht die Führung in Österreich

DNSAP nach Riehl

S. 131. In Wien traten (Teil von) Ortsgruppen zu Riehl's Deutschsozialen Verein über, er blieb aber klein, speziell außerhalb Wiens. Nachteil der bisherigen Nationalsozialistischen Partei: Ohne Riehl hatte sie keine allgemein anerkannte Führerfigur. (S. 132) Im August 1924 wurde der Werkmeister Karl Schulz zum neuen Parteiobmann gewählt. Die Partei war stark verschuldet, es kam zu einem Rückgang des Mitgliederstandes und wirksame Propaganda war aus Geldmangel unmöglich. Als die [jetzt wörtlich, weil seltsam] "vereinigten völkischen Organisationen Wiens [sic! was ist das? Antisemitenbund?] im September 1924 gegen die Verträge von St. Germain und Versailles protestierten, betrug das Kontingent der 'Hackenkreuzler' [sic] nur 1496 Mann, weniger als ein Drittel des Kontingents der Turner und weniger als die Hälfte dessen der Frontkämpfervereinigung". Ein Eisenbahnerstreik im November 1924 wurde teilweise durch nationalsozialistische Forderungen verurstacht und bot Gegelnheit neue Mitglieder zu rekrutieren. Leichten Aufschwung brachte Hitlers Entlassung (Dez 1924), es besuchten wieder mehr Leute die Versammlungen. Im Februar 1925 kleiner Erfolg: An der Technischen Hochschule Wien erhielten Nazis im Februar 1925 die meisten Stimmen bei der Studentenkammerwahl und erhielten 14 von 30 Mandaten. S. 133. August 1925 Parteikongress in Wien mit Delegierten aus D. und Böhmen. Schulz wurde als Obmann bestätigt. Schatzmeister berichtete vom Schuldenrückgang. Ebenfalls im August 1925 organisierten Nazis mit anderen völkischen Gruppen "schwere Unruhen" [sic, so wörtlich] in Wien anlässlich der Eröffnung des int. Zionistenkongresses. Wurden von GDVP dafür scharf kritisiert, die sie für Drahtzieher hielten. Außerdem war GDVP auf Nazis sauer, weil diese (Im Gegensatz zu ihrem Beschluss von 1923) bei den Gemeindewahlen [1925? lt. Kontext müsste es 1925 sein] ihre eigenen Listen aufstellten und dadurch an vielen Orten die Wahl von großdeutschen Bürgermeistern verhinderten. Auch 1925 war Partei mit Streiks beschäftigt: Im September Streik bei Donawitzer Werken der Alpine Montangesellschaft. 4000 Arbieter streikten, nur 600 waren freigewerkschaftlich organisiert. Man bat München um Spenden, um Streikende zu unterstützen, aber München war selbst kann bei Kasse. Dann skurile Episode: Im Oktober 1925 streikte S. 134 Der Redakteur und die Verwaltungsangestellten der Parteizeitung "Deutsche Arbeiterpresse" für höhere Löhne, deren Zahlung von Parteiführung abgelehnt, von Parteisekretär und einigen SA-Führern befürwortet wurde. [Anm.: lol] Aufgrund der schlechten Finanzlage setzte sich die Sparefroh-Gruppe durch. Streikenden beschwerten sich, dass ihre "bescheidensten Gehaltsanspräche" nicht erfüllt werden, währen hohe Parteifunktionäre wie zweiter Parteiobemann Rudolf Zwerina oder Schatzmeister Marihart große Summen als Spesen bezahlt würden. Anfang November wurde beschlossen, die Streikenden zu entlassen, da sie die Beschwerden mittlerweile an die Öffentlichkeit geragen hatten. Unter den Parteimitgliedern gab es in Folge Agitation gegen Zwerina und Marihart, Anklage und Gegenklagen, beide mussten schließlich Parteiämter niederlegen. Ortsgruppenleiterkonferenz beschloss Untersuchungsausschuss unter einem nicht der Partei angehörigen Vorsitzenden einzusetzen. Vorgänge lähmten Parteiaktivität, es gab weniger Versammlungen und die "Deutsch Arbeiterpresse" erschien unregelmäßig. Ein neuer Redakteur, WALTER GATTERMAYER [!], wurde wegen seiner Beteilgung an einem ang. "jüdischem" Bankunternehmen angegriffen (ebenso andere Parteiführer), so dass er Ende 1925 zurücktrat und sich von Parteitätigkeit zurückzog. Konfliktlinie war zwischen Parteiführern und SA-Aktivisten. SA noch klein: Im Sommer 1924 lt. Polizei 516 Mann in Wien, wenige hundert in NÖ. In Wien 4 Kompanien und zwei getrennte Züge [what heißt denn dat?] Im Februar 1926 kam Konflikt zum Ausbruch auf außerordentlicher Parteikonferenz in Linz. Von Beginn an "stürmische Auseinandersetzungen", nachdem ein SA-Vertreter beantragte, auf der Galerie als Zuhörer teilzunehmen S. 135 Wurde abgelehnt, weil störende Zurufe und Unterbrechungen befürchtet wurden. Schluz berichtete über interne Zwistigkeiten, danach referierte der Vorsitzende des Untersuchungsausschuss JOSEF URSIN über die "mehreren Parteifunktionären zur Last gelegten Unkorrektheiten" und das Ergebniss seiner Erhebungen. Der "Hauptschuldige" Zwerina war inzwischen aus der Partei ausgetreten, Marihart hatte seine Funktion aufgegeben. Gattermayer war erscheinen und versuchte die gegen ihn Erhobenen Vorwürfe zu entkräften und wies auf seine Verdienste um die Bewegung hin [ist ja indeed ein Veteran, seit den 1900er jahren deutsch-völkischer Gewerkschafter und DAPler - leider erzählt Carsten nicht wie es mit ihm hier weiterging]. Schließlich setzte sich Parteileitung [womit genau?] durch und Schlz wurde wiedergewählt. Opposition in der Partei setzte seine Tätigkeit fort und gewann neue Anhänger in Wien, OÖ und NÖ. Der Geburtstag von Adi wurde im APril 1926 in 2 getrennten Veranstaltungen gefeiert. Opposition feierte am Vortag mit etwa 500 Teilnehmenr, Rede Suchenwirth! Festversammlung der Partei mit 800 Teilnehmenern, Rede Schulz über CV Hitlas und Geschichte der Partei in Ö. Betonte, dass die Partei stets im "Geiste Hitlers handeln" werde, aber auch bereit sei im Parlament mitzuarbeiten, wenn es zum Vorteil des dt. Volkes sei [also quasi gegen den Geist Hitlas, der ja 1923 gespukt hat, sowas solle unterbleiben]. Schluz schloss die Ortsgruppen Josephstadt [sic], Hernals und Währing sowie Suchenwirth, den früheren Parteisekretär Ernst Graber und weitere Funktionäre aus der Partei aus, weil sie es ablehnten, die in Linz gewählte Parteileitung anzuerkennen. Darauf rief Suchenwirth die Mitglieder der Oppositin, etwa 150 Leute zusammen und griff die Parteiführung scharf an, warf ihnen finanzielle Misswirtschaft und mangelnde Schärfe in der Propagierung der NS Ideen vor. Sie beschlossen aus der Partei auszutreten [interessant, Suchenwirt als Ausgeschlossener tritt aus: You cannot fire me, I quit!] und eine neue Org zu gründen, mit dem Namen S. 136 "Nationaler Deutscher Arbeiterverein (Hitlerbewegung)", mit Suchenwirth und Major d.D. Leopold Eder als Führern. Also 2 NS Parteien, die Hitler als Oberboss akzeptierten, sich aber gegenseitig befetzten. Im August 1926 beide Gruppen in Passau bei Versammlung, Hitler hielt 2 Std. Rede, wobei er die öst. Partei eher runtermachte ("Partei wie jede andere" "nie verboten" "stinkt" "mag pinkes Spielzeug" "ist blöd" etc.), während die dt. Partei stets Verfolgt, Superheroisch, "unduldsam", "nie zu Kompromissen oder Zusammenschlüssen herbeigelassen" [LIES!] Usw. SPANNEND "Der Parteitag der Nationalsozialisten in Weimar habe sich für die Bidlung einer einheitlichen Partei für Deutschlnad und Österreich ausgesprochen. Das hielten die öst. NS unter Schulz 'einer Erörterung wert' und wollten die Entschediung einem öst. Parteitag vorbehalten. Aber das war laut Hitler 'bedeutungslost; denn der Anschluss kommt auf alle Fälle'" S. 137 An die Spitze des Gaues Ö. der NSDAP müsse jemand kommen, dem alle vertrauen, die sich bisher bekämpften, "der fähig sei zu handeln ohne vorher lange Konferenzen einzuberufen und der das Füherprinzip auf die letzte Untergruppe übertägt." Auch parlamentarische und gewerkschaftliche Kampfmittel lehnte er ausdrücklich ab. Sie müssten dur "fascistische Methoden" wie in Deutschlnad ersetzt werden. Diskussion wünscht Hitla nicht, wollte schlicht Erklärung, ob die Gruppen ihn als Führer akzeptieren oder nicht. Schluz kehrt nicht in Saal zrück, sondern sandte Nachricht, dass Enscheidung nur von einem Parteitag getroffen werden könne. Eder andererseits: Partei sei bereit "zur restlosen Unterstllung unter die Führung der NSDAP Groß-Deutschlnads unter Bereitschaft zur völligen Einordnung". Gleiche Erklärung kam von Kärntnern, Steiermark, OÖ und Waldviertel. S. 138 Am Schluss der Tagung wurde beschlossen, in 2 Wochen eine weitere Tagung in München abzuhalten, aud der Einzelheiten der Eingliederung besprochen werden und die Ernennung des Gauführers erfolgen sollte. Die beiden alten völkischen Gewerkschafter Schulz und Gattermayer lehnten ab, sich Hitler zu unterwerfen, und hatten andere Ideen, wie die Taktik der Partie aussehen sollte. Die bürgerlichen waren Hitler eher zugetan, in Ermangelung eines starken österreichischen Führers waren sie mehr als bereit, den österreischischen Führer in München anzuerkennen. "Kleiner Anschluss" [quasi: First we take the Partei, then we take the Ständestaat]

CONT S. 139

NSDAP-Hitlerbewegung: Snippets

Theo Habicht zum Dienstbuch der NSDAP Österreichs, 1932: "Das Dienstbuch der NSDAP Österreichs/Hitlerbewegung, Linz 1932"

Der Oberste [sic!] Führer hat mit Parteibefehl vom 11. Juli 1931 die Parteiorganisation in Österreich grundlegend umgestaltet. Lag bis zu diesem Tag die Führung des Kampfes um Österreich in der Hauptsache bei den sechs Gauleitungen des Landes, die – unabhängig voneinander und unmittelbar der Reichsleitung unterstellt – die ausschließliche Aufgabe hatten, ihre Teilgebiet propagandistisch zu bearbeiten und organisatorisch zu erfassen, so erfolgte nunmehr, nachdem diese Aufgabe im wesentlichen gelöst war, die Zusammenfassung sämtlicher österreichischen Gaue zu einer neuen Organisationseinheit "Land Österreich", an deren Spitze als oberste Parteibehörde die neugeschaffene Landesleitung trat mit der Aufgabe, die beiher getrennt marschierenden Kräfte zu vereinigen. Sie in breiter Front zum Generalangriff aus Österreich anzusetzen, mit ihrer Hilfe das herrschende System zu stürzen und die Vereinigung Deutsch-Österreichs mit dem Reich herbeizuführen. ..." usw Quelle: [2]

Interessante Links, Kraut und Ruam:

Diverse NS-Zeitschriften (St. Pöltener Beobachter z.B.), die auch mit finanzieller Hilfe der deutschen NSDAP gedruckt werden - dadurch schon gewisse Abhängigkeit...


(https://books.google.at/books?id=hf0kDwAAQBAJ&pg=PT102&lpg=PT102&dq=Deutschsozialen+Verein&source=bl&ots=9n4wkx4Qg7&sig=ww2EG2OZyzATCiFPNYjhZeBlFCw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjK8N_njcTcAhWhOsAKHT1-DkIQ6AEwBXoECAUQAQ#v=onepage&q=Deutschsozialen%20Verein&f=false Aus Holzmann: Die öst. SA:]

Am 4. Mai 1926 gründete Richard Suchenwirth in Wien den "Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-Verein" den er am 7. Mai polizeilich anmeldete. Mit der Veröffentlichung am 11. Mai im Völkischen Beobachter erfolgte die "interne Sanktionierung". Der Wiener Vaterländische Schutzbund (=die Wiener SA lt. Autor) half tatkräftig beim Aufbau von Ortsgruppen mit. War als Verein organisiert, erkannte das 25-Punkte-Programm der deutschen NSDAP an, unterstellte sich "bedingungslos" Hitler, der im Streitfall als letzte Entscheidungsinstanz angerufen werden konnte. Diese Programmatik führte - wie von ihm erhofft - zum Ausschluss Suchenwirths aus der DNSAP (wann?) ABER: Unklar, zugleich wird behauptet, Suchenwirth wäre noch im Mai 1927 in die engere Parteileitung der DNSAP berufen worden. Chronologie sehr unklar...

Kurz nach der endgültigen Spaltung (1926 wann genau?) nannte sich der NS Arbeiter-Verein um in "Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei (Hitlerbewegung), Landesleitung für Österreich" [sic, H. hier auch als Klammerausdruck!]

3./4. Juli 1926: Parteitag der (deutschen) NSDAP in Weimar: Suchenwirth darf Bericht erstatten. Dort wurde beschlossen "dass die nationalsozialistisch eingestellten Organisationen und Volksgenossen Deutschösterreichs den Anschluss an die für das ganze deutsche Sprachgebiet (!) geltende Organisation der NSDAP unter Führung Adolf Hitlers aussprechen sollten."

Daher entscheid sich im Sommer 1926 das Los der ö. Nationalsozialisten: Hermann Reschny, Führer der "österreichischen SA (Vaterländischer Schutzbund)" versichterte am 15. Juli 1926 in München Hitler seine "uneingeschränkte Loyalität". Als Gegenleistung forderte Reschny ein Österreich mit "autonomen Privilegien im künftigen deutschen Staatenverbund." (!) Das stärkte die Hilterbewegung, da sie nun den Vaterländischen Schutzbund hinter sich wusste.

12. August 1926: "Zwischenstaatliche Tagung" in Passau: (u.a. mit Hitler, Hess, Gottfried Feder, Suchenwirth und Walter Pfrimer [sic!]) Schulz wollte die Unabhängigkeit der DNSAP wahren, wurde aber gerügt, weil die DNSAP am Parteitag Anfang Juli gegen die beschlossene "Unterwerfung unter das Kommando Hitlers" gestimmt haben, und außerdem nicht den Hitlerpusch 1923 unterstütz habe. Hitler pudelte sich auf (so heißt das in der Fachsprache) und forderte, die Nazis in Ö. hätten sich gefälligst wie jeder andere Parteigau auch brav unterzuordnen und keine Extrawürschtln zu fordern (weiterer Fachterminus). Machte Spaltung komplett: Schulz verließ die Versammlung aufgebracht

Am 28./29. August 1926 lud Hitler nach München zu einer Tagung des "Gaues Österreich" für "lediglich die wichtigsten Herren der Landesleitung" (für Ortsgruppenleiter gab es später eine separate Tagung nahe der Grenze). Suchenwirth war geladen (wurde sogar an der Grenze von NSDAP-Limo abgeholt). "Tagung sollte für die weitere Entwicklung des Nationalsozialismus österreichischer Prägung maßgeblich werden" [steht im Buch, aber leider keine Details wieso, weshalb und warum...]

Am 31. August 1926 jedenfalls meldete der VB die Bildung der neuen NSDAP (Hitlerbewegung), Landesleitung Österreich [sic! Klammerausdruck. Scheint langsam die offizielle Bezeichung zu sein] und der Gauleitungen Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol-Vorarlberg [sic], Kärnten und Steiermark. Gaue Salzburg und Burgenland befänden sich im Aufbau (noch Tirol/Wien zugeordnet) DIE RESTE DER ALTEN DNSAP UM SCHULZ VERSANK BALD IN DER BEDEUTUNGSLOSIGKEIT. Anfang November sprach er, die Menge der jeweiligen Unterstützer verkenndend, von einem "geschichtlichen Augenblick...völlige Trennung von A. Hitler...der mit seiner Desparadopolitik..die Partei dem Untergang zugeführt" habe. Koalierte mit seinen Anhängern sogar mit der antimarxisitschen Einheitsliste (Österreich) von Ignaz Seipel

Als Zeichen der Trennung wechselten die Parteigänger von Schulz ihre bisher braunen Hemden gegen graue aus.

Neuer Parteivorsitzender der Hitlerbewegung und Vertrauensmann Hitlers wurde der pensionierte Oberst Friedrich Jankovic (Vertreter: Robert Derda, zur Verwirrung der Behörden oder aus Schlampigkeit wurden die Funktionen gelgentlich auch vertauscht angegeben), Suchenwirth wurde Propagandaleiter.

Nach Schafranek 2006

Siehe EN[3]

  • S. 14:

"Am 6. Juli 1931 wurde die direkte Unterstellung der damals existierenden sechs Gauleitungen (Westgau [ANM: Szbg, Tirol, Vbg], Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, Steiermark, Kärnten) unter die Reichsleitung aufgehoben und für die neue Organisationseinheit das "Land Österreich", eine politische Landesleitung mit dem Sitz in Linz installiert. Alfred Proksch, der neue Landesleiter, war Habicht formell übergeordnet, wurde von diesem aber überspielt und blieb eine bloße Repräsentationsfigur, während der Landesinspekteur [Habicht, seit Aug. 32] mit HIlfe einer Reihe von deutschen Funktionären den gesamten Ausbau der rasch erstarkenden Organisation an sich riss und das Geschick der öster. NSDAP bis zum Juli 1934 maßgeblich bestimmte." Dem Gau Steiermark waren auch drei Bezirke des südl. Bgld. angeschlossen. Gauleiter seit 1928 Walther Oberhaidacher.

Hermann Reschny war von Hitler mit der Führung der österreichischen SA (ursprüngliche Bezeichnung: Vaterländischer Schutzbund [bis wann?]) betraut worden.

  • S. 18:

Die Machtergreifung Hitlers in Deutschland beflügelte auch die österreichische NSDAP: Von Jänner bis Juni 1933 stieg die Zahl ihrer Mitglieder von 43.129 auf 68.465. Auch die Österreichisch-Alpine Montangesellschaft wandte sich der NSDAP zu, nachdem sie zuvor 10 Jahre lange den Steirischen Heimatschutz finanziell unterstützt hatte. [auch logistisch, steht aber nicht in Quelle Schafranek]

Am 22. April 1933 (zweite, nach der kurzlebigen vom Herbst 1931) "Kampfgemeinschaft" zwischen Steirischem Heimatschutz (Hasch)und NSDAP, sog. "Liezener Abekommen". Heimatschutz blieb zwar org. Selbständig, NSDAP oblag aber die "Führung des Kampfes".

  • S. 19:

Spaltung: Etwa 3000 Mitglieder verließen den Steirischen Heimatschutz wegen der Nazi-Kollaboration

Knapp vor dem Verbot am 19. Juni 1933 verlegte [Theodor] Habicht den Sitz der Landesleitung [von Linz?] nach München. (Auch Reschny und einige Gauleiter fanden dort Zuflucht). Verbot der beiden Gruppen im Juni 1933 vertiefte die Allianz der beiden Gruppen.

Hanns Rauter wurde in München am 30. Juni 1933 – ohne der NSDAP anzugehören – sogar in die Landesleitung (Österr.?) aufgenommen und und einige Monate später auch mit der Führung des "Kampfrings der Deutsch-Österreicher im Reich" betraut. 1934 wurde er Stabsleiter der Landesleitung und wurde somit Rudolf Weydenhammer, dem Hauptorganisator des Juliputsches zur Seite gestellt.

23. November 1933: Besprechung in Venedig zw. NSDAP und Hasch

  • S. 20:

"Venediger Abkommen" über etappenweise Vereinigung der beiden, Überführung der Ortswehren und Reservebatailoone des Hasch in die SA

  • S. 21:

Am 2. März 1934 erneutes Abkommen (Mitglieder des Hasch werden als gleichberechtigte und vollwertige Parteigenossen von der NSDAP anerkannt, Mitgliedschaft im Hasch wird als Mitgliedschaft in der NSDAP gewertet und anerkannt. Wg. Höhe der Mitgliedsnummer wird im Einvernehmen mit der Landesleitung NSDAP bei der Reichsleitung NSDAP versucht eine der Mitgliedzweit entsprechende Entscheidung zu erwirken)

1936

seit 1934/35 gab Deutschland vor, die ö. Eigenstaatlichkeit zu respektieren (in Form öff. Erklärunge), im Juliabkommen (Achtung, der Artikel grottenschlecht, muss dringend neu strukturiert und formuliert werden) sogar schriftlich (wenngleich das Abkommen kein völkerrechtlich gültiger Vertrag war) Ö. Nazis legten nun Schwerpunkt nicht mehr auf Anschlussvorbereitung, sondern Ausbau d. illegalgen Apparats und Unterwanderung der Organisationen und Institutionen des Regimes, besonders der Exekutive (Bundesheer und Polizei). Für Heer wurde mit dem "Nationalsozialistischem Soldatenring" guck auch DÖW (unter Maximilian de Angelis) (wörtl., eher streichen: "eine nur Org. geschaffen, die in der Form nur in Ö. existierte.") (Garscha1988 S.55)

1937

Garscha1988 S.56:

Februar 1937: Siebenerausschuss gegründet: Prominente Nazis (Wiener Rechtsanwalt Leopold Tavs, Hugo Jury, wer noch?) dürfen mitder Regierung reden. Kalkül: Die Nazis sollen sich in radikale (um Josef Leopold, chef der illeg. Wiener NSDAP) und einen gemäßigten Flügel spalten. Ging schief, weil sich beide Flügel mit oder ohne Draht zur Regierung in erster Linie "dem Führer" verpflichtet fürhten. Am 17. Juni: Walther Pembauer (ehem. großdeutscher Vizebürgermeister Innsbrucks) wird mit derLeitung des neugescaffenen "Volkspolitischen Referats" in der Bundesleitung der VF bestellt.

AD Siebenerausschuss: Einschub, nicht nach Garscha (Quellen siehe VF-Artikel): Heinrich Berghammer (ein Vertrauensmann Odo Neustädter-Stürmers) Oswald Menghin, Hugo Jury, Leopold Tavs und Gilbert In der Maur, Josef Lengauer (nach anderer Quelle (welche war das?) statt Lengauer Egbert Mannlicher?) und Ferdinand Wolsegger

1937 mitgliederzuwachs von fast 50% innert eines halben Jahres für die illegale NSDAP.

Garscha1988 S.57; Ab Herbst 1937 (Ab hier leitete Hitlerdeutschland die Kriegsvorb. ein lt. Hoßbach Protokoll, setzten die deutschen Nazis weniger auf Ö. NSDAP denn auf die in Spitzenpos. des Ständestaats eingebauten Vertrauensmänner. Gäring war im Lauf 1937 mit der Leitung der Ö-Politik betraut worden, direkter Verantwortlicher war sein führender Mitarbeiter Staatssekretär Wilhelm Keppler.

1938

Innerhalb der österreichischen NSDAP gab es Differenzen, wie das "Endziel Anschluss" erreicht werden sollte: Während die Gruppe um Josef Leopold im sogenannten Tavs-Plan einen Aufstand so organisieren wollten, dass er eine militärische Intervention des Deutschen Reiches provozieren sollte, strebten andere Gruppen wie die Kärntner Parteifunktionäre um Friedrich Rainer und Odilo Globocnik dagegen eine politische Lösung an: Eine intensive öknonomische und politische Verflechtung der beiden Staaten sollte zu einem reibungslosen Übergang des austrofaschistischen Systems in ein nationalsozialistisches führen.(Garscha S57f.)[4]

Garscha1988 S.58

Nach dem erfolgreichen Berchtesgadener Diktat war die Strategie der Gruppe um Rainer und Globocnik gesichert. Um das nicht zu gefährden, wurde Landesleitung um Leopold nach Deutschland zitiert und abgesetzt. Trotzdem kam es zu übereilten Aktionen in den Bundesländern, bes. in der Steiermark, wo SA und HJ sich blöd spielten ("erprobten die Mögl., die ihnen die Tasache bot, dass Ö. Polizei nunmehr einem nazi. Minister unterstand")

Anschluss

Garscha1988 S.58:

Als am Abend des 11. März die Radiorede Schuschniggs zu hören wr, konnten Aktionen der Basis nicht mehr stören, im Gegenteil: Um 20:30 erging der Befehl Rainers an alle Gauleitungen "alle öffentlichen Ämter über Auftrag des Bundeskanzlers Seyß sofort zu übernehmen." (!) - [Einschub: vgl. Dazu Ringvorlesung Botz 26.09.2018: Die Nationalsozialisten übernahmen die Ämter der Landeshauptmänner, und konnten dadurch (autoriäter Staat usw.) von "oben" die Führung übernehmen, indem sie den den LHs unterstellten Systemleuten einfach befahlen, zurückzutreten ("Anschluss von innen oben")] Garscha1988 S. 59:

"Als am Morgen des 12. März 1938 die Deutsche Wehrmacht in Österreich einrückte, war das Land bereits nationalsozialistisch regiert."

www.iwk.ac.at/wp-content/uploads/2014/07/Mitteilungen_1991_4_nationalsozialismus_in_der_österreichischen_provinz.pdf#page=12

Josef Bürckel wurde am 13. März 1938 von Hitler zum Beauftrager für die "Volksabstimmung" bestellt. Er sollte zusammen mit reichsdeutschen Beamten und Parteifunktionäre die NSDAP in Österreich neu organisieren. Bisherige Gauleiter wurden zu Gauwahlleitern und sollten ihr Amt vorerst kommissarisch ausüben. Auch auf unteren Ebenen wurde so verfahren, es entstand ein großer Wahlkampf mit entsprechender Propaganda. Funktionäre versuchten sich gegenseitig an Radikalität zu übertrumpfen und Massenveranstaltungen wurden (bes. in Industrieorten) durchgeführt. NÖ: (wörtl. aus Quelle oben) "der frühere einflußreiche Gau- und Landesleiter der NSDAP, Josef Leopold, war nicht nur bei Hitler, sondern bei nahezu allen seinen früheren Kollegen in Ungnade gefallen, Landeshauptmann und Gauleiter Dr. Roman Jäger ein treuer Leopold-Anhänger. Für die niederösterreichischen "Parteigenossen" schien es eine Selbstverständlichkeit, dass ihr Leopold - 1927 bis 1938 in höchsten Parteifunktionen tätig -, der neue Gauleiter und Landeshauptmann werden würde. Als aber Dr. Jäger erklärte, dass er nicht in Konkurrenz zu Leopold Gauleiter werden wolle, blieb als Niederösterreicher nur der St. Pöltner Arzt Dr. Hugo Jury übrig.

Literatur zur NSDAP-Hitlerbewegung

  • Robert Kriechbaumer: Die großen Erzählungen der Politik. Politische Kultur und Parteien in Österreich von der Jahrhundertwende bis 1945 (= Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg. Band 12). Böhlau, Wien / Köln / Weimar 2001, ISBN 3-205-99400-0, S. 656–790.
  • Dirk Hänisch: Die österreichischen NSDAP-Wähler: Eine empirische Analyse ihrer politischen Herkunft und ihres Sozialprofils (= Helmut Konrad [Hrsg.]: Böhlaus Zeitgeschichtliche Bibliothek. Band 35). Böhlau, Wien / Köln / Weimar 1998, ISBN 3-205-98714-4.
  • Gerhard Botz: Die österreichische NSDAP als asymmetrische Volkspartei: Soziale Dynamiken oder bürokratische Selbstkonstruktion? In: Jürgen W. Falter (Hrsg.): Junge Kämpfer, alte Opportunisten. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945. Campus, Frankfurt / New York 2016, ISBN 978-3-593-50614-2, S. 417–462.
  • Gerhard Botz: Die österreichischen NSDAP-Mitglieder: Probleme einer quantitativen Analyse aufgrund der NSDAP-Zentralkartei im Berlin Document Center. In: Reinhard Mann (Hrsg.): Die Nationalsozialisten: Analysen faschistischer Bewegungen (= Historisch-Sozialwissenschaftliche Forschungen: quantitative sozialwissenschaftliche Analysen von historischen und prozeß-produzierten Daten. Vol. 9). Klett-Cotta, Stuttgart 1980, ISBN 3-12-911090-9, S. 98–136, urn:nbn:de:0168-ssoar-328420.
  • Francis L. Carsten: Faschismus in Österreich. Von Schönerer zu Hitler. Wilhelm Fink, München 1978, ISBN 3-7705-1408-4, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00042027-2.

Einzelnachweise

  1. Jürgen W. Falter: Wer durfte NSDAP-Mitglied werden und wer musste draußen bleiben? In: Jürgen W. Falter (Hrsg.): Junge Kämpfer, alte Opportunisten. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945. Campus, Frankfurt / New York 2016, ISBN 978-3-593-50614-2, S. 30.
  2. Dokumente. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): „Anschluß“ 1938. Eine Dokumentation. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3-215-06898-2, S. 105 f. (Vorwort von Theo Habicht zum Diensthandbuch der NSDAP Österreichs).
  3. Hans Schafranek: Sommerfest mit Preisschießen. Czernin, Wien 2006, ISBN 978-3-7076-0081-0.
  4. Winfried R. Garscha: Das „völkisch“-deutschnationale Lager und der „Anschluss“. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): „Anschluß“ 1938. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3-215-06898-2, S. 54–59.