Benutzer:Johannes Schmitt/Entwurf Walter Zimmermann

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Walter Zimmermann (* 8. März 1920 in Elberfeld; † 2. April 2002 in Möhrendorf) war ein deutscher Maler, Graphiker und Kunstpädagoge.

Leben

Walter Zimmermann wird am 8. März 1920 als drittes von zehn Kindern in Elberfeld (Stadtteil des heutigen Wuppertal) geboren. Nach der Mittleren Reife absolviert er eine Lehre als Werbegraphiker. 1940 folgt die Verpflichtung zum Reichsarbeitsdienst und anschließend die Einberufung zum Kriegsdienst. Er wird zuerst in Frankreich, dann in Russland und schließlich in Italien eingesetzt. Während eines Fronturlaubes im Januar 1943 heiratet er Ilse Hole. Zimmermann kommt 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft, gerät aufgrund einer Namensverwechslung aber zunächst in das Kriegsverbrecherlager Dachau. Nach seiner Entlassung 1946 pflegt er in Dresden seine an Tuberkulose erkrankte Ehefrau, die im Februar 1947 verstirbt. Zur Fortsetzung seiner Ausbildung und zur Versorgung seiner beiden Töchter, die bei den Großeltern bleiben, geht er in den Westen.
1948 wird er von Prof. Karl Caspar in dessen Kunstklasse in Brannenburg aufgenommen und heiratet 1949 seine Studienkollegin Erika Pfeifer. Der gemeinsame Sohn wird geboren. 1952 wird Zimmermann Meisterschüler bei Prof. Franz Nagel. Man wird nun auf ihn aufmerksam: 1953 erhält er ein Stipendium der Prinzregent-Luitpold-Stiftung und die Städtische Galerie im Lenbachhaus erwirbt von ihm ein erstes Aquarell.
Mit Beendigung der kunstakademischen Phase 1955 zieht die Familie nach Erlangen. Im Folgejahr wird Walter Zimmermann im Ring bergischer Künstler (rbk) aufgenommen. Er findet neue Anregungen durch mehrere Künstlerreisen nach Südfrankreich und Italien: Es beginnt nun eine Phase reicher künstlerischer Tätigkeit. Entscheidend für ihn wird dabei das Jahr 1957 sein, in dem er sich in intensiver Atelierarbeit zur rein abstrakten Malerei weiterentwickelt. Davon ausgehend konfrontiert er 1959 zusammen mit den Künstlerkollegen Gerhard Baumgärtel, Oskar Koller, Herbert Martius und Helmut Lederer die Stadt Erlangen mit moderner Kunst. Er wird damit zu einem entscheidenden Impulsgeber der kulturellen Wiederbesinnung und künstlerischen Neuausrichtung.
Ab dem Jahr 1960 beginnt seine kunstpädagogische Tätigkeit am Marie-Therese-Gymnasium in Erlangen. Was zunächst als Nebentätigkeit gedacht ist, wird 1966, nachdem er eine schwere gesundheitliche Krise als Spätfolge seiner Nachkriegssituation überstanden hat, zum Vollzeitengagement. Bis zu seiner Pensionierung 1981 dominiert die pädagogische Arbeit, in der er anlässlich der Leitung des Kunstleistungskurses neue Kriterien zur Beurteilung der künstlerischen Arbeit definiert.
Erst danach beginnt eine neue Schaffensphase: Er unternimmt mit seiner Ehefrau und Künstlerkollegin Erika Zimmermann zahlreiche Künstlerreisen in das europäische Ausland im Wechsel mit der Arbeit im Atelier zu Hause. Die Ergebnisse werden nicht nur in großen Ausstellungen, sondern auch in jährlichen Werkstattpräsentationen im eigenen Haus gezeigt, zu denen 1986 Herbert Hechtel Klangobjekte („für Walter Zimmermann nach seinen Bildern“) komponiert und aufführt. 1989 wird Walter Zimmermann mit dem Kulturpreis der Stadt Erlangen ausgezeichnet. Er stirbt am 2. April 2002 nach kurzer Krankheit.

Künstlerische Ausrichtung

Farbe ist die wesentliche Substanz und das Mittel von Walter Zimmermanns künstlerischer Tätigkeit: Gemeint ist sowohl ihr Eigenwert als auch das Verhältnis der Farben zueinander, schließlich die Interaktion zwischen Farbigkeit und Raum.
Ziel ist, auf dieser Basis eine besondere Art der Beziehung zu den Betrachtern herzustellen, letztlich diese in der Dimension der Farbigkeit anzusprechen. Um dies möglichst kompromisslos umzusetzen, befreit sich Zimmermann Schritt für Schritt von den Konventionen der gegenständlichen Malerei. Farben sollen nicht abbilden, sondern werden als Farbe nach graphischem Maßstab organisiert. Dazu gehört für Zimmermann auch, den Pinsel als das traditionelle Gerät der Malerei beiseite zu legen und sich darüber hinaus neben der Leinwand mit alternativen Orten der Farbigkeit (etwa Betonwände) auseinanderzusetzen.
Insbesondere die Möglichkeiten des Anfang der 60er Jahre für die künstlerische Betätigung wieder entdeckten Siebdruckverfahrens und die damit verbundene Disziplin der Farbkomposition werden so radikal wie möglich ausgelotet. Ab 1969 entstehen seine Bilder bevorzugt mit dem Rakel. Die Titel der jeweiligen Werke werden üblicherweise erst mit ihrer Fertigstellung in der Diskussion der Eheleute Zimmermann formuliert. Walter Zimmermann arbeitet sowohl auf Reisen als Zeichner oder Aquarellist, als auch im Atelier mit den Möglichkeiten der Ölmalerei oder in Handdruckverfahren. Seine Werke sind in städtischen Sammlungen etwa von München, Jena, Schweinfurt und Erlangen sowie im v.d.Heydt-Museum Wuppertal zu finden. Er hinterlässt ein Œuvre, das unterschiedliche malerische Techniken, Drucktechniken, Aquarelle, Zeichnungen, mehrere Bildwände und auch ein Glasfenster umfasst.

Kunstwissenschaftliche Einordnung

Walter Zimmermanns künstlerische Ausbildung und sein Wirken als radikal modern ausgerichteter Maler im mittelfränkischen Erlangen ist durch die bundesrepublikanische Nachkriegssituation bestimmt. Als Schüler von Karl Caspar vertritt er eine Haltung des Wiederanknüpfens an den Geist der Moderne nach der nationalsozialistischen Barbarei. In der nach Intellektualität und kultureller Wiederbesinnung suchenden Universitätsstadt Erlangen verbindet sich die Freiheitsoption seines künstlerischen Wirkens mit der Sehnsucht, der kulturellen Verarmung der Wirtschaftswunderzeit zu begegnen. Zimmermann ist in seiner Ausrichtung wesentlich puristischer eingestellt, als seine Künstlerkollegen und wirkt insofern polarisierend.
Mit den Möglichkeiten der Abstraktion nicht nur Wirkung zu entfachen, sondern auch Bedeutung zu erzeugen, führt zur Frage des interpretativen Umgangs mit der Kunst Walter Zimmermanns. Das Meinen und Vermeinen kann hier nicht, wie gewohnt, auf eine gegenständliche Ebene bezogen werden, sondern führt in eine spekulative Bedeutungsebene der Farben und Formen. Zimmermanns Bilder können als Hingabe an diese gelten und in dieser Dimension als eine besondere Art der Niederlegung persönlicher Einsichten, Auseinandersetzungen und Stellungnahmen.
Ungeachtet der Frage der Deutung bleibt eine kompromisslos der Farbigkeit gewidmete Malerei:

Walter Zimmermanns eigenständige Leistung besteht … darin, dass er der konstruktiven Abstraktion eine neue Unmittelbarkeit der Malerei gewonnen hat. Der monumentale Bildaufbau wird nicht eliminiert, sondern als bewegliche Ordnung neu definiert. Die Farbe wird nicht mehr entmaterialisiert, sondern darf ihren materiellen Charakter entfalten. Sie ist nicht mehr auf ihre symbolische Bedeutung reduziert, sondern wird psychisches Ereignis, kein Mittel der Gestaltung, sondern die Gestalt des Bildes selbst: 'Abenteuer Farbe'.

Kurt Jauslin[1]

Auszeichnungen

Einzel- und Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • 1952 München, Lenbach-Haus: Meisterschüler der Akademie
  • 1952 Tivoli
  • 1955 Collegium-Alexandrinum, Erlangen
  • 1956 Universahaus, Nürnberg
  • 1959 Orangerie, Erlangen
  • 1962 Orangerie, Erlangen Siemens
  • 1964 Orangerie, Erlangen
  • 1965 Stadtmuseum Erlangen
  • 1967 Kaufhaus Merkur, Erlangen
  • 1968 Orangerie, Erlangen
  • ab 1985 jährlich Werkstatt-Ausstellung
  • 1988 Orangerie, Erlangen
  • 1989 Schloss Mochental, Ausstellung der Caspar-Schüler
  • 1990 Colegio Alemán de Valencia und Stadthalle Erlangen
  • 1993 Stutterheimsches Palais, Erlangen
  • 1994 Galerie Mladá Fronta, Budweis
  • 1999 Von Loewenichsches Palais, Erlangen
  • 2005 Postum, Kunstmuseum Erlangen e.V. im Von Loewenichschen Palais, Erlangen

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

Literatur

  • Hermann Greissinger: Dialog der Farbe oder „Mein Himmel und meine Hölle“. In: Walter Zimmermann Werkkatalog 1. Hrsg. von Erika Zimmermann. Möhrendorf o.J., S. 89–92.
  • Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis Mitte des 20. Jhrd.'s. Bd. 1-4. De Gryter Verlag, München 2007.
  • Kurt Jauslin: Abenteuer Farbe – Abenteuer Abstraktion. Ein Versuch über die Bildwelten Walter Zimmermanns. In: Walter Zimmermann Werkkatalog 2. Hrsg. von Erika Zimmermann. Möhrendorf o.J., S. 1–3.
  • Walter Zimmermann Werkkatalog 1+2, Hrsg. von Erika Zimmermann. Möhrendorf o.J.

Weblinks

100 Jahre Kunstverein Erlangen [1]
V. d. Heydt Museum-Wuppertal, Musenblätter [2]
Kulturpreisträger(innen) der Stadt Erlangen [3]

Einzelnachweise

  1. Kurt Jauslin: "Abenteuer Farbe - Abenteuer Abstraktion. Ein Versuch über die Bildwelten Walter Zimmermanns". In: Werkkatalog 2, Seite 3.