Benutzer:Kalima/Entwässerung der westlichen Vororte Berlins

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Der Schwarze Graben war ein Entwässerungsgraben im damaligen Sumpfgebiet des Hopfenbruches im Berliner Urstromtal südwestlich von Berlin. Seine Hauptfunktion war die Entwässerung des Sumpfgebietes des Hopfenbruches nördlich der Ortschaft Wilmersdorf.


Verlauf und Geologie

Der Graben verlief vom Wilmersdorfer See in nördlicher Richtung westlich von Schöneberg bis nördlich des heutigen Kleistparks. Hier änderte seine Verlaufsrichtung in einem Winkel von 90° nach Westen, wo er in einem großen Bogen nordwestlich das Wilmersdorfer Gebiet des Hopfenbruches durchfloss. Nördlich auf Charlottenburger Gebiet traf er am heutigen am Nassen Dreieck mit dem Lietzenseegraben, einem Abfluss des Lietzensees, zusammen und mündete mit diesem nach etwa 1 Kilometer auf der Höhe der Lohmeyerstraße nahe der Schloßbrücke in die Spree.

Der scharfe Knick von 90° im Verlauf nördlich des Kleistparks und die rückwärtige Verlaufsrichtung legen nahe, dass das Gewässer nicht einem einheitlichen Verlaufsmuster folgte, sondern künstlich angelegt wurde und sich aus zwei Teilen zusammensetzte, die sich am scharfen Knick nördlich des heutigen Kleistparks trafen [1].

Anfänge des Schwarzen Grabens auf Wilmersdorfer Gebiet

Datei:Plan von Wilmersdorfer Fenn.jpg
Plan vom Wilmersdorfer Fenn

Schwarze Graben begann am Wilmersdorfer See, verlief zunächst östlich und dann in nördlicher Richtung entlang des Dorfes Schöneberg und sreifte dabei den Rudolph-Wilde-Park. Nördlich des heutigen Kleistparks stieß er auf den Haupt-Graben. Anfänglich bis zum Rudolph-Wilde-Park verfolgte der Graben hierbei der Spur eines eiszeitlichen Schmelzwasserablaufes, der allerdings ursprünglich am Rudolph-Wilde-Park seinen Ursprung hatte, das Wilmersdorfer Fenn passierte und letztendendlich in die Grunewaldseenrinne mündete[2]..

Der Haupt-Graben

Auf einer Karte von 1680 kann man einen Bach sehen, der in einem großen Bogen das Wilmersdorfer Hopfenbruch im Berliner Urstromtal durchfließt, den Lietzenseegraben trifft und mit diesem in die Spree fließt. Es handelte sich hier wahrscheinlich um den Rest eines abgestorbenen Spreearmes. Anfang des 18.Jahrhunderts wurde der Bach zu einem Graben ausgebaut und bis zum Wittenbergplatz verlängert. Er wurde später auch Haupt-Graben genannt. Der Kanal nahm das Wasser zahlreicher Stichkanäle des Moores auf.

Anlage und Aufgabe des Schwarzen Grabens

Die Anlage des Grabens kann man auf die Preußenkönige Friedrich II und Friedrich Wilhelm I. zurückführen. Während Friedrich I. mit der Installation seiner Karpfenteiche am Lietzenseegraben und weiteren Kanälen, die das Wasser in den Landwehrkanal ableiten sollten, mit der Entwässerung des Morasts begonnen hatte, ließ Friedrich Wilhelm I. weitere Gräben zur Enwässerung des Hopfenbruchs anlegen. Friedrich II. baute das Entwässerungssystem noch einmal aus[3], leider mit geringen Erfolg. Die Fließgeschwindigkeit war aufgrund des geringen Gefälles nur mäßig, und das morastige Gebiet war ständig überschwemmt und unbrauchbar. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Schwarze Graben, ehemals zur Lösung eines Problems angelegt, selbst zu einem ernsten Problem.

Probleme

Im Bereich Schöneberg

Da Schöneberg auf einem Hügel lag, war es von den Problemen, die der Morast mit sich brachte, zunächst nur wenig betroffen. Die Bauern hatten ihre Äcker auf dem Hochland. Es gab Versuche das Niederland zur Viehhütung oder Hopfen- und Kleeanbau zu nutzen. Mit der Gründung der Kolonie Neu-Schönerberg 1751 wurden mittels einer Verrohrung erstmals Abwässer in den Hauptgraben, ehemals nur Entwässerungsgraben, geleitet.

Im Bereich Wilmersdorf

Das große sumpfige Tal südwestlich Berlins blieb bis ins 19. Jahrhundert unbebaubar und für landwirtschaftliche Nutzung unnutzbar. Das Wasser des Grabens floss aufgrund seiner mäßigen Fließgeschwindigkeit nur schlecht ab. Zu Regenzeiten wurde das Gebiet weiterhin überschwemmt und nicht nutzbar. Von den Bewohnern der Dörfer Wilmersdorf und Schöneberg wurde das Gewässer zudem oft als Müllabladeplatz benutzt und nicht regelmäßg gereinigt. Urpsprünglich zur Entsorgung von Regenwasser gedacht, wurde der Kanal zunehmend zur Ableitung von Abwasser genutzt. Das stehende Gewässer wurde außerdem wegen der Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu einem gesundheitlichen Problem.

Im Bereich Charlottenburg

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Nasses Dreieck von der Schloßstraße gesehen mit Blick auf die Luisenkirche

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Der Bach wurde in dieser Region zunächst gereinigt, zeitweise gab es sogar eine Badeanstalt, später verlandete er, und das Gebiet wurde Karpfenwiese genannt.

Am Nordende vor den Einmündung in die Spree überquerte die ostwärts verlaufende Berliner Straße, heute Otto-Suhr-Allee, den nordwärts verlaufenden Schwarzen Graben mittels einer Bohlenkonstruktion. Zudem kam das Wasser bei Regenwetter im Gleisbett der Pferdeeisenbahn entlang der Berliner Straße (heute Otto-Suhr-Allee) vom Wilhelm Platz (heute Richard Wagner-Platz) den Berg herabgeflossen, was die Problematik verschlimmerte. Durch die rasante Bevölkerungsentwicklung Charlottenburgs und entsprechend großen Abwassermengen ab Mitte des 19. Jahrhunderts , sowie in Ermangelung einer Kanalisation gab es einen unglaublichen Gestank, welcher den Schülerinnen der nahe gelegenen Töchterschule nicht zuzumuten war. Als das Gewässer für eine Choleraepidemie veranwortlich gemacht wurde, beschloss man seine Trockenlegung. Auch um Bauland für die explosionsartig anwachsenden Bevölkerungszahl zu gewinnen und Verkehrwege bauen zu können war diese Maßnahme wünschenswert.

Bevökerungsentwicklung und Bautätigkeit

Außer den gesundheitlichen Problemen, die der Haupt-Graben mit sich brachte, stieg mit der stark zunehmenden Bevölkerungsentwicklung und Industrialisierung Berlins ab der Mitte des 19. Jahrhundertsdas Interesse das Sumpfgelände des Hopfenbruches lanwirtschaftlich zu nutzen sowie die Verkehrswege und Personenbeförderung zwischen den Dörfern und nach Berlin auszubauen und Bau von Wohnungen für die rasant wachsende Bevölkerung zu schaffen.

Dies betraf besonders das Gebiet Wilmersdorfs, das durch den Morast in nahezu alle Richtungen abgeschnitten war und sich nicht ausdehnen konnte. Es gab großes Interesse für die Verlängerung des in Charlottenburg beginnenden Kurfürstendamms um in den Grunwald zu gelangen.

In Charlottenburg verhinderte das Hopfenbruch eine südliche Ausdehnung der Stadt, die bisher nur bis zur heutigen Zillestraße (ehemals Wallstraße) reichte und die Schaffung einer Ost-Westverbindung zwischen Spandau und Berlin. Die Bismarckstraße, ehemals Mühlenstraße, als Anschluss nach Berlin wurde um fertig gestellt, sodass sich die Stadt zunächst über die nördliche Verbindung der Otto-Suhr-Allee ausdehnte und dann zunehmend westwärts das Gebiet des Spandauer Berges und das Westend in Anspruch nahm. Die rasante Bevölkerungsentwicklung und völlig unzureichende Unterbringung der Menschen in engen Behausungen machte eine Erschließung neuen Wohnraums notwendig.

Der Lietzen(see)graben machte eine Verlängerung und Bebauung entlang der Charlottenburgs unmöglich. Um in den Grunewald zu gelangen, gab es bisher nur einen Bohlenweg bisher Überquerung des Morastes. Auch der Kurfürstendamm endete vor dem Hopfenbruch.Eine Verlängerung der Schloßstraße wurde erst in den 1890 Jahren möglich.

Die Trockenlegung des Hopfenbruches

Schon 1686 hatte der Gärtner Michelmann des großen Kurfürsten für die Pflege und den Ausbau des Küchengartens am Ort des späteren Botanischen Gartens und heutigen Kleistplatzes Kanäle zur Trockenlegung angelegt und Fische in den Bächen ausgesetzt. Nach seinem Tod führten seine Söhne seine Bemühungen fort und versuchten Obstbäume und andere Nutzpflanzen zu auf dem Gelände zu kultivieren.

Um das Sumpfgelände im Berein des Zusammenflusses mit dem Lietzenseegraben nutzen zu können und den hässlichen Anblick zu mildern, legte Friedrich I. um 1811 am Ende der heutigen Schloßstraße an dieser Stelle einen Karpfenteich an. Außerdem richtete er für die Anlage seiner Fasanerie zur Entwässerung des Sumpfgebietes auf der Nordostseite Kanäle ein, die in den heutigen Landwehrkanal, ehemals Landwehrgraben oder Schafgraben genannt, damals ebenfalls Entwässerungskanal, mündeten und mit diesem in die Spree flossen.

Der geschäftstüchtige Graf Podewils veranlasste ab 1799 die Torfmoore Im Süden Schmargendorfs abzustechen und verkaufte den Torf als Brennstoff nach Berlin. Um 1889 installierte man im Sumpf drei künstliche Seen, den Dianasee, Hubertussee und Herthasee, die das Wasser des Fenns in den Grunewaldsee ableiteten. Weitere Bemühungen zur Trockenlegung des Gebietes unternahmen in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts die Preußenkönige [[Friedrich II. und Friedrich Wilhelm I zurück (s. o.).

Die Verlängerung des Kurfürstendamms, der bis dahin nur etwa bis zum heutigen Olivaer Platz ausgebaut war und von dort aus nur noch als Bohlenweg durch das Hopfenbruch in die Jagdgebiete führte, war ein Lieblingsprojekt Reichskanzlers Bismark und Kaiser Wilhelms. Zur Trockenlegung des Schwarzen Grabens wurde die Kurfürstendamm-Gesellschaft gegründet. Sie erklärte sich nach lägeren Verhandlungen mit dem Fiskus bereit die sumpfgebiete zwischen Wilmersdorf und Schöneberg trockenzulegen und bekam als Gegenleistung hierfür Gebiete des Grunewald-Forstes.[4]

1887 wurde der Schwarze Graben im Bereich Wilmersdorf zugeschüttet.

1888 wurde ein Vertrag zwischen den Städten Charlottenburg und Wilmersdorf geschlossen,in dem sich Wilmersdorf zur Beseitigung der Vorflut Charlottenburgs auf Wilmdersdorfer Gebiet vepflichtete und als Gegenleistung die Entwässerungsanlagen Charlottenburgs benutzen durfte.

Der in Charlottenburg bis dahin offene Schwarze Graben wurde erst 1890 durch von der Wilmersdorfer Grenze bis zur Schustehrusstraße (ehemals Scharrenstraße) durch die Einrichtung einer Kanalisation mittels Tonröhren ersetzt und der Hauptgraben zugeschüttet, wodurch die u. a. die Bebauung der Gegend um den Stuttgarter Platz möglich wurde.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beschloss man im Rahmen des Hobrechtplanes die vollständige Trockenlegung des Gebietes des Hopfenbruches. Dieser Vertrag wurde bis 1905 verlängert. Mit diesem Projekt wurde auch die spätere Eingemeindung der damals eigenständigen Städte Wilmersdorf und Charlottenburg in die Stadt Berlin vorbereitet. Zu diesem Zweck wurden drei Kanäle angelegt, die das Wasser in den Landwehrkanal und die Spree ableiteten. Zudem wurde ein Pumpwerk (Wasserhebewerk) am Hohenzollerndamm 128 eingerichtet, das die Abwässer mittels Druckrohrleitung auf die Rieselfelder in Stahnsdorf beförderte.

Die Trockenlegung des Hopfenbruches mittels Entwässerungsgräben war also der Beginn und das Ende des Schwarzen Grabens.

Zeitzeugen

Rudolph-Wilde-Park

Auf dem Stadtplan findet man Straßenverläufe u. a. an denen man den Verlauf den Schwarzen Grabens erkennen kann. Hierzu gehören der Wilmersdorfer See und der Rudolph-Wilde-Park in Berlin Schöneberg, die man als Grünstreifen gut auf der Stadtkarte erkennen kann. Auch bei demEntenteich vor dem S-Bahnhof Berlin-Schöneberg handelt es sich um einen Rest des ehemaligen Schwarzen Grabens.

Entlang der Kaiser-Friedrich-Straße kann man Verlauf des Schwarzen Grabens im Ortsteil Charlottenburg verfolgen.

Das Nasse Dreieck im Bereich zwischen Zillstraße, Haubachstraße, Schustehrus- und Schloßstraße wurde über die Stadtgrenzen hinaus wegen seiner einstürzenden Häuser bekannt und später nicht mehr bebaut. Heute befinden sich dort Sportplätze und eine Tankstelle. Die Absenkung des Geländes ist noch gut erkennbar.

An dem Mittelstreifen der Schloßstraße auf der Höhe der Knobelsdorffstraße. Kann man Das Ende der ursprünglichen Schloßtraße erkennen. Hier befand sich der Lietzenseegraben. Er wurde erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts zugeschüttet und die Schloßstraße ohne Mittelstreifen verlängert.

Das ehemalige heute denkmalgeschützte und nicht mehr genutzte Abwasserpumpwerk in der Hohenzollernstraße 158, durch das die Entwässerungarbeiten im Gebiet Wilmersdorf 1906 endgültig abgeschlossen wurden, wird heute als Kulturzentrum genutzt.

Einzelnachweise

  1. Bezirksamt Schöneberg von Berlin (Hrsg.), Helmut Winz: Es war in Schöneberg. Haupt & Puttkammer o. H. G. , Berlin 1964,S.50
  2. Bezirksamt Schöneberg von Berlin (Hrsg.), Helmut Winz: Es war in Schöneberg. Haupt & Puttkammer o. H. G. , Berlin 1964,S.12
  3. Bezirksamt Schöneberg von Berlin (Hrsg.), Helmut Winz: Es war in Schöneberg. Haupt & Puttkammer o. H. G. , Berlin 1964,S.59
  4. Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke. Colloqium Verlag Berlin. Berlin 1989, Bd 11, S.76. ISBN 3-7678-0721-1

Literatur

  • Wilhelm Gundlach:Die Geschichte der Stadt Charlottenburg. Springer, Berlin 1905.
  • Erwin Stein (Hrsg.): Monografien deutscher Städte Bd.IV Wilmersdorf. Oldenburg i. Gr. 1913.
  • Bezirksamt Schöneberg von Berlin (Hrsg.), Helmut Winz: Es war in Schöneberg. Haupt & Puttkammer o. H. G. , Berlin 1964.
  • Herbert May: Einst eine Zierde der Residenz. Die Schloßstraße in Charlottenburg. Berlin 1992.
  • Fischer, Ecker, Scholze. Erzählungen aus der Geschichte Charlottenburgs. Colloquium Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-7678-0683-5.
  • Robert Wehlitz: Heimatkundliches aus dem Teltow und dem Bezierk Charlottenburg-Wilmersdorf. 1950er Jahre. Handschrift. Archiv des Museums Charlottenburg-Wilmersdorf.


Weblinks