Benutzer:Kerbel/test
Mit Sprachgebrauch bezeichnet man das Verwenden von Ausdrucksmitteln einer Sprache. Wenn auf den Sprachgebrauch (einer Personengruppe, eines Berufsstands, eines Bereichs des öffentlichen Lebens und dergleichen) verwiesen wird, werden die Besonderheiten herausgestellt, die es dort beim Verwenden der Ausdrucksmittel gibt.
Sprachgebrauch und Sprachgewohnheiten
Wenn von „Sprachgebrauch“ die Rede ist, dann wird dabei vorausgesetzt, dass es in jeder Sprechergruppe die Tendenz gibt, sich Gewohnheiten zuzulegen, die für sie spezifisch sind. Wenn daher vom „Sprachgebrauch der Juristen“ oder vom „Sprachgebrauch der Boulevardpresse“ die Rede ist, dann wird mit „Sprachgebrauch“ nicht allein auf die Menge der Äußerungen verwiesen, die von dieser Gruppe hervorgebracht wird, sondern auch auf die Gewohnheiten, die für diese Gruppe spezifisch sind.
Die Zahl der sprachlichen Phänomene, die als Phänomene des Sprachgebrauchs betrachtet werden können, ist sehr groß. Es kann um Wortwahl und Grammatik gehen; es kann um stilistische Phänomene gehen, etwa um eine Vorliebe für kurze oder lange Sätze; es kann auch um eine Vorliebe für bestimmte Metaphern gehen, um Rechtschreibung, Phänomene der Intonation und anderes.
„Öffentlicher Sprachgebrauch“
An der Uni Düsseldorf gibt es Forschungen zum „öffentlichen Sprachgebrauch“. [1] Man beschränkt sich dabei nicht auf Untersuchungen zur politischen Sprache und Kommunikation.
- „Vielmehr sollen und können alle Ausprägungen des Sprachgebrauchs in der Öffentlichkeit Thema und Gegenstand werden. (So z.B. Sprache in der Werbung, öffentlich relevante Rechtssprache, öffentlich wirksame Fachsprache und -kommunikation, sprachwissenschaftlich relevante Aspekte der Medienkommunikation, Sprachwandel im öffentlichen Sprachgebrauch u.ä.)“
Man ist sich darüber im Klaren, dass das Forschungsgebiet „Öffentlicher Sprachgebrauch“ nicht zu den etablierten Forschungsgebieten gezählt werden kann:
- „Der Gegenstand 'Öffentlicher Sprachgebrauch / Öffentliche Kommunikation' ist immer noch insofern ein 'prekärer' Gegenstand der sprachwissenschaftlichen Forschung, als weder sein wissenschaftlicher Status (Varietät, Textsortenspektrum, Stilregister, Wortschatzsegment?) eindeutig bestimmt ist, noch es die eine bestimmte Methode seiner Erforschung gibt, die alle seine Facetten erfassen kann. Textlinguistik, Variationslinguistik, linguistische Stilistik (mit allen ihren Teilbereichen wie Syntax, Morphologie, Lexik, Semantik, Rhetorik) können für seine Erforschung ebenso relevant werden wie die historische Semantik, Begriffsgeschichte, linguistische Diskursanalyse und Topologie, welche in diesem Forschungsbereich bislang dominant waren und vor allem hier ausgearbeitet und weiterentwickelt wurden (Stichwort 'Düsseldorfer Schule').“
Der historisch geprägte Sprachgebrauch-Begriff
Der Sprachgebrauch-Begriff der heutigen Zeit hat seine Vorläufer im „usus linguae“ der Lateiner.
Der Sprachgebrauch-Begriff in unterschiedlichen Kontexten
Auf was genau sich ein Sprecher bezieht, der das Wort „Sprachgebrauch“ verwendet, lässt sich nur bestimmen, wenn man den Satzkontext berücksichtigt, wie diese Beispielsätze zeigen:
- Im Sprachgebrauch der Schwaben taucht das Wort X schon lange nicht mehr auf.
- Beim Wort X hat sich der allgemeine Sprachgebrauch im Laufe der Jahrzehnte verschoben.
- Im modernen Sprachgebrauch machen sich viele Einflüsse aus der angelsächsischen Welt bemerkbar.
- Das Wort X hat sich im deutschen Sprachgebrauch durchgesetzt.
- Sich mit dem Sprachgebrauch zu beschäftigen kann zu interessanten Entdeckungen führen.
- Es ist lächerlich, wenn Lehrer versuchen, sich dem Sprachgebrauch der Jugendlichen anzupassen.
Mal wird die Aufmerksamkeit auf den Umgang mit einem einzelnen Wort gelenkt (Satz 2), ein anderes Mal versuchen Sprecher, sämtliche sprachlichen Äußerungen einer bestimmten Personengruppe in einem bestimmten Zeitraum ins Auge zu fassen (Satz 3).
Der Sprachgebrauch unterliegt einem ständigen Wandel
Mit dem Wort „Sprachgebrauch“ wird auf etwas verwiesen, das sich nicht real fassen lässt. Es handelt sich bei „dem Sprachgebrauch“ um eine Menge von Äußerungen, die sich nicht überblicken lässt. Es ist aber möglich, Einzelphänomene herauszugreifen, und wenn bei den Einzelphänomenen über bestimmte Zeiträume hinweg Veränderungen festgestellt werden können, dann berechtigt das zu der Feststellung, dass der gesamte Sprachgebrauch einem ständigen Wandel unterliegt.
Linguisten beschreiben die Situation, in der es einen sich ständig ändernden Sprachgebrauch gibt, indem sie sagen: "Sprechen ist Variation". Sie stellen damit heraus, dass Sprechen nicht einfach ein Anwenden von Regeln ist, sondern immer auch zum Teil ein Ausprobieren von neuen Varianten darstellt. Weil es dieses Ausprobieren von Varianten gibt, müssen die aufgeschriebenen Regeln einer Sprache immer wieder an den tatsächlichen Sprachgebrauch angepasst werden. Die aufgeschriebenen Regeln müssen geändert werden, weil es immer wieder passiert, dass Varianten, die zunächst nur von wenigen Sprechern bevorzugt werden, im Laufe der Zeit immer mehr Verbreitung finden und zu einem neuen Standard werden.
„Allgemeiner Sprachgebrauch“
Häufig gibt es Formulierungen wie diese: „Nach dem allgemeinen Sprachgebrauch ist ein Küster ein Mann der Kirche" oder „Bei einem Entwicklungsland handelt es sich nach allgemeinem Sprachgebrauch um ein Land, das als arm angesehen wird.“
Die Definition, die sich im Duden Universalwörterbuch findet, muss vor diesem Hintergrund gesehen werden. Dort wird gesagt, dass „Sprachgebrauch“ geichbedeutend mit „die übliche Ausdrucksweise oder die übliche Bedeutung eines Ausdrucks“ sei (Duden. Universalwörterbuch (2001).
Es werden die Sprachgewohnheiten herausgestellt, die zu der Standardvarietät gehören.
Umfang des Sprachgebrauch-Begriffs
Unstrittig ist, dass man zum Sprachgebrauch jede Verwendung von sprachlichen Zeichen gehört, egal, ob es sich um mündliche oder schriftliche Äuß0erunge jhahndelt. Diskussionen können aufkommen, wenn es darum geht, ob auch Äußerungen in Form von Morsezeichen, Taubstummenzeichen etc. zum Sprachgebrauch gezählt werden können.
Der Sprachgebrauch-Begriff als Fachbegriff der Linguisten
In der Linguistik stellt „Sprachgebrauch“ den Gegenbegriff zu Sprachsystem dar. Man versteht unter „Sprachgebrauch“ zumeist die Verwendung der Einheiten und Regeln des Sprachsystems bei der Bildung von Äußerungen, um kommunikative Zwecke zu verfolgen (Sprachverwendung).
In den wichtigen linguistischen Fachlexika gibt es mit Blick auf den Sprachgebrauch-Begriff unterschiedliche Perspektiven. Im Metzler Lexikon Sprache wird darauf verwiesen, dass im Rahmen der Philosophie der normalen Sprache der Gebrauch von sprachlichen Ausdrücken eine besondere Rolle spielt. Lewandowski stellt heraus, dass der jeweilige Sprachgebrauch von situativen, sozialen, psychologischen, individuellen und eventuell weiteren Faktoren beeinflusst wird. Hadumod Bußmann verzichtet in ihrem Lexikon der Sprachwissenschft auf das Sprachgebrauch-Lemma; stattdessen wird unter "Sprachverwendung" auf den sehr spezifischen Begriff Performanz verwiesen.)
Der Dichotomie "Sprachsystem" und "Sprachgebrauch/-verwendung" entspricht bei Ferdinand de Saussure das Begriffspaar langue - parole und bei Noam Chomsky der Gegensatz zwischen Kompetenz (= das Wissen eines idealen Sprechers oder Hörers von seiner Sprache) und Performanz (das, was der Sprecher/ Hörer bei der Verwendung der Sprache tatsächlich tut). Es handelt sich also um die Unterscheidung von zwei grundlegenden Aspekten der Sprachbetrachtung.
Deskription und Präskription
Die deskriptive (beschreibende) Linguistik beschreibt, wie eine Sprache tatsächlich verwendet wird, welche Regeln und Einheiten es gibt; die präskriptive (normative, vorschreibende) Linguistik gibt vor, wie Sprache verwendet werden soll.
Sonstiges
- Informationen zu Veränderungen im Sprachgebrauch gibt es im Artikel Sprachwandel.
- Den schichtspezifischen Sprachgebrauch behandelt die Soziolinguistik.
- Den geschlechtergerechten Sprachgebrauch behandelt die Geschlechtergerechte Sprache.
Einzelnachweise
Weblinks