Benutzer:Klugwiebrot/Parkinson-Syndrom

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Als Parkinson-Syndrom bezeichnet man verschiedene Erkrankungen des Nervensystems, die sich in einem langsamen und fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn äußern.

Kennzeichnend sind bestimmte Leitsymptome, vor allem verlangsamte Bewegungen bis zur Bewegungslosigkeit, eine erhöhte Muskelspannung oder -starre und in manchen Fällen Muskelzittern.

Sie betrifft in Deutschland bei über 65-jährigen zwischen ein und zwei Prozent der Menschen. Das Parkinson-Syndrom ist weltweit (nach der Alzheimer-Krankheit) die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung.

Ursache ist das Absterben von Nervenzellen in einem Bereich des Mittelhirns (Substantia nigra), die den Botenstoff Dopamin produzieren. Der Mangel an Dopamin führt zu den charakteristischen Bewegungsstörungen.

Formen

Bei Fehlen erkennbarer Ursachen handelt es sich um das primäre oder idiopathische Parkinson-Syndrom.

Liegt eine bestimmbare äußere Ursache zugrunde, spricht man von einem sekundären oder symptomatischen Parkinson-Syndrom.

Liegt ein neurodegeneratives Krankheitsbild mit anderem Schädigungsmuster, eventuell zum Teil auch weiteren Symptomen vor, so spricht man von atypischen Parkinson-Syndromen.

Somit ergibt sich folgende Einteilung der Parkinson-Syndrome:

  1. das primäre Parkinson-Syndrom (IPS). Äußere oder genetische Auslöser sind nicht bekannt. Synonym: Parkinson-Krankheit
    • mit ca. 75 % häufigstes Parkinson-Syndrom
  2. familiäre Parkinson-Syndrome
    • genetisch bedingte, vererbbare Formen, treten selten auf, benannt nach dem jeweiligen Genort des auslösenden Gens (beispielsweise PARK1)
  3. symptomatische (sekundäre) Parkinson-Syndrome
  4. Parkinson-Syndrome im Rahmen anderer neurodegenerativer Erkrankungen (atypische Parkinson-Syndrome):

Symptome

Leitsymptome

Aktuell sind vier Leitsymptome zur Diagnosestellung maßgeblich. Diese können unterschiedlich stark ausgeprägt sein oder mit Ausnahme des Kernsymptoms teilweise ganz fehlen.

Sie betreffen zu Beginn zunächst eine Körperseite, rechts oder links.

Die zugrundeliegende Leitlinie der DGN wird zur Zeit überarbeitet, eine Aktualisierung ist für September 2022 vorgesehen.

  1. Vorliegen verlangsamter Bewegungen. Dies ist das Kernsymptom, das zur Diagnosestellung unabdingbar ist. Zusätzlich muss mindestens eines der weiteren drei Leitsymptome vorliegen:
  2. Muskelsteifheit
  3. Muskelzittern in Ruhe
  4. verminderte Stabilität beim Aufrechthalten des Körpers

Verlangsamte Bewegungen

Fachbegriffe für das Hauptsymptom sind je nach Schweregrad der Verlangsamung Akinese (starke Verlangsamung bis zur Bewegungslosigkeit) und Hypokinese oder Bradykinesie (Verlangsamung).

Sie können sich bei unterschiedlichsten Bewegungsabläufen bemerkbar machen. Beispiele sind

  • verminderte Aktivität oder Koordination der Muskeln, die den Gesichtsausdruck bestimmen, dadurch Ausbildung eines Maskengesichts, (med. Hypomimie)
  • leises und undeutliches Sprechen (Mikrophonie)
  • verzögertes Schlucken und dadurch scheinbar vermehrter Speichelfluss (Pseudo-Hypersalivation)
  • nachlassende Geschicklichkeit der Hände besonders bei schnellen Bewegungen
  • verkleinertes Schriftbild (Mikrographie)
  • erschwerte Rumpfbewegungen und dadurch vermindertes Umlagern im Schlaf
  • verändertes Gangbild (kleine Schritte, Schlurfen)

Muskelsteifheit (med. "Rigor" oder auch "Rigidität")

Eine unwillkürliche dauernde Anspannung der gesamten quergestreiften Muskulatur (erhöhter Muskeltonus) führt zu einer Muskelsteifheit und in der Folge oft auch zu Muskelschmerzen.

Nach außen sichtbar sind eine leichte Beugung von Ellenbogengelenk, Rumpf und Nacken sowie im weiteren Verlauf auch der Kniegelenke.

Bei passiver Bewegung der Gelenke von Armen und Beinen tritt das so genannte Zahnradphänomen auf, bei dem es den Anschein hat, die Bewegung im betreffenden Gelenk laufe über ein Zahnrad, das die Bewegung nur ruckartig zulässt.

Körpernahe Muskelgruppen sind oft stärker betroffen (axialer Rigor).

Die erhöhte Muskelanspannung kann zu einer gekrümmten Fehlhaltung des Rumpfs führen (Kamptokormie).

Muskelzittern in Ruhe (med. "Ruhetremor")

Durch wechselseitige Anspannung entgegengesetzt wirkender Muskeln (Antagonisten) entsteht ein relativ langsames Zittern (vier bis sechs, selten bis zu neun Schläge pro Sekunde), das bei Bewegung abnimmt. Dies ist das augenfälligste Symptom, tritt aber auch als essentieller Tremor oder bei Kleinhirnerkrankungen auf.

Verminderte Stabilität beim Aufrechthalten des Körpers (med. "Posturale Instabilität")

Diese kommt durch eine Störung der sogenannten Stellreflexe zustande. Dies sind unwillkürliche einzelne oder miteinander verknüpfte Reflexe, die die Körper- und Kopfhaltung und die Ausrichtung der Augen steuern. Kleine, schnelle Ausgleichsbewegungen werden verzögert, so dass es zur Gang- und Standunsicherheit kommt.

Beim Wechseln der Laufrichtung kommen die Betroffenen dabei ins Trippeln. Das erzeugt oft eine Angst, zu stürzen, die zusätzlich zur motorischen Behinderung beeinträchtigt.

Je nach vorliegender Kombination der genannten Leitsymptome unterscheidet man die Verlaufsformen des Morbus Parkinson in einen akinetisch-rigiden (nur eingeschränkte Beweglichkeit), tremordominanten (vorherrschendes Zittern) oder Äquivalenz-Typ (Bewegungsstörung und Zittern in etwa gleich ausgeprägt).

Mögliche Begleitsymptome

Veränderte Sinnesempfindungen (Sensible Symptome)
  • Minderung des Geruchssinns (Hyposmie) ist häufig. Sie kann erstes sichtbares Erkrankungssymptom sein, tritt aber auch bei vielen anderen Erkrankungen auf.
  • Veränderung körperlicher Empfindungen wie erhöhte, verringerte oder fehlende Empfindlichkeit gegenüber Reizen,
  • Empfindungen ohne erkennbare Ursache
  • Schmerzen insbesondere an Gelenken und Muskeln
Störungen unbewußter (vegetativer) Körperfunktionen

Im Krankheitsverlauf frühzeitig auftretende vegetative Störungen gelten als Hinweise auf ein atypisches Parkinson-Syndrom.

Psychische Veränderungen

sind weniger augenfällig, aber für die Alltagsbehinderung der Parkinson-Patienten von erheblicher Bedeutung.

  • Eine Depression kann schon Jahre vor der Diagnose Parkinson-Krankheit auftreten. Sie betrifft im Verlauf mindestens 40 Prozent der Patienten.
  • Eine Verlangsamung der Denkabläufe (med. Bradyphrenie) ist Ausdruck der allgemeinen Antriebsstörung. Das Denken ist inhaltlich nicht wie bei einer Demenz beeinträchtigt.
  • Die Störung der Einschätzung von Entfernungen und Geschwindigkeiten stellt in Verbindung mit den motorischen Einschränkungen eine Gefährdung im Straßenverkehr dar. Sie ist Folge einer Schädigung des Frontalhirns.
  • Sinnestäuschungen sind zumeist Folge der dopaminergen Medikamente. Sie führen zunächst zu optischen Halluzinationen, die der Betroffene als Trugbild erkennt. Bei starken Ausprägungen und zusätzlich akustischen Halluzinationen können starke Angstgefühle bis hin zu einem Verfolgungswahn auftreten.
  • Oft stark schwankende (med. fluktuierende) Störung der Aufmerksamkeit und Wachsamkeit mit immer wieder klaren (med. luziden) Augenblicken.

Weitere Symptome

Parkinson-Demenz

Als Parkinson-Demenz werden demenzielle Symptome bezeichnet, die im Verlauf einer Parkinson-Erkrankung entstehen. 30–40 % der Betroffenen entwickeln sie zusätzlich zu den motorischen Einschränkungen.

Risikofaktoren sind unter anderem hohes Alter bei Beginn der Erkrankung, stark ausgeprägte motorische Symptome, niedriges Bildungsniveau und früh auftretende Psychosen oder Depression.

Kennzeichnend ist eine Beeinträchtigung der sogenannten exekutiven Funktionen:

Den Betroffenen fällt es schwer, Aufgaben zu planen und auszuführen, und Informationen werden langsamer verarbeitet. Ursache dafür ist wie bei den motorischen Symptomen der Abbau von Nervenzellen.

Da eine pharmakologische Behandlung nur geringe Effekte erzielt, sind kognitive Trainings empfehlenswert, um den Beginn oder die Verschlechterung der demenziellen Symptome zu verzögern.

Epidemiologie

Die Erkrankung beginnt meist zwischen dem 50. und 79. Lebensjahr (Gipfel zwischen 58. bis 62. Lebensjahr).

In der Altersgruppe 40 bis 44 Jahre ist lediglich einer von 10.000 Menschen betroffen ("Young-onset-Parkinson-Syndrom").

Die Manifestationsrate der Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter bis etwa zum 75. Lebensjahr an, dann nimmt sie wieder ab. Von den über 80-Jährigen erkranken etwa 1,5–2,0 Prozent.

In Deutschland sind laut Krankenkassendaten aktuell etwa 400.000 Personen an Parkinson erkrankt. Männer erkranken etwas häufiger als Frauen.