Benutzer:Kriddl/Ruxton
Buck Ruxton (* in Bombay, † 12. Mai 1936 in Manchester) war ein Arzt und Doppelmörder. Der von ihm begangene Doppelmord wurde durch den Einsatz damals neuer forensischer Techniken, die heute zum Standardrepertoire gehören, aufgeklärt.
Leben
Buck Ruxton war als Bukhtyar Chompa Rustomji Ratanji Hakim in Bombay geboren worden und begab sich nach Edinburgh, um dort Medizin zu studieren. Hier lernte er seine spätere Frau kennen.[1] Er ließ sich in Lancaster als Arzt nieder. Er war ein durch charmantes Auftreten, und weil er zuweilen auf Bezahlungen verzichtete, beliebter Arzt. Er war mit Isabella Ruxton, einem der späteren Opfer, verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder. Das andere Opfer war das Kindermädchen Mary Rogerson.[2] Beide Opfer waren zuletzt am 14. September 1935 lebend gesehen worden.[3]
Ermittlungen
Am 29. September 1935 wurden die zerstückelten Leichen der beiden Opfer an einem Abhang nahe Moffat in Südschottland gefunden. Teile der Leichen waren in Zeitungspapier der im Umkreis von Lancaster ausgeteilten Zeitung The Sunday Graphic eingeschlagen.[4] Die örtliche Polizei wandte sich an Experten der Universitäten Edinburgh und Glasgow, um die etwa siebzig gefundenen Leichenteile zusammenzuführen und zu identifizieren. Die Professoren John Gleister und James Couper Brash führten diese Arbeit durch. Ihre Arbeit führte auch zur englischen Bezeichnung des Falls Jigsaw Murders (deutsch etwa: Puzzle-Morde).[2]
Nach der Identifizierung der Leichenteile als zu zwei Frauen gehörend, konnte die Polizei anhand der Zeitungen Ruxton als Verdächtigen ermitteln, da es sich um den einzigen Fall von zwei vermissten Frauen im Raum Lancaster handelte. Auch wurden in seinem Haus Blutspuren gefunden. Ruxton behauptete, dass die beiden Frauen lediglich zusammen verreist seien. Die Leichen mussten daher als die vermissten Frauen identifiziert werden. Dies wurde dadurch erschwert, dass zahlreiche zur Identifizierung heranzuziehende Merkmale entfernt worden waren.[4]
Die Liegezeit der Leichen konnte durch den erstmaligen Einsatz von forensischer Entomologie auf zwölf bis vierzehn Tage eingegrenzt werden. Hierbei war das Alter von Maden der Schmeißfliegen an den Leichenteilen durch den Entomologen Alexander Mearns ermittelt worden.[5][6] Die Leiche von Isabella Ruxton wurde durch das Übereinanderlegen von Fotos des Schädels mit Fotos zu Lebzeiten identifiziert.[7] Auch diese Technik war neu.[3] Bei der Leiche des Kindermädchens waren Fingerspitzen noch intakt, bei der anderen Leiche waren die Finger entfernt worden. Im Haus von Doktor Ruxton wurde daraufhin nach Fingerabdrücken gesucht und hunderte genommen. Anhand eines Handabdrucks an einer Tür konnte Mary Rogerson identifiziert werden.[4] Die Nutzung von Fingerabdrücken am Tatort zur Identifikation eines Opfers war zu dieser Zeit ebenfalls noch ungewöhnlich. Üblich war es Fingerabdrücke aus Verbrecherkarteien mit denen von Straftätern zu vergleichen.[2]
Prozess
Am 12. Oktober 1935 wurde Ruxton wegen der Tötung von Isabella Ruxton angeklagt. Am 2. März 1936 begann der Strafprozess.[8] Der Prozess dauerte elf Tage.[3] Ruxton war durch Norman Birkett verteidigt, der noch zwei Jahre zuvor eine forensische Beweisführung von Bernard Spilsbury hatte überwinden können. Birkett konnte in diesem Fall die Beweisketten nicht widerlegen und Ruxton wurde zum Tode verurteilt.[9] Am 12. Mai 1936 wurde Buck Ruxton durch Erhängen im Strangeways Prison in Manchester hingerichtet.[10]
Kulturelle Nachwirkungen
Agatha Christie wurde durch den Fall zu dem Hercule-Poirot-Kriminalroman Das Geheimnis der Schnallenschuhe inspiriert.[2]
Literatur
- Jeremy Craddock: The Jigsaw Murders: The True Story of the Ruxton Killings and the Birth of Modern Forensics, History Press Limited, 2021, ISBN 9780750995207
Einzelnachweise
- ↑ Vickie Scullard, The chilling story of Jigsaw Killer Dr Buck Ruxton - and the Manchester trial that made history, Manchester Evening News vom 19. Juli 2020.
- ↑ a b c d Jeremy Craddock, The crime that fascinated Agatha Christie – How Buck Ruxton committed a double murder, The Express vom 24. Juni 2021.
- ↑ a b c The Buck Ruxton "Jigsaw Murders" case, National Library of Medicine.
- ↑ a b c THE RUXTON MURDERS – 1935 auf der Internetseite des Glasgow Police Museum.
- ↑ Jon Henley, Lords of the flies: the insect detectives, The Guardian vom 23. September 2010.
- ↑ Erica McAlister, How the humble fly can help to solve our most gruesome crimes, The Guardian vom 14. April 2017.
- ↑ The Ruxton Case: Identification by Comparison of Skulls with Portraits, in: Journal of Criminal Law and Criminology Band 29, No. 2 (Jul. - Aug., 1938), S. 279-282. https://www.jstor.org/stable/1137049
- ↑ Zakaria Erzinçlioglu, Maggots, Murder, and Men: Memories and Reflections of a Forensic Entomologist, St. Martin's Publishing Group, 2013, ISBN 9781466852426. S. 222 f.
- ↑ David Wilson, Crime Scene: If 1930's Edinburgh murder had been fiction you’d think it was too far-fetched, Daily Record vom 31. Mai 2021.
- ↑ Murderdatabase.uk