Benutzer:L.Willms/Spielwiese/Alfred Guttmann

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Alfred Guttmann, * 30. Juli 1873 in Posen (polnisch Poznań), † 21.12.1951 Sykkylven, Norwegen, war tätig als Arzt, Sänger[1], Musikwissenschaftler, Chorleiter, Komponist, Arrangeur, und Herausgeber von Noten und Chorsammlungen für den Deutschen Arbeiter-Sängerbund[2]

Ausbildung und Beruf

Zunächst studierte Guttmann Medizin und promovierte 1998 an der Humboldt-Universität zu Berlin (damals Friedrich-Wilhelms-Universität) mit einer Untersuchung über Ta­bes dorsalis und SyphilisOCLC 66900931, und arbeitete ab 1898 als Arzt.

Gleichzeitig machte er in Berlin, München und Breslau eine Gesangsausbildung und trat als Konzertsänger auf. 1901 nahm er in Berlin ein Studium der Psychologie und der Musikwissenschaft auf.

Volksbühne und Arbeiter-Sängerbund

Guttmann arbeitete in der Berliner Freien Volksbühne mit, und war 1904 an der Gründung des Berliner Volkschors (heute Berliner Oratorien-Chor) durch die Freie Volksbühne beteiligt, der von dem Zahnarzt Ernst Zander geleitet wurde;[3] Guttmann gab 1929 die Festschrift zu dessen 25-jährigem Bestehen heraus. Der Volkschor trat 1910 oder 1920 dem Deutschen Arbeiter-Sängerbund (DAS) bei.

Der Bundeskongreß des DAS 1923 reorganisierte die Verbandsspitze. Anstelle der aus den Gauen beschickten Notenprüfungskommission wurde ein Künstlerischer Beirat gebildt, dem Alfred Guttmann vorstand. Gleichzeitig wurde ihm die Leitung des Verbandsverlages übertragen.

Von diesen Positionen aus hatte Guttmann einen bedeutenden Einfluß auf das Leben des mehrere hunderttausend Mitglieder umfassenden Verbandes, einem der größten der Arbeiterbewegung nach dem Arbeitersportbund. 1926 vertrat Guttmann den DAS bei der Gründung der Arbeitersänger-Internationale 1926 als Mitglied der DAS-Delegation.

Per Beschluß vom 7. Januar 1925 beauftragte der Bundesvorstand des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes Guttmann mit der Herausgabe einer Chorsammlung für die Arbeitergesangvereine, die dann im folgenden Jahr für Gemischte Chöre ohne Begleitung[2] vorgelegt wurde. Im nächsten Jahr erschienen die zwei ersten Hefter einer auf vier Hefte angelegten Sammlung von Kinderliedern. 1929 erschien die Sammlung für Männerchöre ohne Begleitung in vier Bänden je Stimmgruppe (Tenor 1 + 2, Baß 1 + 2).OCLC 81455727, dann 1930 eine Sammlung von Frauenchören.

Guttmann edierte auch mehrere große Oratorienwerke für den DAS, und veröffentlichte eine Bearbeitung von Aubers Oper "Die Botschafterin" (L’ambassadrice).

Persönliches

1899 heiratete Guttmann die Sängerin Eugenie Leroi (1871-1912), genannt Gena[4]:S.16, die ihn auch mit Christian Morgenstern in Verbindung brachte, zu dessen Freundeskreis "Der Orden" auch Georg Hirschfeld, Friedrich Kayssler und Fritz Beblo gehörten.[5] Mit Eugenie hatte Guttmann eine Tochter, Hertha.[6]

Guttmann verließ am 16.5.1939 für immer seine letzte deutsche Wohnung in Werder (Havel) und emigrierte nach Norwegen, wo er zunächst im Ort Brettesnes auf Store Molla in den Lofoten Wohnung nahm. 1940 betrieb die GeStaPo die Ausbürgerung Guttmanns und seiner am 15.5.1935 geheirateten zweiten Frau Eva, geb. Alschewsky.[7]

In Norwegen verfaßte Guttmann sein letztes Buch über "Musik in Goethes Wirken und Werken". Am 21.12.1951 verstarb er dort, in seinem letzten Wohnort Sykkylven.

Werke

  • Die Wirklichkeit und ihr künstlerisches Abbild. 1912
  • Ton- und Stimmbildung für Chorgesang (in: Das natürliche System der Ton- und Stimmbildung für Sing- und Sprechkunst / von Theodor Paul)OCLC 72330171
  • Neue Volks-Musik-Kultur. 1925
  • Wege und Ziele des Volksgesangs. 1928
  • Musik in Goethes Wirken und Werken. 1946 (erschienen 1949)
als Herausgeber
  • Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Berliner Volks-Chors. 1929
  • als Herausgeber: 25 Jahre Lindström 1904-1929 : [Carl Lindström, Aktienges. ; Fabrik von Musikschallplatten u. Sprechmaschinen, Berlin]
Notensammlungen des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes

Quellen


Einzelnachweise

  1. Christian Morgenstern: Berliner Neue Freie Volksbühne. In: christian-morgenstern.de DCMA. 1. Dezember 1894. Abgerufen im 22 October 2013.
  2. a b Alfred Guttmann: Gemischte Chöre ohne Begleitung. Partitur. In: Alfred Guttmann (Hrsg.): Chorsammlung des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes. Verlag des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes, Berlin 1926, OCLC 647509145, Vorwort des Herausgebers (Diese Chorsammlung war nicht im Buch- und Musikalienhandel erhältlich und wurde nur an Mitglieder des DAS abgegeben. Neben dem hier angeführten Partiturband gibt es separate Ausgaben für die einzelnen Stimmgruppen Sopran, Alt, Tenor und Baß).
  3. Freie Volksbühne 4. Februar 1904. In: berlinintensiv.de. 2013 [last update]. Abgerufen im 26 October 2013: „Er nannte sich Berliner Volkschor. Der Sänger und Musikschriftsteller Alfred Guttmann förderte den von Ernst Zander, einem Zahnarzt, geleiteten Berliner Volkschor“
  4. Alfred Guttmann: Die Wirklichkeit und ihr künstlerisches Abbild. Cassirer, Berlin 1912, DNB 58089844X.
  5. Uwe Schleicher: Alfred Guttmann – DCMA. In: christian-morgenstern.de. 2013 [last update]. Abgerufen im 20 October 2013.
  6. Alfred Guttmann: Musik in Goethes Wirken und Werken. 1. Auflage. Deutscher Musikliteraturverlag, Berlin und Wunsiedel (Ofr.) 1949, DNB 451739205, OCLC 9709798, Widmung (Das Werk hat der Autor seiner Tochter Hertha gewidmet. Begonnen mit 70 Jahren am Geburtstag seiner Frau Eugenie, abgeschlossen an deren 34. Todestag. Geschrieben in Norwegen, "im dritten Jahr der Verbannung durch die Gestapo").
  7. Gestapo - Staatspolizeistelle Potsdam: Antrag auf Aberkennung der deutschen Reichsangehörigkeit. (Dokument R99889 des Bundesaußenministeriums).