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Margaret Walsh Rossiter (geboren Juli 1944)[1] ist eine amerikanische Wissenschaftshistorikerin und emeritierte Marie Underhill Noll Professorin für Wissenschaftsgeschichte an der Cornell University.[2] Rossiter hat maßgeblich dazu beigetragen, die Geschichte der Frauen in der Wissenschaft als wissenschaftliches Feld zu etablieren. Sie prägte den Begriff Matilda-Effekt für die systematische Unterdrückung von Informationen über Frauen in der Wissenschaftsgeschichte und die Nichtanerkennung des Forschungsbeitrags von Wissenschaftlerinnen, deren Arbeit oft ihren männlichen Kollegen zugeschrieben wird.

Frühes Leben und Bildung

Margaret Rossiters Eltern kannten sich bereits seit ihrer Schulzeit in den 1920er Jahren an der High School in Malden, Massachusetts. Sie studierten in Harvard und Radcliffe und machten ihre Abschlüsse 1934. Das Paar heiratete jedoch erst 1941, nachdem – nach dem Angriff auf Pearl Harbor – klar war, dass der Vater auf Dauer bei der Armee bleiben musste und verheirateten Paaren ein finanzieller Zuschuss für eine Unterkunft außerhalb der Militärbasis zustand. Margaret Rossiter und ihr Zwillingsbruder wurden 1944 geboren. Die Familie lebte einige Jahre innerhalb oder in der Nähe von Militärbasen, bis sie nach Malden zogen, wo der Vater eine Stelle als Geschichtslehrer an der High School in Malden bekommen hatte. 1951 zog die Familie nach Melrose, wo das Ehepaar ein modernes Ranchhaus gebaut hatte.[1]

Rossiter erhielt zum Schulabschluss ein Stipendium als National Merit Scholar und ging 1962 an das Radcliffe College, um Mathematik zu studieren. Sie wechselte jedoch mehrfach das Hauptfach, zunächst zu Chemie und schließlich zu Wissenschaftsgeschichte. 1966 schloss sie ihr Studium mit einem Bachelor of Arts (A.B.) ab. Während ihres Studiums hatte sie ein Interesse an der Geschichte der amerikanischen Wissenschaften entwickelt, deren Erforschung zu diesem Zeitpunkt noch in den Anfängen steckte.[1][3]

Ihr Sommerjob direkt nach dem Abschluss führte sie an das Smithsonian in Washington D.C., wo sie wertvolle Kontakte zu Wissenschaftlern knüpfte, die auf dem Gebiet der amerikanischen Wissenschaftsgeschichte tätig waren. Für das Graduate Studium ging sie an die University of Wisconsin in Madison, stellte dort aber bald fest, dass dort keine geeigneten Kurse in amerikanischer Wissenschaftsgeschichte angeboten wurden, weshalb sie sich autodidaktisch in das Gebiet einarbeitete. Nach ihrem Abschluss (1967 Master of Science), wechselte sie mit einem Stipendium des U.S. Public Health Services an die Abteilung für Wissenschaftsgeschichte in Yale, wo sie ihr Interesse an der amerikanischen Wissenschaftsgeschichte eigenständig fortsetzte und einen zweiten Masterabschluss (1969 Master of Philosophy) erwarb. Eine Seminararbeit über den amerikanischen Naturforscher Benjamin Silliman und das Lowell Institute wurde schließlich zu ihrer ersten Veröffenltichung.[1][2][3][4]

Zunächst plante sie eine Dissertation über den Yale-Wissenschaftler James Dwight Dana, wofür sie Mineralogie-Kurse besuchte und bei einem Aufenthalt in München Deutsch lernte. Schließlich promovierte sie aber über amerikanische Agrarwissenschaftler, die im 19. Jahrhundert in Deutschland studiert hatten. Die Dissertation schloss sie 1971 ab. 1970 organisierte George Daniels an der Northwestern University ein erstes großes Treffen der Historiker, die zur amerikanischen Wissenschaftsgeschichte arbeiteten. Dort lernte Rossiter Sally Gregory Kohlstedt kennen, die zu einer Freundin und Förderin wurde.[1][2][3]

Während des Studiums in Yale fragte Rossiter einmal beim wöchentlichen informellen Treffen der Professoren und Studenten ihrer Abteilungen: "Gab es jemals Wissenschaftlerinnen", erhielt sie eine " autoritäre " Antwort darauf: "Nein, es gab keine solchen Frauen, die in Betracht kamen, die nur für einen männlichen Wissenschaftler arbeiteten. Nach ihrem Abschluss erhielt sie ein Stipendium am Charles Warren Center for Studies in American History in Harvard.[5]

Karriere

Nach der Promotion hatte Rossiter fast zwanzig Jahre lang keine oder nur befristete Stellen. Ihren Lebensunterhalt und ihr primäres Forschungsinteresse, Geschichte der Frauen in der Wissenschaft, finanzierte sie über Forschungsstipendien. 1971 erhielt Rossiter zunächst ein Post-Doktoranden-Stipendium der National Science Foundation (NSF) und schließlich ein Stipendium des Charles Warren Center for Studies in American History in Harvard.[1] Ein Jahr (1973/74) arbeitete sie in Berkeley und lebte im Anschluss ein Jahr von Arbeitslosengeld, bevor sie ab Frühjahr 1975 in Berkeley eine befristete Stelle in der Biologiegeschichte erhielt. 1975 wurde ihre Dissertation veröffentlicht. 1982/83 hatte sie für ein Jahr lang eine Vertretungsstelle bei der NSF und organisierte deren Programm für Wissenschaftsgeschichte.1983/84 war sie Gastdozentin in Harvard und gab einen Kurs zur Geschichte von Frauen in der Wissenschaft. Da ihr Vater schwer krank war, blieb Rossiter danach an der Ostküste, wo sie in einem Büro der American Academy of Arts and Sciences in der Nähe des Harvard-Campus arbeiten konnte.[1]

1986 gelang es Rossiter, im Rahmen des NSF-Programms „Gastprofessuren für Frauen" eine einjährige Stelle an der Cornell University zu erhalten, die nach Ablauf um ein Jahr verlängert wurde. Cornell stimmte zu, sie für weitere drei Jahre zu behalten, wobei die Finanzierung ihrer Stelle auf drei Abteilungen verteilt wurde (Frauenforschung, Agrarwissenschaften und Geschichtswissenschaft). Eine Verstetigung dieser Stelle zeichnete sich lange nicht ab. Da sie keiner Abteilung angehörte, schien Tenure-Track nicht möglich. Die Universitätsverwaltung signalisierte Rossiter, dass eine Dauerstelle nur durchsetzbar wäre, wenn eine andere Universität sie berufen würde. 1990 wurde Rossiter von der University of Georgia die Callaway-Professur für Wissenschaftsgeschichte angeboten. Da sie im Vorjahr eine MacArthur Fellowship erhalten hatte, was sonst kein Cornell-Professor aufweisen konnte, wurden die Universitätsgremien daraufhin doch aktiv und Rossiter erhielt eine Gehaltserhöhung, die Aussicht auf eine Stiftungsprofessur binnen drei Jahren sowie eine neue Abteilung, die 1991 tatsächlich eingerichtet wurde. Die Schwerpunkte ihrer Lehrtätigkeit in den folgenden Jahrzehnten war die Geschichte der Frauen in der Wissenschaft sowie die Geschichte der Agrarwissenschaften.[1]

Von 1994 bis 2003 war Rossiter Herausgeberin der wissenschaftshistorischen Zeitschrift Isis, die auch die offizielle Zeitschrift der History of Science Society (HSS) ist.[1][3]

Rossiter ist seit 2018 emeritiert,[6] bietet aber immer noch Seminare in Cornell an. Sie lebt in Ithaca.[5]

Werk

[7][8][9]

Margaret Rossiters Arbeit war von entscheidender Bedeutung für das Verständnis sowohl der amerikanischen wissenschaftlichen Institutionen als auch der Erfahrung von Frauen in akademischen und intellektuellen Institutionen. In ihren Forschungen untersuchte sie, wie Frauen sich bemühten, in der Wissenschaft Fuß zu fassen, und welchen Barrieren sie dabei zu überwinden hatten. Außerdem analysierte sie die Faktoren, die dazu führten, dass die Leistungen von Wissenschaftlerinnen nicht sichtbar wurden und tendenziell bald vergessen wurden.

1972, während ihrer Zeit am Charles Warren Center, begann Margaret Rossiter, sich auf die Geschichte der Frauen in der amerikanischen Wissenschaft zu konzentrieren. Ursprünglich fasste Rossiter nach ihrer Promotion die Professionalisierung der amerikanischen Wissenschaften als Forschungsthema ins Auge, wofür sie sich mit dem Nachschlagewerk American Men of Science (heute American Men and Women of Science genannt) beschäftigte.[1] Dabei fielen ihr die Biographien von Wissenschaftlerinnen in diesem Kompendium ins Auge. Sie erkannte, dass diese die „Fußnoten“ zu den anderen, die Personen im Schatten, waren.[1][10] Am Warren Center wurde erwartet, dass Forschungsstipendiaten ein Referat hielten. Ausgehend von ihrer Entdeckung recherchierte Rossiter zu den wenigen Wissenschaftlerinnen aus der Zeit vor 1920, die in American Men of Science genannt wurden, und stellte diese in ihrem Referat vor. Das Referat veröffentlichte sie schließlich 1974, nachdem Scientific American und Science es abgelehnt hatten, in der Zeitschrift American Scientist. Der Erfolg dieses Artikels, zu dem sie mehr als 200 Nachdruckanfragen erhielt, veranlasste sie, ihre Forschungen in diesem Bereich fortzusetzen, obwohl die wissenschaftshistorische Reaktion eher zurückhaltend war.[1] Obwohl sie darauf hingewiesen wurde, dass dieses randständige Forschungsthema einer wissenschaftlichen Karriere und dem Erlangen einer unbefristeten Stelle in Weg stehen würde, blieb sie in den nächsten Jahrzehnten diesem Thema treu.[1]

Women Scientists in America: Struggles and Strategies to 1940 von 1982

1982 veröffentlichte Margaret Rossiter das Ergebnis ihrer Forschungen in einer Monografie mit dem Titel Women Scientists in America: Struggles and Strategies to 1940 (etwa „Wissenschaftlerinnen in Amerika: Kämpfe und Strategien bis 1940“) bei Johns Hopkins University Press.[7] Das Werk stellt eine grundlegende Geschichte amerikanischer Wissenschaftlerinnen in der Zeit bis 1940 dar, die Rossiter auf Recherchen in Referenzwerken, Zeitschriften, Regierungspublikationen, statistischen Untersuchungen, Biografien und vor allem auch Schriftensammlungen und Oral History-Interviws aus mehr als siebzig Archiven basierte. Mit diesen umfassenden Quellen zeichnete sie ein überzeugendes Bild jeder Facette der Position von Frauen in den wissenschaftlichen Berufen. Das kollektive Porträt illustrierte sie erfolgreich mit Dutzenden von Fallgeschichten. Rossiter konzentriert sich auf drei Bereiche, die für Frauen mit wissenschaftlichen Ambitionen von Bedeutung sind: den Erwerb der besten verfügbaren Ausbildung, die Suche nach einer Beschäftigung, die ihren Interessen, ihrer Ausbildung und ihren Begabungen entspricht, und den Erhalt angemessener Anerkennung von ihren Kollegen.[11]

Das Werk deckt die Zeitperiode der Professionalisierung der amerikanischen Wissenschaften ab. Die Darstellung beginnt im frühen 19. Jahrhundert, als die Wissenschaft noch nicht professionalisiert war und Frauen noch um eine weiterführende Schulausbildung kämpften, und endet kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, als die Promotion die unabdingbare Voraussetzung für eine wissenschaftliche Karriere geworden war und die heutige institutionelle Struktur von Graduiertenabteilungen, Berufsverbänden, renommierten Wissenschaftspreisen und Stiftungswesen entstanden war.[11]

Wie Rossiter belegte, ging die Professionalisierung der Wissenschaften mit einer Marginalisierung der Frauen aus der Wissenschaft Hand in Hand. Als Gruppe strebten die männlichen Wissenschaftler an, die wissenschaftliche Welt männlich erscheinen zu lassen, was Rossiter auf die reflexhafte Verbindung von Prestige und Männlichkeit zurückführt. Die Sorge um die Definition und Aufwertung von Standards bedeutete fast ausnahmslos bedeutete, Frauen von den Wissenschaften fernzuhalten und die bereits vorhandenen Frauen an den Rand zu drängen.[11] Die Jahre zwischen 1880 und 1910 waren eine Zeit des Wandels für die amerikanische Wissenschaft. Es entstanden zahlreiche neue Positionen und Institutionen und die wissenschaftliche Gemeinde versuchte, dass Ansehen und die Professionalität der Wissenschaft zu fördern, um die Etablierung der des wissenschaftlichen Sektors sicherzustellen. Zur gleichen Zeit bekam eine neue Gruppe - Frauen aus der Mittelschicht - eine wissenschaftliche Ausbildung und strebte eine Beschäftigung im wissenschaftlichen Sektor an. Die männlichen Wissenschaftler befürchteten, dass ihr Streben nach Renommee und Prestige durch Wissenschaftlerinnen zunichte machen würden. Daher drängten sie Fraun, die in der Wissenschaft eine Beschäftigung suchten, in niedrige Positionen ohne Aufstiegschancen ab. In den 1890er und frühen 1900er Jahren konnten Frauen durchsetzen, zur Promotion zugelassen zu werden. Doch mussten sie dann feststellen, dass ihnen auch mit Promotion keine wissenschaftlichen Positionen mit Aufstiegschancen offen standen. Am Ende dieser dreißigjährigen Übergangsperiode wurde deutlich, dass Bildung für Frauen anders als für Männer nicht auf „natürliche“ Weise zu Beschäftigung und Anerkennung führte. Frauen waren weitgehend auf Arbeitsplätze mit geringer Bezahlung und Prestige beschränkt.[11][12][13]

Rossiter zeigte, dass die Zeit des größten Fortschritts von Frauen beim Eintritt in die Wissenschaft auch eine Zeit war, in der Frauen in der wissenschaftlichen Welt in bestimmte, Frauen vorbehaltene Bereiche segregiert wurden. Bis zum Ersten Weltkrieg etablierte sich, dass die Beschäftigung in der gesamten wissenschaftlichen Welt durch ein Muster horizontaler und vertikaler Geschlechtersegregation gekennzeichnet war. Die in für erfolgreiche Wissenschaflterkarrieren unabdingbaren Berufsverbände führten Mitgliederhierarchien mit Bedingungen für die oberen Ränge ein, die die meisten Frauen per sé ausschlossen, da ihnen entsprechende Positionen nicht offen standen. Die wenigen Frauen, die aufsteigen konnten, verdankten ihren Erfolg einflussreichen männlichen Förderern - und selbst dann kam der Erfolg in ihren Karrieren viel später, als es bei Männern der Fall war. Daran änderte sich zwischen 1910 und dem Endpunkt von Rossiters Studie, 1940, nichts.[11][12]

Die Wissenschaftlerinnen verwendeten zwei Strategien, um gegen die Ausgrenzung anzukämpfen und sich im wissenschaftlichen Feld zu etablieren. Eine davon war Widerstand und öffentlicher Protest. Ein Beispiel, das Rossiter beschreibt, ist der Fall von Christine Ladd-Franklin, die Gleichbehandlung einforderte. So akzeptierte sie nicht, dass sie zu einem Treffen der wissenschaftlichen Gesellschaft ihres Fachgebiets, dass auf dem Campus ihrer eigenen Universität stattfand und zudem ihr ureigenstes Thema, die Farbenlehre behandelte, nicht eingeladen wurde. Ladd-Franklin schaffte es über inoffizielle Kanäle, an der Diskussion teilnehmen zu können.[14] Die andere war, auf die besonderen Fähigkeiten von Frauen zu verweisen und neue Arbeitsbereiche zu schaffen, die man als „weiblich“ ansehen konnte. Dazu gehörten die Tätigkeit der detaillierten Klassifizierung in der Astronomie und Botanik, das Gebiet der Hauswirtschaftslehre oder die Position des Dekans der Frauen. Mit dieser Strategie konnten die Wissenschaftlerinnen das neue Gebiet der Hauswirtschaftslehre aufbauen und sich dort zumindest zeitweilig etablieren, allerdings um den Preis die horizontale Geschlechtersegregation weiter zu fördern. Außerdem verloren sie diese Stellung allerdings, als es darum ging, das Ansehen des Fachs zu heben, weshalb auf die guten und führenden Positionen ab XXX vor allem / nur noch männliche Wissenschaftler berufen wurden.

Um 1910 waren die Muster der horizontalen und vertikalen Geschlchtertrennung fest etabliert und könnten trotz der jahrelangen Proteste von Wissenschaftlerinnen im Zuge der frühen Frauenbewegung nicht aufgebrochen werden. Die Geschichte der 1920er und 1930er Jahre für die amerikanische Wissenschaftlerin ist eine Geschichte des anhaltenden quantitativen Wachstums, aber der anhaltenden Abdrängung in „weibliche“ Bereiche. Rossiter analysierte die Periode von 1920 bis 1940 im Hinblick auf die Beschäftigungsmöglichkeiten für Wissenschaftlerinnen an Universitäten, in Regierungsbehörden und in der Industrie. In allen Bereichen sahen sich die Frauen sowohl mit der vertikalen als auch der horizontalen Geschlechtertrennung konfrontiert. Die Mehrheit der Wissenschaftlerinnen war für die von ihnen bekleideten Positionen überqualifiziert. Doch die Frauen verfolgten in den unterschiedlichen Sektoren unterschiedliche Strategien gegen die Diskriminierung. Akademikerinnen an den Universitäten dokumentierten die Ungerechtigkeiten und machten sie publik, allerdings ohne dass dies zu einer Änderung führte. Frauen in Ämtern und Behörden setzten sich für Verwaltungs- und Gesetzesreformen ein. Doch die von ihnen erreichten Reformen wurden jeweils so umgesetzt, dass Frauen vor allem in geschlechtsspezifischen, in „weiblichen“ Berufen und Bereichen zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten fanden. Die Wissenschaftlerinnen in der Industrie, wo die Segregation am stärksten ausgeprägt war, verfolgten eine Strategie der persönlichen, überdurchschnittlichen Leistung, die schließlich als Beweis dienen würde, Frauen weitere Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen. Doch die wenigen Frauen, die als außergewöhnlich anerkannt wurden, verstärkten schließlich nur die Auffassung von der gewöhnlichen Wissenschaftlerin als weniger qualifiziert als der durchschnittliche männliche Wissenschaftler (Marie-Curie-Effekt).

Rossiter hat nachgewiesen, dass die wissenschaftlichen Berufe entgegen ihren eigenen Behauptungen und der landläufigen Meinung nicht als eine für Talente offene Meritokratie funktionierte, die Leistung nach objektiven Maßstäben anerkannte und belohnte.[11][12]

Rossiters Studie wirft implizit die Frage auf, ob Frauen in einer Gesellschaft, die durch Geschlechterhierarchie und die anhaltende Abwertung weiblicher Fähigkeiten und Persönlichkeit gekennzeichnet ist, jemals berufliche Gleichstellung erreichen können.[11]

In den frühen 1980er Jahren bot Margaret Rossiter zwei Konzepte an, um die Masse der Statistiken über Frauen in der Wissenschaft zu verstehen und die Nachteile, unter denen Frauen weiterhin leiden. Die erste nannte sie hierarchische Segregation, das bekannte Phänomen, dass mit dem Aufstieg die Leiter der Macht und des Prestiges weniger weibliche Gesichter zu sehen sind. Dieser Begriff ist vielleicht nützlicher als der der Glasdecke, der vermeintlich unsichtbaren Barriere, die Frauen davon abhält, an die Spitze zu steigen, denn der Begriff der hierarchischen Disparitäten lenkt die Aufmerksamkeit auf die mehreren Stufen, in denen Frauen beim Versuch, akademische oder industrielle Leitern zu erklimmen, absteigen. Das zweite Konzept, das sie anbot, war die "territoriale Segregation", wie sich Frauen in wissenschaftlichen Disziplinen zusammenschließen. Das markanteste Beispiel für berufliche Territorialität war früher, dass Frauen zu Hause blieben und Männer zur Arbeit gingen.[15]

Neben Rossiters Analyse wurde ihre Monografie allein schon wegen der des Umfangs ihrer Forschung gelobt. Die Bibliografie der verzeichneten Schriften, der Index des Werks machten es zu einem noch heute vielfach genutzten Nachschlagewerk.[12]

Das Buch wurde gut angenommen. Es gab zahlreiche positive Rezensionen, darunter auch in der New York Times, Nature und Science.[1]

Schwartz[16]

Hildenbrandt[17]

Fellman[18]

Isis[19]

Miller[20]

Perrucci[21]

Furumoto[22]

Warner[23]


Band Zwei

Sicher bei Cornell, Rossiter konnte die Forschung für ihren zweiten Band, Women Scientists in America, abschließen: Vor der Affirmative Action, 1940-1972. Es wurde 1995 von Johns Hopkins veröffentlicht. Dieser zweite Band untersucht die Hindernisse für die volle Beteiligung von Frauen als Arbeitswissenschaftlerinnen vom Zweiten Weltkrieg bis 1972. Eine solche Barriere waren Anti-Nepotismus-Regeln an vielen Hochschulen und Universitäten. Diese verbot es verheirateten Männern und Frauen, beide eine befristete Position einzunehmen. Rossiter nennt viele Beispiele, aber ein besonders auffälliger Fall war der der Mathematikerin Josephine Mitchell. Als Mitchell in den 1950er Jahren Professor an der University of Illinois war, heiratete sie ein unbesetztes Mitglied der Mathematikabteilung. Daraufhin wurde sie gebeten, ihre Position zu verlassen, obwohl ihr neuer Mann seine behalten hatte. Auch der zweite Band wurde mit dem History of Women in Science Prize und dem Pfizer Prize ausgezeichnet. Der Preis Geschichte der Frauen in der Wissenschaft wurde später nach Rossiter benannt.

Band Drei

Rossiter beendete ihre Trilogie über Wissenschaftlerinnen in Amerika mit der Veröffentlichung von Women Scientists in American Volume 3: Forging a New World seit 1972 im Jahr 2012. Dieser letzte Band beschreibt Dutzende von Frauen, die nach der Verabschiedung des Equal Employment Opportunity Act von 1972 zu Befürwortern der Förderung von Frauen in der Wissenschaft wurden und die die Geschichte von Women in American Science in die Gegenwart tragen. Rossiters Arbeit war besonders wichtig als Rahmen für andere Wissenschaftler, auf dem sie aufbauen konnten. Nicht nur in der englischsprachigen Welt. So erkennt Carmen Magallón an, dass es die Arbeit von Margaret Rossiter war, die sie inspiriert hat, die Erfahrungen der spanischen Frauenpioniere in den Naturwissenschaften zu erforschen.

Auszeichnungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • 1975: The emergence of agricultural science. Justus Liebig and the Americans, 1840-1880. Yale University Press, New Haven 1975, ISBN 0-300-01721-9.
  • 1982: Women scientists in America. Struggles and strategies to 1940. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1982, ISBN 0-8018-2443-5.
  • 1985: mit Sally Gregory Kohlstedt (Hrsg.): Historical writing on American science. Dept. of History and Sociology of Science, University of Pennsylvania, Philadelphia 1985, ISBN 0-934235-02-3.
  • 1993: The Matthew Matilda Effect in Science. In: Social Studies of Science. Band 23, Nr. 2, 1993, ISSN 0306-3127, S. 325–341, JSTOR:285482.
    • Deutsche Übersetzung: Der Matthäus Mathilda-Effekt in der Wissenschaft. In: Theresa Wobbe (Hrsg.): Zwischen Vorderbühne und Hinterbühne. Beiträge zum Wandel der Geschlechterbeziehungen in der Wissenschaft vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Transcript, Bielefeld 2003, ISBN 3-89942-118-3, S. 191–210.
  • 1995: Women scientists in America. Before affirmative action, 1940-1972. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1995, ISBN 0-8018-4893-8.
  • 1999: Catching Up with the Vision: Essays on the Occasion of the 75th Anniversary of the Founding of the History of Science Society. University of Chicago Press for the History of Science Society.
  • 2002: Writing Women into Science. In: Jonathan Monroe (Hrsg.): Writing and revising the disciplines. Cornell University Press, Ithaca 2002, ISBN 0-8014-8751-X, S. 54–72 (google.de).
  • 2012: Women scientists in America. Forging a new world since 1972. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2012, ISBN 978-1-4214-0233-8.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n Margaret W. Rossiter: Writing Women into Science. In: Jonathan Monroe (Hrsg.): Writing and revising the disciplines. Cornell University Press, Ithaca 2002, ISBN 0-8014-8751-X, S. 54–72 (google.de).
  2. a b c Margaret Rossiter | Department of Science and Technology Studies Cornell Arts & Sciences. Abgerufen am 18. Dezember 2019.
  3. a b c d e Margaret W. Rossiter. In: MacArthur Foundation. 1. Januar 2005, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  4. Margaret W. Rossiter: Benjamin Silliman and the Lowell Institute: The Popularization of Science in Nineteenth-Century America. In: New England Quarterly. Band 44, 1971, S. 602–626.
  5. a b Susan Dominus: Women Scientists Were Written Out of History. It's Margaret Rossiter's Lifelong Mission to Fix That. In: Smithsonian.com. Oktober 2019, abgerufen am 18. Dezember 2019 (englisch).
  6. Science & Technology Studies Cornell: Dr. Margaret Rossiter was joined by colleagues May 14, 2018, in celebration of her retirement. In: Facebook. 24. Mai 2018, abgerufen am 19. Dezember 2019.
  7. a b Margaret W. Rossiter: Women scientists in America. Struggles and strategies to 1940. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1982, ISBN 0-8018-2443-5.
  8. Margaret W. Rossiter: Women scientists in America. Before affirmative action, 1940-1972. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1995, ISBN 0-8018-4893-8.
  9. Margaret W. Rossiter: Women scientists in America. Forging a new world since 1972. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2012, ISBN 978-1-4214-0233-8.
  10. Elizabeth Pennisi: A Rough, Long Struggle In Science History. In: The Scientist. 15. Oktober 1990, abgerufen am 18. Dezember 2019 (englisch).
  11. a b c d e f g Barbara J. Harris: Margaret W. Rossiter. Women Scientists in America: Struggles and Strategies to 1940. Baltimore: Johns Hopkins University Press. 1982. Pp. xviii, 439, $27.50. In: The American Historical Review. Band 88, Nr. 5, 1. Dezember 1983, ISSN 0002-8762, S. 1339–1340, doi:10.1086/ahr/88.5.1339.
  12. a b c d David Hollinger: Social Aspects of Science (Book review). In: Annals of Science. Band 41, Nr. 1, 1. Januar 1984, ISSN 0003-3790, S. 93–94, doi:10.1080/00033798400200131.
  13. Marjorie L. DeVault: Review of Women Scientists in America: Struggles and Strategies to 1940. In: Contemporary Sociology. Band 13, Nr. 3, 1984, ISSN 0094-3061, S. 306–307, doi:10.2307/2067594, JSTOR:2067594.
  14. Rossiter 1982, S. 279-280.
  15. Londa Schiebinger: Has Feminism Changed Science. Harvard University Press, 1999, ISBN 0-674-38113-0, S. 33–34.
  16. Ruth Schwartz Cowan: Women Scientists in America: Struggles and Strategies to 1940. By Margaret W. Rossiter. (Baltimore: Johns Hopkins University Press, 1982. xix + 439 pp. Illustrations, charts, tables, notes, bibliography, and index. $27.50.). In: Journal of American History. Band 70, Nr. 3, 1. Dezember 1983, ISSN 0021-8723, S. 637–638, doi:10.2307/1903495.
  17. Suzanne Hildenbrand: "Women Scientists in America: Struggles and Strategies to 1940," By Margaret W. Rossiter (book review). In: Journal of Library History. Band 18, Nr. 4, 1983, S. 478–481.
  18. Anita Clair Fellman: Review of Women Scientists in America: Struggles and Strategies to 1940. In: Labour / Le Travail. Band 14, 1984, ISSN 0700-3862, S. 277–280, doi:10.2307/25140514, JSTOR:25140514.
  19. Barbara Sicherman, John Lankford, Daniel J. Kevles: Science and Gender (Review symposium). In: Isis. Band 75, Nr. 1, 1984, ISSN 0021-1753, S. 189–203, JSTOR:232369.
  20. Howard S. Miller: The Sexual Politics of American Science. In: Reviews in American History. Band 11, Nr. 4, 1983, ISSN 0048-7511, S. 587–592, doi:10.2307/2702315, JSTOR:2702315.
  21. Carolyn C. Perrucci: Review of Women Scientists in America: Struggles and Strategies to 1940. In: Signs. Band 10, Nr. 1, 1984, ISSN 0097-9740, S. 159–161, JSTOR:3174249.
  22. Laurel Furumoto: Margaret W. Rossiter. Women scientists in America: Struggles and strategies to 1940. Baltimore: John Hopkins University Press, 1982. xviii + 448 pp. $27.95 (cloth). In: Journal of the History of the Behavioral Sciences. Band 20, Nr. 3, 1984, ISSN 1520-6696, S. 238–240, doi:10.1002/1520-6696(198407)20:33.0.CO;2-P.
  23. Deborah Jean Warner: Review of Women Scientists in America: Struggles and Strategies to 1940. In: Technology and Culture. Band 25, Nr. 1, 1984, ISSN 0040-165X, S. 129–130, doi:10.2307/3104684, JSTOR:3104684.
  24. History of Science Society Newsletter. Band 12, Nr. 3, Juli 1983, S. 11 (hssonline.org [PDF; abgerufen am 23. Dezember 2019]).
  25. John Simon Guggenheim Foundation | Margaret W. Rossiter. Abgerufen am 18. Dezember 2019 (amerikanisches Englisch).
  26. Appendix B: Prizes Awarded by the History of Science Society. In: Isis. Band 90, Supplement, 1999, S. S323–S330, S325.
  27. Margaret Schabas, Keith R. Benson, Margaret J. Osler: Annual Meeting of the History of Science Society San Diego, 5–9 November 1997. In: Isis. Band 89, Nr. 1, März 1998, S. 185–191, 189.
  28. Pfizer Award. In: History of Science Society. Abgerufen am 20. Dezember 2019 (amerikanisches Englisch).
  29. Michael M. Sokal: Letter from the President: Recent Successes and Exciting New Challenges. In: History of Science Society Newsletter. Band 33, Nr. 1, Januar 2004, S. 1, 9, hier 9 (hssonline.org [PDF; abgerufen am 24. April 2018]).

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