Benutzer:Lorenz kerscher/Barfußlaufen

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Geschichte

Im Zuge der Evolution des Menschen haben die Füße eine besondere Form entwickelt, die den aufrechten Gang ermöglicht. Sie unterscheiden sich deshalb deutlich von den Greifhänden an den Beinen der Menschenaffen. Die Füße sind eine Anpassung an das Gehen auf den unterschiedlichen Untergründen der Natur.

Da vor allem die Soldaten Stiefel benötigten, wurde Barfußgehen zu einem Symbol des Friedens und zu einer Geste der Demut vor Gott, die sich in den meisten Religionen findet.


Barfußlaufen als Ausdruck persönlicher Freiheit

Viele Menschen haben ganz einfach Spaß am Barfußlaufen und empfinden es als ein reizvolles Abenteuer – einerseits ist es unbeengt ("freie Füße"), andererseits ist es "bodenständig" (direkter Kontakt mit der Erde). Den Einstieg kann man mühelos in einem der neugegründeten Barfußparks finden. Doch auch anderswo wollen sich viele Menschen "auf freiem Fuß" wohlfühlen. Man tut dies einfach, wenn man möchte, und drückt damit aus, dass man seine Freiheit nicht dem Diktat von schwer begründbaren Vorurteilen und Konventionen opfert.

Barfußlaufen scheint zumindest in Deutschland nach einem Boom in den 1970er und 1980er Jahren auch jetzt wieder gesellschaftlich akzeptiert zu werden. Die meisten Menschen zeigen sich tolerant, selbst wenn sie den Spaß am Barfußgehen nicht persönlich nachvollziehen können. Nach Erfahrungen von Barfußläufern gibt es überwiegend positive Bemerkungen auf ihre Barfüßigkeit, was eventuell auch am derzeitigen Flip-Flops-Trend liegt. Auch außerhalb von Wohnung, Garten und Sandstrand kann man sich heute frei entscheiden, ob man mit oder ohne Fußbekleidung unterwegs sein möchte. Diese Freiheit wird auch dadurch aufgewertet, dass eine breite Palette an Fußschmuck zur Verfügung steht: Zehenringe, Henna-Paintings, Nail Art und Anklets (dt. Fußkette) am Fußgelenk.


Barfußlaufen als Freizeitaktivität

Barfußgehen auf verschiedenen natürlichen Unterlagen wie Gras, Erde, Sand, Rinde, Kieselsteine und Schlamm regt das Herz-Kreislauf System an. Das Immunsystem wird gestärkt und die unmittelbare Verbindung der Fußsohlen mit dem Naturboden kann auf das Wohlbefinden entspannend wirken, sowie ein besseres Empfinden und Bewusstsein zur Natur fördern.

Die ersten Schritte

Am einfachsten wird Barfußlaufen schon in frühester Kindheit, beim Laufenlernen, trainiert. Fast alle Kinder und etwa ein Drittel der Erwachsenen laufen gerne barfuß. Sie empfinden es als bereichernde Sinneserfahrung und eine schöne Möglichkeit der Entspannung und des Stressabbaus.

In jedem Lebensalter ist der Einstieg möglich. Anfänger sollten zunächst mit täglichen Spaziergängen auf Rasen oder Sand in der warmen Jahreszeit beginnen. So ist etwa ein Strandurlaub oder eine Wattwanderung ein idealer Einstieg. Schon nach kurzer Zeit ist es möglich, ermüdungsfrei lange Strecken zurückzulegen und auch unangenehmere Untergründe wie Schotter oder Kies zu bewältigen. Selbst in der Fußgängerzone einer Stadt kann ein barfüßiger Spaziergang über Straßenpflaster unterschiedlicher Temperaturen reizvolle Eindrücke vermitteln.

Auch verschiedene Sportarten, wie Beachvolleyball, Beachsoccer, Beachhandball, Beachminton oder Jokeiba bieten sich an.

Barfußwandern

Barfußwandern ist seit einigen Jahren als eine Möglichkeit naturverbundener Freizeitgestaltung im Gespräch.

Das Problem besteht heute darin, dass wir unser Leben größtenteils auf Verkehrsflächen, also auf Asphalt- und Schotterbelägen verbringen, die hart und schmutzig sind und die angenehmen Seiten des Barfußlaufens nicht zum Tragen kommen lassen. Asphaltbeläge können außerdem sehr heiß werden, wenn sie im Sommer der direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind. Deshalb wächst das Interesse an sachkundigen Führungen durch ortskundige Leute, die naturbelassene und für dem Spaß am Barfußlaufen geeignete Pfade kennen.

Günstig zum Barfußwandern sind naturbelassene Wege in Wald und Wiesen sowie nachgiebige Beläge, beispielsweise Rindenmulch. Auch im Gebirge gibt es barfußtaugliche Gebiete, sehr steinige und steile Berge dürften für die meisten insbesondere beim Abstieg jedoch nicht dazu zählen. Es gibt auch Spezialisten, die in Felsen barfuß klettern.

Erzieherischer Wert von Barfußaktivitäten

Die Entwicklung der Kinder in körperlicher wie geistiger Hinsicht profitiert von der bewussten Sinneswahrnehmung wie auch vom Beweglichkeitstraining beim Barfußgehen. Gut zu beobachten ist eine Steigerung der Bewegungsfreude, wenn Kinder barfuß laufen dürfen. Barfußwandertage oder Ausflüge zu Barfußparks sind bestens geeignet, um Gruppen (jeden Alters) zum Laufen in der Natur zu motivieren, dies ist auch ein guter Ansatz für die Umwelterziehung. Eine positive Wirkung auf das soziale Lernen besteht darin, dass die Teilnehmer im Bewusstsein einer gewissen Verletzlichkeit viel stärker zusammenhalten und zusammenhelfen, um die insgesamt harmlosen Hürden des Barfußausflugs zu meistern.

Barfußlaufen als Fremdenverkehrsattraktion

Weil nicht jedermann den abwechslungsreichen Parcours für Spaß und Gesundheit gleich vor der Haustüre hat, erfreut sich seit einigen Jahren eine wachsende Anzahl von Barfußpfaden und Barfußparks breiter Beliebtheit. Diese Einrichtungen werden eigens für abwechslungsreiches Barfußwandern instandgehalten und bieten neben Naturbodenwegen und Fühlstrecken mit diversen Materialien auch Erlebnisattraktionen wie Bachdurchquerungen, Kneippanlagen, Balancier- und Spielstationen bieten. Bei einigen dieser Projekte ist nachgewiesen, dass sie deutliche Umsatzsteigerungen im Fremdenverkehr bewirkt haben. Mit sinnvollen Ergänzungen wie Naturerlebnis- und Wasserspielplätzen, Stationen für Sinneswahrnehmung und Naturbeobachtung, Wildpflanzengärten und Streichelgehegen lassen sich richtige Themenwanderwege für ein barfüßiges Naturerlebnis gestalten, wie zum Beispiel das Hexenwasser bei Söll in Tirol.

Sicherheitshinweise und Pflege

Die beschriebenen Wirkungen für die geistige und körperliche Entspannungen treten ein, wenn man regelmäßig barfuß läuft. Dabei sollte man folgende Hinweise berücksichtigen.

Allgemeines

  • Stets mit dem nackten Fuß senkrecht aufsetzen/abrollen und nicht über den Boden schlürfen lassen! Eher den Vorderfuß als die Fersen belasten und die Füße lieber höher heben, um die Zehen nicht an Unebenheiten zu verletzen.
  • Immer ein Auge auf dem vorausliegenden Weg haben, um Hindernisse rechtzeitig zu erkennen.
  • Abwechslungsreiche und natürliche Böden sollten gegenüber Asphalt, Beton und Pflaster bevorzugt werden. In der Stadt geht die Hauptgefahr von feinen Glasscherben aus, die nicht immer leicht zu sehen sind. Allerdings haben auch Wiesen ihre Gefahren: in Trockenrasen können Disteln wachsen, und wo Blumen blühen (insbesondere Klee), drohen Bienenstiche. Also geht man am besten mit offenen Augen durch die Natur!
  • Generell sollte man eine Tetanus-Impfung aufgefrischt haben, um gegen Wundstarrkrampf geschützt zu sein.
  • Bei längeren Strandwanderungen sollte man am Flutsaum laufen. Der weiche und nachgiebige Sand kann die Fußmuskulatur strapazieren. Bei Wattwanderungen sollte das Sand- oder Mischwatt bevorzugt werden. Das Gehen im tiefen Schlickwatt ist eher für trainierte Sportler geeignet.

Temperaturgrenzen

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Die Kneipp-Methode des Schneegehens wird mit angenehm warmen Füßen belohnt.

Es lohnt sich, die eigenen Temperaturgrenzen auszuloten. Wer viel barfuß geht, merkt, dass die üblichen Warnungen vor Erkältung, Rheuma usw. kaum zutreffen. Viele können ohne Schwierigkeiten auch im einstelligen Temperaturbereich oder gar bis zum Gefrierpunkt und im frisch gefallenen Schnee barfuß gehen. Wichtig ist dabei, den Blutkreislauf bereits vorher anzuregen und mit warmen Füßen zu beginnen. Nach der Kneipp'schen Lehre wird Schneegehen sogar als Naturheilmethode empfohlen. Zwar können Erfrierungen entstehen, wenn Temperaturen unter 6 Grad Celsius längere Zeit auf tiefere Hautschichten einwirken. Dies wird jedoch bei Plusgraden kaum geschehen, so lange der Körper in Bewegung bleibt. Ein starker Schmerzreiz oder gar ein Taubwerden der Zehen machen es auf jeden Fall notwendig, wieder zurück in die Wärme zu gehen.

Es gibt auch eine Temperaturobergrenze - insbesondere in der Stadt oder an südlichen Stränden. Fachleute sagen, dass eine Überschreitung von 50 Grad Celsius in einer Hauttiefe von 0,5 bis 1 mm zu Verbrennungen zweiten Grades mit Bildung von Brandblasen führt. Asphalt kann sich im Hochsommer in der Sonne extrem aufheizen. Noch heißer können Fußböden aus Metall werden, wie sie auf Schiffen häufg zu finden sind. Auf Naturböden wird man in unseren Breiten dagegen kaum Hitzeschäden erleiden.

Fußpflege

Wer viel barfuß läuft, entwickelt eine widerstandsfähige Hornhaut an den Sohlen. Diese schützt gegen Verletzungen, allerdings kann insbesondere an den Fersen die Haut trocken und rissig werden. Für die Fußpflege sind in Drogeriemärkten Hornhautfeilen (mit der Konsistenz feinen Sandpapiers) erhältlich, mit denen die Haut geglättet werden kann. Zum Eincremen der trockenen Hautpartien empfiehlt sich zum Beispiel Melkfett mit Teebaumöl.

Nach dem Barfußgehen kann ein lauwarmes Fußbad genommen werden (Achtung Venenleiden!) oder Wassertreten nach der Kneipp-Medizin in bis zu 25 Zentimeter tiefem, kaltem Wasser.

Der Straßenschmutz lässt sich am besten unter der Dusche mit einer Bürste entfernen. Schwarze oder erdige Fußsohlen werden nach ein paar Schritten auf nassem Gras sauber. Die Zehen werden am besten unter der Dusche mit einer Bürste gesäubert. Wenn Schmutz in den Nagelfalzen stört, sollte er nicht mit Nagelscheren oder Feilen herausgekratzt werden. Das Nagelbett kann dabei leicht verletzt werden. Weiterhin empfiehlt sich ein Fußbad - besser noch ein Aufenthalt in einem See, Schwimmbad o.ä. in dem der Nagelschmutz von selber herausgeschwemmt wird.

Prominente und Werbung

Wenn Julia Roberts barfuß heiratet, Shakira barfuß über die Bühne tanzt oder die "barfüßige Diva" Cesaria Evora von den Kapverdischen Inseln entsprechend der Tradition ihrer Heimat keine Schuhe trägt, so wird das von der Öffentlichkeit mit großer Sympathie aufgenommen. So liegt es für viele Stars nahe, sich der drückenden Schuhe zu entledigen und die Gunst des Publikums barfuß entgegenzunehmen. Auch "Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson wird in aller Regel ohne einengendes Schuhwerk angetroffen. Er geht wohl gerne barfuß, nutzt es aber auch, um in eigener Sache Werbung zu machen.

Ganz ohne Zweifel strahlen barfüßige Menschen Sympathie aus, deshalb werden sie auch gerne als Blickfang in der Werbung genutzt. Dies gilt nicht nur für Urlaub, wo es naheliegend ist, barfuß zu sein. Nackte Füße stellen auch die Immobilienfinanzierung oder die Lebensversicherung in den Zusammenhang mit Sorgenfreiheit; die Energieversorger machen damit deutlich, dass man mit ihrer Hilfe sein Heim behaglich heizen kann. Und mit der übermütigen Freude eines jungen Menschen, der z.B. barfuß über ein Geländer balanciert oder durch Pfützen rennt, kann man jedem Produkt vom Mobiltelefon bis zur Waschmaschine ein aufregendes Flair von Lebensfreude verleihen. Die Psychologie weiß seit langem, dass das ursprünglich-Natürliche seine Wirkung nicht verfehlt -- und die Werbung nutzt dies ganz konsequent und bringt die Menschen sehr gerne barfuß ins Bild.