Benutzer:ML896/Spielwiese
Made in China 2025 (chin. 中国制造2025) bezeichnet eine Strategie aus dem 13. Fünfjahresplan der Volksrepublik China. Die Strategie wurde am 08.05.2015[1] erstmals vom Premierminister Li Keqiang und dem Staatsrat der Volksrepublik China angekündigt und am 19.05.2015 offiziell in der chinesischen Hauptstadt Peking veröffentlicht.[2]
Der Plan zielt darauf ab, auf die nationalen und internationalen Herausforderungen mit denen sich Chinas Fertigungsindustrie konfrontiert sieht zu begegnen.[3] China soll mithilfe der Strategie den Übergang von einem Produktionsgiganten zu einer global qualitativen „Industriemacht“ schaffen. Die chinesische Industrie soll dabei umfassend verbessert und modernisiert werden, um schließlich internationale Standards, globale Innovationen und Wertschöpfungsketten zu beeinflussen.[4] Insgesamt soll die vorherrschende Technologielücke im Vergleich zu entwickelten Ländern verringert werden. Das strategische Hauptaugenmerk soll nun vielmehr auf der eigenen technologischen Wertschöpfung liegen. Um ihr Ziel zu erreichen investiert die chinesische Regierung immense Summen. Die chinesische Regierung wird bis 2020 ca. 1.52 Milliarden US-Dollar in über 100 Projekte in 25 Branchen investieren. Dabei sollen Projekte, welche die Schlüsselindustrien betreffen mit mehr als 100 Millionen US-Dollar pro Projekt unterstützen.[5] Demnach soll Chinas Fertigungsindustrie sich bis 2025 an das qualitative Produktniveau von Deutschland annähern[6] und bis 2035 Deutschland sogar überholen.[7]
Im Gegensatz zu vorigen Strategien ist Made in China 2025 eine langfristige und groß angelegte industrielle Strategie, welche nicht nur auf die traditionellen Industrien ausgelegt ist, sondern auch auf fortgeschrittene und moderne Industrien und Dienstleistungen. Made in China 2025 ist in gewissen Maße von Industrie 4.0 inspiriert, welche der chinesischen Regierung als „strategischer Leitfaden“ dient.[8]
Inhalte von Made in China 2025
Chinas Transformation zur Industriemacht soll in drei Phasen erfolgen.[6] Dazu wurden neun strategische Ziele formuliert und fünf landesweite Initiativen entwickelt. Insgesamt fokussiert sich die Strategie auf zehn Schlüsselindustrien.
Strategische Zielsetzung bis 2049
Laut Plan wird China im ersten Schritt bis 2020 als Zwischenphase die Fertigungskapazitäten festigen und die Digitalisierung in der Digitalisierung in der Fertigung steigern. Zusätzlich werden Kerntechnologien in den Schlüsselindustrien bewältigt, in Märkten in denen China führend ist, Wettbewerbsvorteile entsprechend ausgebaut und die Produktqualität verbessert. Bis 2025 wird die Gesamtqualität der Fertigung wesentlich verbessert, Chinas Position als Fertigungsnation gestärkt, die Innovationskapazität deutlich ansteigen und die Integration von IT in die Industrie ein fortgeschrittenes Niveau erreichen. Der Energie- und Materialverbrauch, sowie die Schadstoffemission in Schlüsselindustrien werden das Niveau einer entwickelten Volkswirtschaft erreichen.
Im zweiten Schritt bis 2035 hat China das Ziel sich im Mittelfeld mit anderen Herstellungsmächten zu platzieren, große Durchbrücke in den Hauptbereichen zu erwirken und die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit signifikant auszubauen. Im letzten Schritt bis 2049, zum hundertjährigen Bestehen der Volksrepublik, wird China als führende Industrienation an der Weltspitze stehen. China wird bis dahin die Fähigkeiten besitzen Innovationen anzuführen und fortschrittliche Technologien und industrielle Systeme entwickeln.[9]
Strategische Aufgaben und Schlüsselindustrien
Um die Transformation zur Herstellungsmacht zu schaffen, setzt China insbesondere auf Entwicklung und Fortschritte in den folgenden zehn Schlüsselindustrien[10]: (1) Maschinen für die Landwirtschaft; (2) Schiffbau und Meerestechnik; (3) Energieeinsparung und Elektromobilität; (4) Informations- und Kommunikationstechnologien der neuen Generation; (5) High-End gesteuerte Werkzeugmaschinensysteme und Robotertechnologie; (6) Elektrizitätsanlagen; (7) Anlagen für Luft- und Raumfahrttechnik; (8) neue Werkstoffe und Materialien; (9) moderne Anlagen für den Schienenverkehr und (10) Biomedizin und High-Performance Medizingeräte.
Zudem wurden folgende neun strategische Aufgaben formuliert[9]:
1.) Steigerung der Innovationsfähigkeit in der Fertigungsindustrie
2.) Intensivere Integration von Informationstechnologien mit Industrien
3.) Verstärkung der industriellen Basisfähigkeiten
4.) Verbesserung des Marken- und Qualitätsbewusstseins chinesischer Marken
5.) Förderung der „grünen Produktion“/Green Manufacturing/umweltfreundlicher Produktion
6.) Förderung von technologischen Durchbrüchen in den zehn Schlüsselindustrien
7.) Förderung der Umstrukturierung von produzierenden Branchen, indem nicht mehr Masse das Ziel ist, sondern die Qualität
8.) Aktive Entwicklung von serviceorientierter Produzenten und Dienstleistern
9.) Entwicklung der Fertigungsindustrie auf internationale Ebene
Fünf Initiativen
Made in China 2025 sieht fünf landesweite Initiativen vor.[9]
Die erste Initiative sieht den Aufbau von 15 neuen Forschungs-und Entwicklungszentren bis 2020 und 40 bis 2025 vor. Diese sollen zu Innovationen und technologischen Durchbrüchen in den Schlüsselbereichen führen. Die Zentren sollen in Zusammenarbeit mit Hochschulen, Forschungsakademien und Unternehmen aufgebaut werden.
Die zweite Initiative bezieht sich auf das Entwickeln innovativer industrieller High-End Projekte in den Schlüsselindustrien. Ziel ist die Durchführung unabhängiger Forschungs-und Entwicklung in diesen Sektoren, um ein Wachstum des chinesischen Marktanteils von geistigen Eigentums für hochwertige Geräte bis 2025 zu erreichen.
Die dritten Initiative sieht die Entwicklung von Projekten vor mit Fokus auf Green Manufacturing/umweltfreundliche Produktion. Dabei sollen Projekte unternommen werden, um die Energieeffizienz und den Ressourceneinsatz zu senken. Des Weiteren soll die Umwelt geschützt werden. Ziel ist es 1000 grüne Firmen und 100 grüne Parks bis 2020 zu bauen und den Emissionsausstoß um 20% zu senken. Bis 2025 soll der Energieverbrauch dem eines fortgeschrittenen weltweiten Standards entsprechen.
Bei der vierten Initiative sollen Projekte entwickelt werden, welche sich auf Smart Manufacturing fokussieren. Dabei sollen führende chinesische Unternehmen beim Aufbau und Optimieren von Smart Manufacturing Techniken, Anpassen der Lieferkette und Digitalisierung von Fabriken beitragen. Ziel ist es bis 2020 die Betriebskosten, Produktionszeit und Ausfallquoten um 30% zu senken und anschließend auf 50% bis 2025.
Die letzte Initiative fokussiert sich auf die Verstärkung der industriellen Grundlage. Dafür sollen vier Forschungszentren errichtet werden, um die Entwicklung von Materialien, industriellen Kernkomponenten, und Techniken zu beschleunigen. Ziel der Initiative ist es bis 2020 die Selbstversorgung für die Kernmaterialien- und Komponenten in den Schlüsselindustrien auf 40% und bis 2025 auf 70% zu steigern.
Pilotstädte
Testpilotstädte dienen als Maßnahme für die Umsetzung der Strategie Made in China 2025. Sie sind Demonstrationsgebiete, welche als Testumgebung für politische und institutionelle Innovationen dienen. Sie sollen Auskunft über eine mögliche Schaffung eines geeigneten wirtschaftlichen Umfelds für die Modernisierung und Transformation der Fertigungsindustrie geben. Zudem sind sie Ansatzpunkt für Made in China 2025, um neue Wege der Fertigungsindustrie zu erkundigen. Laut dem Vizeminister des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) Xin Guobin sollte sich jede Pilotstadt auf seine eigenen Entwicklungsstatus setzen, um den Plan umzusetzen, anstatt alle Industriebranchen als Priorität anzusehen.[11]
Die erste Made in China 2025 Pilotstadt war die Küstenstadt Ningbo im Südosten der Zhejiang Provinz aufgrund ihrer guten industriellen Grundlage.[11] Weitere Pilotstädte sind u.a. die Hauptstadt der Provinz Sichuan Chengdu,[12] die Hauptstadt der Provinz Guangdong Guangzhou[13], Hefei[14] und Wuhan.[15]
Made in China 2025 vs. Industrie 4.0
Made in China 2025 wird oft mit der deutschen Industrie 4.0 gleichgesetzt. Industrie 4.0 ist eher als ein Teil der chinesischen Strategie anzusehen. Made in China 2025 geht über Industrie 4.0 hinaus.[16] Während bei Industrie 4.0 technische Fortschritte im Vordergrund stehen, geht es bei dem chinesischen Pendant darum, die gesamten Industrie zu restrukturieren, um diese international wettbewerbsfähiger zu machen. Fertigungen sollen effizienter gestaltet werden und die Produktqualität soll gesteigert werden.[3][17] Fortschritte in der Produktionstechnologie sind dabei nur eines der Instrumentarien dazu.
Auch wenn die Strategien beider Länder insgesamt einige Unterschiede aufweisen, so spiegeln sie trotzdem den Ehrgeiz beider Nationen wider, durch Fortschritte in der Industrie ihre wirtschaftliche Stärke zu erhöhen und eine führende Rolle in der globalen Entwicklung einzunehmen.
Chancen und Risiken für Deutschland
Viele chinesische Investitionen in Deutschland sind mit der Strategie Made in China 2025 verbunden. Deutschland zählt zu den bevorzugten Industriepartnern Chinas.[18] Seit 2010 ist eine starke Zunahme von chinesischen Investitionen zu verzeichnen. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln registrierte zwischen Januar 2010 bis Juli 2017 insgesamt 193 erfolgreiche Übernahmen oder Beteiligungen. Die bisher bekannteste Übernahme stellt die Übernahme des Robotikherstellers Kuka dar.[19] Zur Umsetzung der Strategie werden technische Fortschritte benötigt und die Nachfrage nach geistigen Eigentum gefördert. Diesbezüglich besteht eine gewisse Angst gegenüber eines Know-How Abflusses nach China. Zum Schutz von Schlüsselindustrien wurde 2017 die Außenwirtschaftsverordnung verschärft.[19] Sollte China den gewünschten Sprung gelingen, stellt China eine ernsthafte Konkurrenz für Deutschland dar und setzt deutsche Vorzeigebranchen, wie Automobil, Elektrotechnik und Maschinenbau unter enormen Druck.[20]
Durch Made in China 2025 ergeben sich auch Chancen für deutsche Firmen und Industrien. Die Nachfrage aus China bietet große Absatzmöglichkeiten für Deutschland. Absatzmärkte für deutsche Industriesoftware, Sensoren, Robotik- und Funkchips oder Cloud Computing sind enorm, da China in diesen Bereichen großen Aufholbedarf hat und somit noch auf deutsche Produkte zurückgreifen muss.[20] Auch bei Dienstleistungen zur Unterstützung in den jeweiligen Bereichen ergeben sich hohe Absatzchancen für Deutschland. Die Möglichkeiten sind jedoch zeitlich beschränkt. Sobald China seine Wissenslücken geschlossen hat, besteht die Gefahr, dass deutsche, sowohl auch andere ausländische Unternehmen vom chinesischen Markt ausgeschlossen werden.[19][21]
Derzeit befindet sich Deutschland noch vor China. Um diesen Vorteil halten zu können, müssen deutsche Firmen achtsam bleiben, ihre eigenen Fähigkeiten neu beurteilen, um auf schnelle Veränderungen von der chinesischen Seite reagieren zu können und geeignete Lösungsvorschläge für China anbieten zu können.[9]
Literatur
Angerbauer, Christoph; König, Thomas (2017): Von „Made in China“ zu „Invented in China“ – China auf dem Weg zur Industrie-Supermacht? In: Joachim Freimuth und Monika Schädler (Hg.): Chinas Innovationsstrategie in der globalen Wissensökonomie. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 45–60.
Huimin, Ma; Wu, Xiang; Yan, Li et al. (2018): Strategic Plan of “Made in China 2025” and Its Implementation. In: Madjid Tavana, Richard Brunet-Thornton und Felipe Martinez (Hg.): Analyzing the Impacts of Industry 4.0 in Modern Business Environments: IGI Global (Advances in Business Information Systems and Analytics), S. 1–23.
Sendler, Ulrich (2016): Industrie 4.0 grenzenlos. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
Shubin, Tian; Zhi, Pan (2018): “Made in China 2025” and “Industrie 4.0”—In Motion Together. In: Ulrich Sendler (Hg.): The Internet of Things. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg, S. 87–113.
Tong, Sarah Y.; KONG, Tuan Yuen (2017): Made in China 2025: A Grand Strategy for Industrial Upgrading. In: Sarah Y. Tong und Jing Wan (Hg.): China's Economy in Transformation under the New Normal: World Scientific (EAI series on East Asia), S. 157–170.
Einzelnachweise
- ↑ Wang Xuemei: „Made in China 2025“_China.org.cn. Abgerufen am 26. Juni 2018 (englisch).
- ↑ 宋薇: US using trade to check China's rise - Opinion - Chinadaily.com.cn. Abgerufen am 26. Juni 2018.
- ↑ a b China Manufacturing 2025 Report《中国制造2025:产业政策对弈市场力量》. Abgerufen am 26. Juni 2018.
- ↑ Papageorgiou Elliot: "Made in China 2025" und der 13. 5-Jahresplan (13.5"): Bedeutung für den deutschen Mittelstand...? 2. Juni 2016, abgerufen am 26. Juni 2018 (deu).
- ↑ CNBC: FACTBOX-Made in China 2025: Beijing's big ambitions from robots to chips. In: CNBC. 20. April 2018 (cnbc.com [abgerufen am 26. Juni 2018]).
- ↑ a b F_100666: „Made in China 2025“: Qualität statt Quantität. Abgerufen am 26. Juni 2018.
- ↑ name, email@gmail.com: 工信部编制中国制造2025规划:剑指工业强国. Abgerufen am 26. Juni 2018 (zh-cmn-Hans).
- ↑ Made in China 2025 | Mercator Institute for China Studies. Abgerufen am 26. Juni 2018.
- ↑ a b c d China-Britain Business Council: MADE IN CHINA 2025. China Manufacturing in the 21st Century - Opportunities for UK-China Partnership. Abgerufen am 26. Juni 2018 (englisch).
- ↑ China Is Betting Big on These 10 Industries - McKinsey Greater China. In: McKinsey Greater China. 27. Mai 2015 (mckinseychina.com [abgerufen am 26. Juni 2018]).
- ↑ a b 蔡牧园: Ningbo becomes first pilot city to implement Made in China 2025 - Business - Chinadaily.com.cn. Abgerufen am 26. Juni 2018.
- ↑ Pilotstadt für "Made in China 2025". In: IAIT – Automatisierung. Technologietransfer. Ost-West-Kompetenz. (iait-institute.org [abgerufen am 26. Juni 2018]).
- ↑ Guangzhou pushes ahead with Made in China 2025 - Guangdong, China. Abgerufen am 26. Juni 2018 (englisch).
- ↑ Hefei Approved as Model Pilot City for “Made in China 2025”. Abgerufen am 26. Juni 2018.
- ↑ Wuhan becomes pilot city of “Made in China 2025”. Abgerufen am 26. Juni 2018.
- ↑ DIHK: China Im Wandel. Stand und Perspektiven der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. DIHK, 12. Dezember 2016, abgerufen am 26. Juni 2018 (deu).
- ↑ Made in China 2025. Abgerufen am 26. Juni 2018 (englisch).
- ↑ Abele, C.; Döhne, O.; Freyer, H. et al.: Trends von Industrie 4.0 bis E-Health. Germany Trade and Invest, 2017, abgerufen am 26. Juni 2018 (deu).
- ↑ a b c Matthes, J.: Unternehmensübernahmen durch chinesische Firmen in Deutschland und Europa. 2017, abgerufen am 26. Juni 2018 (deu).
- ↑ a b Wübbeke, J.; Conrad, B.: Industrie 4.0 : Deutsche Technologie für Chinas industrielle Aufholjagd? MERICS, 11. März 2015, abgerufen am 26. Juni 2018 (deu).
- ↑ European Chamber Report Cautions Against the Negative Aspects of China Manufacturing 2025. Abgerufen am 26. Juni 2018.