Benutzer:Mekandros/Diabetes insipidus renalis

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Klassifikation nach ICD-10
N25.1 Renaler Diabetes insipidus
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Der Diabetes insipidus renalis, auch als nephrogener oder Vasopressin-resistenter Diabetes insipidus bezeichnet (abgekürzt DIR bzw. NDI), stellt eine seltene, die Nieren betreffende Erkrankung dar.[1][2]

Anders als der zentrale Diabetes insipidus (D. i. centralis) wird dieser in vielen Fällen durch ein defektes X-Chromosom vererbt. Durch dieses kommt es zur Veränderung der Gene, die für die Herausbildung und Funktionalität der Nierentubuli verantwortlich sind. Daher wurde der renale D. i. auch früher tubulärer Diabetes insipidus genannt.[3]

Schädigungen der Nieren allgemein können ebenso Ursache für einen sekundären bzw. erworbenen DIR sein.[4]

Der Diabetes insipidus renalis ist nicht mit dem Diabetes renalis oder dem Diabetes mellitus (auch bekannt als Zuckerkrankheit) zu verwechseln.

Krankheitsentstehung und Merkmale

Beim nephrogenen Diabetes insipidus kommt es zu einer vermehrten Urin-Ausscheidung und einem entsprechenden Flüssigkeits- und Elektrolyte-Mangel. Dies hängt damit zusammen, dass die Wasserkanäle (Aquaporine) in den Sammelröhren der Nieren (daher der Zusatz renalis) nicht fähig sind, das im Gehirn ausgeschüttete antidiuretische Hormon (ADH) aufzunehmen, was diese wasserundurchlässig macht. Die Organe können in der Folge keine hinreichende Filterung und Rückresorption von Flüssigkeit in den Körper gewährleisten. Im Blut sammelt sich indes zunehmend überschüssiges Natrium an, dass normalerweise ausgeschieden werden würde (Hypernatriämie).[5]

Die Polyurie (das übermäßige Ausscheiden des Urins) stellt das Hauptmerkmal der Krankheit dar. Insbesondere im Fall des DIR können pro Tag bis zu 20 Liter Flüssigkeit ausgeschieden werden. In diesem Zusammenhang kommt zudem ein erhöhtes, ständiges Durstempfinden (Polydipsie) hinzu. Bei Kleinkindern kann zusätzlich Diarrhö auftreten.[2][6]

Die Krankheit kann verschiedene Ursachen haben. Bei den schwersten Fällen ist der D. i. renalis auf eine Vererbung durch ein defektes X-Chromosom zurückzuführen. Häufiger können die Einnahme schädlicher Stoffe (bspw. Cisplatin, Lithium, Dopamin, Demeclocyclin) und Vergiftungen die Nieren angreifen, deren Aufnahmefähigkeit für Vasopressin beeinflussen und den DIR auslösen. Auch kann dieser als Resultat einer anderen Erkrankung der Nieren (so beispielsweise im Falle einer Pyelonephritis, einer Hyperkalzämie, einer Nephronophthisis oder einer Niereninsuffizienz) hinzukommen.[1][4][7]

Der renale Diabetes insipidus hat starke Auswirkungen auf das tägliche Leben der Betroffenen. Dem Körper muss regelmäßig, über den gesamten Tag verteilt Flüssigkeit zugeführt werden, um Reaktionen wie Desorientierung oder Austrocknung zu verhindern. Als eine von verschiedenen Folgeerscheinungen ist hierbei keine kontinuierliche Nachtruhe gewährleistet (Nykturie).[7] Ebenso können infolge der Dehydrierung u. a. häufige Verwirrtheit, Lethargie, Fieber oder auch Krämpfe und Muskelschwäche auftreten, was unter Umständen bei Kindern weitere Probleme in der Entwicklung (bspw. psychische und Wachstumsstörungen) auslösen kann.[2][4]

Im schlimmsten Fall können Menschen mit DIR verdursten. Der Exitus tritt in diesem Fall durch Organversagen als Folge des Flüssigkeitsmangels ein.[8]

Verbreitung

Der renale Diabetes insipidus gilt als seltene Erkrankung. Bei Vererbung findet man unter etwa 250 000 Menschen im Durchschnitt nur einen Fall vor.[2] In 10 Prozent der ererbten Fälle ist ein verändertes AQP2-Gen für eine Mutation der Aquaporine verantwortlich, was dazu führt, dass die Wasserkanäle nicht korrekt ausgebildet sind. Bei den übrigen 90 Prozent ist ein verändertes AVPR2-Gen vorhanden.[1] Der DIR selbst tritt unabhängig vom Geschlecht auf, wenngleich die Wahrscheinlichkeit einer erblich bedingten, das AVPR2-Gen betreffenden Erkrankung bei Männern höher und diese deutlich ausgeprägter ist.[4][5]

Zu diesen ererbten Fällen eines NDIs kommen noch jene eines erworbenen bzw. sekundären renalen Diabetes insipidus hinzu. Die Inzidenzzahl ist hier höher, aber nicht genau bekannt. Man geht aber bspw. davon aus, dass etwa 55 Prozent aller Patienten und Patientinnen, die über lange Zeit mit Lithium-haltigen Medikamenten therapiert worden sind, einen NDI ausbilden.[2]

Mit Blick auf die Verbreitung und Erscheinung ist zusätzlich darauf hinzuweisen, dass die Symptome des D. insipidus nicht unbedingt der renalen oder zentralen Variante zugerechnet werden müssen. Dies betrifft Fälle, bei denen Vasopressin unzureichend ausgeschüttet wird, während allerdings weder die Hypophyse, noch der Hypothalamus oder die Nieren krankhaft verändert respektive geschädigt sind. Dieser D. i. kann infolge einer Schwangerschaft auftreten (wenngleich manchmal mit dem DIR assoziiert[2]) oder auch einem dipsogenen D. i. zugeordnet sein (bspw. als Auswirkung einer Schizophrenie oder Neurosarkoidose auf die Hypothalamusregion).[1]

Diagnostik

Für nähere Informationen zur Diagnose siehe: Diagnostik des Diabetes insipidus

Ein wesentlicher Hinweis auf einen vorliegenden Diabetes insipidus – in allen Varianten – ist das Unvermögen der Patienten, konzentrierten Harn hervorzubringen (Asthenurie). Dies hängt mit dem Umstand zusammen, dass die Nieren die Flüssigkeit nicht lange genug halten können und es daher zur Polyurie kommt. Auf diesem Umstand basierend erfolgt die Diagnose:[1][6]

Ob ein zentraler oder renaler D. i. vorliegt, kann nur durch ein Ausschlussverfahren ermittelt werden; durch einen Dursttest mit anschließendem Desmopressin-Test. Können die Probanden auch nach der Einnahme verabreichten Vasopressins keinen Harn konzentrieren, so liegt die Ursache bei den Nieren und ist nicht durch die Herausbildung des antidiuretischen Hormons im Hypothalamus oder der Speicherung und Ausschüttung dessen durch die Hypophyse bedingt. Entsprechend kann die nephrogene Variante der Erkrankung festgestellt werden.

In manchen Fällen wird zusätzlich ein Infusionstest mit einer Kochsalzlösung durchgeführt (Hickey-Hare-Test oder Carter-Robbins-Test). Anstelle des umstrittenen Durstversuches wird mittlerweile auch die Konzentration des Copeptins untersucht, bei dem die mit dieser korrelierende ADH-Konzentration überprüft werden kann.[7]

Da der DIR auch vererbt wird, können Fälle innerhalb der Familie ein wichtiger erster Indikator auf die Krankheitspräsenz sein.[9]

Therapie

Der renale bzw. nephrogene Diabetes insipidus ist in seiner vererbten Form nicht heilbar. Allerdings gibt es wirksame Behandlungsmethoden, die Betroffenen den Umgang mit diesem erleichtern und den Verlauf mildern können, indem ein Elektrolyt- und Wasserausgleich geschaffen wird. Im Regelfall erfolgt die Therapie durch Verabreichung von Thiaziddiuretika. Hierdurch nimmt das Blutvolumen durch die Förderung der Natriumausscheidung ab. Zusätzlich können nicht-steroidale und anti-inflammatorische Medikamente hinzugegeben werden.[1][5][7]

Nur der sekundäre DIR kann, indem man bspw. die verursachende Erkrankung behandelt und somit die Nieren für Vasopressin wieder empfänglich macht, potenziell reversibel sein. Länge, Dauer und Erfolg der Behandlung sind hier allerdings vom individuellen Krankheitsbild und der tatsächlichen Schädigung der renalen Organe abhängig.[1][2]

Auch eine speziell auf betroffene Patienten zugeschnittene Diät hat sich als unterstützende Maßnahme bewährt. Hierbei wird bspw. auf die Einnahme salz- und eiweißreicher Nahrungsmittel verzichtet.[5] Allgemein muss auf eine ausreichende Wasserzufuhr geachtet werden. Klimatische Bedingungen können sich ebenfalls günstig auf das Leben der Betroffenen auswirken.

DIR in der Öffentlichkeit

Seit 2017 hat sich Marc Wübbenhorst der Aufgabe verschrieben, in den deutschen und internationalen Medien über den Diabetes insipidus renalis aufzuklären, da die Krankheit aufgrund ihres seltenen Auftretens zuvor fast nur in medizinischen Fachkreisen bekannt war. Hierdurch entstand ein Netzwerk, bei dem Betroffene, Angehörige und Interessierte eine Anlaufstelle zur Beratung und zum gegenseitigen Austausch finden und sich mittels Artikeln und Videos zum Thema informieren können. Wübbenhorst selbst hat die schwerere, erblich bedingte Form des DIR.[8][9]

Die gesamte Informationskampagne läuft unter dem Motto "Stay hydrated" und konnte bereits Millionen Menschen weltweit erreichen. Allgemein soll diese zugleich als Modell dienen, wie man mehr Bewusstsein in der breiten Öffentlichkeit für seltenere Krankheiten und den damit einhergehenden Herausforderungen für die Betroffenen schaffen kann.[9]

Weblinks

Einzelnachweise

Kategorie: Krankheitsbild in der Nephrologie Kategorie: Krankheitsbild in der Urologie Kategorie: Niere