Benutzer:Methodios/Löddigsee
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- vgl. Feuchtbodensiedlung#Deutschland
- untypischer Fundort in Mecklenburg: jungslawische Feuchtbodensiedlung von Löddigsee, im Landkreis Ludwigslust-Parchim.
- vgl. Pfahlbau#Deutschland
Dietlind Paddenberg (Mit Beiträgen von A. Alsleben, A. Bartel, S. Jahns und R. Wiechmann): Die Funde der jungslawischen Feuchtbodensiedlung von Parchim-Löddigsee, Kr. Parchim, Mecklenburg-Vorpommern (= Frühmittelalterliche Archäologie zwischen Ostsee und Mittelmeer, Band 3), Dr. Ludwig Reichert Verlag, 2012, ISBN 978-3895008764
Ausgrabung eines Siedlungsplatzes von 1981 bis 1999 etwa 4,5 km östlich von Parchim am ehemaligen Löddigsee gelegen
- erstmals vollständige Ausgrabung einer befestigten jungslawische Handelssiedlung mit „frühdeutscher“ Nachfolgesiedlung
- Forschungsentwicklung
- Namensgebung: Neuburg, Scarzyn, Schorrsin, Löddigsee, Neuburg-Löddigsee, Parchim, Parchim-Löddigsee
- inhaltlich: Dorf, Zollstelle, Hebestelle, Marktsiedlung oder -ort, Burg mit Kulthalle, befestigte ländliche Siedlung, befestigte Handelssiedlung, Handelsplatz, binnenländischer Umschlagplatz, late Slavonic temple and trading site
- hervorragende Erhaltung aufgrund der Lage im Feuchtboden auch organischer Materialien
- ein vom durchschnittlichen slawischen Siedlungsinventar stark abweichendes, exzeptionelles Fundinventar (zahlreiche Importobjekte)
- Keramik, Tierknochen und ca. 6.000 Kleinfunde überwiegend aus Eisen
und Holz (etwa 4 000 lassen sich der jungslawischen Zeit zuweisen)
- die gesamte Siedlung wa in den Handel involviert (zahlreiche Klappwaagen, Gewichte, Münzen und Importfunde)
- wissenschaftliche Beschreibung eines bislang in dieser Form nicht bekannten so genannten „Zentralortes“ inmitten des nordwestslawischen Siedlungsgebietes ermöglichten
- massive Befestigung, die Anwesenheit einer Adelsschicht, ein weitreichendes Fernhandelsnetz und ausgewähltes Gewerbe
- am Ort ein zentrales Heiligtum
- 1975 bei Meliorationsarbeiten entdeckt (neben slawischer Keramik und Tierknochen auch hölzerne Konstruktionsteile geborgen) - in den folgenden Jahren mehrfach begangen
- Erhaltung organischer Reste vor Ort gegeben, andererseits aber durch fortgesetzte Meliorationsmaßnahmen unmittelbar gefährdet
- erster Hinweis darauf, dass sich der Platz auch strukturell von gewöhnlichen slawischen Siedlungen abhob, gab ein aufwändig verzierter Geweihbehälter
- weitere ungewöhnliche Lesefunde führten schließlich zur Aufnahme großflächiger Ausgrabungen
- von 1981 bis 1991 konnte mehr als die Hälfte des Fundplatzes freigelegt werden (über ein Jahrzehnt „Schwerpunktforschungsobjekt des Landesmuseums Schwerin“)
- politische Wende: die Grabungen kamen nach 1991 für mehrere Jahre zum Erliegen
- Fortführung von 1996 bis 1999 und Abschluss
- nach insgesamt 15 Grabungsjahre Freilegung der gesamten Siedlung geführt - eine bis heute für Anlagen dieser Art und Zeitstellung einmalige Forschungssituation
- Ausgangslage ermöglichte es zum ersten Mal, die Analyse des Fundmaterials nicht nur typologisch, chronologisch und funktional, sondern auch räumlich, chorologisch und strukturell durchzuführen
- detaillierte Kartierungen der typologisch und chronologisch herausgearbeiteten Fundgattungen gewähren - zusammen mit pollen- und makrobotanischen, textiltechnologischen und numismatischen Analysen - den Einblick in die Struktur eines jungslawischen „Zentralortes“, eines Regiopols des 11./12. Jahrhunderts, und seiner völlig andersartigen spätmittelalterlichen Nachfolgesiedlung
- befestigte Feuchtbodensiedlung von Parchim-Löddigsee gehört ebenso wie der Seehandelsplatz bei Groß Strömkendorf an der Wismarbucht zu den Siedlungen mit überregionaler Bedeutung im westslawischen Gebiet nördlich der Niederelbe
- Siedlung und das Gräberfeld von Groß Strömkendorf erbrachten Funde des 8. und frühen 9. Jahrhunderts
- Fundgut der Siedlung von Parchim-Löddigsee stammt zum größten Teil aus der ersten Hälfte und Mitte des 11. Jahrhunderts
Dietlind Paddenberg
- geb. am 16.04.1970
- Studium der Ur- und Frühgeschichte, Klassischen Archäologie, Geschichte und Philosophie in Stuttgart, Heidelberg, Florenz und Kiel
- M.A. (1998) und Promotion (2004) in Ur- und Frühgeschichte an der Universität Kiel bei Prof. Dr. h.c. mult. Michael Müller-Wille
- Berufliche Tätigkeit: Referentin am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Bereich Bodendenkmalpflege)
- Forschungsschwerpunkte: Unterwasser- und Feuchtbodenarchäologie, Bodendenkmalpflege im Zuge von Hochwasserschutzmaßnahmen, Slawische Archäologie