Benutzer:Mfasiri/St. Peter (Lienzingen)
Sankt Peter oder Peterskirche ist eine bis 1492 errichtete gotische Kirche und Bestandteil einer Kirchenburg in Lienzingen.
Geschichte und Architektur
Anfangszeit
In Lienzingen ist erstmals 1186 eine Kirche in einer Urkunde von Papst Urban III von einem predium in Lientzingen cum ecclesia, also einem Gut mit Kirche, die Rede. 1293 wird von einem Priester Johannes de Lenzingen berichtet. Zusammen mit umliegenden Gemeinden gehörte Lienzingen vor der Reformation zum Landkapital Pforzheim des Bistums Speyer. Patronatsherr war mit Unterbrechungen das Kloster Sinsheim, dem die Peterskirche seit dem 14. Jahrhundert inkorporiert war. Lienzingen war längst württembergisch und in Besitz des Klosters Maulbronn, als 1572 auch die Patronatsrechte in württembergische Hände gelangten. Schöffen, Geschworene und der Schultheiß stifteten 1470 eine Frühmeßpfründe. Eine Kaplanei kam 1507 hinzu. Der große Besitz und die Einkünfte überstanden auch die Reformation unbeschadet und gingen letztlich in der Geistlichen Verwaltung auf.
Wehranlage
Das Besondere an der Peterskirche ist die bis heute sehr gut erhaltene burgähnliche Befestigung, die eine Kirchenburg aus ihr macht. Für die Datierung der Wehrmauer, die teilweise 1,40 m breit und 8-10 m hoch ist, kommt ein Zeitraum um 1400 in Frage, als König Ruprecht Kirchhöfe, die zur Maulbronner Schirmvogtei gehörten befestigen ließ oder als Kaiser Sigismund 1415 weitere Befestigungsanlagen gestattete und dieses Angebot 1418 erneuerte. Auf einem Rundgang um die Kirchenburg entdeckt man einige Schießscharten, die zu Gewölbekellern gehören, die nur über Treppen vom Kirchhof zugänglich sind. Die Wehrmauer bildet ein geschlossenes Oval um die Kirche, das nur an einer Stelle durch eine Brücke (früher Zugbrücke) zu betreten ist. Hinzu kam ein ausgeklügeltes Kanalsystem, von dem man leider heute nichts mehr sieht, welches aber damals bei Bedarf den Schmiebach durch den breiten Graben leiten konnte, den man auch heute noch sehen kann. Nachdem anfangs nur eine Wehrmauer die Kirche umgab, begann man nach und nach dreigeschossige Gaden oder auch Kirchenkammern bzw. Fruchtvorratskammern zu bauen, die bis 1576 auf 74 Stück beziffert werden. In ihnen sollten in Kriegs- und Notzeiten Vorräte und Tiere untergebracht werden, während die Menschen auf dem Dachboden der Kirche schliefen bzw. Zuflucht suchten. Als die Franzosen 1692 Lienzingen brandschatzten, brannten auch die Gaden mit ab, wurden jedoch danach wieder aufgebaut und sind seither in unverändertem, restauriertem Zustand zu sehen. Die heutigen Gaden sind größer als die Abgebrannten, nur noch 17 an der Zahl, die ohne größere Lücken um die Kirche an die Ringmauer gebaut sind, überragen mit ihren Dächern die ehemalige Ringmauer, die auch ein wenig abgetragen wurde und sind seit damals alle bis auf zwei (eine gehört der Kirchengemeinde und eine der politischen Gemeinde) in Privatbesitz. Das führte dazu, dass die Zufluchtstätte bis ins frühe 20. Jahrhundert durch Tiere, Vorräte und Materialien einem landwirtschaftlichen Betrieb glich und man sogar über einen Abriss der Gaden nachdachte, der aber glücklicherweise ausblieb.
Kirchengebäude
Die Lienzinger Peterskirche ist eine Chorturmkirche. Sprich der Chor bildet das Untergeschoss des Kirchturms.
Ausstattung
Kunstwerke
Im Chor der Kirche sind viele Malereien erhalten. Sowohl die vier Evangelien, als auch die Deckenmalerei sind sehenswert. Eine Besonderheit ist eine Malerei, die eine Botschaft einer Lehrersfrau ist und alle möglichen Leute verflucht. Das Gehäuse der Orgel ist kunstvoll verziert und restauriert. Das Kreuz ist im Gegensatz zum Altar und dem Taufstein im Original erhalten. Ein alter Abendmahlskelch zählt zu den Schmuckstücken der Kirche. Er ist jedoch unter Verschluss und findet noch immer im Gottesdienst Verwendung.
Orgel
Das grüne Orgelgehäuse ist mit schönen Malereien, wie roten Blumen verziert. Es ist das alte Gehäuse, das renoviert erhalten ist. Im Innenleben der Orgel befindet sich eine moderne Orgelanlage.
Glocken
Das Geläut von St. Peter besteht aus drei Glocken in verschiedenen Größen.
Gemeinde
Die Gemeinde der Peterskirche gehört zum Evangelischen Kirchenbezirk Mühlacker und zählt ca. 900 Mitglieder.
Literatur
- Friedrich Wissmann: Das Ortsbuch von Lienzingen (Kreis Vaihingen/Enz), Walter-Verlag GmbH, Ludwigsburg 1970.[1]
- Matthias Köhler: Die Kirchen von Mühlacker-Lienzingen, Schnell & Steiner GmbH, München und Zürich 1991.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Katalogeintrag des Ortsbuchs von Lienzingen bei www.leo-bw.de.
- ↑ Katalogeintrag des Kirchenführers von Lienzingen bei www.leo-bw.de.