Benutzer:Mona Valentina Weißenböck/Arbeitsseite (WS 2018)
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Zur Zeit des Ersten Weltkriegs wurde Musik von den meisten europäischen Ländern vorwiegend verwendet um Nationalgefühl herzustellen. So wurde Musik funktionalisiert und die Schaffung unverkennbarer Stile, die die jeweiligen Nationen widerspiegeln rückte in den Mittelpunkt. Dieser Sachverhalt hat sowohl in der Populären Musik, also in Volks- oder Soldatenliedern, als auch in der Kunstmusik stattgefunden[1].
Überblick
Musik hatte vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges mehrere Funktionen, die in der Hoch- und in der Volkskultur angewandt wurden. Als besonders wichtig erwies sich die identitätsbildende und von anderen Nationen abgrenzende Funktion von Musik, die innerhalb der Völker vor allem durch gemeinsames Singen Zusammengehörigkeit schuf und Feinde in diffamierenden Propagandatexten klar positionierte. Darüberhinaus konnte Musik im Krieg Trost spendend wirken, das Gefühl der Normalität wiederherstellen, bei der Erinnerung an das zivile Leben helfen und zur Trauerbewältigung dienen. Auch der Heldentypus und Kriegseuphorie nahmen als Themen im musikalischen Repertoire große Plätze ein. [2]
Wichtige Medien in der Verbreitung von Musik waren der kürzlich weiterentwickelte und damit besser zugängliche Notendruck und die relativ neue Bildpostkarte, die ein essentielles propagandistisches Massenmedium im Ersten Weltkrieg wurde[2].
Soldatenlieder
Für Soldatenlieder werden häufig die Melodien bekannter Volkslieder verwendet und mit neuem Text versehen (Verfahren der Kontrafaktur). Häufig besungene Themen sind:
„Kameradschaft, Kampf, Vaterland, Kaiser und König, Heldenverehrung, Geringschätzung der Feinde, Sieg und Mut, aber auch Tod, Heimat, Abschied, Heimweh, Liebe, Erotik, Spott, Zweifel, Hoffnungslosigkeit (...), Desertieren und Kritik am Krieg“
Lieder die den Krieg kritisch behandeln, sind großteils lediglich mündlich überliefert, weil sie häufig nicht erlaubt waren, deshalb scheint es, dass den Krieg glorifizierenden Gesänge häufiger gewesen wären. Soldatenlieder können in zwei große Kategorien eingeteilt werden, nämlich in Marsch- und Ruhelieder. Es war auch eine gängige Praxis beispielsweise Ruhelieder im Rhythmus und in der Melodie dem Marsch anzupassen und umgekehrt[3]. Obwohl es zu Beginn des Weltkrieges eine große Welle an neuem Liedgut gab, dienten auch traditionelle Lieder schon in der Ausbildung zu propagandistischen Zwecken. Als Beispiel hierfür dienen unter anderem Landsknechtslieder, die gefochtene Schlachten in mehreren Strophen beschreiben. Dazu gehört auch das Lied Von der Kriegsßleut orden, das aus der Zeit Kaiser Maximilians I. stammt. Weiters gehören zu diesen überlieferten Gesängen Lieder über Helden, Heerführer und Kriegsschauplätze. Hierzu gehört das Lied Wer will mit mir nach Italien ziehen, das auf den österreichischen Feldmarschall Josef Wenzel Radezky von Radetz bezogen ist. Auch für unterschiedliche Truppengattungen und Regimenter gibt es angepasstes Liedgut, beispielsweise den Kaiserjägermarsch.[3]
Kunstmusik
Obwohl dem Ersten Weltkrieg in der Musikgeschichtsschreibung, die sich mit musikalischen Meistern und deren Werken befasst, nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, so ist er für die Musik als Sozial- und Kulturgeschichte von weitaus größerer Bedeutung[2]. Vor allem zu Beginn der Krieges gab es große Diskussionen um die Zuteilung von Komponisten zu ihren jeweiligen Nationen. Komponisten aus verfeindeten Ländern wurden häufig aus Konzertprogrammen gestrichen. Ein Beispiel für die Auseinandersetzungen in der Musikwelt, die die Nationalität von Künstlern betrafen ist die Auseinandersetzung über die Staatszugehörigkeit Ludwig van Beethovens. Während der Musiktheoretiker Heinrich Schenker die Kenntnis Beethovens Werkes als siegbringenden Einfluss für die deutsche Armee einstufte, wurde Beethoven in der englischen Zeitschrift The Musical Times als Flame dargestellt und der französische Schriftsteller und Pazifist Romain Rolland schätzte Beethoven hingegen für seine humanitären Wesenszüge. Lebende Komponisten bezogen nicht selten politisch Stellung. Im King Albert's Book, das als Tribut für den belgischen König Albert I. zum Anlass des Durchmarsches der deutschen Truppen durch das neutrale Belgien veröffentlicht wurde, erscheinen die Stücke Berceuse heroïque von Claude Debussy und Carillon von Edward Elgar[4]. Im Allgemeinen hatten die meisten Komponisten Europas eine patriotische und kriegsbereite Haltung[5].
Literatur
- Stefan Hanheide: Musik bezieht Stellung. Funktionalisierungen der Musik im Ersten Weltkrieg. V&R Unipress, Göttingen 2013, ISBN 9783847102069.
- Sarah Zalfen, Sven Oliver Müller: Besatzungsmacht Musik. Zur Musik- und Emotionsgeschichte im Zeitalter der Weltkriege, transcript Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-1912-6.
Weblinks
Liste der im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg komponierten Werke
- Kompositionen zum Ersten Weltkrieg auf der Website der Universität Osnabrück
Volks- und Soldatenlieder
- Volks- und Soldatenlieder auf der Website des Volksliederarchivs
Einzelnachweise
- ↑ Sven Oliver Müller: Cultural Antagonism and Transfer. Musical Life in Imperial Germany and in Great Britain in the First World War. In: Susanne Rode-Breymann (Hrsg.): 1914. Krieg, Mann, Musik. Georg Olms Verlang, Hildesheim, Zürich, New York 2017, ISBN 978-3-487-15546-3, S. 96–99.
- ↑ a b c Stefan Hanheide, Dietrich Helms, Claudia Glunz, Thomas F. Schneider: Editorial. In: Stefan Hanheide, Dietrich Helms, Claudia Glunz, Thomas F. Schneider (Hrsg.): Musik bezieht Stellung. Funktionalisierungen der Musik im Ersten Weltkrieg. Universitätsverlag Osnabrück, Osnabrück 2013, ISBN 978-3-8471-0206-9, S. 8–12.
- ↑ a b Eva Maria Hois: Zur Typologie von Soldaten- und Kriegsliedern. In: Stefan Hanheide, Dietrich Helms, Claudia Glunz, Thomas F. Schneider (Hrsg.): Musik bezieht Stellung. Funktionalisierungen der Musik im Ersten Weltkrieg. Universitätsverlag Osnabrück, Osnabrück 2013, ISBN 978-3-8471-0206-9, S. 121–145.
- ↑ Stefan Hanheide: Wahrnehmungen von Kriegstragik im Kunstlied während des Ersten Weltkriegs. In: Stefan Hanheide, Dietrich Helms, Claudia Glunz, Thomas F. Schneider (Hrsg.): Musik bezieht Stellung. Funktionalisierungen der Musik im Ersten Weltkrieg. Universitätsverlag Osnabrück, Osnabrück 2013, ISBN 978-3-8471-0206-9, S. 307–333.
- ↑ Andrea Stangl: Komponistenstars und der „Große Krieg“. In: Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie. Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., abgerufen am 15. Februar 2019.