Benutzer:Muss das sein/Spielwiese
Mit dem Biodiversitätsmonitoring (BDM) überwacht das Bundesamt für Umwelt (BAFU) den Zustand und die Entwicklung der biologischen Vielfalt in der Schweiz. Dazu gehören neben der Erfassung der Tier- und Pflanzenarten auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten sowie die unterschiedlichen Landschaften und die darin enthaltenen Lebensräume.
Geschichte und Bedeutung
Noch vor wenigen Jahren gab es kein Instrument, um die Biodiversität zu messen und Veränderungen abzubilden, wie dies zum Beispiel der Dow-Jones-Index in der Wirtschaft tut. Diesen Mangel behebt das BDM, mit dem die Schweiz als eines der ersten Länder ein langfristiges Überwachungsprogramm betreibt. Die Schweiz hat sich 1992 mit der Unterzeichnung der Biodiversitäts-Konvention von Rio dazu verpflichtet, die beeindruckende Vielfalt von geschätzten 50 000 einheimischen Tier- und Pflanzenarten zu schützen.
Zusammen mit anderen Informationen dienen die Daten des BDM als Grundlage für Entscheidungen in allen Politikbereichen, der Raumplanung, im Strassenbau oder auch in der Land- und Forstwirtschaft. Mit dem BDM wurde eine Grundlage geschaffen, um Schutzmassnahmen zu ergreifen und zu überprüfen. Das BDM wurde in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert und jährlich kommen neue, spannende Daten hinzu. Die Auswertungen werden dazu beitragen, längerfristige Trends vorherzusehen, neue Ziele im Natur- und Landschaftsschutz zu definieren und die Entwicklung der Biodiversität fundiert zu beurteilen.
Methodik
Das BDM bewertet die biologischen Vielfalt anhand von 33 Indikatoren, die möglichst unterschiedliche Kriterien berücksichtigen. Damit nicht nur besonders gefährdete oder seltene Arten beobachtet werden, hat das BDM zwei eigene Netze von Beobachtungsflächen errichtet, welche sich regelmässig über das ganze Land erstrecken und insgesamt über 2000 Standorte der Schweizer «Normallandschaft» umfassen. Für einige Indikatoren werden auch die Ergebnisse anderer Bundesprogramme, wie beispielsweise des Schweizerischen Forstinventars, einbezogen und neu ausgewertet. Dies spart Kosten und Arbeit und bettet das Biodiversitätsmonitoring in die Schweizerische Umweltpolitik ein.
Die Indikatoren sind in drei Hauptkategorien eingeteilt: Zustands-, Einfluss- und Massnahmenindikatoren. Bei der Ausarbeitung der Methoden wurde berücksichtigt, dass sowohl Tier- als auch Pflanzenarten, Arten mit grossen und kleinen Lebensräumen, mobile und standorttreue Arten vertreten sind. Zusammen bilden die Indikatoren die biologische Vielfalt in einem breiten Spektrum ab. Allen Indikatoren ist gemeinsam, dass sie sich an eine genau definierte Methodik halten und jederzeit problemlos wiederholbar sind. Einzelne Indikatoren wurden bereits ein zweites Mal bearbeitet und zeigen erste Entwicklungstrends.
Zustandsindikatoren
Die Zustandsindikatoren Z1 bis Z10 messen die Artenvielfalt auf unterschiedlichen Flächen. Zu ihnen gehören auch die drei eigentlichen Kernindikatoren Z3, Z7 und Z9. Der Indikator Z3 («Artenvielfalt in der Schweiz und in den Regionen») untersucht die in der Schweiz wild lebenden Wirbeltier-, Tagfalter-, Libellen- und Heuschreckenarten. Z7 («Artenvielfalt in Landschaften») erfasst exemplarisch die Gefässpflanzen, Brutvögel und Tagfalter. Auf zufällig ausgewählten Flächen von einem Quadratkilometer untersucht das BDM im Fünfjahreszyklus, wie sich die Lebensraumvielfalt auf das Vorkommen von Arten auswirkt. Der dritte Kernindikator Z9 («Artenvielfalt in Lebensräumen») basiert auf einem Netz von rund 1600 zehn Quadratmeter grossen Probeflächen. Sie stehen jeweils für einen bestimmten Lebensraum, wie zum Beispiel Wald, Acker oder Siedlung, auf denen sich je nach Nutzung unterschiedliche Artengemeinschaften entwickeln. Stellvertretend für die gesamte Biodiversität erfassen die BDM-Feldbiologen für diesen Indikator die Gefässpflanzen, die Moose und die Mollusken.
Indikator Z7 («Artenvielfalt in Landschaften»)
- Das Messnetz des Indikators Z7 umfasst rund 500 Stichprobenflächen von je einem Quadratkilometer Ausdehnung. Entlang einem genau vorgegebenen Wegstück durch diesen Quadranten bestimmen spezialisierte Feldbiologinnen und -biologen Gefäßpflanzen, Brutvögel und Tagfalter. Die Untersuchungen zeigen, wie vielfältig grossräumige Landschaften sind. Dank des Indikators Z7 lässt sich zum Beispiel vergleichen, wie sich die Artenvielfalt in den verschiedenen Regionen der Schweiz entwickelt – etwa im Jura oder im Mittelland.
Indikator Z9 («Artenvielfalt in Lebensräumen»)
- Dieses Messnetz umfasst 1600 Stichprobenflächen von je zehn Quadratmeter Ausdehnung. Die Biologen erheben darauf alle Gefäßpflanzen, Moose und Mollusken. Moose und Schnecken bestimmen sie zusätzlich aus Bodenproben, die auf den Flächen entnommen wurden. Da die Flächen klein sind, fällt jede in einen bestimmten Lebensraum, zum Beispiel Wald, Siedlung oder Weide. Die Untersuchungen widerspiegeln daher die Artenvielfalt dieser Lebensräume. Die Auswertung fasst alle Probeflächen auf Äckern im Lebensraum Acker zusammen. Damit lässt sich die Entwicklung der Biodiversität in der Landwirtschaft verfolgen.
Einflussindikatoren
Ergänzend dazu zeigen die Einflussindikatoren E1 bis E11 auf, wie sich die Rahmenbedingungen verändern. Ein Beispiel dafür ist die Fläche der vom Bund geschützten Biotope oder der Hochmoore.
Massnahmenindikatoren
Die Massnahmenindikatoren M1 bis M7 fassen die Anstrengungen zusammen, die für den Natur- und Umweltschutz unternommen werden. Wichtige Hinweise darauf finden sich beispielsweise in den Statistiken über die vom Bund subventionierten ökologischen Ausgleichsflächen in der Landwirtschaft.
Publikationen
Die wichtigste Plattform des Biodiversitätsmonitorings Schweiz ist die Website des Programms. Dort werden sämtliche Indikatoren im Detail beschrieben und die aktuellsten Resultate aufgeschaltet. Daneben existieren verschiedene Printprodukte wie ein informatives Faltblatt oder der alle paar Jahre erscheinende Lagebericht zur Biodiversität in der Schweiz. Der nächste Lagebericht erscheint 2009 und beinhaltet erste Ergebnisse nach fünfjähriger Beobachtung.
Weblinks
Offizielle Website des Biodiversitätsmonitoring Schweiz: http://www.biodiversitymonitoring.ch/
Schweizerisches Landesforstinventar: http://www.lfi.ch/