Benutzer:Pacogo7/tu quoque Gleichheitssatz

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Schwer zu verstehen, dass wir den Gleichheitssatz gut finden, aber dass wir gleichzeitig das tu-quoque-Argument für einen Fehler halten. In diese Paradoxie will ich versuchen etwas Klarheit hineinzubringen.

Gleichheit (franz. égalité) in Politik und Recht ist einer der wichtigsten Maximen unserer Gesellschaft, spätestens seit der französischen Revolution. Sie ist ein wichtiger Aspekt der Gerechtigkeit und etwa die Haupttriebfeder bei der Abschaffung von Sklaverei. – Zwar werden – wie man anschaulich in Joseph und seine Brüder nachlesen kann – selten Menschen gleichbehandelt, aber Justitia wird mit Augenbinde dargestellt, das bedeutet, dass die Richter ohne Ansehen der Person richten sollen. – Admins bei Wikipedia werden dieses Ideal wohl kaum vollkommen erfüllen können, aber wir geben uns jedenfalls selbstbindend dieses Prinzip als Aufgabe und Pflicht. Bei gleichen Umständen wollen wir gleich entscheiden.

Beim tu-quoque-Argument nimmt ein Beschuldigter diesen Gleichheitssatz zu Anlass, ähnliche Fälle zu finden, um sich herauszureden: "Wieso darf ich A nicht sagen oder tun, wo doch jemand anderes A' gesagt oder getan hat; und A und A' sind doch so ähnlich."

Es gibt keine Gleichheit im Unrecht, wird dagegen eingewandt. Frage, warum gibt es die nicht?

Die Kritik an der Reziprozität (Soziologie), die sich auf Emmanuel Levinas beruft, wäre eine Begründung, aber diese Kritik teile ich nicht. Der Gleichheitssatz ist jedenfalls mE richtig.

Mein Versuch einer Antwort ist, dass wir zunächst bei einer Regelverletzung schauen müssen, ob es eine anerkannte Regel ist. – Falls ja, wird sie dadurch ungültig, dass sie in einem anderen Fall nicht angewandt wurde?

Der Blickwinkel ist ganz anders, ob ich als Admin einerseits (planend) schaue, ob ich einen vergleichbaren Fall finde, um im Sinne der Gleichheit eine faire Entscheidung zu fällen. Oder ob ich als Beschuldigter (aufarbeitend) einen vergleichbaren Fall finde, um meine (anerkannt falsche) Tat zu rechtfertigen.

Dieser unterschiedliche Blickwinkel sieht aus wie eine Kleinigkeit. Dieser Unterschied ist gleichwohl zentral, weil der Unterschied zwischen Planen und Aufarbeiten nicht theoretisch aufhebbar ist.