Benutzer:PaulT/Firma

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PaulT/Firma

Rechtsform Aktiengesellschaft (seit 1936)
Gründung 1910 (Hermann Kirchbach)
Auflösung 1948 (verstaatlicht)
Sitz Coswig
Leitung Kurt Kirchbach, Hans Kattwinkel
Branche Automobilzulieferer

Kirchbach’sche Werke (später auch Jurid-Werke)

Gründer Hermann Kirchbach

Der Kaufmann (Julius) Hermann Kirchbach wurde am 2. August 1855 in Roßwein geboren.[1] Er stammte aus einer in Roßwein ansässigen Tuchmacherfamilie. Im Alter von 27 Jahren eröffnete er in Senftenberg ein Tuchhandelsgeschäft in der damaligen Kreuzstraße 4.[2] Er heiratete (Bertha) Alma geborene Musäus (1853–1927), mit der er im Jahre 1891 die Zwillinge (Max) Kurt und (Paul) Ernst bekam.[3] Hermann Kirchbach verkaufte im Jahre 1900 das Senftenberger Grundstück und das Geschäft an den Tuchhändler Max Goldmann (1872?–1950),[4] der noch bis in die 1920er Jahre als Max Goldmann vorm. H. Kirchbach firmierte.[2]

Die Zwillinge besuchten in Dresden das König-Georg-Gymnasium und die Höhere Handelsschule.[5] Julius Hermann gründete im Juli 1910 in Coswig bei Dresden die Firma Chemisch-Technische Werke Hermann Kirchbach, die er schon einen Monat später in Kirchbachsche Werke Hermann Kirchbach umbenennen ließ.[6] Das Grundstück für die Fabrik an der damaligen Meißner Straße[7] kaufte Kirchbach vom Gärtnereibesitzer Franz Rudolph. Der hatte seinen Betrieb 1885 gegründet und sich auf Rosenzucht spezialisiert.

Die Kirchbachsche Fabrik stellte zunächst Packungen für Stopfbuchsen, Dichtungsmaterialien und chemisch-technische Räparate her. 1912 wurde im Handelsregister Radebeul eine Zweigniederlassung der Kirchbachschen Werke in der böhmischen Gemeinde Altstadt bei Tetschen eingetragen.[6][8] Der Ort heißt heute Staré Město und ist aktuell (Stand 2021) der Stadtteil Děčín III, nicht zu verwechseln mit der historischen Altstadt im Stadtteil Děčín I. Thöner Wenzel in Altstadt Nummer 17 firmierte als Metallwarenerzeugung und Vertreter der Kirchbachschen Werke (Stopfbüchsenpackungen, Dichtungsmaterial etc.).[9] Unter anderem wurden auch Wand- und Tapetenreinigungsmittel produziert und vertrieben.[10]

Nach dem Tod von Hermann Kirchbach im Alter von 57 Jahren, übernahm dessen Witwe Alma Kirchbach den Betrieb. Die Zwillingsbrüder Ernst und Kurt erhielten Prokura.[6]

Erste Reibbeläge ab 1914

Im Jahre 1914 übernahmen die Zwillinge Ernst und Kurt die Firma, die dadurch zur Offenen Handelsgesellschaft wurde.[6] Man begann mit der Produktion von Reibmaterialien. Das Militär bestellte 10.000 m Bremsband.[11] Grund war der Ausfall der Lieferungen der durch Herbert Frood (1864-1931) gegründeten Firma Ferodo[12] nach dem Kriegseintritt Großbritanniens.[5] Kirchbachs ließen die Asbestbänder in sächsischen Bandwebereien weben und begannen in Coswig mit deren Imprägnierung, Formung und Härtung.[5]

Parallel dazu Patente zu Schmiermitteln

  • Patent DE302188: Schmiermittelersatz. Angemeldet am 30. Mai 1915, veröffentlicht am 5. Dezember 1917, Anmelder: Kirchbach & Co Kirchbachsche Werke.
  • Patent CH79806: Schmiermittel. Angemeldet am 15. Mai 1918, veröffentlicht am 16. Januar 1919, Anmelder: Kirchbach & Co Kirchbachsche Werke.
  • Patent ES67616A1: Como producto industrial, un sustitutivo lubrificante. Angemeldet am 13. August 1918, veröffentlicht am 16. September 1918, Anmelder: Kirchbach & Co Kirchbachsche Werke.
  • Patent FI7249A: Smörjmedelsersättning. Veröffentlicht am 15. Februar 1919, Anmelder: Kirchbach & Co Kirchbachsche Werke.
  • Patent DK24617: Smøremiddelerstatning. Veröffentlicht am 10. Juni 1919, Anmelder: Kirchbach & Co Kirchbachsche Werke.

1915 änderte sich der Firmenname in Kirchbach’sche Werke Kirchbach & Co., die nun erstmals auch offiziell mit einem Apostroph geschrieben wurden.[6] Gleichzeitig trat der Kaufmann Ernst Ludwig Fischer (1865–1945)[13] aus Dresden in die Gesellschaft als Teilhaber ein.[6][14]

1915: reines Kunstwort, geschaffen von den Zwillingsbrüdern Kirchbach. Die 1921 eingetragene Wort-Bildmarke „Jurid“ wurde 1952 im Internationalen Markenregister als IR163201 registriert. Sie wurde mehrfach umgeschrieben. Aktuell (Stand 2021) ist die Inhaberin der Marke die Federal-Mogul Bremsbelag GmbH in Glinde.

Seit 1915 lieferte Kirchbach Bremsbeläge unter dem neuen Markennamen Jurid für die Automobilindustrie, insbesondere an die Firmen Büssing AG, Neue Automobil-Gesellschaft AG (NAG) und Wanderer-Werke AG.[5]

1916 zogen Ernst und Kurt Kirchbach[6] mit ihrer Mutter Alma nach Niederlößnitz.[15]

1919 wurde das böhmische Altstadt Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Der dortige Zweigbetrieb wurde aus dem Handelsregister Radebeul gelöscht. Ernst Ludwig Fischer schied als Mitinhaber der Coswiger Werke aus und wurde stattdessen alleiniger Inhaber der Firma Kirchbach’sche Werke in Tetschen und Politz an der Elbe (heute Boletice nad Labem: Stadtteil Děčín XXXII)). [16][17] Fischer blieb jedoch privat bis zu seinem Tode bei einem Luftangriff am 14. Februar 1945 in Dresden und wohnte in der Stephanienstraße 24.[18]

1919 heiratete Kurt Kirchbach seine erste Ehefrau, die 1892 im oberschlesischen Gleiwitz geborene Meta Marie Leonore Fischer, genannt Lore.[19] Gegen Ende des Ersten Weltkriegs begannen die Zwillinge, neben gewebten Bremsbelägen auch gepresste zu fertigen. Außerdem wurde eine eigene Spinnerei und Weberei eingerichtet.[5] Nach dem Tod des Zwillingsbruders Ernst in der letzten Welle der Spanischen Grippe 1920 blieb Kurt Kirchbach der alleinige Inhaber der Werke in Coswig.[5]

Enwicklung 1920 bis 1936

1921 zogen Kirchbachs in eine Villa in die Radebeuler Kaiser-Friedrich-Allee 1b (heute Dr.-Schmincke-Allee 1b).[20]

Kirchbach & Co.[21]

, die bis heute in ständiger Weiterentwicklung fortgesetzt wird. Das Werk an der Industriestraße in Coswig lieferte als erstes Unternehmen in der Welt einbaufähige Bremsbeläge für die Industrie und den Fahrzeugbau. Die Produktion wurde erheblich durch Verbesserungen gesteigert, so dass die Kirschbachschen Werke einen Marktanteil in Deutschland von 90 % zu verzeichnen hatten.


und ab 1923 Hans Kattwinkel

Zulieferer/Bandwebereien für Asbest?

Aus der Firmengeschichte von Asglatex Ohorn (wohl nur bis maximal 1930 zutreffend?): Viele Jahrzehnte reichen die Wurzeln des Unternehmens zurück. Als Geyer & Co. wird die Firma 1922 in Dresden gegründet und stellt zunächst Schuhcreme her, die als „Geyerit“ Verbreitung findet. Doch bereits Mitte der Zwanziger Jahre beginnt man in Dresden mit der Herstellung von Geweben und Bändern für technische Zwecke, die sich zu einem lukrativen Geschäft entwickelt. 1931 werden die Räumlichkeiten in Dresden zu klein. Die Firma Geyer & Co. erwirbt ein neues Grundstück in Ohorn. In den folgenden Jahren werden in Ohorn weitere Zweigbetriebe aufgebaut bzw. gepachtet, da die Nachfrage nach den hergestellten Produkten ungebrochen hoch ist. Zu dieser Zeit arbeiten rund 70 Angestellte am Standort Ohorn. 1945 fallen beide Hauptbetriebe, in Dresden und in Ohorn, Bombenangriffen zum Opfer und können nicht wieder aufgebaut werden. Unter schwierigsten Bedingungen wird nach Kriegsende die Produktion in den Ohorner Zweigbetrieben mit zunächst acht Mitarbeitern wieder aufgenommen. Durch die stetig steigende Nachfrage nach Arbeitschutzbekleidung für Stahlwerke und Eisengießereien steigt die Produktion bald wieder und eine eigene Konfektion kann aufgebaut werden. Im Jahr 1972 wird der Betrieb vollständig in Volkseigentum überführt. 1974 erfolgt die Zusammenlegung mit dem VEB Verotex. Das neue Unternehmen erhält auch einen neuen Namen und nennt sich nun VEB Asglatex Ohorn.

Aktiengesellschaft bis 1948

Seit 1936 sind aus Kirschbach’sche Werke GmbH zwei selbstständige Firmen entstanden. Die Firma Kirschbacsche Werke AG und die Firma Jurid Vertriebsgesellschaft Kirchbach & Co. Während des Zweiten Weltkrieges produzierte das Werk für die Rüstung, was 1946 die Demontage zufolge hatte. Ab 1948 lief die Produktion langsam unter der Firmenbezeichnung Jurid wieder an.

Akten im Staatsarchiv 1944-1949 von drei Firmen: Firma Kirchbachsche Werke AG in Coswig - Herstellung von Brems- und Kupplungsmaterial sowie elastischen Gelenken - mit "Jurid" Vertriebsgesellschaft mbH in Coswig und Firma Kattwinkel, Kirchbach & Co. in Coswig - Verwaltung von Patenten -

Asbestersatz oder -reduktion (nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern aufgrund von Handelsbeschränkungen)

COSID

Die Wort-Bildmarke COSID wurde 1955 eingetragen, da „Jurid“ nach dem Kriege aus Coswig abgewandert war und die Marke schon umgeschrieben wurde. Derzeitiger Markeninhaber der Wotmarke Cosid ist die in Leverkusen ansässige TMD Friction, die nach wie vor ein Werk in Coswig am alten Standort der Kirchbachschen Werke betreibt.

1952 wurden drei Dresdner Privatfirmen, die Dichtungen produzierten, zusammengeschlossen und mit den ehemaligen Kirchbachschen Werken in Coswig vereinigt. Die Wort-Bildmarke Kautasit wurde 1955 registriert und gehörte zuletzt dem VEB COSID-KAUTASIT-Werke in Coswig.[22] Die Marke ist abgelaufen und kann nicht mehr registriert werden. Derzeit (Stand 2021) nennen sich zwei selbstständige Gesellschaften in Dresden KAUTASIT: die KAUTASIT GmbH und die KAUTASIT - Gummitechnik GmbH.[23]

Seit 1955 lief die Produktion unter den Firmennamen Cosid, die Brems- und Kupplungsbeläge herstellte. Die Firmenbezeichnung wechselte 1970 abermals und die Produktion von Brems-und Kupplungsbelägen lief unter der Firmenbezeichnung VEB Cosid-Kautasit-Werke Coswig.

Asbestkatalog; VEB Asglatex und Cosid Kautasit[24]

Nachfolger in Coswig

Nach der Wiedervereinigung gelangte der Betrieb durch die Treuhand 1991 an die Rütgers Pagid AG Essen. Seit 2001 gehört das Unternehmen zur TMD Friction Esco GmbH Werke mit Sitz in Leverkusen. Das Coswiger Werk auf der Industriestraße ist eins von vier Werken des Unternehmens in Deutschland welches Reibebeläge herstellt. Während zu DDR-Zeiten in der Firma 1000 Mitarbeiter beschäftigt waren, sind heute ca.165 Arbeitskräfte mit der Herstellung von Reibebelägen beschäftigt.

2011 erfolgte der Zusammenschluss von TMD und der Nisshinbo Bremsensparte („NISB“).Somit gehört das Unternehmen in Coswig unter dem Dach der Nisshinbo Holdings Inc. zu den weltweit größten Herstellern von Bremsbelägen. Das ehemalige Cosid-und Kautasit-Werk beschäftigt heute ca. 120 Mitarbeiter, die spezialisiert sind, Bremsbeläge für Eisenbahnwaggons anzufertigen.

Filme

  • Jurid (Dokumentarfilm, Deutschland 1938) Dokumentarfilm (Regie: Friedrich Wollangk, Kamera: Fritz Lehmann, Musik: Walter Schütze, Produktionsfirma: Boehner-Film Fritz Boehner)[25]

Weblinks

Commons: Jurid – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dresden: Einäscherungsregister 1913 Nummer 1247; Kirchbach, Julius Hermann; Fabrikbesitzer; * 2. August 1855 in Roßwein; letzter Wohnort: Coswig, Romerstraße 23; † 8. Juli 1913 in Coswig; Einäscherung 11. Juli 1913
  2. a b Max Goldmann vorm. H. Kirchbach auf www.gruss-aus-senftenberg.de (abgerufen am 23. März 2021)
  3. Kirchenbuch der Deutschen Kirche Senftenberg 1891: Einträge 46 und 47.
  4. Anzeige im Senftenberger Anzeiger Juli 1900
  5. a b c d e f Hans Christoph von Seherr-ThossKirchbach, Kurt. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 636 f. (Digitalisat).
  6. a b c d e f g Sächsisches Staatsarchiv, 11088 Amtsgericht Radebeul, Nr. 00027: Chemisch-Technische Werke Hermann Kirchbach, Coswig; Kirchbachsche Werke Hermann Kirchbach, Coswig (Handelregister HR 203)
  7. Heute Dresdner Straße Ecke Industriestraße mit der Anschrift Industriestraße 9
  8. Zentralblatt für die Eintragungen in das Handelsregister in der Republik Österreich. Compass, Wien 1912. 11(51) S. 643.
  9. Adreß-Buch für den politischen Bezirk Tetschen a. E. Band 1914 S. 147. Deutschböhmische Bezirks-Adreßbücher-Verlagsanstalt Franz Gebert, Rochlitz im Riesengebirge.
  10. Compass finanzielles Jahrbuch. Jahrgang 47. Compass, Wien 1914. S. 1177.
  11. TMD Friction: 100 Jahre Produktion in Coswig Wirtschaftsnachrichten Gupta-Verlag vom 3. September 2010
  12. Ferodo Brakes
  13. Heiratsurkunde Dresden II: Nummer B1 439. (* 6. Januar 1865 in Dresden; Hochzeit am 30. Juli 1924 mit Franziska Paula Dora Wolf) (erste Ehe am 25. Oktober 1890 mit Clara Antonie Zschunke)
  14. Adreßbuch für Dresden und Vororte. Band 1917. I. Teil. S. 155.
  15. Im Adressbuch 1920: Westraße 5 (jetzt Heinrich-Heine-Straße 5)
  16. Zentralblatt für die Eintragungen in das Handelsregister in der Republik Österreich. Compass, Wien 1919. 18(43) S. 609.
  17. Adreßbuch für Dresden und Vororte. Band 1924/25. I. Teil. S. 182.
  18. Stebeurkunde Blasewitz, Johannstadt, Striesen, Tolkewitz: Nummer C 738. (Tod am 14. Februar 1945 in Dresden, Silbermannstraße; gemeldet am 11. April 1945 durch die damals in Pillnitz wohnende Ehefrau Franziska Paula Dora geborene Wolf)
  19. Heiratsurkunde Dresden B Nummer 106/1919
  20. Adreßbuch für Dresden und Vororte 1921 Teil VI Vororte (Radebeul) Seite 417.
  21. Sächsisches Staatsarchiv, 11088 Amtsgericht Radebeul, Nr. 00407: Kirchbach & Co., Coswig (Handelregister A 584, vorher 203 beziehungsweise 267)
  22. IR196933
  23. Chronik auf kautasid.de (abgerufen am 14. März 2021)
  24. H Kröger, H Neubrink, G Reichel, W-D Saß, H Karsten: Asbestkatalog. Asbesthaltige Produkte und Substitutionsmöglichkeiten.. 2. überarbeitete Auflage. Arbeitshygieneinspektion des Rates des Kreises, Schwerin 1981. pdf
  25. Jurid auf www.filmportal.de (abgerufen am 14. März 2021)

Koordinaten: 51° 7′ 43″ N, 13° 34′ 7″ O


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