Benutzer:Peteremueller/Auszeichnung des Satzzeichens nach ausgezeichnetem Text

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Auszeichnung des Satzzeichens nach ausgezeichnetem Textteil

Bei diesem typographischen Problem konkurrieren zwei Prinzipien miteinander: ein inhaltlich-logisches und ein optisch-ästhetisches.

Inhaltlich-logisch gehört das Satzzeichen am Ende des ausgezeichneten Textteils praktisch nie zu diesem. Es wäre deshalb naheliegend, es in der Grundschriftart zu setzen. Dies kann aber zu optisch unschönen Zusammentreffen von kursiv/gerade führen, besonders bei Oberlängen, was zur Befolgung des optisch-ästhetischen Prinzips spricht.

DIN 5008

DIN 5008 ist die Norm für Schreib- und Gestaltungsregeln in der Text- und Informationsverarbeitung. Sie folgt dem inhaltlich-logischen Prinzip:

Beachten Sie bei Hervorhebungen, dass die Satzzeichen innerhalb der Hervorhebung mit einbezogen werden. Satzzeichen am Ende einer Hervorhebung jedoch nur dann, wenn sie inhaltlich zum hervorgehobenen Text gehören.

Ost-Duden

Auch der ostdeutsche Duden vertrat dieses Prinzip bei einzelnen Wörtern oder Zahlen (mit Ausnahme des Schlusspunktes):

18. Auflage, 1990:
Vorschriften für den Schriftsatz, 5. Typographisch-technische Besonderheiten
5.2.1: Wird in einem Satz ein einzelnes Wort oder eine einzelne Zahl ausgezeichnet (halbfett, fett, kursiv usw.), so gehört das Satzzeichen (Punkt, Komma, Semikolon, Doppelpunkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen, Gedankenstrich, Anführungszeichen, Klammern) zum Grundtext und wird nicht ausgezeichnet.
5.2.2: Stehen die ausgezeichneten Wörter [...] am Ende des Satzes, so ist aus optischen Gründen auch der Schlusspunkt aus der Auszeichnungsschrift zu setzen.

West-Duden

Der West-Duden hingegen wählte schon damals (seit 1980/18) das optisch-ästhetische Prinzip, allerdings aufgeweicht durch die Einschränkung «in der Regel»:

19. Auflage, 1986:
Richtlinien für den Schriftsatz, Schriftauszeichnung, c) Satzzeichen: Die Satzzeichen – auch am Ende eines ausgezeichneten Textteils – werden in der Regel in der Auszeichnungsschrift gesetzt.

Die Einschränkung «in der Regel» wurde 1996/21 («Ausnahmen aus ästhetischen Gründen sind möglich») und weiter 2004/23 («Ausnahmen, z. B. aus ästhetischen oder inhaltlichen Gründen sind möglich) präzisiert.

Im Falle von Klammern weicht Duden jedoch inkonsequenterweise vom optisch-ästhetischen Prinzip ab und argumentiert dort inhaltlich-logisch. Nur wenn der ganze eingeklammerte Text ausgezeichnet ist, sollen auch die Klammern ausgezeichnet gesetzt werden, bei Text in gemischter Schriftart beide Klammern gerade. Und bei einem ganzen ausgezeichneten Text in Klammern könne das nachfolgende Satzzeichen kursiv oder gerade gesetzt werden. Beide Fälle können zu optisch unschönen Zusammentreffen von kursiv/gerade führen:

  • (Müller ist Chef).
  • meinen Sie DIN 5008 (Norm für Gestaltung)?

Seit der 28. Auflage 2020 weist Duden auf die Differenz mit DIN 5008 hin:

DIN 5008 sieht vor, Satzzeichen am Ende einer Auszeichnung nur dann in der Auszeichnungsschrift zu setzen, wenn sie inhaltlich zum ausgezeichneten Textteil gehören.

Folgerungen

Es ist unbestreitbar, dass es optisch-ästhetisch unbefriediegend ist, die Satzzeichen nach einer Auszeichnung recte zu setzen. Bei Punkt und Komma spielt es optisch zwar kaum eine Rolle (ausser bei halbfetter Auszeichnung), aber schon bei Semikolon und Doppelpunkt ist der Mix hässlich und erst recht bei Satzzeichen mit Oberlängen wie Klammern sowie Ausrufe- und Fragezeichen. Diese können sich zudem mit dem letzten Buchstaben des ausgezeichneten Textteils, falls er ebenfalls Oberlänge hat, überlagern (was im früheren Bleisatz auch ein technisches Problem darstellte), z. B.: Ist das der Chef?, nicht: Chef? (noch ausgeprägter in der Frakturschrift).

Dem optisch-ästhetischen Prinzip ist daher der Vorzug zu geben und das Satzzeichen in der Auszeichnungsschrift zu setzen, und zwar – zugunsten einer durchgängigen, ausnahmefreien Regel – auch bei Punkt und Komma.

Sonderfall Quellcodes

Für den Leser eines Artikels ist es unerheblich, ob bei kursiver Auszeichnung das Komma oder der Punkt kursiv oder recte gesetzt ist, der Unterschied ist kaum je sichtbar (mögliche Ausnahme: wenn die Zeichen nicht in der gleichen Schriftart sind, wird nicht unterschnitten, das kann beim Zusammentreffen von z. B. r, hässlich aussehen). Nicht aber für den Bearbeiter des Quellcodes wie HTML oder TeX. Hier gibt es kein optisch-ästhetisches Problem, aber ein inhaltlich-logisches. Da das Komma oder der Schlusspunkt nicht zum ausgezeichneten Textteil in einem Satz, sondern zum ganzen Satz gehört, ist es unbestreitbar unlogisch, es (ihn) in die Auszeichnung zu setzen. Das führt denn auch zu einem offensichtlichen weitgehenden Konsens, in Quellcodes dem inhaltlich-logischen Prinzip den Vorzug zu geben. Die Abweichung von der Grundregel kann somit als eine Ausnahme aus inhaltlichen Gründen angesehen werden.

Wikipedia

Das gilt auch für den Quellcode von Wikipedia. Der weitgehende Konsens zeigt sich bei einer raschen Prüfung von Artikeln. In den ersten rund 50 Beispielen, die in der Suche erscheinen, gibt es nur gerade drei Beispiele mit kursivem Komma (Jena, Mülheim an der Ruhr, Ameisen = 6 %). Alle übrigen setzen das Komma ausserhalb der Auszeichnung, also recte:

Dienstgrade der Streitkräfte der Vereinigten Staaten Daniel Craig Tetanus Turmbau zu Babel Angela Merkel Nintendo Eismitte VW Golf VII Alchemie Dänische Küche 1971 Leetspeak Ornithologie Nuklearkatastrophe von Tschernobyl Amazon Ducati Over the Rainbow Marokko Progerie Karl BMW M2 Darmstädter Echo Alcatraz Michael Schanze Transgender Brownsche Bewegung Hameln Calcio Padova Smartphone Webbrowser Internationale Filmfestspiele Berlin 2015 Herbst nichtsteroidales Antirheumatikum Biomembran Gliazelle Gmail Galle Landkreis Cloppenburg quadratische Gleichung Snooker Schwarze Reichswehr Mannheim Edeka Echter Koriander Le Creuset kategorischer Imperativ Sukkulente

Selbst in Artikeln, die die Typographie betreffen, wird das Komma recte gesetzt:
Fragezeichen Kursivschrift Ausrufezeichen Satzzeichen Doppelpunkt Komma

Und auch in Wikipedia-eigenen Artikeln:
Wikipedia:Grundprinzipien Wikipedia:Was Wikipedia nicht ist Wikipedia:Neutraler Standpunkt Wikipedia:Keine Theoriefindung Wikipedia:Artikel über lebende Personen (ausser im Artikel, der die [unvollständige] Regel enthält: Wikipedia:Typografie)

Und offensichtlich auch bei den «exzellenten» Artikeln:
Ringelfüßige Röhrenspinne Volk Andromedagalaxie Europäische Schwarze Witwe

Beim Satzschlusspunkt ist der Befund noch eindeutiger. Schlusspunkte innerhalb eines ausgezeichneten Teils des Satzes am Satzende sind kaum zu finden bzw. werden umgehend von Korrektoren korrigiert. Hier setzen sogar Verfechter des optisch-ästhetischen Prinzips beim kursiven Komma wie Benutzer:Freigut den Punkt ausserhalb der Auszeichnung:

Jacques M. Bächtold Emil Balmer Oskar Bandle Aristide Baragiola Heinrich Baumgartner

In Quellcodes ist daher dem inhaltlich-logischen Prinzip nach DIN 5008 der Vorzug zu geben.

Peter E. Müller