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Der Türkenwitz ist eine überwiegend unter Sprechern der deutschen Sprache verbreiteten Form des Witzes, der sich auf eine sogenannte Minderheit bzw. Randgruppe, in diesem Fall türkischsprachige deutsche Mitbürger, bezieht, und worin tatsächliche oder angebliche Eigenschaften[1] aufs Korn genommen werden. In weitestem Sinne bezieht sich der Türkenwitz auch auf Angehörige der muslimischen Religion.

Rechte Szene

In der Fachliteratur wird der Türkenwitz überwiegend der rechten Szene zugeordnet.

Er tritt besonders im Soziolekt bildungsferner Schichten zutage, die sich mit den Mitteln des restringierten Codes verständigen. Dabei wird sich in der mündlichen Wiedergabe häufig einer Form eines Pidgin-Deutschs mit einer vereinfachten Grammatik und vielen Lautabwandlungen und falschen Wortakzenten bedient.

Problematik der Darstellung

Der Witz nimmt Andersartigkeit von Verhaltensweisen aus Korn und ist meist in mündlicher Form verbreitet. Wie bei vielen sogenannten guten Witzen bleibt es nicht aus, dass damit Gefühle anderer verletzt werden würden, wenn deren Inhalt publik würde. Insbesondere in religiöser Hinsicht findet darin häufig ein unverhohlenes Nahetreten statt. Grundsätzlich werden darin Türken als Gläubige des Islam behandelt. Daher werden Türkenwitze meist hinter vorgehaltener Hand erzählt.

Im Folgenden werden einige Beispiele aus der vorgefundenen Praxis zitiert, die einen Einblick in die weite Landschaft dieser Witzform geben. Die bei den üblichen Suchmaschinen vorgefundene Versionen der Witze wurden für diese Darstellung unter weitestgehender Wahrung der ursprünglichen Ausdrucksweise sprachlich behutsam geglättet.

Der Witz im interreligiösen Dialog

Im Hinblick auf den sogenannten interreligiösen Dialog stellt sich für Angehörige des Christentums die Frage, ob Allah und der Gott der Bibel identisch sind, und manche Christen lehnen eine Gleichsetzung des in der Bibel sich offenbarenden Gottes mit dem koranischen Allah ab. Aus dieser Ablehnung resultiert der folgende Witz:

Kommt ein Türke in den Himmel und klopft an das erste Tor. Es macht ihm ein weißhaariger Mann mit langem Bart das Tor auf. Fragt der Türke: „Bist du Allah?“ Sagt der Mann: „Nee, ich bin Petrus, du musst weiter hoch gehen.“ Denkt sich der Türke: „Cool, ich darf noch weiter in den Himmel.“
Am nächsten Tor klopft er wieder. Da macht ihm wieder ein weißer Mann mit langem Bart das Tor auf. Der Türke fragt: „Bist du Allah?“ Sagt der Mann: „Nein, ich bin Moses, du musst weiter hoch gehen.“ Der Türke denkt sich: „Boar, das wird ja immer besser.“
Am nächsten Tor klopft er wieder. Dort macht ihm wieder ein weißer Mann mit langem Bart das Tor auf. Der Türke fragt wieder: „Bist du Allah?“ Sagt der Mann: „Nee, ich bin Jesus, du musst noch ein Stück weiter.“
Frohen Mutes und glücklich darüber, das Allah über Jesus arbeitet, geht er bis ganz nach oben, klopft an, und wieder macht ihm ein weißer Mann mit langem Bart das Tor auf. Fragt der Türke wieder: „Bist du Allah?“ Sagt der Mann: „Nee, ich bin nicht Allah, ich bin Gott, aber komm ruhig mal rein und setz dich. Wie gesagt, so getan. Gott dreht sich um und klatscht in die Hände: „Allah, mach mal zwei Kaffee!“


In diesem Witz wird der Gott des Christentums über den des Islam gestellt, eine jedoch zwischen den führenden Vertretern der Religionen bis heute ungeklärte Frage. Der Witz wird auch mit Khomeini oder anderen muslimischen Personen bzw. mit Mohammed (statt Allah)[2] erzählt. In anderen Versionen erscheint Gabriel (statt Mose).

Verballhorntes Deutsch

Ein weiterer Witz wird aus dem allseits bekannten Wettbewerbsmotto „Unser Dorf soll schöner werden“ des seit 1961 fast in allen Bundesländern durchgeführten Wettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft durch Auswechseln der Anlaute zweier Wörter hergestellt. Hierzu bleibt anzumerken, dass dieser Witz bereits lange vor jüngsten Fleischskandalen im Umlauf war. Er ist gleichzeitig eine Sprachsatire auf die in diesem Wettbewerb zutage tretende postmoderne Form des Biedermeier, der Suche nach dem dörflichen Idyll in einer globalisierten Welt:

Wie heisst der Wettbewerb türkischer Imbissbesitzer? - Unser Schorf soll Döner werden!

Diese Verballhornung durch Vertauschung von Segmenten (wie z.B. auch bei "was lange gärt, wird endlich Wut") wird auch als Spoonerism (nach William A. Spooner) bezeichnet.

Witz und Gewalt

In einem weiteren Witz werden Auseinandersetzungen herbeibemüht, in der eine unzureichende Bewaffnung in einem Konflikt mit einem Angehörigen einer anderen Randgruppen unterstellt wird. Auch diesen Witz möchten wir nicht über die Maßen mit Interpretation behaften. Die Protagonisten sind - wie bei vielen ähnlich gelagerten Witzen in Geschichte und Gegenwart - austauschbar.

Ein Russe kommt in ein Türkenlokal. Auf seinem T-Shirt steht geschrieben: "Türken haben drei Probleme!" Er bestellt ein Bier und es dauert nicht lange, kommt ein Türke zu ihm "Was du sagen, was sind drei Probleme von Türken?" Er sagt: "Das erste Problem der Türken ist: Sie sind neugierig!" Der Türke zieht dann doch ab, der Russe trinkt wieder ein paar Bier. Später kommt der Türke wieder, mit fünf weiteren Kumpels. "Du sagen, was ist Problem von Türken?" Er meint "Das zweite Problem der Türken ist: Sie sind feige und kommen nur als Gruppe!" Es gibt noch ein leichtes Gezank, aber schlußendlich lassen sie den Russen wieder in Ruhe, der ein paar Bier trinkt, zahlt und dann geht. Vor der Tür wartet dann ein ganzer Haufen Türken, alle mit gezücktem Messer. Fragt der Türke wieder: "Und du sagen, was wir haben noch für Problem?" Daraufhin meint der Russe "Das dritte Problem der Türken ist: Sie kommen nur mit Messern bewaffnet zu einer Schießerei!"

Suchmaschine

Die üblichen Suchmaschinen im Internet liefern unter den Suchwörtern "Türkenwitz" bzw. "Türkenwitze" zahlreiche weitere Belege, die einen noch niederen Geschmack als die bereits zitierten bedienen, und die daher nicht zitiert werden können. - Die wenigen wiedergegebenen Beispiel sind beliebig ausgewählt und stehen für ähnliche.

Literatur

  • Ralf-Erik Posselt und Klaus Schuhmacher: Judenwitz, Türkenwitz, Ausschwitz : handlungsorientierte Gegenstrategien und offensive Auseinandersetzungsformen mit neofaschistischen Tendenzen in der Jugendszene ; eine Sammlung von Ideen und Beispielen aus der Praxis in Jugendzentren und Häusern der Offenen Tür. Schwerte. Amt für Jugendarbeit d. Evangel. Kirche in Westfalen 1985
  • Gerhard Bonifer-Dörr und Günter Weinknecht: Hakenkreuze, Türkenwitze ... : rechtsextremistische Jugendliche - eine pädagogische Herausforderung. [Hrsg. : Heidelberger Institut Beruf und Arbeit , Hiba]. Gerhard Bonifer-Dörr ; Günter Weinknecht. [Mit Beitr. von G. Grünewald ...] 3., aktualisierte und überarb. Neuaufl. Lübeck : Hiba-Verl. 1993 (Materialien und Praxisberichte zur Ausbildung und Arbeit von Jugendlichen; Bd.11)

Siehe auch

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Beispielsweise deutsche Sprachkompetenz, allgemeines Bildungsniveau, Ernährungsgewohnheiten, Kleidung, Religion und Brauchtum, Geschlechterverhalten (als Machomanieren empfundenes Verhalten von männlichen Jugendlichen), Verteidigungstechniken, Konflikte mit anderen Randgruppen usw.
  2. http://www.religionsforum-wogeheichhin.de/t463f15-Witze-und-Cartoons-zu-religioesen-Themen-1.html

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