Benutzer:Rednaxela1962/Chilenisch-deutsche Beziehungen

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Chilenisch-deutsche Beziehungen
Lage von Chile und Deutschland
Chile Deutschland
Chile Deutschland

Die Staaten Deutschland und Chile unterhalten trotz der weiten Entfernung zwischen beiden Ländern enge historische, wirtschaftliche, kulturelle, politische und diplomatische Beziehungen.

Geschichte

Der wahrscheinlich erste deutschstämmige Auswanderer in Chile ist der aus Nürnberg stammende Bartolomé Flores, welcher 1541 mit Pedro de Valdivia nach Chile kommt und an der Gründung der Hauptstadt Santiago de Chile beteiligt war. 1572 wird der aus Worms stammende Pedro Lisperguer einer der ersten Bürgermeister von Santiago de Chile. Im 18. Jahrhundert geht der jesuitische Missionar Bernhard Havestadt nach Chile und erforscht die Sprache der Mapudungun.[1]

Als Chile 1810 von Spanien unabhängig wurde, war Hamburg eine der ersten Städte, die intensiven Handel mit Valparaíso betrieb. 1818 wird mit dem Deutschen Verein in Valparaíso die erste deutsche Institution im Land gegründet. Ab Mitte des Jahrhunderts beginnt eine erste Immigrationswelle aus deutschsprachigen Gebieten. Zwischen 1850 und 1870 siedeln 6000 sich Deutsche in Chile an, vorwiegend im Süden des Landes, und gründen an ihre Heimat angelehnte Siedlungen und Schulen.[2] Im 19. Jahrhundert ist der kulturelle Einfluss Deutschlands groß und das chilenische Militär wird nach preußischem Vorbild aufgebaut.[3] Auch das Bildungswesen und weitere Institutionen des Landes weisen deutsche Einflüsse auf. Der intensive deutsche Einfluss um die Jahrhundertwende stieß auch auf Kritik. So stellt der Autor und Diplomat Eduardo de la Barra in einem abschätzigen Beitrag eine "deutsche Verhexung" fest.[4]

1871 errichtet das Deutsche Reich eine diplomatische Vertretung in Santiago de Chile. Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers in Deutschland nimmt das Land jüdische und politische Flüchtlinge auf, unterhält jedoch gleichzeitig gute Beziehungen zum NS-Staat, und 1931 wird eine Auslandsorganisation der NSDAP in Chile gegründet.[2] Die Beziehungen werden 1943 schließlich abgebrochen, als sich die deutsche Niederlage im Zweiten Weltkrieg abzeichnet. Nach der Niederlage Deutschlands flohen auch Angehörige des NS-Regimes nach Chile, welche versuchten, sich der Strafverfolgung für die von ihnen verübten Verbrechen zu entziehen.[5]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs etabliert Chile 1952 diplomatische Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland (BRD). Mit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nimmt das Land am 16. März 1971 offizielle diplomatische Beziehungen auf. Nach dem Militärputsch in Chile 1973 werden die Beziehungen mit der DDR allerdings wieder ausgesetzt und es gibt im Land vonseiten der DDR nur noch ein über die Botschaft Finnlands arbeitenden Interessensvertreter. Die BRD dagegen bleibt auch unter der auf den Putsch folgenden Militärjunta unter Augusto Pinochet ein Verbündeter Chiles. 1977 besuchte Franz Josef Strauß die Colonia Dignidad, welche als Folterzentrum für das Pinochet-Regime diente.[1][6] In der deutschen Gesellschaft stieß die Unterstützung der Militärdiktatur jedoch insbesondere in linken Kreisen auf Kritik, welche sich mit der chilenischen Opposition solidarisierten.[7] Während Pinochets Diktatur fliehen 22.000 Chilenen vor politischer Verfolgung nach Deutschland.[2] Zu den Flüchtlingen zählen die Autoren Antonio Skármeta, Roberto Ampuero und die deutsch-chilenische Komponistin Leni Alexander.[2] Nach dem Ende der Herrschaft Pinochets 1990 kehren die meisten politischen Flüchtlinge wieder zurück in ihr Heimatland.

Im Jahre 1990 nimmt Chile für kurze Zeit wieder Beziehungen zur DDR auf. Im Jahr 1992 lässt sich Erich Honecker in Chile nieder, wo er zwei Jahre später stirbt. Nach der deutschen Wiedervereinigung schließt Chile seine Botschaften in Bonn und Ost-Berlin und verlegt seine diplomatische Hauptrepräsentanz in das heutige Botschaftsgebäude in Berlin-Mitte.

Mit der dem wirtschaftlichen Aufschwung Chiles wurden im 21. Jahrhundert besonders die wirtschaftlichen Kontakte weiter ausgebaut. Im Januar 2013 stattete die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel Chile einen offiziellen Besuch ab und wurde von Präsident Sebastián Piñera im Präsidentenpalast La Moneda empfangen.[8]

Wirtschaftlicher Austausch

Deutschland ist innerhalb der Europäischen Union der wichtigste Handelspartner Chiles und Chile zählt im Gegenzug zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschland in Lateinamerika. Deutschland bezieht aus Chile vorwiegend Rohstoffe (Kupfer, Salpeter und Lithium) und Lebensmittel (Wein, Lachs und Obst). Chile importiert dagegen vorwiegend chemische und industrielle Erzeugnisse (Maschinen, Automobile) aus Deutschland.[2] Das Gesamtvolumen des Handels mit Chile belief sich im Jahr 2021 auf 5,9 Milliarden Euro, womit Chile auf Rang 50 in der Rangliste der deutschen Handelspartner belegt.[9]

Für die Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen mit Chile ist die Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer zuständig. Auch Germany Trade and Invest verfügt über einen Standort in Chile.

Migration

Es gibt eine lange Historie deutscher Migration nach Chile, mit mehreren Einwanderungswellen. In Chile leben laut Schätzungen knapp 500.000 Personen deutscher Abstammung.[10] Ab den 1950er Jahren ging die Migration aus Deutschland aber deutlich zurück.

Kultur

Deutsche kulturelle Einflüsse in Chile gehen bis auf das 19. Jahrhundert zurück, als Einwanderer deutsche Siedlungen, Schulen, Brauereien, Vereine und Zeitungen gründeten. Der deutsche Einfluss nahm allmählich zu und das kaiserliche Deutschland verdrängte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Frankreich als kulturelles Leitbild. Der Einfluss erreichte in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg seinen Höhepunkt, und das Ansehen Deutschlands in Chile blieb auch nach dem Krieg hoch, erreichte aber nicht mehr das Vorkriegsniveau.[4]

Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss die BRD 1959 ein Kulturabkommen mit Chile ab. 1988 wurde das Deutsches Lehrerbildungsinstitut Wilhelm von Humboldt in Santiago de Chile gegründet.[1] Im 21. Jahrhundert bestehen intensive Beziehungen im Bereich der Kultur.

Der Deutsch-Chilenische Bund verschreibt sich der Förderung der deutschen Kultur in Chile.[11] Im Land sind drei Goethe-Institute aktiv. Mit dem Cóndor besteht heute noch eine deutschsprachige Zeitung.

Diplomatische Standorte

Einzelnachweise

  1. a b c Deutsch-chilenische Beziehungen - pangloss.de. Abgerufen am 30. September 2022.
  2. a b c d e WDR: Chile: Deutsch-chilenische Beziehungen. 5. Februar 2021, abgerufen am 30. September 2022.
  3. William F. Sater, Holger H. Herwig: The Grand Illusion: The Prussianization of the Chilean Army. U of Nebraska Press, 1999, ISBN 978-0-8032-2393-6 (google.de [abgerufen am 30. September 2022]).
  4. a b Carlos Sanhueza: El debate sobre ìel embrujamiento alem·nî y el papel de la ciencia alemana hacia fines del siglo XIX en Chile. Abgerufen am 30. September 2022.
  5. The South American Reich: where Nazis went after the war. 2. März 2019, abgerufen am 30. September 2022 (englisch).
  6. Sekte "Colonia Dignidad": Der Tod ist ein Meister aus Krefeld. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 30. September 2022]).
  7. amerika21: Die Bonner Regierung, Konzerninteressen und das Pinochet-Regime in Chile. 3. November 2013, abgerufen am 30. September 2022.
  8. Botschaft der Republik Chile in Deutschland. Abgerufen am 30. September 2022.
  9. Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel. In: Statistisches Bundesamt. Abgerufen am 30. September 2022.
  10. Deutsche Welle (www.dw.com): Alemanes en Chile: entre el pasado colono y el presente empresarial | DW | 31.03.2011. Abgerufen am 30. September 2022 (europäisches Spanisch).
  11. Deutsch-Chilenischer Bund | Deutsche im Ausland e.V. Abgerufen am 30. September 2022 (deutsch).
  12. Auswärtiges Amt: Deutsche Vertretungen in Chile. Abgerufen am 1. Oktober 2022.
  13. Auswärtiges Amt: Vertretungen Chiles in Deutschland. Abgerufen am 1. Oktober 2022.