Benutzer:Regiomontanus/Hallstattzeit in Oberfranken

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Kenntnisse über die Hallstattzeit in Oberfranken (750-450 v. Chr.) können im Wesentlichen nur über die zahlreichen Bestattungsplätze und die Grabbeigaben in dieser Region gewonnen werden. Außer Erdwerken konnten siedlungsanaloge Stellen noch nicht nachgewiesen werden. Dass diese existiert haben müssen[1], demonstrieren die zahlreichen hallstattzeitlichen Gräberfelder in Oberfranken. Die Siedlungsplätze wurden wie in anderen Regionen meist von den nachfolgenden Kulturstufen weitergenutzt und überprägt.

Forschung

J. B. Fischer grub bereits 1788 an den Grabhügeln von Mistelgau im Landkreis Bayreuth. Laien begannen im 19. Jahrhundert Gräberfelder auszugraben, wobei viele Befunde zerstört wurden.[2] Damals wurden die Hügelgräber mit "Trichtergrabungen" erschlossen.

1827 wurde der „Historische Verein für Oberfranken“ gegründet,[3] der heute das Archäologische Museum in Bayreuth betreibt, das sich auf vor- und frühgeschichtliche Funde aus Oberfranken spezialisiert hat. Hier werden hallstattzeitliche Keramikfunde ausgestellt,[4] die unter anderem aus Grabungen bei Mistelgau, Kasendorf und Drosendorf an der Aufseß, Gemeinde Hollfeld, stammen. Die Gefäße, die in den Hügelgräbern dieser Fundorte den Großteil der Grabbeigaben darstellen, wurden noch ohne Töpferscheibe hergestellt, deren Verwendung in dieser Region erst ab in der nachfolgenden Latènezeit nachgewiesen ist. Aus den archäologischen Grabungen des Historischen Vereins stammen auch Metallfunde, darunter die Vogelkopffibeln aus Drosendorf bei Hollfeld. Es handelt sich dabei um Gewandfibeln, die stilisierte Wasservögel darstellen.

1976 wurde vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege die „Archäologische Dienststelle Oberfranken“ in Schloss Seehof in Memmelsdorf gegründet. Im Jahr zuvor hatte der Freistaat Bayern das Schloss erworben und Björn-Uwe Abels übernahm die Leitung und den Aufbau der Außenstelle. Viele Not- und Forschungsgrabungen wurden von Abels geleitet und erbrachten neue Erkenntnisse über das letzte vorchristliche Jahrtausend in Oberfranken. Entscheidend für die Kenntnis der Hallstattzeit in Oberfranken waren die Grabungen in den Gräberfeldern von Prächting und Tannfeld im Landkreis Kulmbach, Wichsenstein im Landkreis Forchheim und der Fund eines Adelsgrabes bei Demmelsdorf, in dem eine Frau mitsamt ihrem Schmuck und einem mit Bronzeblech verzierten Wagen beigesetzt worden war. 2002 wurde die Dienststelle, ebenfalls unter der Leitung Abels, in das „Referat B IV Oberfranken/Unterfranken“ umstrukturiert.[5]

Besiedlung

Obwohl ein Großteil der Hügel im Lauf der Zeit für die landwirtschaftliche Nutzung eingeebnet wurde, dürfte das Verbreitungsbild der Gräberfelder zumindest in etwa dem während der Hallstattzeit besiedelten Raum entsprechen.[6] Es ergibt sich ein Besiedlungsschema, das sich, abgesehen von einer erheblichen Verdichtung der Besiedlung im Main-Regnitz-Tal, nicht wesentlich von dem in der mittleren Bronzezeit unterscheidet. Die Funde konzentrieren sich auf:

Fundorte

Sieben Grabhügelfelder umfassen heute noch mehr als je 50 Hügel, obwohl auch in neuerer Zeit immer wieder Hügelgräber geschleift wurden.

Gräberfelder mit mehr als je 100 Hügeln liegen dagegen in Unterfranken, wo sich auf den fruchtbaren Böden seit der Neolithisierung größere Aktivitäten entfalteten. Oberfrankens Hügel überschreiten nirgends den Durchmesser von 30 m. In einer Region Unterfrankens hingegen liegen 39 Großhügel, von denen nicht weniger als sieben einen Durchmesser zwischen 50-80 m aufweisen.

Funde

In rund 50 Grabhügeln wurde bei Ausgrabungen hallstattzeitliches Material gefunden. Im Vergleich zu den recht spärlichen Funden aus der Spätbronzezeit sind die reichen Funde aus der Hallstattzeit wohl auf einen Bevölkerungszuwachs in dieser Region zurückzuführen. Auf der Hochfläche der Fränkischen Alb wurden die Hügelgräber, deren Kammern zum Teil von Steinsetzungen eingefasst waren, aus Erde-Stein-Packungen aufgebaut und von einem Randsteinkranz umgeben. Im Maintal wurden hingegen die Hügel meist aus Sand errichtet und mit einem Kreisgraben abgegrenzt. Die Arten der äußeren Begrenzung der Hügel sind zwar unterschiedlich, sie werden jedoch meist einheitlich als Teilung in den Bereich der Toten und jenen der Lebenden interpretiert.

Die Toten wurden während der ersten Hälfte der Hallstattzeit wie in der vorausgehenden Urnenfelderkultur verbrannt. In der zweiten Hälfte der Hallstattzeit sowie in der frühen La-Tène-Zeit überwiegen jedoch die Körperbestattungen. Die Toten wurden dabei in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Untersuchungen der Gräberfelder von Tannfeld, Wichsenstein und Prächting zeigten, dass auch weiterhin Brandbestattungen durchgeführt wurden. Zwischen den Grabhügeln und unter einigen Randsteinkränzen wurden Brandbestattungen gefunden.[7] Vielleicht waren die Körperbestattungen nur der sozial höher stehenden Bevölkerungsschicht vorbehalten.[8] Auch Kinderbestattungen lassen sich unter den Brandgräbern nachweisen z. B. beim „Brandgrab mit Rasseln“ in Tannfeld.

Der Wechsel vom Brand- zum Körpergrab könnte ein Beleg für einen Phasenübergang innerhalb der Hallstattkultur markieren. Auf einen solchen Übergang weist auch der Wechsel in der Art der Grabbeigaben hin. Allerdings gibt es nur wenige Funde von Metallgegenständen aus den Gräbern der Hallstattzeit in Oberfranken. Aus der frühen Hallstattzeit sind Funde von Nadelbüchsen, Bronzenadeln und Toilettebestecken bekannt. Fibeln wie Schlangenfibeln, Kahnfibeln, Paukenfibeln und Fußzierfibeln sind erst in den Gräbern der späteren Hallstattzeit gefunden worden. Aus dieser Epoche stammen auch Funde von Halsringen, Schaukelringen und Ohrringen.[9]

Reichhaltig sind die Funde von bemalter, graphitierter oder teilweise auch inkrustierter Keramik, die in der Hallstattzeit auch in dieser Gegend speziell für Begräbnisfeierlichkeiten verwendet wurde. Viele verschiedene Gefäße wurden dann in der Grabkammer niedergelegt.

Außergewöhnlich viele Metallfunde, darunter ein goldener Spiralring, wurden 1983 bei einer Notgrabung in Demmelsdorf (Landkreis Bamberg) gemacht. Bei Bauarbeiten für eine Wasserleitung war eine Steinpackung eines sonst schon völlig abgetragenen Hügelgrabs angeschnitten worden. Nur wenige Zentimeter unter den Steinen kam eine späthallstattzeitliche Wagenbestattung zum Vorschein. Diese war jedoch durch landwirtschaftliche Arbeiten stark gestört. Aus der hölzernen Grabkammer konnten die eisernen Felgen der Wagenräder und Radnaben geborgen werden, vom Wagenkasten waren nur noch kleine Bronzebeschläge vorhanden. Die vornehme Frau,[10] deren Skelett hier gefunden wurde, trug einen Satz aus fünf Halsringen, der zusätzlich mit einer großen Perle aus Bernstein geschmückt war.[11] An jedem Arm hatte sie fünf Bronzearmringe. Die Ohren waren mit je sechs Ohrringen aus Bronzeblech versehen gewesen. Der goldene Spiralring mit Knöpfchenenden lag im Haarbereich. Außerdem wurden noch ein Gürtel mit bronzenem Gürtelblech und zwei Paukenfibeln mit Koralleneinlagen gefunden.[12]

Grabungen im 20. Jahrhundert

Berndorf

1971 wurde in Berndorf, einem Ortsteil von Markt Thurnau, Landkreis Kulmbach, zufällig bei landwirtschaftlichen Arbeiten ein Satz von sechs Halsringen und steigbügelförmige Armreife entdeckt. Die Schmuckstücke wurden ins 5. Jahrhundert v. Chr., also in die Spätphase der Hallstattzeit (HaD nach Paul Reinecke) datiert.

Bei den folgenden Grabungen wurden 47 Bestattungen, darunter acht Grabhügel freigelegt. Im Grab 4 von Berndorf wurde ein über einen Meter langes eisernes Schwert gefunden. Die Klinge war bis zu 4 cm breit. Vergleichbar lange Schwerter wurden hauptsächlich von Reitern benutzt. Der Typ dieser Waffe (Typ Mindelheim, Variante Bubesheim) ist ein Leittyp der frühen Hallstattzeit (HaC) um 650 v. Chr.

Die Grabungen wurden 1971 bis 1975 im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege unter der Leitung des Kreisheimatpflegers Dieter Schmudlach mit freiwilligen Helfern durchgeführt. Neben den bronzenen Schmuckstücken und dem eisernen Schwert wurden vor allem Keramikfunde gemacht, aber auch Gewandnadeln und Fibeln sowie Toilettebesteck (Ohrlöffelchen, Pinzette, Nagelschneider, Rasiermesser) wurden gefunden.

Einzelbelege

  1. Zitat: „...vorhanden gewesen sein müssen...“ Aus: Björn-Uwe Abels: Archäologischer Führer Oberfranken. Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern, Franken Bd. 2, Konrad Theiss Verlag, 1986 , Seite 60
  2. Cordula Nagler-Zanier: Ringschmuck der Hallstattzeit aus Bayern. Franz Steiner Verlag, 2005, ISBN 3515086935, Seite 2
  3. Webseite des Historischen Vereins
  4. Archäologisches Museum Bayreuth mit Bild von Tongefäßen aus den Funden
  5. Referat B IV des Landesamtes für Denkmalpflege
  6. „...dürfte das Gesamtbild...“ Aus: Björn-Uwe Abels: Archäologischer Führer Oberfranken. Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern, Franken Bd. 2, Konrad Theiss Verlag, 1986, Seite 60
  7. Axel Gelbhaar: 25 Jahre Ausgrabungen und Funde im Thurnauer Land. Begleitheft zur Ausstellung, 1988, Seite 8
  8. Zitat: „...Brandbestattungen, mit denen einerseits vielleicht eine sozial tieferstehende Bevölkerungsschicht erfasst wird, die in Abhängigkeit zu dem in dem Zentralgrab Bestatteten stand.“ Aus: Gerhard Zimmermann: Bericht. Historischer Verein Bamberg, v. 120, Kommissionsverlag Buchner, 1984, S. 15
  9. Cordula Nagler-Zanier: Ringschmuck der Hallstattzeit aus Bayern (Arm- und Fussringe, Halsringe, Ohrringe, Fingerringe, Hohlwulstringe). Franz Steiner Verlag, 2005, ISBN 3515086935
  10. Zitat: „...eine für Oberfranken wahrhaft fürstliche Ausstattung.“ Aus: Gerhard Zimmermann: Bericht. Historischer Verein Bamberg, v. 120, Kommissionsverlag Buchner, 1984, S. 17
  11. Bericht über den Fund mit Zeichnungen und Fotos
  12. Björn-Uwe Abels: Ausgrabungen und Funde in Oberfranken 4, 1983-1984, Seite 17 f und Abb. 21 ff, auf Seite 51 ff (Lit. 3)

Literatur

  • Björn-Uwe Abels: Archäologischer Führer Oberfranken. Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern, Franken Bd. 2, Konrad Theiss Verlag, 1986 ISBN 3-8062-0373-3
  • Peter Ettel: Gräberfelder der Hallstattzeit aus Oberfranken. Mit einem Beitrag von Gisela Grupe und Lucien Schlosser. Bayer. Landesamt f. Denkmalpflege, Abt. Bodendenkmalpflege, Verlag Laßleben, Kallmünz, 1996 ISBN 3-7847-5072-9

Weblinks


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