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Die Sachtextanalyse ist eine schriftliche Form der Textanalyse. Sie hat Ähnlichkeiten mit der Sachtextwiedergabe, die nur die wesentlichen Inhalte eines Sachtextes wiedergibt und die gedanklichen Zusammenhänge erläutert. Bei der Analyse eines Sachtextes geht es darüber hinaus um das genaue Erfassen eines Sachtextes, die genaue Darstellung und Erklärung der Aussagen unter Berücksichtigung des gedanklichen Zusammenhanges, die Untersuchung der Zugehörigkeit des Textes zu einer bestimmten Textsorte und die in ihm zum Ausdruck kommende Autorenabsicht, die kritische Beurteilung der Argumentation, sowie um die Untersuchung der sprachlichen Darstellungsweise.

Aufbau

Der Sachtextanalyse liegt ein dreigliedriger Aufbau zugrunde:

1. Einleitung

(auch Vorinformation oder Basissatz genannt)

Die Einleitung soll zum Thema hinführen. Hierzu eignet sich z.B. ein aktueller Bezug sowie die Schilderung des situativen oder historischen Kontextes der Publikation (Schreibanlass). Es kann auch kurz auf die Position des Autors eingegangen werden. Die Einleitung enthält den Namen des Autors/der Autorin, die Textsorte, den Titel des Textes, das Erscheinungsdatum und den Erscheinungsort des Textes, sowie die Thematik bzw. die Kernaussage des Textes.

Beispiel 1:

Fast wöchentlich wird in den Medien über den Klimawandel und seine Folgen berichtet. Auch in dem Interview mit dem Titel „XY“, das mit dem Biologen Hans Meier von der Zeitschrift „Z“ geführt wurde, geht es um die Auswirkungen der Klimaveränderung, die dieser allerdings für nicht schädlich ansieht."

Beispiel 2:

Der Autor Fritz Berger beschäftigt sich aus Anlass jüngst stattgefundener Amokläufe und einer daraufhin angedachten Verschärfung des Waffenrechts in seinem am 10. März 2008 im „Westfälischen Blatt“ erschienenen Bericht „Es geht uns nur um Sport“ mit der Situation der deutschen Schützenvereine.

Beispiel 3:

Das Bundesland Sachsen hat für seine Schulen wieder Kopfnoten eingeführt, die über das Verhalten und die Mitarbeit der Schüler Auskunft geben sollen. Mit dem Für und Wider dieser Zensuren, die am Kopf des Zeugnisses stehen, beschäftigt sich Sabine Huber in ihrem Artikel „Kopfnoten sind keine Kopfnüsse“, der am 12. Februar 1999 in der Frankfurter Rundschau zu lesen war.

2. Hauptteil

Die genaue Gliederung des Hauptteils variiert je nach der zu Grunde liegenden Aufgabenstellung. Der Hauptteil beinhaltet häufig folgende Bestandteile:

Inhaltszusammenfassung und Textaufbau (= Textanalyse)

Es werden die Aussagen des Textes und die Gedankengänge des Autors wiedergegeben.

  • Lässt sich der Text in Sinnabschnitte einteilen?
  • Welche Thesen (= Behauptungen) werden aufgestellt bzw. welche
Standpunkte werden vertreten?
  • Mit welchen Argumenten werden die Thesen gestützt? Wie begründet der
Autor seine Auffassung?
  • Mit welchen Beispielen, Belegen, Zitaten werden die Argumente
veranschaulicht?
  • Werden Gegenargumente genannt?
  • Zu welcher Schlussfolgerung/Empfehlung wird die Argumentation geführt?

Zunächst muss überlegt werden, welche Textstellen und Schlüsselwörter wichtig sind. Dann wird der Text in Sinnabschnitte untergliedert und überlegt, mit welchen Überschriften man den Inhalt der Abschnitte zusammmenfassen kann. Nun wird beschrieben, welche Funktionen die einzelnen Sinnabschnitte haben. Entweder es wird beschrieben, was die einzelnen Abschnitte aussagen (Beispiel: "Der Text beginnt mit der Darstellung eines Beispiels, das [..] darstellt", oder es wird geschildert, was der Autor "tut" (Beispiel: Der Autor führt aus, dass... / Der Autor stützt seine These, indem er darauf hinweist, dass ...). Im zweiten Fall müssen Verben (Strukturwörter) gefunden werden, welche beschreiben, was der Verfasser des Textes mit dem jeweiligen Textbestandteil erreichen will. Die verwendeten Verben stehen dabei im Präsens Indikativ. Die Inhaltsangabe erfolgt im Gegensatz zu den Strukturwörtern im Präsens Konjunktiv (indirekte Rede). Direkte Rede wird in indirekte Rede umgeformt. Direkt zitiert werden nur zentrale Aussagen oder sprachliche Besonderheiten.

Merke: Der Text wird in eigenen Worten zusammengefasst. Die Sprache ist sachlich und ohne wertende und ausschmückende Wendungen.
Merke: Bei der Textwiedergabe wird das Präsens verwendet (Strukturwörter). Bei der Darstellung der im Text vertretenen Meinung wird der Konjunktiv der indirekten Rede verwendet.
Beispiel (Fortführung des 1. Beispiels unter Einleitung):

Zunächst stellt Hans Meier in diesem Gespräch die These auf, dass die Menschheit keine Probleme mit der globalen Erwärmung haben werde, da der Mensch eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit entwickelt habe. Als Beispiel führt er ... an. Außerdem seien wir „Kinder der Tropen“. Das könne man daran sehen, dass der Mensch sich immer tropische Lebensbedingungen schaffe. Zudem behauptet Meier, dass Tiere und Pflanzen nicht allein durch den Klimawandel bedroht würden, da [..]

Beispiel (Fortführung des 2. Beispiels unter Einleitung):

Nachdem der Autor zunächst knapp die Ausgangslage skizziert, wendet er sich in seinem Artikel den von möglichen Änderungen im Waffengesetz betroffenen Schützenverbänden zu und gibt einigen regionalen Vertretern Gelegenheit, sich zu der Lage, in der sie sich befinden, zu äußern.

Beispiel (Fortführung des 3. Beispiels unter Einleitung):

Zu Beginn ihres Berichts weist Sabine Huber darauf hin, dass die Meinungen über Kopfnoten sowohl unter Pädagogen als auch unter Schülern und Eltern weit auseinander gingen. Zumindest würden Kopfnoten die Beurteilung eines Schülers erweitern, indem sie neben dem Leistungsstand auch [..] berücksichtigen.

Weiteres Beispiel 1:

Zu Beginn seines Kommentars räumt Peter Schneider ein, die neuen Ladenöffnungszeiten dienten der Bequemlichkeit des Kunden, denn dieser könne jetzt nach Lust und Laune einkaufen und müsse sich nicht nach eng begrenzten Öffnungszeiten richten. Er unterstreicht jedoch gleichzeitig, dass mit dieser Neuregelung mehr Nachteile als Vorteile verbunden seien, und widerspricht damit offiziellen Vertretern des Einzelhandels.

Zum Vergleich der Wortlaut der Textvorlage:

Natürlich ist es bequem, einzukaufen, wenn es einem gerade in den Sinn kommt. Allein aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist die Ladenöffnung an Samstagen bis 20 Uhr nicht schlecht. Ob die Premiere tatsächlich "ein wirklich ungetrübter Freudentag" war, wie Einzelhandels-Sprecher .. frohlockte, darf in Frage gestellt werden. [..]

Weiteres Beispiel 2:

In diesem Beispiel wird auch der Aufbau des Textes (einer Filmkritik) beleuchtet:

Der Sachtext ist insgesamt in drei Abschnitte gegliedert. Der erste Abschnitt (Z.1-4) ist eine kurze Zusammenfassung der Kritik und spiegelt vor allem die subjektive Meinung des Verfassers wieder. Gleichzeitig empfiehlt der Autor den Film für Kinder ab 8 Jahren. Unklar ist hierbei, ob er die Empfehlung nur übernahm oder ob es seine persönliche Meinung ist. Angesichts der Tatsache, dass der Film eine unbeschränkte Altersangabe hat, ist aber davon auszugehen, dass dies seine eigene Einschätzung ist.

Der zweite Abschnitt (Z. 5-24) schildert den Inhalt des Filmes. Zunächst berichtet der Autor, dass „XY“ ein Nachfolgefilm des Filmes „Z“ sei. In „XY“ werde die kleine Hexe Lilly dafür auserwählt, die Nachfolge der Großhexe Surundula anzutreten [..].

Im dritten und längsten Abschnitt (Z. 25-50) beginnt die filmanalytische Arbeit des Autors. Er analysiert das Werk in Bezug auf künstlerische, ästhetische und filmtheoretische Gesichtspunkte und hinterfragt es kritisch. In einem Vergleich mit dem vorangegangenen Film stellt er fest, dass es sich um ein „sich gut gelaunt gebendes, überbordernd bunt ausgestaltetes Kinderabenteuer“ handele, womit er die optisch (zu) farbenfrohe Aufmachung sowie die komödiantischen Elemente des Filmes meint. Lob erhält die vergleichsweise noch ausgereiftere Computertrickanimation sowie der Unterhaltungswert des Filmes, der sich vor allem durch das Wesen des kleinen Drachens ergäbe [..].

Strukturwörter (Auswahl): Der Autor beschäftigt sich in seinem Bericht mit.. Er führt aus, dass../Als Beispiel führt er .. an/Er stützt seine These, indem er darauf hinweist, dass../vertritt die These/empfiehlt/behauptet/berichtet/vergleicht/untersucht/kritisiert/beschreibt/stellt die These auf/bringt sein subjektives Empfinden zum Ausdruck/führt an/skizziert knapp die Ausgangslage/nachdem er.. wendet er sich.. zu/schließt seinen Artikel mit einem Appell/erinnert an../legt dar/macht den Vorwurf/räumt ein/widerspricht/glaubt nicht mehr daran, dass../befürchtet/rechnet mit/prophezeit/vermutet/bezieht sich auf../fordert.

Autorabsicht, -wirkung und Zielgruppe

Will der Autor/ die Autorin informieren oder unterhalten? Will der Autor/ die Autorin zu einem Thema Stellung nehmen oder die Meinung des Lesers beeinflussen? Und wozu? Will er/sie über einen Sachverhalt aufklären und/oder die Leser zum Nachdenken anregen? Und worüber? Soll der Leser zu einer bestimmten Handlung angeregt werden.. und welcher? Will der Autor/in die Gefühle der Leser ansprechen.. und welche? Will der Autor provozieren, anklagen, kritisieren oder warnen? Welche Wirkung hat der Text auf den Leser?

Welche Zielgruppe (ältere oder jüngere Leser oder Fachpublikum) wird angesprochen, z.B. durch die Sprache (z.B. Jugendsprache, Fachsprache) oder das Layout des Textes (technische Zeichnungen, moderne Abbildungen usw.)?

Merkmale der Textsorte

Welche Funktion hat der Text? Will er eher informieren und berichten, (z.B. Bericht, Reportage) oder werten und kommentieren (z.B. Kommentar, Kritik, Rezension)?

Ist der Text einer bestimmten Textsorte zuzuordnen (z.B. Bericht, Reportage, Kommentar, Glosse?)

Welche Textsortenmerkmale lassen sich am Text nachweisen?

-> siehe auch den Abschnitt Journalistische Textsorten

Layout: Schlagzeilen, Grafiken und Abbildungen

Welche Informationen beinhaltet die Schlagzeile? Gibt es Zwischenüberschriften, die den Text strukturieren? Gibt es Grafiken und Diagramme, die wichtige Zusatzinformationen liefern? Sprechen die Abbildungen eine bestimmte Zielgruppe (z.B. Jugendliche) an? Illustrieren die Abbildungen nur oder erklären sie genauer, was der Text nicht darstellt?

Beschreibung und Beurteilung der sprachlichen Darstellung

Die sprachlich-stilistische Gestaltung lässt Rückschlüsse auf die Textsorte (z.B. Kommentar, Bericht), aber auch auf die Intention des Autors zu. Es reicht nicht aus, die sprachlichen Auffälligkeiten nur zu benennen. Es muss auch die Wirkung, die diese sprachlichen Gestaltungsmittel haben, erläutert werden.

  • Aufwertungen, Abwertungen, Klischees, Ironie usw.
  • Wortwahl/Wortschatz: Fremdwörter, Fachbegriffe, Umgangssprache, :Jugendsprache, Dialekt, Anglizismen, schildernde Elemente, auffällige Häufung bestimmter Wortarten, z.B. Adjektive
  • Rhetorische Stilmittel: Metaphern, rhetorische Fragen, Hyperbeln, Personifikationen
  • Satzbau: auffallende Häufung bestimmter Satzarten (z.B. Fragesätze), :komplizierte Satzgefüge (Hypotaxe) oder Reihung einfacher Hauptsätze (Parataxe), Inversion (Umstellung der geläufigen Wortstellung im Satz), Ellipse (unvollständiger Satz, Auslassung eines Satzgliedes/Wortes, das leicht ergänzt werden kann)
  • Schreibweise: sachliche, emotionale, ironische, polemische, :erzählende, schildernde, argumentierende, wertende Textpassagen
  • Formen der Redewiedergabe: Zitate, indirekte Redewiedergabe im Konjunktiv

Eigene Stellungnahme (= Kritische Beurteilung der Argumentation)

Zu den Hauptargumenten des Textes wird kritisch Stellung genommen und (teilweise) Zustimmung oder Widerspruch begründet dargelegt, d.h. es werden eigene Argumente und Beispiele für und wider die Argumente im Text formuliert. Die Richtigkeit und Überzeugungskraft der im Text vorgebrachten Argumente wird geprüft. Zur Artikelaussage wird persönlich begründend Stellung bezogen (Leitfrage: Was halte ich von der Aussage des Autors/der Autorin? Wo kann ich zustimmen, wo nicht? Wie beurteile ich die Argumentation des Artikels? Welche Lösungsansätze bevorzuge ich?). Anschließend wird die eigene Meinung zur Problematik entwickelt. Bei der eigenen Stellungnahme können persönliche Formulierungen gewählt werden (ich bin der Meinung, meiner Meinung nach, die Aussagen von ... halte ich für ... etc.).

Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf die Argumente eines Textes einzugehen:

  • Man kann einem Argument völlig zustimmen

Die Argumente des Autors/rin werden mit eigenen Erkenntnissen und Erfahrungen abgestützt. Mögliche Gegenpositionen des Autors/der Autorin können entkräftet werden, auch wenn sie im Text gar nicht thematisiert sind.

  • Man kann einem Argument teilweise zustimmen

Es können zusätzliche Aspekte zur Sprache gebracht werden. Das Argument kann problematisiert werden, indem man den Geltungs- bereich eingrenzt („Das-kommt-darauf-an-Methode“) oder auf Konse- quenzen hinweist, die der Autor/rin nicht berücksichtigt hat.

  • Man kann einem Argument vollkommen widersprechen

Die Stichhaltigkeit der Argumente können durch Gegenargumente und Gegenbeispiele in Zweifel gezogen werden. Die Schlüssigkeit der Argumentation kann auf ihre Logik hin geprüft und in Zweifel gezogen werden, z.B. eine Verallgemeinerung probemati- sieren.

Die kritische Auseinandersetzung mit der Textvorlage kann nach folgenden Gliederungsmustern verlaufen:

a) Textanalyse und eigene Stellungnahme nacheinander im Block oder

b) Textanalyse und eigene Stellungnahme im Wechsel.

Fazit

Das Ergebnis der kritischen Auseinandersetzung mit dem Text wird zusammengefasst (= Synthese).

Die wichtigsten Erkenntnisse der zuvor geschriebenen Analyse werden im Fazit zusammengefasst, begründet und durch die eigene Meinung beurteilend ergänzt. Dabei ist darauf zu achten, dass nicht zu subjektiv bewertet wird, also nicht nur die eigene Meinung vertreten wird.

Ein wichtiges Kriterium beim Schreiben eines Fazits ist, dass es sich auf die Fragestellung des Textes bzw. die Aufgabenstellung beziehen muss.(Leitfrage beantworten, Schlussfolgerung aufstellen, wichtigstes Argument aufgreifen)

Es gibt zwei Modelle für eine Synthese:

Modell A:

Das Problem x kann nicht pauschal gelöst werden.

1. Unter bestimmten Bedingungen kann x von Vorteil sein.

2. Es gibt aber Situationen, in denen x mehr Schaden als Vorzüge bringt.

Modell B:

Man sollte x uneingeschränkt befürworten (bzw. ablehnen).

1. Die Vorteile von x überwiegen die relativ unerheblichen Probleme.

2. Mit einfachen Maßnahmen könnte man die verbleibenden Nachteile

drastisch verringern oder beseitigen.

3. Schluss

Der Schluss soll das Thema abrunden. Er darf jedoch keine neuen Argumente beinhalten.

Zur Gestaltung des Schlusses gibt es z.B. folgende Möglichkeiten:

  • Ausblick in die Zukunft
  • ein persönlicher Wunsch
  • eine Forderung, Appell bzw. Empfehlung
  • weiterführende Gedanken oder Fragen zum Thema
  • eine abschließende subjektive Bewertung des Gesamttextes oder
der Position, die der Autor einnimmt

Muster einer Gliederung

A. Einleitung: Basisinformation zum Text

(Angaben über Autor, Titel, Textsorte, ggf. Herkunft und Erscheinungsdatum sowie Benennung des Themas des Textes)

B. Hauptteil: Analyse des Sachtextes „(Titel)“ von „(Name)“

I. Inhalt und Textaufbau
1. Sinnabschnitt (= Inhalt des Abschnittes zusammengefasst)
a) These 1 (= Autor vertritt die These, dass.. )
b) These 2
c) ...
2. Sinnabschnitt
a) ...
b) ...
c) ...
3. Sinnabschitt
a) ...
b) ...
II. Merkmale der Textsorte
1. ...
2. ...
III. Sprachliche Besonderheiten (auch Funktionen)
1. ...
2. ...
3. ...
4. ...
IV. Autorenabsicht und Zielgruppe
1. ...
2. ...
V. Weiterführende Aufgabe (z.B. Eigene Stellungnahme)
1. ...
2. ...
3. ...
VI. Fazit/Ergebnis

C. Schluss (z.B. persönlicher Wunsch)

Die Anzahl der Nummern kann selbstverständlich variieren.

Vergleichende Analyse von Sachtexten

In einer vergleichenden Sachtextanalye werden Inhalt, Argumentationsstruktur und sprachliche Mittel der jeweiligen Artikel untersucht und die grundsätzlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausgestellt.

Im folgenden, stark gekürzten, Lösungsbeispiel lautete die Aufgabenstellung:

1. Analysieren Sie vergleichend die beiden folgenden Sachtexte hinsichtlich ihrer Argumentation und ihrer sprachlichen Gestaltung.

2. Nehmen Sie ausgehend von Ihren Ergebnissen kritisch Stellung zu der Vorgehensweise der beiden Verfasser.

In der Einleitung wurde auf die verschiedenen Formen journalistischen Schreibens eingegangen.

Im Hauptteil wurde zunächst der argumentative Aufbau beider Texte analysiert (= strukturierte Inhaltsangabe). Das heißt, es wurde untersucht, wie der jeweilige Verfasser die Thematik darlegt und wie er seine Auffassung begründet.

Sodann wurde auf die sprachlichen Besonderheiten im Zusammenhang mit der Wirkungsabsicht eingegangen. Die sprachlichen Befunde wurden mittels Belegen aus den Artikeln gestützt und in Bezug zur Argumentationsstruktur gestellt.

Im zweiten Teil des Aufsatzes wurde zur Vorgehensweise der Verfasser kritisch Stellung bezogen. Es wurde beispielsweise untersucht, ob die Gedankenführung schlüssig ist und der Autor ausgewogen argumentiert. Auch die Intention des Schreibers, die sich auf die Art seiner Darstellung auswirkt, wurde untersucht und bewertet.

Der Schlussteil bildete in Einheit mit der Einleitung einen der Abhandlung angemessenen Rahmen, indem auf die Verarbeitung des Themas in der jeweiligen journalistischen Form eingegangen wurde.

Lösungsbeispiel

Einleitung

(verschiedene journalistische Sachtextformen in der heutigen Medienlandschaft)

Die Aufgabe der öffentlichen Meinungsbildung in Bezug auf zeitgenössisches Weltgeschehen und aktuelle Themen obliegt weitestgehend den Medien, insbesondere dem Journalismus im Printbereich kommt hierbei eine große Bedeutung zu. Durch verschiedene Darstellungsformen erlangt der einzelne Autor die Möglichkeit, informierend und meinungsbildend tätig zu werden. [..]

Die unterschiedliche Verarbeitung des jüngst diskutierten Gesetzesentwurfs zur [..] in verschiedenen journalistischen Darstellungsformen kann exemplarisch am Vergleich eines Berichts und eines Kommentars, die sich mit dieser Thematik befassen, deutlich gemacht werden.

Hauptteil

(Analyse des argumentativen Aufbaus des 1. Textes)

Stefan Buchner beschäftigt sich aus Anlass jüngst stattgefundener [..] in seinem am 10. Mai 2010 im „Musterkurier“ erschienenen Bericht „XYZ“ mit der Situation der deutschen [..]. Nachdem der Autor zunächst knapp die Ausgangslage skizziert, wendet er sich in seinem Artikel [..] zu. In einem weiteren Schritt führt Buchner aus, welche Änderungen [..] vorgenommen worden sind. [..] Der Autor schließt seinen Artikel mit einem Appell des [..], der für mehr Toleranz gegen über [..] plädiert.

(Analyse des argumentativen Aufbaus des 2. Textes)

Leonard Schuster geht in seinem Kommentar „ABC“, der am 7. Mai 2010 in der „Musterzeitung“ erschienen ist, auf die Umstände ein, die dazu führten, dass [..]. Schuster führt an, dass [..]. Er enttarnt diese (Argumente) als Scheinargumente und stellt damit zunächst unterstellte Kompetenzen wie „treffsicheres Argumentieren“ in Frage. Er macht indirekt den Vorwurf, die [..]. So sei die Regierung auch dazu „überredet“ und nicht etwa überzeugt worden, [..]. Schuster kommt zu dem Fazit, dass der Gesetzgeber den .. mehr Vertrauen entgegenbringt als anderen Bürgern, die [..].

(Vergleich der sprachlichen Gestaltung)

Die Wirkungsabsicht der Autoren kommt in der jeweiligen sprachlichen Gestaltung der beiden Artikel zum Ausdruck.

(neutral informierender Stil in Buchners Bericht)

So verwendet Buchner in seinem Text eine neutrale und nüchterne Sprache, um den Leser über [..] zu informieren. Um Objektivität zu wahren, verzichtet er auf die Verwendung sprachlicher Stilfiguren oder anderer rhetorischer Mittel. Aufgrund der Zugehörigkeit des Artikels zum Genre des Berichts tritt Buchner in den Hintergrund und lässt die Vertreter der [..] zu Wort kommen (vgl. die vielen direkten und indirekten Zitate). Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass sich lediglich die Gegner einer Gesetzesänderung im Artikel äußern und keine Argumente von Befürwortern angeführt werden [..]. So erläutert er in einem Relativsatz, dass [..].

(subjektiv beeinflussender Stil in Schusters Kommentar)

Im zweiten Text finden die für die Erstellung eines Kommentars grundlegenden sprachlichen Mittel Anwendung. So beginnt Schuster seinen Artikel mit dem ironisch gemeinten Glückwunsch an die [..]. Der gesamte Text ist in einem ironischen Sprachstil verfasst, was es dem Autor ermöglicht, auf die dezidierte Benennung seiner eigenen Meinung zu verzichten. Die Überleitung zum dritten Abschnitt erfolgt durch die zweimalige Verwendung der Anapher „Sie haben“ (Z.8ff.), die im Folgenden noch sechsmal wiederholt wird und einleitend andeutet, dass im weiteren Verlauf die Argumente der Lobbyisten enttarnd werden, [..]. Mit diesen aus der Terminologie der Waffenkunde entnommenen Wortspielen bringt der Verfasse in ironischer Form seine Meinung zum Ausdruck, nämlich dass die angeführten Begründungen, die er in Form einer Klimax anordnet, eigentlich genau das Gegenteil besagen. [..] Die dabei erneut verwendete Ironie wird durch die Kontrastierung der Begriffe „Leistung“ und „Blutbad“ noch deutlicher. Der nächste Textabschnitt wird durch die antithetische Darstellung der neuen rechtlichen Situation eingeleitet, die durch [..]. Die parataktische Reihung zweier kurzer Hauptsätze am Ende des Abschnitts macht wiederum die ablehnende Einstellung des Autors deutlich. Der Sprachtil des Textes ist auf einem hohen Niveau gehalten. Durch die Verwendung von Fremdwörtern wie zum Beispiel „xy“ (Z.22), wird die Sachkompetenz des Autors zum Ausdruck gebracht, welche darüberhinaus auch der Leserschaft zugesprochen wird. Dadurch fühlt sich der Leser intellektuell angesprochen und ist eher geneigt, dem Verfasser zuzustimmen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schuster durch die sprachliche Gestaltung seines Kommentars seine Intention stützt und die verhinderte Gesetzesänderung ausdrücklich anprangert.

(kritische Stellungnahme zu der Vorgehensweise der beiden Verfasser)

Durch den Aufbau und die stilistische Ausführung der beiden Texte wird deutlich, welche unterschiedlichen Darstellungsweisen einer bestimmten Thematik dem Journalismus offenstehen.

(Verfasser des ersten Artikels)

Der Autor des ersten Artikels bietet den von einer möglichen Gesetzesänderung Betroffenen, nämlich den Sportschützen, Raum sich eben dazu zu äußern und ihre Sicht der Dinge darzulegen. Dabei verzichtet Buchner ganz bewusst auf eine mögliche Widerlegungder von den befragten Schützenmeistern angebrachten Argumente und lässt diese unkommentiert stehen. Lediglich anhand kurzer Passagen, die die Ansicht des Verfassers zwischen den Zeilen erkennen lassen, kann der Leser dessen grundsätzliche Zustimmung erahnen. Es handelt sich hierbei also nicht um einen wertfreien und objektiven Bericht, da keine Gegenstimmen zu Wort kommen, sodass sich die Leserschaft kein umfassendes Bild über die behandelte Thematik machen kann, was auch nicht Buchners Intention zu sein scheint. [..]

(Verfasser des zweiten Artikels)

Eine andere Form der möglichen Auseinandersetzung mit der aktuellen Problematik stellt der meinungsbildende Kommentar dar, der darauf abzielt, den Leser zu beeinflussen und ihn für die Sicht der Dinge des Autors einzunehmen. Dies ist auch die Intention, die Schuster mit seinem Artikel „ABC“ verfolgt. Er erhebt, gemäß dem von ihm gewählten Genre, keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität und greift zur Darstellung seiner Meinung nur solche Argumente der Gegenseite auf, die er mühelos ins Lächerliche ziehen kann. Dabei arbeitet er neben der geschickten Verwendung von Fachvokabular und Fremdwörtern mit diversen anderen sprachlichen Mitteln wie der Ironie, die sich einer gebildeten Leserschaft schnell erschließt. Man kann davon ausgehen, dass Schuster mit seinem Kommentar viele Leser, welche das aktuelle und politische Tagesgeschehen interessiert verfolgen, erreichen und überzeugen will.

Schluss

(Wichtigkeit eines kritischen Umgangs mit den Medien)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jede journalistische Darbietungsform ihre Berechtigung besitzt. Doch sollte grundsätzlich die eigene Meinungsbildung immer auf der Grundlage einer kritischen Auseinandersetzung mit den verschiedenen Presseerzeugnissen erfolgen. Egal, ob ein objektiv-informativer oder ein subjektiv-meinungsbildender Artikel gelesen wird, es liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, sich durch Abwägen verschiedener Inhalte, Argumente und Informationen ein eigenes Bild von einer bestimmten Situation zu verschaffen. Kritiklose und einseitige Akzeptanz vorgegebener Meinungen ist grundsätzlich problematisch und auch nicht in der Zielsetzung seriösen journalistischen Schreibens definiert. Das bedeutet abschließend, dass der interessierte und seine Pflichten wahrnehmende Staatsbürger grundsätzlich durch das Erkennen des journalistischen Genres die Intention des Verfassers entschlüsseln und sich auf der Grundlage dessen und mittels Heranziehung weiterer Informationen eine fundierte Meinung bilden sollte.

Gliederung

A. Verschiedene journalistische Sachtextformen in der heutigen Medienlandschaft

B. Vergleichende Analyse der vorliegenden Sachtexte und kritische Stellungnahme zur journalistischen Vorgehensweise

I. Untersuchung der unterschiedlichen Argumentationsstruktur
1. Argumente gegen die Verschärfung des Waffenrechts (Buchner)
2. Widerlegung der Argumente zur Beibehaltung des bisherigen Waffengesetzes (Schuster)
II. Vergleich der sprachlichen Gestaltung
1. Neutral informierender Stil in Buchners Bericht
2. Subjektiv beeinflussender Stil in Schusters Kommentar
III. Stellungnahme zu unterschiedlichen journalistischen Darstellungsweisen des tagespolitischen Geschehens

C. Wichtigkeit eines kritischen Umgangs mit den Medien

Textbelege zitieren

Wie bereits ausgeführt, wird bei der Darstellung der im Text vertretenen Meinung der Konjunktiv der indirekten Rede verwendet. Wichtige Aussagen des Textes sollten jedoch zitiert werden. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Das indirekte Zitat, das den Inhalt einer Textstelle mit eigenen Worten wiedergibt. Es werden keine Anführungszeichen gesetzt, sondern die Textstelle genannt, auf die man sich bezieht.

z.B. In letzter Minute hat er sich dazu entschieden, Anna zum Ball einzuladen (vgl.Z.13-15).

  • Das wörtliche (direkte) Zitat übernimmt ein Wort, eine Textstelle oder einen ganzen Satz wörtlich aus einem Text. Das Zitat steht in Anführungszeichen:

Beispiel 1: Die Autorin schildert den Pianist als „gutaussehenden, klugen und netten jungen Mann“ (Z.23).

Beispiel 2: „Es stellte sich heraus, dass der Schreinermeister auch andere Personen [...] hineingelegt hatte“ (Z.40-43).

Der Schlusspunkt steht in allen Fällen erst nach der Zeilenangabe.

Journalistische Textsorten

Sachtexte unterscheiden sich von literarischen Texten in erster Linie durch ihren inhaltlichen Auftrag: Sie sollen nicht erzählen, sondern vor allem informieren, kommentieren, aufrufen und die Meinung des Lesers beeinflussen und bilden. In ihrer äußeren Form sind sie zumeist übersichtlich gestaltet, häufig wird der Text durch Grafiken oder Bilder ergänzt. Informierende Sachtexte sind in den unterschiedlichsten Zeitungen und Zeitschriften in großer Vielfalt anzutreffen. Aber auch Texte in Nachschlagewerken, Lexika und Sachbüchern gehören zu den Sachtexten.

Die Nachricht

Die Nachricht informiert knapp und sachlich über ein aktuelles Ereignis. Der Nachrichtenstil ist geprägt durch die Beschränkung auf Tatsachen sowie das Bemühen um Objektivität, mit dem man den Tatsachen unvoreingenommen und unparteiisch gerecht werden will. Nachrichten sind meist im Lead-Stil (engl.lead=führen) aufgebaut, d.h.:Die wichtigsten Informationen stehen am Textanfang (Vorspann oder Lead), dann folgen weitere Detailinformationen.

Der Bericht

Der Bericht ist Hauptbestandteil von Zeitungen und Nachrichtenportalen im Internet. Im Vergleich zu einer Nachrichtenmeldung ist er länger und vermittelt dem Leser sowohl Hintergrundinformationen als auch Einzelinformationen (z.B. längere Zitate), die über den Nachrichtenkern hinausgehen. Es werden auch Urteile, Einschätzungen und Stellungnahmen von Experten zitiert (direkte oder indirekte Rede). Dennoch gelten dieselben Regeln wie auch bei einer Nachricht. Die Texte sollten sachlich und neutral sein. Ein Bericht verfügt normalerweise über einen Titel, eine Einleitung (Lead), einen Haupt- und einen Schlussteil. Das Wichtigste und Interessanteste steht im Bericht zuerst.

Der Kommentar

Der Kommentar ist ein subjektiv wertender Text, in dem ein namentlich genannter Autor zu einem aktuellen Thema Stellung nimmt. Kommentare ordnen Nachrichtenmeldungen in Zusammenhänge ein, erhellen die Hintergründe und führen Argumente für die eigene Meinung (argumentative Sprache) an. Häufig wird die Meinungsäußerung auch in Form von Aufforderungen oder Wünschen (appellative Sprache) zum Ausdruck gebracht. Ziel des Kommentars ist es, die Meinung des Lesers zu beeinflussen. Eine Sonderform des Kommentars ist der Leitartikel.

  • Bezieht sich auf ein aktuelles Ereignis, auf Tatsachen und Meinungen
  • Untersucht die Meinung und diskutiert deren Bedeutung
  • Beantwortet vor allem das „Warum“ des Ereignisses und zieht entsprechende Schlussfolgerungen („Welche Folgen“, d.h. ein Ereignis wird interpretiert, Zusammenhänge werden aufgezeigt und bewertet: Behauptungen werden verifiziert oder widerlegt)
  • Entwickelt eine eigenständige Argumentation und nimmt deutlich Stellung
  • Nennt nicht nur Fakten (objektiver Sprachgebrauch) sondern bewertet diese auch (subjektiver Sprachgebrauch)
  • Setzt bewusst subjektive wertende Sprachmittel ein, wie z.B. Wiederholungsstrukturen, Steigerungen, bildhafte Sprechweise, bewusster Einsatz von Partikeln zur Verstärkung oder Abschwächung, Kontrastierung von positiv oder negativ besetzten Begriffen usw.
  • Entwickelt einen Leserbezug, z.B. durch rhethorische Fragen und Pronomengebrauch
  • Setzt stilistische Akzente, z.B. durch Wortschöpfungen, Stilbrüche usw.

Die Glosse

Die Glosse (von griech. „glossa“ = Zunge,Sprache) ist ein ironisch-witziger, oft auch polemischer Kurzkommentar zu einem Thema. In erster Linie unterscheidet sich eine Glosse vom Kommentar also nicht in der Themenwahl, sondern in ihrer sprachlichen Form. Eines der beliebtesten Stilmittel von Glossenschreibern ist die Ironie. Eine bekannte Glossenrubrik ist z.B. das „Streiflicht“ in der „Süddeutschen Zeitung“.

Die Reportage

Eine Reportage informiert in besonders lebendiger und anschaulicher Weise über ein Ereignis oder eine Person. Dabei kann auch das persönliche Erleben des Reporters deutlich werden. Reportagen führen mitten in ein Geschehen ein; die Leser sollen gedanklich und emotional in das Geschilderte hineingezogen werden. In der Themenwahl ist der Journalist bei der Reportage frei: Alles kann zum Gegenstand seiner Schilderungen werden.

Merkmale:

  • Recherche am Ort des Geschehens, Befragung von Beteiligten oder Fachleuten
  • Hintergrundinformationen und Zusammenhänge werden aufgezeigt
  • Wechsel zwischen sachlich informierenden und persönlich schildernden Textteilen
  • subjektive Meinung der Verfasserin oder des Verfassers
  • Zeitform: Präsens
  • wörtliche Rede
  • Angabe des Verfassernamens

Das Interview

Bei einem Interview handelt es sich um eine Befragung durch einen oder mehrere Fragesteller (so genannte Interviewer) mit dem Ziel, persönliche Informationen oder Sachverhalte zu ermitteln. Es gibt verschiedene Formen des Interviews, z.B.:

  • Das Interview zur Person: dient dazu, ein möglichst klares Bild des

Gesprächspartners zu zeichnen, z.B. durch Erfragen der persönlichen Lebensumstände, Meinungen etc.

  • Das Interview zur Sache: Experten werden zu einem bestimmten Thema (z.B. aktuelles Tagesgeschehen, Entscheidungen, Ereignisse) befragt.

Nur die wenigsten Interviews erscheinen wortwörtlich in den Medien. Die meisten Interviews führen die Journalisten zu Recherchezwecken, z.B. um Zitate zu bekommen oder sich komplizierte Sachverhalte von Experten erklären zu lassen.

Einzelnachweise


Weblinks