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Christoph Ludwig Friedrich Schultz (CLF) ( * 31. Dezember 1781 in Marienwerder; † 19. Juni 1834 in Bonn) war deutscher Jurist, Philologe und Staatsrat.

Leben

CLF war der 2. Sohn, das 2. von den 3 Kindern des kgl. preuß. Oberfinanzrates Johann Friedrich Schultz (* 14. November 1745 in Königsberg, † 26. April 1806 in Berlin) verheiratet mit Maria Florentina Schlemmer (1764 - 1783). Sie starb bereits in seinem 2. Lebensjahr und da der Vater nicht mehr heiraten wollte, wurden die 3 Geschwister liebevoll im Haushalt des Schwiegervaters, des kgl. preuß. Kriegsrats und Intendanten der Marienburgischen Oekonomie Georg Christoph (von) Schlemmer mit dessen Kindern aus seiner 2. Ehe von der 3. Ehefrau, Katharina Louise Thilo und einem Hauslehrer erzogen.

CLF erinnerte sich immer gerne dieser Kindheitsjahre und an den Spielplatz seiner Jugend auf der Marienburg. Nach dem Tod des Großvaters Schlemmer im Jahr 1795 holte der Vater den 13-jährigen nach Berlin, wo er am Joachimsthalschen Gymnasium seine Schulausbildung beendete. Ab 1799 besuchte er die Universität in Halle, studierte Jura und betrieb cameralistische Studien.

Nachdem Hildesheim 1803 durch Reichsdeputations-Hauptschluß an Preußen gefallen war, tat er dort als Referendar unter seinem Vater Dienst bei der Verwaltungs-Übernahme. Sein Freund und Studiengenosse, der spätere Geh. Oberpostrat Pistor führte ihn dort in die Familie des Medizinalrats Püttmann ein, wo er seine spätere Frau, die älteste Tochter des Hauses kennen und lieben lernte. Er blieb mit ihr in ständigem Briefwechsel, bis sie im Jahr 1806, nach dem Tod der beiderseitigen Väter seine Frau wurde. Im gemeinsamen Haushalt in Berlin wurde dann ein Teil ihrer Geschwister mit versorgt, da deren Mutter bereits 1801 in Hildesheim gestorben war. Die nächst jüngere Schwester Ferdinandine heiratete in seinem Haus im Jahr 1810 seinen älteren Bruder Wilhelm Johann George während weitere Schwestern dort bald seine Freunde von Redtel bzw. From ehelichten.

CLF wird 1806 zum Kriegs- und Domänenrat befördert und erlebt im selben Jahr den Einzug Napoleons in Berlin. CLF war ein wissenschaftlich und musisch hochinteressierter und begabter Mann, spielte Klavier, sang und vertonte auch u.a. Lieder von Goethe und Novalis und war Mitglied der Singakademie, deren Vorstand er zeitweilig angehörte und mit derem Leiter Zelter er befreundet war. Dieser, seinerseits mit Goethe befreundet, machte diesen auf CLF aufmerksam, der sich auch mit der Farbenlehre befaßte und weitgehend mit seinen Ansichten übereinstimmte. Seit 1814 bestand nun ein reger Briefwechsel zwischen den Beiden, dem bald auch häufige Besuche in Jena bzw. Weimar folgten. In Goethes Tagebüchern und seinem Briefwechsel, u.a. mit der Gräfin Julie von Egloffstein finden sich Sätze wie:  

-- Staatsrat Schultz von Berlin, ein gar feiner, verständiger, in sich gefaßter Mann, eine edle Physiognomie auf körperliche Leiden und Tiefe der Reflexion deutend --

— oder —

--  Seit 6 Tagen wohnt Staatsrat Schultz aus Berlin bei Goethe, ein großer Kunstkenner und -liebhaber, mit welchem tagtäglich die großen Goetheschen Portefeuilles und alle Medaillen, Bronzen, Münzen und sonstigen Raritäten durchgegangen wurden --

— auch —

-- Schultz bestätigte mein Urteil über die Seidler`schen Gemälde und frug mich nach dem Maler der Rubensischen Söhne, die ihm sehr gefallen hatten --

Solche ehrenden und hoch anerkennenden Sätze, sowie Zelters Worte im Brief vom 02.12.1816 an Goethe:

-- Staatsrat Schultz ist wieder krank am Bluthusten. Es ist ein unersetzlicher Schade, wenn uns der junge treffliche Mann abgehen sollte, den der Staat ebensowenig entbehren kann, wie seine starke Familie --

zeugen von einem geachteten, klugen und geehrten Mann. Der von dem Historiker Heinrich Düntzer 1853 bzw. 1856 veröffentlichte „Briefwechsel zwischen Goethe und Staatsrat Schultz“ enthält im Vorspann „Ein Lebensbild“ von CLF das dies in vollem Umfang bestätigt. F. Th. Bratraneck hat unter "Goethes Naturwissenschaftlicher Correspondenz" (1812 - 1832) weitere Briefe der Beiden, zumeist wissenschaftlicher Art veröffentlicht, die eine Lücke in o.a. Briefwechsel ausfüllen und das genannte Urteil ebenfalls bestätigen.

Die amtlichen Tätigkeiten brachten CLF in den schweren napoleonischen Jahren weit umher. U.a. nach Königsberg, im Jahr 1808 als Regierungsrat nach Neuruppin, 1809 als solcher nach Potsdam und seine Ernennung zum Staatsrat ins Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und medizinischen Angelegenheiten. Er wird weiter Mitglied der Hauptkommission zur Aufhebung sämtlicher Klöster und geistlicher Güter in Schlesien und eröffnet am 19. 10. 1811 im Auftrag des Königs die Universität in Breslau.

Diese verleiht ihm den Dr.phil. in Anerkennung seiner Schrift „Über den allgemeinen Zusammenhang der Höhen", die er schon 1802 als 22-jähriger veröffentlichte. Dieser sind noch zahlreiche Bücher, Schriften und Artikel über Politik, Wirtschaft und besonders auch über die Farbenlehre gefolgt. Im Jahr 1813 flieht er mit der gesamten Familie nach Breslau, wo er als Freiwilliger beim Militärgouvernement Dienst tut. Wieder in Berlin verwaltet er im Ministerium des Inneren die Finanzen des Cultus, übersetzt die "Betrachtungen über Staatswissenschaften” des Engländers Eduard Solly, von dem er eine berühmte Gemäldesammlung für den Staat erwirbt (Ankauf durch König Friedrich Wilhelm III. von Preußen). Er ist im Vorstand der Singakademie und als Geh. Oberregierungsrat im Kultusministerium. Er besucht u.a. Liegnitz, Dresden, Bad Salzbrunn, Prag und ist schließlich wieder einmal in Breslau.

Im Jahr 1819 wird er zum Regierungsbevollmächtigtem an der Universität Berlin ernannt. Dies hat ihn in die schlimmste Lage seines Lebens gebracht, da er als unbedingt königstreuer Mann nicht das geringste Verständnis für die Burschenschaften und den nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon stark anwachsenden freiheitlichen Forderungen breiter Volksschichten aufbringen konnte. Derartige Bestrebungen verfolgt er unnachsichtig und entzweit sich sogar mit seinem Freunde Schleiermacher, der mehrere seiner und seines Bruders Kinder getauft hatte und mit dem er in jüngeren Jahren u.a. eine Fußwanderung nach Freienwalde unternommen hatte.

In diesen Jahren war es ein ganz besonderer Höhepunkt, als er vom 16. - 21. 08. 1820 Goethe mit den Bildhauern Rauch und Tieck und dem Geh. Oberbaurat Schinkel besuchen konnte. Im darauf folgenden Jahr bat er den König um Entlassung aus seiner Stellung als Regierungsbevollmächtigter. Dies wurde aber unter Bezeigung allerhöchster Zufriedenheit abgelehnt. Er konnte erst 1824 die Entbindung von diesen Geschäften erreichen und 1/2 Jahr später die von seinem Dienstverhältnis zum Kultusministerium.

Im Jahr 1826 verließ er Berlin um in Wetzlar Wohnung zu nehmen. Bei Gelegenheit dieser Übersiedelung besuchte er mit seiner gesamten Familie Goethe und war wieder einmal gern gesehener Hausgast im Haus am Frauenplan. Auch von von seinem neuen Domizil unterhielt er einen reichen Briefwechsel, so u.a. mit Schinkel über das Castell auf dem Kalsmunt bei Wetzlar, dessen römische Herkunft er erstmals nachwies, und hatte auch dort einen regen, gesellschaftlich hochstehenden Verkehr.

1831 übersiedelte er dann mit seiner Familie per Schiff nach Bonn, wo er seine letzte große Arbeit "Grundlegung zu einer geschichtlichen Staatswissenschaft der Römer” schrieb und im Jahr 1833 veröffentlichte. Er widmete dieses Buch der philosophischen Fakultät der Universität Breslau, die er am 19.10.1811 im "höchsten Auftrag” eröffnet hatte, und von derem ersten Dekan, seinem unvergeßlichen Freund, Professor und Oberbibliothekar J. G. Schneider er „an feierlicher Stelle mit dem Doctordiplom geehrt wurde”. In der freudigen Aussicht auf einen Wiedereintritt in den Staatsdienst starb er in Bonn am 19. Juni 1834 an der Lungenschwindsucht.

Literatur

Über den allgemeinen Zusammenhang der Höhen, 1802, C.L.F. Schultz, Hrsg. F. J. Bertuch

Über physiologe Farbenerscheinungen, insbesondere das phosphorische Augenlicht, als Quelle derselben, betreffend, C.L.F. Schultz, Hrsg. Goethe Hefte zur Naturwissenschaft

Über physiologe Gesichts- und Farben-Erscheinungen, C.L.F. Schultz, Schweiggers Journal für Chemie und Physik 1816, Bd. 16, H. 2, S.121-157

Gedichte, Zeitschrift Chaos 2. Jg. 1831, Hrsg. Ottilie Goethe

Grundlegung zu einer geschichtlichen Staatswissenschaft der Römer, 1833, C.L.F. Schultz

Briefwechsel zwischen Goethe und Staatsrat Schultz, 1853, 1856 Hrsg. Heinrich Düntzer

Goethes Naturwissenschaftlicher Correspondenz 1812 - 1832, Hrsg. F. Th. Bratraneck