Benutzer:Sgrunert/St. Anna Kinderkrebsforschung
Die St. Anna Kinderkrebsforschung am Forschungsstandort Wien, Österreich, geht auf die Eigeninitiative betroffener Eltern zurück. Es beruht auf dem persönlichen Einsatz von wissenschaftlichem Personal und der Spendenbereitschaft der österreichischen Bevölkerung, die alle gemeinsam das Ziel verfolgen, die Behandlung bei KinderkrebspatientInnen zu verbessern.
Das von dem Verein St. Anna Kinderkrebsforschung getragene Forschungsinstitut (Children's Cancer Research Institute - CCRI) spezialisiert sich auf angewandte Forschung mit dem Ziel moderne Behandlungsmethoden und Diagnostik für Kinder, die an Krebserkrankungen leiden, zugänglich zu machen. Zur Zeit arbeiten mehr als 100 Mitarbeiter am Institut, deren Arbeit seit 1988 aus eigener Kraft finanziert wird, d.h. ohne regelmässige Zuwendungen der Stadt Wien oder des Bundes.
Warum Kinderkrebsforschung?
Bei Kindern ist Krebs die zweithäufigste Todesursache [1]. Eine optimale Betreuung von jungen PatientInnen mit Leukämien oder anderen bösartigen Erkrankungen ist heute nur dann zu gewährleisten, wenn die neuesten Untersuchungsmethoden und Erkenntnisse um den Entstehungsmechanismus spezifischer Tumoren gezielt und adäquat umgesetzt werden können. Jedoch sind Krankheiten, wenn sie ausschließlich Kinder betreffen, zu so genannten „orphan diseases“ geworden: seltene Krankheiten, die im Allgemeinen aus wirtschaftlichen Gründen von Pharmafirmen vernachlässigt werden. Die Tumorerkrankungen, unter denen vornehmlich Kinder leiden, weisen besondere Merkmale auf, aber es sind nur wenige spezifische Medikamente für diese ganz besonders sensiblen PatientInnen behördlich zugelassen. Es ist daher notwendig, akzeptierte Behandlungsmethoden für erwachsene PatientInnen in gesonderten klinische Studien auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern auszurichten. Daher besteht ein erheblicher Bedarf an spezialisierter Forschung über die Ursachen Besonderheiten und Behandlungsmöglichkeiten dieser bösartigen Erkrankungen.
Beispiele für Krebserkrankungen im Kindesalter
Geschichte
Aus der Idee Kinderkrebsforschung am Standort des St. Anna Kinderspitals in Wien, Österreich, zu betreiben ist nach 20 Jahren mit dem Forschungsinstitut der St. Anna Kinderkrebsforschung, oder „Childrens Cancer Research Institute“ (CCRI), eine international erfolgreiche Forschungsstätte gewachsen. Das CCRI, das mit einer handvoll wissenschaftlichen Mitarbeitern 1988 begann, beschäftigt inzwischen ein multidisziplinäres wissenschaftliches Team aus über 50 Medizinern, Biologen und technischen AssistentInnen.
Im Herbst 1986 wurde ein Verein als Träger des Forschungsinstituts gegründet und eine groß angelegte Spendenaktion gestartet, die es ermöglichte, das damals leer stehende Dachgeschoss im St. Anna Kinderspital in Labors umzubauen (Kosten 2,3 Mio. €). Das St. Anna Kinderspital ist eines der ältesten existierenden Kinderspitäler Europas. 1837 ausdrücklich für die medizinische Behandlung von Kindern gegründet, wurde es anfänglich hauptsächlich durch private Hilfe betrieben, genau wie heute die St. Anna Kinderkrebsforschung.
Alle Beteiligten sind stolz auf die positiven Auswirkungen, die ihre Arbeit auf die Behandlung von jungen KrebspatientInnen hat. Für viele dieser PatientInnen stellt eine Knochenmarktransplantation die einzige therapeutische Chance dar. Die Arbeit der St. Anna Kinderkrebsforschung konnte maßgeblich dazu beitragen, dass diese Form der Therapie in Österreich schneller und zuverlässiger angewendet werden kann. Inzwischen werden auch mit Hilfe molekularer Verfahren, die am CCRI entwickelt oder adaptiert wurden, für viele KrebspatientInnen Diagnosen erstellt, die besondere Risikogruppen identifizieren können und eine gezielte Behandlung ermöglichen. Beispielsweise besteht heute die Möglichkeit, bei Neuroblastom PatientInnen eine belastende Behandlung nach der Operation zu vermeiden, wenn man mit geeigneten diagnostischen Methoden ein verringertes Risiko der Ausbreitung oder des Wiederauftretens des Tumors vorhersagen kann.
Forschung
Die Fortschritte in der Krebsbehandlung und in der biomedizinischen Forschung in den letzten Jahren haben die Erfolgschancen, insbesondere von LeukämiepatientInnen so verbessert, dass inzwischen die Mehrzahl aller behandelten Kinder geheilt werden kann. Es gibt aber immer noch Erkrankungen, bei denen mit den vorhandenen Behandlungsmethoden nur einer Minderheit der PatientInnen nachhaltig geholfen werden kann. Hier müssen die Möglichkeiten der modernen Forschung noch ausgeschöpft werden, um einen entsprechenden Durchbruch zu erzielen.
Tumoren sind meist durch genetische Veränderungen in den beteiligten Zellen gekennzeichnet. Diese Abweichungen von einer gesunden Zelle sind von großer Bedeutung, weil sie wertvolle Hinweise auf den Ursprung der Krebserkrankung liefern können. Wichtig ist auch der Umstand, dass gewisse Veränderungen der Erbsubstanz Vorhersagen über den Krankheitsverlauf ermöglichen können. In den typischen Karzinomen bei Erwachsenen sind die genetischen Veränderungen, die sich im Laufe eines langen Lebens angesammelt haben, oft sehr komplex und heterogen. Deshalb entziehen sich diese Tumoren oft einer einfachen genetischen Analyse. Im Gegensatz dazu treten bei den meisten Tumoren von Kindern nur wenige genetische Veränderungen auf. Die Nutzung dieser spezifischen Merkmale für Diagnose und Behandlung ist so wesentlich leichter und es ist die Herausforderung der Forschung, immer bessere und genauere Verfahren der Diagnose zur Verfügung zu stellen und auf Grund eines größeren Verständnisses der Krankheit neue Konzepte für eine gezielte und sichere Behandlung zu entwickeln.
Diagnostischer Test für defekte Chromosomen mittels FISH
LeukämiepatientInnen leiden unter der krankhaften Vermehrung bestimmter Blutzellen. Welche das sind, wird im Lichtmikroskop erkannt, es gibt aber verschiedene Gründe für das abartige Verhalten der Zellen, was man ihnen aber von außen nicht ansieht. Chromosomenumlagerungen (siehe auch Chromosomenmutationen) an einer definierten Stelle können für bestimmte Leukämiearten und Sarkome charakteristisch sein und den ÄrztInnen den entscheidenden Hinweis auf die richtige Behandlung geben. Wenn die exakten Bruchstellen der Chromosomen erforscht sind, können diese mittels der so genannten FISH*-Methode angefärbt und im Fluoreszenzmikroskop sichtbar gemacht werden: Gesunde Zellen zeigen nach dieser Prozedur im Zellkern (blau) jeweils zwei getrennte grüne und rote Punkte (A), die auf intakte Chromosomen hinweisen (siehe Schema a). Leukämische Zellen zeigen dagegen nur jeweils einen getrennten grünen und roten Punkt, während zwei Flecken charakteristische rote und grüne Anteile enthalten (B), was die Chromosomenumlagerung an dieser Stelle nachweist (siehe Schema b).
(FISH = Fluoreszenz in situ Hybridisierung; FisH-Test; Chromosomen (DNA) – blau; FISH Sonde – rot/grün)
Abbildung B zeigt eine Blutzelle eines Patienten mit lymphatischer Leukämie, die einen charakteristischen Chromosomenarmaustausch zwischen den Chromosomen 4 und 11 erfahren hat. Abbildungen A und B mit freundlicher Genehmigung von Dr. S. Strehl, St. Anna Kinderkrebsforschung
Finanzierung
Etwa 100 teilzeit- und vollzeitbeschäftigte Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze, Aufwendungen für Material und Geräte, und nicht zuletzt die externen Projekte stellen jedes Jahr einen erheblichen Finanzbedarf dar. Obwohl sich die Forschung in den letzten zehn Jahren wesentlich verteuert hat, und moderne Methoden in Investition und Betrieb große Summen benötigen, kommt das Institut seit seiner Gründung ohne jede öffentliche Basis-Förderung aus.
Spenden
Der gesamte Betrieb des Forschungsinstituts wird seit 1988 überwiegend aus privaten Spendengeldern finanziert. Somit gebührt maßgeblich den ÖsterreicherInnen selbst der größte Dank für den Aufbau der St. Anna Kinderkrebsforschung und der Etablierung eines einzigartigen Forschungsschwerpunkts und Kompetenzzentrums am Wissenschaftsstandort Wien. Es ist zum Teil sicherlich dem besonderen Thema zu verdanken, dass die Bevölkerung sich so bereitwillig und großzügig an der Finanzierung eines Kinderkrebsforschungsinstitutes beteiligt. Deshalb versteht das Forschungsinstitut die Finanzierung durch Spenden als einen besonderen Auftrag zum sparsamen und adäquaten Einsatz der Mittel entsprechend der formulierten Ziele der St. Anna Kinderkrebsforschung. Dies wird nicht zuletzt durch das österreichische Spendengütesiegel testiert. Um einen Einblick zu gewähren, was mit den Spendengeldern tatsächlich geschieht, hat das Institut schon immer bereitwillig seine Türen für Interessierte geöffnet. Inzwischen präsentiert das Institut die Arbeit seiner ForscherInnen alljährlich in der „Langen Nacht der Kinderkrebsforschung“, die auch im Jahr 2006 wieder ein großer Erfolg war und alle Erwartungen übertroffen hat.
Forschungsförderung
Die einzige zusätzliche Geldquelle zu Spenden stellt für die St. Anna Kinderkrebsforschung die Finanzierung von spezifischen Forschungsprojekten durch nationale und internationale Forschungsförderorganisationen dar. In den vergangenen Jahren hat das Institut, nicht zuletzt auf Anraten des internationalen wissenschaftlichen Beirats, diese Art der Finanzierung verstärkt und erfolgreich genutzt. Somit unterzieht das Institut wesentliche Teile seines Forschungsprogramms kontinuierlich einer externen Evaluierung und beweist, dass es international den Anschluss behält.
Quellen
- Stefan Grünert, St. Anna Kinderkrebsforschung, 1090 Wien, Austria
basiert zum Teil auf dem Artikel: Grünert, S "...aus eigener Kraft" erschienen in Perspektiven, Heft 8, 2006, Seite 50-51
Weblinks
Deutsch
- Kinderkrebsinfo der GPOH
- Deutsche Kinderkrebsstiftung
- Österreichische Kinderkrebshilfe
- St. Anna Kinderkrebsforschung
English:
- Internationale Gesellschaft für paediatrische Onkologie (SIOP)
- Innovative Treatments for Children with Cancer(ITCC)
Kategorie:Kinderonkologie Kategorie:Medizinisches Forschungsinstitut Kategorie:Wien