Benutzer:Stefan Kunzmann/Porschelok
Als „Porsche-Lok“ wird eine Bauserie von Lokomotiven für Parkeisenbahnen auf Gartenschauen bezeichnet.
Geschichte
Bereits in den 1920er Jahren gab es erste Liliputbahnen als Fahrgeschäft auf großen Messen und Ausstellungen. Betrieben wurden diese Bahnen mit den sogenannten Martens’schen Einheitsliliputloks und entsprechenden Anhängern. Neben anderen Veranstaltungen kamen solche Bahnen auch auf großen Gartenschauen wie den Reichsgartenschauen in Essen und Stuttgart zum Einsatz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Konzept der nationalen Gartenbauaustellung wieder aufgegriffen und die Bundesgartenschau ins Leben gerufen. Die fünfte Bundesgartenschau im Jahr 1959 sollte im Dortmunder Westfalenpark stattfinden, der zu diesem Zweck angelegt wurde. Für den Transport der Besucher rund um das Ausstellungsgelände erwarb der Berliner Kaufmann Henry Escher zwei in der Mitte der 1950er Jahre gebaute „schienenlose Züge“ aus einem umgebauten VW Käfer mit Auflieger und einem Anhänger von deren Vorbesitzer Arthur Franke. Weitere drei dieser Gespanne wurden bei der Sollinger Hütte zur Gartenschau gefertigt. Diese drei erhielten jedoch einen Industriemotor der Firma Porsche, der etwas mehr Leistung als der Käfer-Motor besaß, und wurden auch äußerlich eher einem Sportwagen (Porsche 356) nachempfunden.
Franke betrieb bereits seit 1955 im Berliner Zoo eine Parkeisenbahn, für die er eine „Hechtlok“, ebenfalls mit einem VW Käfer-Motor, allerdings mit deutlich schnittigerem Aussehen als die Straßenzüge, bauen lassen hatte. Die Form dieser Lok kommt schon nah an die der späteren „Porsche-Loks“ heran.
Parallel zum Betrieb der „schienenlosen Züge“ wollte Escher für die Bundesgartenschau auch eine Schienenbahn errichten, mit der die Besucher das Gelände erkunden konnten. Allerdings sollten die Lokomotiven von Technik und Aussehen her zeitgemäßer sein als die schon 30 Jahre alten Dampflokomotiven. Er wandte sich wiederum an die Sollinger Hütte, die vermutlich auch die Berliner „Hechtlok“ gefertigt hatte. Diese fertigte in Zusammenarbeit mit der Karosseriebaufirma Piotrowski aus Hamburg zunächst eine erste Serie von vier „Porsche-Loks“, der später weitere folgen sollten.
Technik
Das Fahrgestell wurde bei der Sollinger Hütte gefertigt, für den Aufbau zeichnete die Firma Piotrowski verantwortlich. Dieser entstand aus den Kotflügeln und der Motorhaube eines DKW 3=6, einer Bootshaube als aufklappbare Motorabdeckung und weiterer selbst gefertigter Blechverkleidung auf einem Stahlgerippe. Der Name „Porsche-Lok“ geht nicht auf das Design, sondern vielmehr auf den verbauten Motor zurück. Dabei handelt es sich um einen Bootsmotor der Firma Porsche vom Typ 729/2 mit 52 PS. Über ein Prometheus-Viergang-Getriebe werden beide Achsen angetrieben. Die Höchstgeschwindigkeit im vierten Gang beträgt etwa 24 km/h. Die Bremsanlage wird pneumatisch betätigt, hierzu ist am Motor ein Kompressor angebaut, auf eine Achse wirkt eine mechanische Handbremse als Feststellbremse
Der Fahrersitz und alle Bedienelemente sind am Heck des Fahrzeugs angeordnet und über seitliche Trittstufen (mit Griffstangen) erreichbar. Neben der eigentlichen Antriebs- und Bremsanlage kann vom Führerstand aus auch eine Sandstreueinrichtung zur Erhöhung der Reibung in Steigungen oder beim Bremsen betätigt werden. Ferner verfügen die Lokomotiven über zwei Scheinwerfer in der Front und ein elektrisches Mehrklanghorn. Auch die Instrumente im Führerstand sind elektrisch beleuchtet. Der gesamte Aufbau ist abnehmbar mit dem Rahmen verschraubt.
Für den Betrieb wird die Lokomotive mit etwa 3 t Ballast versehen, um ein hinreichendes Reibungsgewicht zu erzielen. Das Gesamtgewicht beträgt dann etwa 5,5 t. Um Anhänger befördern zu können, ist heckseitig eine Rockinger-Kupplung angebaut.
Die zugehörigen Anhänger sind vierachsig (mit zwei Drehgestellen), besitzen eine von der Lokomotive zu betätigende Druckluftbremse der Bauart Westinghouse und bieten jeweils Platz für 20 Personen auf zehn Bänken. Sie können mit einem Dach in Rohrkonstruktion versehen werden.
Einsatz und Verbleib
Die Bahn wurde zusammen mit dem Westfalenpark zur Bundesgartenschau (BUGA) 1959 eröffnet. Wie bereits vor dem Zweiten Weltkrieg üblich wurde das ca. 60 Hektar große Ausstellungsgelände mit einer schmalspurigen Eisenbahnstrecke erschlossen. Diese diente gleichermaßen als Fahrgeschäft und Möglichkeit zur Erkundung des Parks. Im Gegensatz zu den bisherigen Bahnen wurde in Dortmund jedoch keine Liliput-Dampfbahn erbaut, sondern eine feldbahnähnliche Anlage, auf der die Züge von modern gestalteten Diesellokomotiven gezogen wurden. Ähnliche Anlagen wurden später bis zur Bundesgartenschau in Frankfurt am Main 1989 zu jeder BUGA aufgebaut, die meisten wurden jedoch nach dem Ende der Ausstellung wieder abgerissen[1]. Beispiele für andere erhaltene Gartenschau-Bahnen sind die Killesbergbahn Stuttgart von 1939/1950, die Bahn im Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken (erbaut 1960), die Grugaparkbahn in Essen (erbaut 1965) und die Rheinparkbahn in Köln (erbaut 1971).
Fußnoten, Einzelnachweise und Quellen
Technische Beschreibung der Miniatureisenbahn Type VZW-F-600. Sollinger Hütte 1961 (nicht veröffentlicht)
- ↑ Auch auf den Bundesgartenschauen 1991 (Dortmund), 1993 (IGA Stuttgart) und 1995 (Cottbus) verkehrten Parkeisenbahnen, die jedoch allesamt bereits vorher existierten und nur in die Gartenschau einbezogen wurden. Eine Nachfolgeanlage als Einschienenhochbahn wurde unter dem Namen Panoramabahn auf den Gartenschauen 1993 (Stuttgart), 1997 (Gelsenkirchen) und 1999 (Magdeburg) eingesetzt, seitdem werden auf Gartenschauen keine speziell für diesen Zweck errichteten Schienenbahnen mehr eingesetzt.