Benutzer:Supermartl/Baustelle2
Die Frucht (von lat. fructus) einer Pflanze ist die Blüte im Zustand der Samenreife.
Definition
Obige Definition ist zwar auf den ersten Blick relativ offen, da an der Fruchtbildung aber verschiedenste Teile der Blüte beteiligt sein können, schließt sie aber alle bekannten Früchte ein. Stets beteiligt sind ein oder mehrere Fruchtblätter, also das Gynoeceum der Blüte. Daraus bildet sich nach der Befruchtung die Fruchtwand (Perikarp). Daneben können weitere Blütenblätter beteiligt sein. Die einzelnen Teile verändern ihren Größe, Form, Struktur oder Farbe bei der Reifung meist grundlegend. Ist der Blütenboden davon in verstärktem Maße betroffen und übernimmt Funktionen der Frucht spricht man von einer Scheinfrucht. Reife Samen werden entweder als solche durch die Frucht verbreitet oder sie bilden als Frucht, Teilfrucht oder Fruchtstand eine Verbreitungseinheit (Diaspore). Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Früchten auch Obst oder Samen verstanden.
Aufbau
Eine Frucht besteht aus einem oder mehreren Samen, die von einer Fruchtwand, dem Perikarp umgeben sind. Beim Perikarp wiederum unterscheidet man drei Schichten:
- Exokarp - äußere Schicht
- Mesokarp - mittlere Schicht
- Endokarp - innere Schicht
Beim Pfirsich auf dem Bild rechts beispielsweise bildet das Endokarp den harten Kern, der den Samen enthält. Das Mesokarp ist fleischig, und das Exokarp bildet die samtige Pfirsichhaut. Das Perikarp wird während des Reifungsprozesses der Frucht aus dem Fruchtknoten der Blüte gebildet. Der verbleibende Rest aus Sprossachse und Calyx (Kelchblätter) wird gemeinhin auch als Zilch bezeichnet.
Einteilung
Früchte kann man nach verschiedenen Kriterien einteilen;
- nach dem Wassergehalt:
- Bei Trockenfrüchten trocknet oder verholzt das Perikarp, die Frucht ist häutig oder ledrig bis hart.
- Saftfrüchte bleiben saftig oder zumindest fleischig. Die Beere ist vollständig saftig, bei der Steinfrucht ist nur der Kern aus dem verholzenden Endokarp hervorgegangen. Ein Hesperidium, die Frucht der Zitrusfrüchte, ist sogar innerhalb des Fruchtknotens fleischig, da Saftschläuche einwachsen. Auch Scheinfrüchte wie die Apfelfrucht oder Erdbeeren sind meist fleischig. Alle anderen Fruchttypen zählen, abgesehen von stets vorhandenen Ausnahmen, zu den Trockenfrüchten.
- nach der Freisetzung der reifen Samen:
- Öffnet sich die Fruchtwand nach der Fruchtreife und entlässt sie Samen, so spricht man von einer Öffnungsfrucht.
- Bleibt die Fruchtwand dagegen geschlossen und fällt zusammen mit den Samen als Ganzes von der Pflanze ab, so spricht man von einer Schließfrucht. Als Sonderfall gilt die Zerfallfrucht. Eine Schließfrucht zerfällt hierbei in mehrere Einheiten, die einen oder mehrere Samen enthalten können und, als wesentliches Merkmal, geschlossen bleiben.
- nach Gruppierung an der Pflanze:
- Bildet eine Blüte genau eine Frucht, so spricht man von einer Einzelfrucht.
- Bei Blüten mit mehreren Fruchtknoten kann es aber auch sein, dass aus jedem Fruchtknoten eine Frucht gebildet wird, diese Früchte aber dann eine Gesamtheit bilden, die häufig auch gemeinsam von der Pflanze abfällt. Solche Bildungen heißen Sammelfrüchte.
- In einigen Fällen bilden auch alle Einzelfrüchte eines Blütenstandes eine Gesamtheit. In diesem Fall spricht man von einem Fruchtstand.
Die Einteilung nach dem Wassergehalt wird in der Botanik nur selten betrachtet, da sie keine Aussagen über Verwandschaftverhältnisse verschiedener Pflanzen zueinander zulässt.
Einzelfrüchte
Trägt die Blüte nur ein mit sich selbst verwachsenes Fruchtblatt, also ein apocharpes Gynoeceum, sprich man von einer Einblattfrucht. Einige Einblattfrüchte lassen sich als Reduktionen von Sammelfrüchten ableiten[1]. Bei mehreren miteinander verwachsenenen Fruchtblättern (coenokarpes Gynoeceum) erhält man eine Mehrblattfrucht. Alle Einzelfrüchte werden nach ihrem Öffnungsverhalten weiter unterschieden.
Öffnungsfrüchte
Diese Früchte öffnen sich zur Zeit der Fruchtreife und geben die Samen frei, die direkt der Ausbreitung dienen. Dazu werden die Samen bei Streufrüchten entweder allmählich über Öffnungen freigegeben oder bei Springfrüchten
Bei diesen besteht der Fruchtknoten aus nur einem Fruchtblatt, das an der Bauchnaht verwächst und sich bei Fruchtreife auch nur an dieser einen Naht öffnet.
Auch hier besteht der Fruchtknoten aus nur einem Fruchtblatt, das an der Bauchnaht verwachsen ist. Im Gegensatz zur Balgfrucht öffnet sich die reife Frucht aber nicht nur an dieser Naht (der sog. „Bauchnaht“), sondern auch entlang der Mittelrippe des Fruchtblattes, die man in diesem Fall auch „Rückennaht“ nennt. Diese Fruchtform kommt z. B. in der Familie der Hülsenfrüchtler vor.
Bei Kapseln besteht der Fruchtknoten aus zwei oder mehreren miteinander verwachsenen Fruchtblättern, die sich bei Fruchtreife auf unterschiedliche Weise öffnen. Je nach Art der Öffnung unterscheidet man folgende Kapselformen. Es gibt jedoch auch Kapseln, die unregelmäßig aufspringen, und sich nicht einer dieser Formen zuordnen lassen.
- Spaltkapseln: Die Fruchknoten öffnen sich an den Scheidewänden der Verwachsung oder entlang der Mittelnerven der Fruchtblätter. In jedem Fall entstehen an der Fruchtwand senkrechte Spalte. Die Kapseln können sich ganz öffnen, oder auch nur an der Spitze mit einigen Zähnchen aufspringen, oder nur entlang der Seite mit Spalten öffnen.
- Deckelkapseln: Am oberen Ende löst sich ein Kapseldeckel ab.
- Porenkapsel: An der Kapselwand entstehen Löcher, durch die die Samen herausfallen.
- Schote, Schötchen
Bei diesen besteht der Fruchtknoten aus zwei oder vier mit sog. Plazentarleisten miteinander verwachsenen Fruchtblättern. Bei Fruchtreife lösen sich zwei der Fruchtblätter von den Plazentarleisten und öffnen so die Frucht. Diese Fruchtform kommt z. B. bei den Kreuzblütlern) oder bei einigen Mohngewächsen vor. Sind die Schoten weniger als dreimal so lang wie breit, spricht man meist auch von „Schötchen“. Die Schote ist eine Unterform der Kapselfrucht, die besonders den Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae, Cruciferae) eigen ist. Die typische Schote (Beispiel: Raps) ist aus zwei Fruchtblättern aufgebaut. Zwischen einem Rahmen (Replum) aus Fruchtblatträndern und Plazenten ist bei den Kreuzblütlern eine „falsche“ Scheidewand aufgespannt. Die Klappen der Frucht fallen der Reife ab und geben den samen frei.
Daneben gibt es bei den Erdrauchgewächsen und einigen Mohngewächsen wie dem Schöllkraut Schoten, die nur aus zwei Fruchtblättern bestehen und bei denen ein Teil jedes Fruchtblatts abgeworfen wird.
Trockenfrüchte
Bei Trockenfrüchten befinden sich die Samen in einem trockenen und harten Perikarp. Dabei erfolgt eine Einteilung in drei Gruppen: die Öffnungsfrüchte (das Perikarp springt auf, um die Samen zu entlassen, z. B. Erbse), die Schließfrüchte (das Perikarp reißt nicht auf, z. B. Nüsse) und die Spaltfrüchte (die Früchte zerfallen, aber die Samen werden nicht freigesetzt z. B. Ahorn).
Schließfrüchte
Samen bleiben bis zur Verbreitung von der Fruchtwand eingeschlossen. Die Ausbreitungseinheit ist die Frucht.
Bei Beeren ist die Fruchtwand auch bei Fruchtreife noch fleischig oder saftig (Endo- und Mesokarp fleischig, Exokarp häutig). (Z. B. Johannisbeere, Tomate, Gurke oder Kürbis.) Nur selten trocknet sie noch kurz vor der Reife aus. Beeren enthalten meistens mehrere Samen.
Nüsse sind meist einsamige Früchte, bei denen die gesamte Fruchtwand (Endo-, Exo- und Mesokarp) holzig oder lederig geworden ist (z. B. Gemeine Hasel). Bei vielen Pflanzen mit Nussfrüchten ist die Fruchtwand untrennbar mit dem Samen verwachsen. Im Falle, dass der Fruchtknoten oberständig war, spricht man dann auch von einer Karyopse (z. B. Süßgräser), im Falle, dass er unterständig war, von einer Achäne (z. B. Korbblütler).
Steinfrüchte vereinen Merkmale von Beeren und Nüssen. Bei ihnen ist das Endokarp, also die innerste Schicht der Fruchtwand holzig oder ledrig. Das Mesokarp dagegen fleischig, saftig und weich; das Exokarp häutig (z. B. Kirsche, Pflaume, Holunder oder Mandel). Steinfrüchte sind in der Regel einsamig.
Zerfallfrüchte
Bei diesen zerfällt die Frucht bei Reife entlang von Scheidewänden in Einzelteile, die jeweils einem Fruchtblatt entsprechen.
Auch hier zerfällt die Frucht entlang von Scheidewänden in Einzelteile. Aber diese entsprechen nicht jeweils einem Fruchtblatt, sondern Teilen eines oder mehrerer Fruchtblätter. Die Teile sind stets einsamig. Man unterscheidet:
- Gliederhülsen: Früchte die aus einem einzigen Fruchtblatt gebildet sind, aber nicht entlang der Naht aufspringen, sondern quer in jeweils einsamige Teile zerfallen (z. B. Alpen-Süßklee).
- Gliederschoten: Früchte aus zwei oder vier Fruchtblättern, die bei Reife quer zerfallen.
- Klausenfrüchte: Bei diesen zerfallen die Früchte entlang der echten Scheidewände und zusätzlich entlang falscher Scheidewände. Jedes Fruchtblatt bildet also bei Reife mehrere Verbreitungseinheiten, sodass deren Anzahl ein Mehrfaches der Anzahl der Fruchtblätter ist. Bei den mitteleuropäischen Pflanzen zerfällt stets ein aus zwei Fruchtblättern gebildeter Fruchtknoten in vier Teile (z. B. Lippenblütler).
Sammelfrüchte
Sie bestehen aus einer Blüte mit vielen Fruchtblättern, die je eine eigenständige Einzelfrucht bilden und gemeinsam eine Einheit darstellen. Sammelfrüchte werden nach Art ihrer Einzelfrüchte Sammelbalgfrüchte (Kolanuss, Pfingstrose - mit der Sonderform der Apfelfrucht (Apfel oder Birne), Sammelsteinfrüchte (Himbeere, Brombeere, Moltebeere) oder Sammelnussfrüchte (Erdbeere, Hagebutten) genannt. Von den Einzelfrüchten spricht man bei Sammelfrüchten in der Regel in der Verkleinerungsform. Die Frucht der Himbeere ist beispielsweise eine Sammelsteinfrucht, die aus mehreren verwachsenen Steinfrüchtchen gebildet ist.
Verwendung
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Focko Weberling: Morphologie der Blüten und der Blütenstände. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1981 S. 350
Literatur
- Peter Sitte, Elmar Weiler, Joachim W. Kadereit, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet von E. Strasburger. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002 (35. Aufl.) S. 779-782
- Focko Weberling: Morphologie der Blüten und der Blütenstände. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1981 S. 347-356
- Wilhelm Troll: Praktische Einführung in die Pflanzenmorphologie; Zweiter Teil: Die blühende Pflanze. Gustav Fischer Verlag, Jena 1957
Weblinks
- Fruchtaroma
- Fruchtreife
- Fruchtblatt
- Fruchtknoten
- Fruchtbecher
- Fruchtkörper
- Fruchtstand
- Fruchtfleisch
- Fruchtpülpe
- Fruchtobst
- Fruchtgemüse
- Fruchtfresser
- Frutarier