Benutzer:Ulrich Krause/Barupu

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Barupu

Gesprochen in

Papua-Neuguinea
Sprecher ca.3000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in -
Sprachcodes
ISO 639-3

wra

Barupu (auch Warapu) ist eine Papua-Sprache, die in der Provinz Sandaun an der Nordküste Papua-Neuguineas von etwa dreitausend Sprechern gesprochen wird. Sie ist die geographisch östlichste Sprache der Skosprachen. Durch den Tsunami 1998 wurde das ursprünglich an der Küste gelegene Dorf Warapu komplett zerstört, woraufhin sich die dort lebende Bevölkerung wenige Kilometer landeinwärts ansiedelte. Wenngleich die Sprache innerhalb der Dorfgemeinschaft aktiv genutzt und an die nächsten Generationen weitergegeben wird, gilt Barupu seither als gefährdet bzw. ernsthaft gefährdet.[1][2]

Phonetik und Phonologie

Vokale

Das Vokalsystem besitzt sechs Vokale und wird als das zweithäufigste Vokalsystem Neuguineas angesehen.[3] Bei geschlossenen und unbetonten Silben reduziert sich die Anzahl der Vokale auf fünf, die Distinktion zwischen o und ɔ verfällt.

vorne zentral hinten
ung. ger. ung. ger. ung. ger.
geschlossen i u
halbgeschlossen e o
halboffen ɔ
offen a

Konsonanten

Das System konsonantischer Phoneme ist ebenfalls recht typisch für die Region. Dem r geht am Wortanfang häufig ein Verschlusslaut voran. Die Phoneme r und b können, insbesondere bei älteren Sprechern, pränasalisiert auftreten.

bilabial labio-dental alveolar palatal labiovelar velar
stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth.
Plosive p (m)b t k
Frikative β v ʝ x ɣ
Affrikate
Nasale m n ŋ
Vibranten r,(n)dr
Approximanten j w

Töne

Barupu ist eine Tonsprache. Jedes Wort gehört zu einer von fünf Tonklassen: L, H, LH, HL und HLH. Der Ton liegt fast immer auf der (betonten) vorletzten Silbe eines Wortes. Bei einer Klasse von Worten kann der Ton auf entweder der letzten oder vorletzten Silbe liegen.

Wortklassen

Verben und Nomen sind die einzigen offenen Wortklassen im Barupu. Eine Besonderheit ist, dass nur Verben flektiert werden können. Nomen hingegen weisen keine Morphologie auf, was als ein Hauptmerkmal des Barupu angesehen wird.

Verben

Verben werden, je nachdem, wie die Argumente eines Satzes an ihnen markiert sind, unterteilt in vier Konjugationsklassen. Das Subjekt eines Satzes wird entweder durch ein einzelnes Präfix, durch zwei Präfixe oder durch jeweils ein Präfix und ein Infix am Verb markiert. Neben der Subjektmarkieruung ist die Markierung des Modus (TMA) ebenfalls obligatorisch. Das Objekt wird durch ein Suffix am Verb markiert und ist nur bei einer Klasse von transitiven Verben obligatorisch. Neben den Konjugationsklassen wird zwischen intransitiven, transitiven, ditransitiven und pseudotransitiven Verben unterschieden.

Intransitive Verben

Das Subjekt des Satzes steht immer präverbal und ist am Verb markiert:

Kuani k-o-koe.
Mutter RL-3SG.F-hinaufgehen
„Mutter ging hinauf.“

Transitive Verben

Bei transitiven Verben wird zwischen Verben mit und ohne Objektsuffix unterschieden. Wie bei intransitiven Sätzen stehen die beiden Argumente präverbal, wobei der Agens stets vor dem Patiens steht:

Kuani aka k-o-yara-ka
Mutter Vater RL-3SG.F-sehen-3SG.M
„Mutter sah Vater”

Deutlicher wird die Wichtigkeit der Anordnung, wenn Agens und Patiens das gleiche Genus haben. In diesem Fall kann nur die Wortstellung disambiguieren:

Bio biam ma biam k-a-yara-ka
Person Mann Kind Mann RL-3SG.M-sehen-3SG.M
„Der Mann sieht den Jungen“

Ditransitive Verben

Ditransitive Verben erhalten drei Argumente, ein Subjekt und zwei Objekte. Das direkte Objekt steht wieder präverbal und ist durch ein Suffix am Verb markiert, das indirekte Objekt steht, ohne Markierung am Verb, postverbal:

Cha Menriri ba k-a-r-o-a nake
AT Menriri Fisch RL-3SG.M-3SG.M-geben-3SG.M Hund
„Cha Menriri gab dem Hundegeist einen Fisch“

Pseudotransitive Verben

Pseudotransitive Verben werden für den Ausdruck von unfreiwilligen Zuständen wie z.B. Hunger, Krankheit etc. verwendet. Derjenige, der den Zustand erleidet, wird als Objekt am Verb markiert. Zusätzlich dazu erhält das Verb ein 3SG.F-Präfix:

Cha Philip k-o-rayo-wa
AT Philip RL-3SG.F-Hunger-3SG.M
„Cha Philip hat Hunger“(wörtl.Sie hungert Cha Philip)

Nomen

Da Nomen keine Morphologie aufweisen, gibt es auch keine eigentliche Unterteilung in Nominalklassen. Hauptsächlich unterschieden werden Nomen nach den Genera maskulin und feminin, wobei die Klasse der femininen Nomen die größte ist. Hierzu zählen vor allem unbelebte Objekte, Naturerscheinungen und Tiere mit Ausnahme von kulturell signifikanten Tieren, wie z.B. Schweine, Hunde oder Fische. Sowohl Genus als auch Numerus sind nur an der Markierung am Verb erkennbar.

Markierung von Genus am Verb:

Pu k-o-putu
Wind RL-3SG.F-wehen
„Der Wind weht ”
Rau k-a-ute
Schwein RL-3SG.M-laufen
„Das Schwein läuft”

Markierung von Numerus am Verb:

Rau k-i-ute
Schwein RL-3PL.M-laufen
„Die Schweine laufen”

Pronomen

Pronomen weisen keine Unterscheidung nach Kasus auf und stehen immer unverändert in den jeweiligen Positionen.

Numerus Person Genus Pronomen
SG 1 M nena
F neni
2 M mema
F momu
3 M ya
F bo
DU 1 M mepi
F mepi
2 M mopu
F beve
3 M yei
F rere
PL 1 memi
2 M mopu
F beve
3 M yei
F rere

Applikative

Eine Besonderheit des Barupu ist ein vergleichsweise großes Inventar an Morphemen, welche die Valenz eines Verbs erhöhen, somit also erlauben, dass zusätzliche Argumente am Verb markiert werden können. Corris identifiziert zwölf solcher Applikativformen, also mehr, als in jeder anderen bekannten Sprache. Darüberhinaus zeigen die Formen, im Vergleich mit anderen Sprachen, ein recht untypisches Verhalten. So agieren die Applikative extern der normalen Verbflektion, d.h. das die jeweilige Form an das bereits flektierte Verb suffigiert wird, ohne das eventuell bereits vorhandene Suffixe wegfallen. Bei transitiven Verben beudeutet dies beispielsweise, dass das Hinzufügen eines Applikativs nicht dazu führt, dass die ursprüngliche Argumentstruktur des Verbs verändert wird:

N-e-n-ere-ma- ta - o aikeke
IRR-1SG.F-1SG.F-setzten-2SG.M- auf - 3SG.F Leiter
„Ich setze dich auf die Leiter“

Man sieht, dass das eigentliche Objektsuffix ma trotz des Hinzufügens des Applikativs ta erhalten bleibt. Weiterhin zeigt das Beispiel, dass der Applikativ zusätzlich noch sein eigenes Objektsuffix bekommt, in diesem Fall -o, durch welches die Leiter (3SG.F) ebenfalls am Verb markiert wird. Dieses ungewöhnliche Phänomen gilt für alle zwölf Formen und ist sonst nur noch bei einer weiteren Sprache bekannt (Abasinisch). Fünf der zwölf Applikative erhalten darüberhinaus zusätzlich ein eigenes Subjektpräfix, welches mit dem Subjektpräfix des Verbs kongruiert:

K-en-ute- n - e -mu
R-1SG.F-gehen- 1SG.F - von -2SG.F
„Ich gehe von dir weg“

Quellen

  1. https://www.ethnologue.com/language/wra
  2. Falls nicht anders angegeben, kommen alle Informationen in diesem Artikel aus Corris (2005).
  3. Foley (1986:53)

Literatur

  • Miriam Corris (2005): A Grammar of Barupu: A language of Papua New Guinea. Doctoral Dissertation. University of Sydney.
  • Foley, William A.(1986): The Papuan Languages of New Guinea. Cambridge University Press, Cambridge. ISBN 0-521-28621-2

Kategorie:Papuasprachen