Benutzer:UweRohwedder/fb
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Materialsammlung für "Irrenanstalt/Staatskrankenanstalt Friedrichsberg"
Vorgeschichte
- bloße „Verwahrung“ der „Irren“ im Winserturm[1] (ab 1376, „Roggenkiste“), ab 1637 auch im Pesthof,[2] ab 1823 im Kellergeschoss des AK St. Georg[3]
- 1827 erste Pläne zur Gründung eines separaten Heilanstalt außerhalb der Stadt, 1834 scheitert ein entsprechender Antrag des Senats jedoch in der Bürgerschaft (O15)
- neue Initiative zur Gründung einer „Separat-Anstalt“ vom Krankenhauskollegium 1841, Kauf von 40 ha Land in Barmbek an der Grenze zu Wandsbek[4], Planung kam aber durch Brand von 1842 zunächst zum Erliegen und wurde erst 1860 wiederaufgenommen (O18f), Grundsteinlegung 5.12.1861 (O21), Fertigstellung des Hauptgebäudes bis Okt 64 (O23), Aufnahme der ersten Kranken am 17. Nov. 64 (S145), offizielle Gründung/Bestätigung durch Senatsbeschluss vom 13.1.1865 (O19)
Aufbau und Geschichte der Anstalt Friedrichsberg
- 1. Direktor: Ludwig Meyer, zuvor Oberarzt am AK St. Georg (bis 1866, danach Prof. in Göttingen), danach Wilhelm Reye (1866–1908), Wilhelm Weygandt (1908–34), Ernst Rittershaus (1934–36)
- bauliche Entwicklung:
- 1864 Haupthaus und Pensionat für Patienten "besserer Stände"
- 1866 Zellentrakt für "unruhige Kranke"
- 1878 acht "Siechenhäuser" für unheilbar Kranke/dauerhaft Pflegebedürftige und Waschhaus
- 1879 zweites Pensionat
- 1885 drei weitere Siechenhäuser
- 1894 zwei Infektionsbaracken und Konzerthaus
- 1899 zwei Pavillons für männliche und weibliche Patienten III. Klasse (alles nach S145)
- ...
- Unterteilung der Patienten nach finanzieller Leistungsfähigkeit: I. und II. Klasse für wohlhabende Selbst- und Teilselbstzahler, III. und IV. Klasse mussten einen Eigenanteil ihrer Behandlungskosten durch Arbeit zu erbringen (O36), Start 1864 mit 240 Patienten der I. bis III. Klasse, während IV. Klasse vorläufig in St. Georg blieb und erst in den 1866 fertiggestellten "Zellentrakt" einzog. (O36)
- Zahl der "behandelten Kranken" stieg bis 1900 auf ca. 2100 ("Bestand" ca. 1300), trotz Eröffnung der Außenstelle Langenhorn 1893 und deren Erweiterung 1899/1900 (S160ff.)
- inhaltliche Entwickung:
- Ausbau der Parkanlagen mit Konzerthaus sowie handwerkliche und landwirtschaftliche Betriebe mit Ställen für Pferde, Kühe, Schweine, Tauben und Hühner, Gärtnerei mit Zier- und Nutzpflanzen sowie mehreren Treibhäusern (S158) unter Reye (bis 1908)
- wissenschaftliche Profilierung unter Weygandt, ab 1919 akademisches Lehrkrankenhaus der neugegründeten Universität Hamburg, Einrichtung von Labors, Forschung ua.. von Alfons Maria Jakob zur Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
- ab 1912 auch bauliche Erweiterung und Umbau nach Plänen von Fritz Schumacher (bis in 1920er Jahre...), Umbenennung in Staatskrankenanstalt
Auflösung
- 7. Oktober 1934 Beschluss des Senats, heilbare Kranke unter "größtmöglichem Einsatz ärztlicher Betreuung" zu behandeln, unheilbar Kranke aber nur noch "in Bewahrung" zu nehmen und ärztliche Betreuung auf "vertretbares Mindestmaß" zu reduzieren[5]
- 17. Oktober 1934 Beschluss des Senats zur vollständigen Räumung der Anstalt Friedrichsberg, um Gebäude "anderen Zwecken (...) zugänglich zu machen" (Friedrichsberg-Langenhorner Plan) – bis Ende 1935 Verlegung von 1366 Patienten vorwiegend nach Langenhorn, in Hamburger Wohlfahrtsanstalten und auswärtige Einrichtungen[5]
- ab Frühjahr 1936 „Psychiatrische und Nervenklinik der Hansischen Universität“ mit 300 Betten; 1942 Verlegung auf UKE-Gelände in Eppendorf[5] (vorwiegend im zentralen Gebäudeteil, andere Quellen sprechen von Verlagerung bis 1940 oder 41, vgl. O128f.)
- Pavillons im Ostteil für Unterbringung von bis zu 600 "Fürsorgezöglingen" d.h. Kindern und Jugendlichen aus dem bisherigen Waisenhaus Averhoffstraße u.a. Einrichtungen, aber bereits bis Ende 1938 wieder geräumt für Reservekrankenhaus der Wehrmacht (O128)
- frühere Pensionate im parkartigen Südteil zunächst als Altenwohnheim der "gehobenen Klasse" (O128f.), ab Juli 1939 dann als naturheilkundliches "Gerhard-Wagner-Krankenhaus" (benannt nach NS-"Reichsärzteführer" Gerhard Wagner) (O129)
- nach Kriegsausbruch Umbau des Geländes zum Reservelazarett, Installation zweier Flak-Stellungen auf dem Aussichtshügel Dehnhaide sowie einem kleineren Hügel inmitten des Geländes (O143), bei Luftangriffen 1943 zu 80 % zerstört, danach teilweise Räumung und Notbetrieb in Kellerräumen und notdürftig hergerichteten Gebäuden (O144)
- nach Kriegsende Umbenennung in "Allg. Krankenhaus Eilbek" (18.5.45) als Ersatz für das von den Briten beschlagnahmte AK Barmbek (bis 1951, O145)
- ÄD Paul Happel (1893-1971, bis 1958), zuvor Chef am AK Barmbek, Wiederaufbau bis Mitte 50er Jahre (z.T. auf alten Grundmauern aber vereinfachten Formen, Bsp. Torhaus!), lange Zeit aber auch Nissenhütten auf dem Gelände, 1953 wieder 900 Betten (O146ff.)
- ab 1955 Zentralinstitut für Blutspendewesen von Altona nach Eilbek (O151), ab 1964 im Neubau (152)
- 1961 Bau dreier Schwesternwohnheime und eins für ehemalige Schwestern im Ruhestand (153), bereits ab 1959 Pläne für neues Großkrankenhaus mit zwei 12-stöckigen Bettenhäusern anstelle der alten Pavillons (154f.), Umsetzung aber zugunsten des AK Altona zunächst zurückgestellt und später aufgegeben (155)
Literatur
- Reinhard Otto: 150 Jahre Friedrichsberg. Von der Irrenanstalt zur Klinik im Wohnpark, Verlag Hanseatischer Merkur, Hamburg 2015, ISBN 978-3-922587-66-2
- Kai Sammet: Die Staatskrankenanstalt Friedrichsberg unter Wilhelm Weygandt 1908 bis 1934, in: Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde, 25. Jahrgang (2019), S. 41–74.
- Hubert Schnitzer: Die Irrenanstalt Friedrichsberg. In: Die Allgemeinen Krankenhäuser und Irrenanstalten der Freien und Hansestadt Hamburg. (Den Ärztlichen Teilnehmern der 73. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte gewidmet von dem Krankenhaus-Collegium), Hamburg 1901, S. 144–167.
- ↑ Otto S. 8
- ↑ Otto S. 11 ff.
- ↑ Otto S. 15.
- ↑ Otto S. 17 f.
- ↑ a b c Herbert Diercks: „Euthanasie“-Verbrechen in Hamburg – ein Überblick. In: „Euthanasie“-Verbrechen. Forschungen zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik (= Beiträge zur Geschichte der ns. Verfolgung in Norddeutschland, Bd. 17), Bremen 2016, S. 11–26 (hier: S. 12 f).