Benutzer:Walter P./Kommunismus

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Kommunismus (lat. communis = "gemeinsam") bezeichnet

  1. eine im wesentlichen von Karl Marx begründete politisch-ökonomische Theorie, welche die bürgerliche Gesellschaft als ausbeuterisches Gewaltverhältnis verurteilt;
  2. die als Konsequenz angestrebte Gesellschaftsform, in der "jeder nach seinen Fähigkeiten" tätig sein und "jedem nach seinen Bedürfnissen" der produzierte Reichtum offen stehen solle;
  3. die Bewegung, welche sich diesem Ziel verschrieben hat.

Kommunistische Theorie

Die von Marx geprägte Lehre des Kommunismus entstand im 19. Jahrhundert als Kritik und Gegenentwurf zum herrschenden kapitalistischen Wirtschaftssystem, das nach Ansicht der Kommunisten auf der Ausbeutung der Arbeiterklasse durch die Kapitalistenklasse beruht. Der bürgerlichen Staatsgewalt warfen sie die Absicherung dieser Unterdrückung mit Recht und Ordnung vor: Um die Umsetzung dieser Ziele zu garantieren, bedient sich die bürgerliche Herrschaft einer allgegenwärtigen Überwachung durch Sicherheitskräfte in Verbindung mit harten, gewaltsamen Strafen bei Regelverstößen, außerdem der politischen Gesinnungskontrolle (Verfassungsschutz) und einer umfassenden Propaganda.

So sind im bürgerlichen Recht alle Untertanen ideell gleichgestellt. Nach kommunistischer Auffassung bemäntelt das nicht nur den Gegensatz von Arm und Reich, es stellt ihn sogar her: Die Gleichbehandlung von materiell ungleich Ausgestatten sorge dafür, dass sich die Unterschiede auswirkten - zum Schaden der Lohnarbeiter. Mit dem Recht auf Eigentum werde die Besitzlosigkeit der breiten Massen erhalten, weil sie so von der Verfügung über Produktionsmittel getrennt seien. Darum sei die bürgerliche Freiheit auch nur so viel wert wie die ökonomischen Mittel der Personen: Für die mittellosen Arbeiter bedeute sie den Zwang, ihre Arbeitskraft den Kapitalisten zur Ausbeutung anzubieten. Laut Marx ist der Lohnarbeiter "frei in dem Doppelsinn, daß er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, daß er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen." (Karl Marx, "Das Kapital", Berlin/DDR 1962, S. 183).

Die bürgerliche Demokratie lehnen Kommunisten als politischen Überbau dieser Unterdrückung ab: Mit der Rechtsordnung stehe die Herrschaft des Eigentums fest, zur Wahl stehe nur noch der exekutive Ausschuss. Die Interessen des Individuums würden dabei den Interessen des Gemeinwesens untergeordnet: Im Dienste des Wirtschaftswachstums sollen die Profite der Kapitalisten steigen und die Arbeit billig ausfallen. Diese Rechnung ginge zu Lasten der Proletarier aus, die für einen beschränkten Lohn möglichst lange und möglichst intensiv arbeiten müssten. Diametral entgegen zur liberalen Demokratie steht die kommunistische Vorstellung einer gesellschaftlichen "Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die freie Entwicklung aller ist" (Karl Marx/ Friedrich Engels, "Das Kommunistische Manifest", in: MEW 4, Berlin/DDR 1959, S. 482). Marx und Engels empfahlen den Arbeitern, für die Abschaffung der bürgerlichen Demokratie zu votieren und eine kommunistische Revolution einzuleiten. Sie hätten dann allerdings mit einer "proslavery rebellion" (Pro-Sklaverei-Revolte) der alten Mächte zu rechnen.

Marx trat dafür ein, "alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist" (Karl Marx, "Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung", in: MEW 1, Berlin/DDR 1976, S. 385). Dafür müssten die Proletarier das Privateigentum an den Produktionsmitteln abschaffen und eine gemeinsame Planwirtschaft zur bestmöglichen Versorgung aller mit möglichst wenig Aufwand einrichten.

Kommunistische Produktionsweise

Perspektivisch wird der Kommunismus im Sinne der historischen Dialektik, wie sie Marx, ausgehend von Georg W. F. Hegel, entwickelte, als das klassenlose "Reich der Freiheit" nahegelegt, gegen welches der Kapitalismus ebenso wie die früheren Formen der Klassengesellschaft zu einem bloß vorgeschichtliches "Reich der Notwendigkeit" zu rechnen sind. (Schlusskapitel des "Kapital"). dar.

Diese Gesellschaftsform wurde historisch nie umgesetzt; allerdings behauptete der Marxismus-Leninismus, die Länder des „real existierenden Sozialismus“ befänden immerhin auf dem Weg zu einer Übergangsstufe zwischen Kapitalismus und Kommunismus.

Kommunistische Bewegung

Die kommunistische Kritik stellt die bürgerliche Gesellschaft unter den Verdacht, die Mehrheit ihrer Mitglieder in eine relative Armut zu stürzen, die allgemein bedauerten Fällen von absolutem Elend notwendig hervorzurufen, und darum jede Menge unbillige Gewalt für ihren Erhalt zu brauchen. Die politische Losung „Kommunismus“ steht demgegenüber für den Anspruch auf eine für das Individuum verträglichere Gesellschaft. Dieses Ziel beanspruchten - und beanspruchen - die verschiedensten politische Bewegungen für sich, deren vielleicht einzige inhaltliche Gemeinsamkeit die Berufung auf Marx darstellt.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts berief sich z.B. die kontinental-europäische Sozialdemokratie auf Marx; auch die Gewerkschaftsbewegung war lange mehrheitlich marxistisch orientiert. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erfreuten sich kommunistische Theorien auch unter westlichen Intellektuellen, vor allem in Frankreich und Italien, großer Beliebtheit. Bis heute existieren in vielen Ländern kommunistische Parteien und Gruppierungen, die nach dem Fall der Sowjetunion stark an Bedeutung verloren haben. Der indische Bundesstaat West-Bengal hat eine Regierung, die sich heute noch "kommunistisch" nennt (allerdings faktisch wohl auch sozialdemokratisch ist).



Bekannte Vertreter kommunistischer Strömungen

François Noël Babeuf
Wilhelm Weitling
Karl Marx
Friedrich Engels
Ferdinand Lassalle
Wilhelm Liebknecht
(Victor Adler), (eigentlich Austromarxist)
(Otto Bauer), (eigentlich Austromarxist)
(Max Adler), (eigentlich Austromarxist)
Clara Zetkin
Karl Liebknecht
Rosa Luxemburg
Wladimir Iljitsch Lenin
Leo Trotzki
Josef Stalin
Ernst Thälmann
Bertolt Brecht
Hanns Eisler
Josip Broz Tito
Antonio Gramsci
Walter Ulbricht
Erich Honecker
Nikita Chruschtschow
Mao Tse Tung
Ho Chi Minh
Fidel Castro
Che Guevara
Pablo Neruda

Verwandte Begriffe

Kommunistische Partei
Sozialismus
Wissenschaftlicher Sozialismus
Marxismus
Historischer Materialismus
Leninismus
Stalinismus
Trotzkismus
Rätekommunismus
Titoismus
Maoismus
Eurokommunismus
Reformkommunismus
Internationale

Siehe auch:

  • KPD (Kommunistische Partei Deutschlands)
  • KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion)
  • KPÖ (Kommunistische Partei Österreichs)

Weblinks