Benutzer:Wiesenthal/Baustelle

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Burg

Von der ehemaligen Burganlage sind nur noch ein Burgstall mitsamt Kapelle erhalten. An die Burg war ein Gutshof angeschlossen, der in abgewandelter Form noch heute besteht.

Lage

Der Burgstall liegt auf dem östlichen Sporn eines bewaldeten, eiszeitlichen Moränenzuges namens Emmeringer Leite. Am äußersten Ostrand steht die Kapelle. Nördlich davon liegt unterhalb der Anhöhe das Gut Roggenstein. Die Gesamtanlange befindet sich vollständig auf dem Gebiet der Gemeinde Emmering, in unmittelbarer Nachbarschaft der südlich davon angrenzenden Gemeinde Eichenau. Einige Kilometer westlich liegen die beiden Burgstellen Gegenpoint und Engelsberg, sowie das Kloster Fürstenfeld.

Burgstall

Noch heute ist im Gelände die Aufteilung der ehemaligen Burg gut erkennbar. Burg Roggenstein war eine zweiteilige Abschnittsburg, die aus einer etwa 1250 m² großen, rechteckigen Vorburg (Ausmaße 30 x 40 m) und einer östlich davon gelegenen, 1150 m² großen Hauptburg (mit etwa denselben Ausmaßen) bestand.[1] Der Halsgraben zwischen Vorwerk und Umgebung ist noch etwa 5 Meter tief, während der Graben zwischen Vorburg und Hauptburg je nach Stellung etwa 2 bis 3 Meter Tiefe aufweist. Auf dem Gebiet der Hauptburg steht die Kapelle St. Georg. Wahrscheinlich der letzte Rest der Burganlage.

Die Hauptburg hatte keine besonders günstige Schutzlage. Sie lag zwar am äußersten Rand des Höhenzugs, dessen Hänge steil abfallen, jedoch geht es nur wenige Meter tief nach unten. Des Weiteren liegt das Gelände der Hauptburg etwas tiefer als das der Vorburg.[2]

Der heutige Burgstall ist in seinem Bestand gefährdet. Im Norden und Süden wurde früher der Hang zur Materialgewinnung für den Gutsbetrieb teilweise abgegraben. An anderen Stellen sind Teile der Steilhänge abgerutscht. Die Nutzung der zahlreichen Trampelpfade, die über den Burgstall führen, begünstigt ein Fortschreiten der Erosion.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege verzeichnet das Bodendenkmal als mittelalterlichen Burgstall unter der Denkmalnummer D 1-7833-0104.[3] [Turmreste]

Geschichte der Burg

Über die Geschichte von Burg Roggenstein ist nicht viel bekannt. Man weiß weder, wann und warum sie gebaut wurde, noch wann sie unterging. Sie war eine kleine, untergeordnete Burg des Hochmittelalters, nach der sich kein Adelsgeschlecht benannte.

Das erste Mal wird die Burg „zu Rukkenstein“ 1317 in einer Urkunde bezeugt. Sie gehörte damals Agnes, der Wittwe von Englmar dem Küchenmeister, der einer Münchener Bürgerfamilie entstammte. Agnes hingegen war eine geborene von Gegenpoint, deren Stammsitz Burg Gegenpoint nur vier Kilometer weiter westlich auf demselben Höhenrücken lag. Wiguläus Hund sagt über die Gegenpointer in seiner Genealogie des bayerischen Adels Bairisch Stammen-Buch, dass sie auch Besitzer der Burg Roggenstein waren und deswegen manchmal Roggensteiner genannt wurden.[4] Seine Aussage steht im Einklang mit der Tatsache, dass die beiden Burgställe Gegenpoint und Roggenstein noch heute zur selben Gebietskörperschaft gehören. Agnes hatte somit offenbar die Burg als Mitgift für ihre Ehe mit dem Küchenmeister erhalten.

1347 wird in einer anderen Urkunde Berthold der Eisenhofer von Roggenstein genannt, dessen Name deutlich macht, dass er auf Roggenstein seinen Wohnsitz hatte. Dadurch scheint es so, als ob die Eisenhofer die Burg übernommen hatten, jedoch ist Berthold durch seine Mutter Mechthild in erster Linie mit den Gegenpointern verwandt, deren letzter männlicher Spross Günther sein Cousin war.

Aus ungeklärten Gründen, vermutlich aus Geldnot, wurde Roggenstein an Rudolf den Preysinger von Wolnzach, veräußert, der 1361 „all sein Gut zu Ruggenstein“ wieder an Heinrich den Küchenmeister von Lochhausen verkaufte. Da der Sohn von Englmar dem Küchenmeister und Agnes ebenfalls Heinrich hieß, ist es möglich, dass der Käufer dieser Sohn war, der sich demzufolge sein Elternhaus als Alterssitz gekauft hätte.

Noch im selben Jahr wird er als „Heinrich von Ruckenstein“ in einem genealogischen Verzeichnis des Klosters Beuerberg aufgeführt. Sein Wappen weist ihn dabei als Familienmitglied der Küchenmeister aus. Nach seinem Tod verkaufte die Wittwe Katharina 1371 „Gut Ruckenstain, das Burgstall, das Gesäzz [Gesäß] und die Höf[e]“ an das Kloster Fürstenfeld, die bis zur Säkularisation 1803 die Herrschaft über Roggenstein ausübten.

Die Bezeichnung Roggensteins als „Burgstall“ führte in der Vergangenheit zu der Auffassung, dass die Burg bereits im 14. Jahrhundert nicht mehr bestanden habe.[5] Doch konnte man noch im 19. Jahrhundert im Oberdeutschen mit Burgstall sowohl eine Stelle, an der einmal eine Burg stand, als auch eine noch bestehende Burg bezeichnen.[6] In der Verkaufsurkunde deutet auch das mitverkaufte Gesäß „(Wohn)sitz, Ruhestätte“ draufhin, dass die Burganlage noch bewohnbar war. Noch um 1550 zeichnete Philipp Apian eine Ansicht der Burg „Ruckenstain“, die keine Ruine zeigt, sondern eine intakte Burg. Die Burg kann demnach erst danach untergegangen sein. Die nächste Nachricht über die Burganlage enthält 1790 das Lexicon von Bayern, das von den „Trümmern eines zerstörten Schlosses“ berichtet.[7] Um 1840 waren nur noch wenige Steine davon zu sehen.[8] Später verschwanden auch diese.

Die Frage, wann und warum die Burg entstand, kann nur hypothetisch beantwortet werden. Verschiedene Umstände sprechen dafür, dass sie im Zeitraum von 1150 bis 1250 zur Sicherung einer Grenze errichtet wurde. Die Gegenpointer, erstmals 1158 in einer Urkunde genannt,[9] erstarkten zur selben Zeit im Zuge des Aufschwungs des bayerischen Salzhandels und der dadurch notwendigen Kontrolle und Sicherung der Salzwege.[10] Sie waren wohl Ministerialen der Grafen von Dachau, deren Ämter nach ihrem Aussterben 1182 die Wittelsbacher übernahmen, die dadurch ihre bayerische Herzogshausmacht wesentlich erweiterten. Standen die Gegenpointer zuvor in gewisser Nähe zu den 1180 entmachteten Welfen, so wurden sie offenbar von den Wittelsbachern als Dienstmannen übernommen.[11] Dadurch grenzte jenseits der Emmeringer Leite das Gebiet der Wittelsbacher an das der Grafen von Andechs an, die damals zu den mächtigsten Geschlechtern im Reich gehörten und Rivalen der Wittelsbacher waren.[12] Wie umstritten der Raum um Roggenstein war, zeigt der Grafschaftswechsel des benachbarten Estings nach 1209, das zu Ministerialen der Wittelsbacher überging.[13] Nach diesen Erwägungen verlor die Burg mit Entmachtung der Andechser im Jahre 1248 ihre strategische Bedeutung und spielte nur noch als untergeordneter Adelssitz eine Rolle. So wird erklärbar, dass die Burg am Rande des Machtbereichs der Gegenpointer Ende des 13. Jahrhunderts als Mitgift vergeben werden konnte.

Name

Der Name Roggenstein, 1317 erstmals als „Rukkenstein“, dann 1361 als „Ruggenstein“ und 1371 als „Ruckenstain“ bezeugt, setzt sich zusammen aus dem Grundwort Stein, das man in mittelalterlicher Zeit in der Bedeutung „Festung, Burg“ gebrauchte und einem Bestimmungswort, das „Rücken“ bedeutet. Roggenstein bedeutet demnach „Burg auf dem Bergrücken“, womit die ausgeprägte Spornlage der Burg zum Ausdruck gebraucht wird.

Kapelle St. Georg

Gut Roggenstein

Der alte Meierhof unterhalb der Burg blieb bis 1803 im Besitz des Klosters Fürstenfeld. Aufgrund der Säkularisation ging der Klosterbesitz dann auf den bayerischen Staat über, der die gesamten Liegenschaften, einschließlich des Meierhofs Roggenstein weit unter Wert für 130.000 Gulden an den nordböhmischen Fabrikanten Ignaz Leitenberger verkaufte, von dem man sich erhoffte, dass er durch den Aufbau einer Kattunmanufaktur den strukturschwachen Raum beleben würde. Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage durch die Missernte von 1816 und die napoleonischen Kriege verkaufte Leitenberger 1817 den Besitz für 240.000 Gulden wieder an den bayerischen Staat zurück.[14] Die Meierei Roggenstein wurde ein Militärfohlenhof, der dem Remontedepot unterstellt war. Im 19. Jahrhundert entstanden sodann die schlichten Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Nach dem Ersten Weltkrieg trat der Wittelsbacher Ausgleichsfond in die Besitzrechte ein. Seit 1943 ist das Gut wieder in Staatsbesitz und dem Institut für Acker- und Pflanzenbau der TU München in Weihenstephan angegliedert. Nach der Jahrtausendwende kam das staatliche Versuchsgut mehrmals in die Schlagzeilen, als einige Anschläge auf Felder mit genmanipulierten Aussaaten verübt wurden.

Erdstall

Im Burghügel befindet sich auch ein Erdstall, der wohl in keinem direkten Zusammenhang mit der hochmittelalterlichen Anlage steht. Seine Gänge wurden um 1840 erstmals dokumentiert und sind heute nicht mehr zugänglich. Die Eingänge sind verschüttet bzw. wurden verschlossen.

Nach alten Beschreibungen ist der Hauptstollen bis zu zwei Meter hoch und läuft von Nord nach Süd etwa 100 Meter quer durch den Berg. Vom Hauptgang zweigen einige, teilweise durch Schlupflöcher erreichbare Seitenarme ab. Das Gangsytem wurde in den festen Sandboden des Moränenzuges gegraben. Die überlieferten Befunde entsprechen vergleichbaren, heute noch zugänglichen Objekten. Typisch ist der wohl aus statitschen Gründen verwendete spitzbogige Querschnitt der Stollen, die in unterschiedlichen Bodentiefen liegen.

Römische Zeit

In der Nähe der Kapelle wurden im 19. Jahrhundert angeblich einige römische Körpergräber entdeckt, die jedoch nicht mehr nachvollziehbar sind, da sie nicht dokumentiert wurden und keine Funde erhalten sind. Am Hang zwischen dem Burgstall und dem Gut sollen zudem einige römische Keramikscherben gefunden worden sein.[15]

Sagen

Der Burgstall Roggenstein ist ein Sagenplatz der drei Frauen, die in deutschen Sagen häufig genannt werden. Es heißt, dass man an Allerseelen (2.11.) Gesang hört und drei jungfräuliche Schwestern herumgehen sieht. Zwei sind weiß und schreiten voran, die dritte ist schwarz und folgt ihnen mit einem schwarzen Hund.[16] In diesem Zusammenhang ist interessant, dass 1524 als Patronin der Kapelle die Hl. Margarethe genannt wird,[17] die als eine der drei bayrischen Madl (Barbara, Margarethe und Katharina) zum religiösen Vorstellungskomplex der drei heiligen Frauen gehört. Ein mittelalterliches Bildnis der drei ist in der Kapelle als Wandfresko fragmentarisch erhalten.

Eine weitere Erzählung handelt davon, dass der Teufel die Kapelle baute. Sie soll aber nicht auf eine Volkssage zurückgehen .[18]

Die unterirdischen Gänge sollen dem Volksglauben nach bis zum Kloster Fürstenfeld gereicht haben.[19]

Einzelnachweise

  1. Hans H. Schmidt, 2002, S. 4-1
  2. Hans H. Schmidt, 2002, S. 4-1
  3. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Eintragung
  4. Wiguläus Hund: Bairisch Stammen-Buch. Band III. Ingolstadt 1588, S. 767 Watt von Geckhenpeunt: „Sie [die Watten von Gegenpoint] haben Rockenstain bei Emering Auch innegehabt, und dauon [davon] ettwan [etwa, etwaig] die Rockenstainer genant worden.“
  5. Infotafel der Gemeinde Emmering auf dem Burgstall.
  6. Siehe die Wörterbücher zur deutschen Sprache von Adelung und Grimm.
  7. Anton von Braunmühl, 1841, S. 397
  8. Anton von Braunmühl, 1841, S. 398
  9. Alois Schmid, 2006, S. 43
  10. Alois Schmid, 2006, S. 40 ff.
  11. Alois Schmid, 2006, S. 40
  12. Hans H. Schmidt, 2002, S. 4-2. Ergänzend zur Landgerichtsgrenze: Dieter Albrecht und Ernst Klebel: Historischer Atlas von Bayern: Altbayern, Reihe I Heft 3: Das Landgericht Starnberg. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1951 (Karte des Landgerichts Starnberg, 18. Jh.?) und Pankraz Fried: Historischer Atlas von Bayern: Altbayern, Reihe I Heft 11-12: Die Landgerichte Dachau und Kranzberg. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1951, S. 27
  13. Alois Schmid, 2006, S. 40
  14. Carl A. Hoffmann: Aspekte des sozialen und wirtschaftlichen Wandels im ländlichen Bereich Altbayerns. Dargestellt am Beispiel des Bezirks Bruck im 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, Nr. 54, 1991, S.435–488, S. 444 f. Online
  15. Hans H. Schmidt (Hrsg.): "Versunkene Burgen" im Fünf-Seen-Land zwischen Ammersee und Isar – Historisch-archäologische Rekonstruktionen Arbeitskreis für Ortsgeschichtsforschung der Würmregion, Gauting 2002, 4-1
  16. Friedrich Panzer: Bayerische Sagen. Beitrag zur deutschen Mythologie. 2 Bde. München 1848 und 1855, Bd. 1, S. 46 = Sage Nr. 57
  17. Martin Deutinger: Die älteren Matrikel des Bistums Freising. München 1850, Bd. 3, S. 319
  18. Günther Kapfhammer: Die Sagen (des Landkreises Fürstenfeldbruck) - Bestandsaufnahme und Bewertung. In: Der Landkreis Fürstenfeldbruck. St. Ottilien 1992, ISBN 3980318907
  19. Jakob Groß: Chronik von Fürstenfeldbruck (bis 1878). Neu herausgegeben von Otto Bauer, im Eigenverlag 1984, S. 45