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Der Maschinenkarabiner ist ein vollautomatischer Schnellfeuerkarabiner, der für das Verschiessen von Mittelpatronen eingerichtet ist.
Geschichte
Bereits 1892 hatten sich der Tscheche Karel Krnka und der Schweizer Friedrich Wilhelm Hebler erfolglos an einem Mehrladegewehr für die Armee versucht, welches mit geringen Abmessungen und geringer Masse sowie einer leichten und kurzen Patrone die damals übliche ballistische Leistung von Gewehrmunition bei gleichzeitig gemindertem Rückstoß bieten sollte.
Von verschiedenen Seiten wurde nach dem ersten Weltkrieg versucht die Maschinenpistole für taktische Zwecke einzusetzen, die jenseits der Leistungswerte von Waffe und Munition lag. Mit einer effektiven Kampfentfernung von 200 m konnte aus Maschinenpistolen verschossene Pistolenmunition im offenen Gelände nicht mit der Leistung von Gewehrpatronen konkurrieren.
Die Grundlage für den Maschinenkarabiner bildete das von Wladimir Grigorjewitsch Fjodorow entwickelte Schnellfeuergewehr Awtomat Fjodorowa, auch „Fjodorow Modell 1916“ genannt. Als erstem war es Fjodorow gelungen eine Waffe mit den Abmessungen und der Masse eines Gewehrs zu entwickeln, die in der Lage war Dauerfeuer zu schießen. Das Gewehr war für die japanische Infanteriepatrone 6,5x50,5 mm Arisaka eingerichtet, deren Mündungsenergie, auf Grund des nur 520 mm langen Laufs, bei 2.300 bis 2.600 Joule lag. Zwischen 1921 und 1924 wurden jedoch insgesamt nur etwa 3.200 Waffen dieses Typs hergestellt.
In Deutschland wurde 1918 in einer Studie der Gewehr-Prüfungskommission zwar statuiert, das die Entwicklung einer Kurzpatrone notwendig wäre, man empörte sich jedoch darüber, das eine solche Patrone die Bestimmungen des Versailler Vertrags verletzen würden. Darüber hinaus lehnte man nicht nur die dadurch notwendige logistische Neuorganisation ab, auch die Tatsache, dass die Waffen dann keine Präsentiergriffe für Paraden mehr hätten, hielt man für eine Ungeheuerlichkeit.
Es wurde jedoch trotzdem ab etwa 1927 von Seiten der Privatwirtschaft mit Kurzpatronen und den dafür ausgelegten Waffen experimentiert. Mit dem von Heinrich Vollmer entwickelten Maschinenkarabiner „Modell 1935“ und der dazugehörigen Patrone „Geco M 35“ gab es dann erste Prototypen in Form eines zuschießenden Gasdruckladers mit verriegeltem Drehzapfenverschluß. Die Waffe wurden in verschiedenen Ausführungen zwischen 1935 und 1939 bei der Heeresversuchsstelle Kummersdorf getestet. Eine Ablehnung erfolgte jedoch vor allem, weil man bereits 1938 von Seiten des Heereswaffenamtes (HWaA) neue Entwicklungen in Auftrag gegeben hatte.
Das Heereswaffenamt forderte eine Waffe, die bei etwa 450 Schuß/min Kadenz Einzel- und Dauerfeuer schießen konnte, in allem Klimazonen bis auf 600 m Distanz einsetzbar und zur Massenfertigung geeignet war. Dazu erging Anfang 1938 ein Auftrag zur Entwicklung einer Kurzpatrone an den Magdeburger Munitionshersteller Polte, und am 18. Mai 1938 der Entwicklungsauftrag für die Waffe an die Firma C. G. Haenel in Suhl. Die Patrone war eine Modifikation der 7,92 mm Mauser mit zuerst auf 35 mm, später auf 33 mm verkürzter Hülse. Die Waffe wurde von Hugo Schmeisser entwickelt, der das Militär überzeugte, das die Waffe zwingend ein Gasdrucklader sein müsse. Die zuerst in Frästechnik gebaute Waffe, wurde von der Firma Merz anschließend in Blächprägetechnik gefertigt. Die Waffe wurde als Maschinenkarabiner (Mkb) 42 H (Haenel) bezeichnet. Bis 1942 standen 50 Testwaffen zur Verfügung.
1940 präsentierte die Firma Carl Watlther eine Weiterentwicklung des aus dem Jahr 1935 stammenden Selbstladegewehrs A115. Diese als Maschinenkarabiner (Mkb) 42 W (Walther) bezeichnete Waffe nahm dann 1942 an einem Vergleichsschießen mit dem Mkb 42 H teil. Das Militär entschied sich beide Waffen in Serie fertigen zu lassen, bis Mitte 1943 wurden jedoch weniger als 10.000 Maschinenkarabiner gefertigt.
Man entschied sich zu dieser Zeit den Entwurf von Hugo Schmeisser durch einige Elemente der Waffe aus dem Hause Carl Walther zu verbessern. Die jetzt zuschießende Waffe wurde von da an als Maschinenpistole MP 43 bezeichnet. Nach einer weiteren Überarbeitung wurde die Bezeichnung in MP 43/1 und später in MP 44 geändert. Ab dem 9. Dezember 1944 wurde die Waffe schließlich als Sturmgewehr Stgw 44 bezeichnet. Hiervon erhoffte sich die Militärführung eine große moralische Wirkung auf die eigenen Truppen und den Gegner.
Der Firma Mauser wurde erst später als der Firma Haenel ein Entwicklungsauftrag erteilt. Das Gerät Mauser 06 H wurde jedoch 1942 vom Militär abgelehnt. Es handelte sich um einen Gasdrucklader mit starr verriegeltem Rollenverschluß, der in der Folge zu zu einem Rückstoßlader mit halbstarren Rollenverschluß weiterentwickelt wurde. Das daraus resultierende Sturmgewehr Stgw 45M wurde jedoch nur in Einzelstücken gefertigt. Erst nach dem 2. Weltkrieg erreichte es mit der 7,62 x 51 mm NATO-Munition als spanisches Modell CETME und Heckler & Koch G3 weltweite Bekanntheit, war in diesen Versionen jedoch kein Maschinenkarabiner für Mittelpatronen mehr.
In den Vereinigten Staaten von Amerika wurde im Juni 1940 ein Wettbewerb für die Entwicklung eines automatischen Gewehrs von maximal 2,5 kg Gewicht und einer Einsatzschußweite bis 300 yd. (etwa 275 m) ausgeschrieben. Nachdem man die Ausschreibung von einem Vollautomaten auf einen Selbstlader geändert hatte, stellten am 1. Mai 1941 neun Firmen ihre Gewehrentwicklungen für die Patrone .30 US Carbine (7,62 x 33 mm) vor. Am 22. Oktober 1941 wurde die von Winchester vorgestellte Waffe als M1 Carbine Ordonnanzwaffe. Ab September 1944 wurde dann das für Dauerfeuer eingerichtete Modell M2 mit einem Kurvenmagazin für 30 Patronen eingeführt und war damit der erste amerikanische Maschinenkarabiner.
In der Sowjetunion stand bereits 1943 die Patrone M43 (7,62 x 39 mm) zur Verfügung. Alexej Iwanowitsch Sudajew entwickelte die Maschinenpistole PPS 1943 für diese Munition weiter. Der Masseverschluß erwies sich jedoch als für stärkere Patronen nicht geeignet, und man entwickelte einen Gasdrucklader. Die Waffe wurde Mitt 1944 erprobt, 1945 aber nach einer Truppenerprobung abgelehnt.
Vorteile gegenüber anderen Schusswaffen
Im Idealfall kombinieren Maschinenkarabiner die Vorteile verschiedener Waffentypen so, dass man in militärischen Einheiten auf eine Mischung aus Maschinenpistole, Infanteriegewehr und leichtem Maschinengewehr verzichten kann, da der Maschinenkarabiner deren Aufgaben übernimmt.
Die Waffe erreicht zwar nicht die hohe Reichweite eines üblichen Gewehrs oder Maschinengewehrs, übertrifft aber die effektive Kampfentfernung einer Maschinenpistole. Die Geschossenergie reicht dabei aus um auf die seit dem 2. Weltkrieg üblichen Kampfentfernungen tödlich zu wirken.
Die Feuerdichte ist bei Dauerfeuer ebenso hoch wie bei Maschinenpistolen und Maschinengewehren, dabei ist der Rückstoß durch die Ladung der Mittelpatrone jedoch moderat und die Waffe bleibt für den Schützen, auch in der Bewegung, beherrschbar.
Die Waffe ist leichter und kürzer als ein Infanteriegewehr, und durch die leichte Mittelpatrone kann der Schütze mehr Munition mitführen.
Im 2. Weltkrieg herrschte in der Logistik das Problem, das man unterschiedliche Munition für Maschinenpistole, Gewehr und Maschinengewehr zur Verfügung stellen mußte. War in der Infanteriegruppe eine Munitionssorte aufgebraucht, waren die Soldaten mit dafür ausgelegten Waffen nicht mehr so nutzbringend einzusetzen. Die Logistik und auch die Umverteilung von Munition während eines Kampfes hat sich dadurch erheblich erleichtert.
Bei modernen Maschinenkarabinern haben die Hersteller auch sogenannte Waffenfamilien gebildet. Hierbei gibt es Varianten als Maschinenpistole, Sturmgewehr und leichtes Maschinengewehr, welche die gleiche Munition verschiessen, sich jedoch ansonsten vornehmlich in der Lauflänge unterscheiden. Bekanntestes Beispiel ist die Waffenfamilie des AK-74. Ausbildung und Logistik sind dadurch auch bei diesen Waffen stark vereinfacht.
Merkmale
- Die Waffen sind für Kurzpatronen/Mittelpatronen (Hülsenlängen zwischen 30 mm und 50 mm) eingericht.[Anmerkung 1] Die Mündungsenergie dieser Patronen liegt in der Regel zwischen 1.300 Joule und 2.000 Joule.[Anmerkung 2]
- Bei den Waffen handelt es sich um Vollautomaten, die meist auch Einzelfeuer, in einigen Fällen auch zahlenmäßig begrenzte Feuerstöße abgeben können.
- es handelt sich um aufschießende Waffen, wobei es sowohl Rückstoßlader als auch Gasdrucklader gibt.
- Die Waffen verfügen über einen Pistolengriff, oft in Verbindung mit einer faltbaren oder einschiebbaren Schulterstütze statt eines feststehenden Kolbens.
- Munition wird durch ein herausstehendes und auswechselbares Magazin mit einer Kapazität von meist 20 bis 30 Patronen zugeführt. Für manche Waffen gibt es zudem Magazine mit bis zu 150 Patronen Kapazität.
- Die Waffen haben einen teilweise freiliegenden Lauf, oder aber die Laufschäftung verfügt über Ventilationsöffnungen. Bei einigen Waffenmodellen ist zudem ein zweiter Pistolengriff am Lauf angebracht.
- Der Lauf verfügt über Mündungsfeuerdämpfer, Kompensator und/oder die Möglichkeit Schalldämpfer oder Abschußbecher für Gewehrgranaten aufzusetzen
Nutzung
Handfeuerwaffen dieser Gattung werden hauptsächlich bei Streitkräften eingesetzt, teilweise jedoch auch bei Exekutivorganen wie der Polizei. In den meisten Ländern ist der Besitz für Privatpersonen generell verboten.
Literatur
- Peter R. Senich: Deutsche Sturmgewehre bis 1945. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-613-01866-7
- Ian V. Hogg, John Weeks: Military Small Arms of the 20th Century. Expanded, updated illustrated Encyclopedia of the World's small Caliber Firearms. 7th edition. Krause Publications, Iola WI 2000, ISBN 0-87341-824-7.
Einzelnachweise
Anmerkung
- ↑ In der Literatur wird selten zwischen Kurzpatrone und Mittelpatrone unterschieden. Wo dieses geschieht, umfaßt die Kurzpatrone alle Hülsenlängen unter 40 mm, die Mittelpatrone die Hülsenlängen von 40 mm bis 50 mm.
- ↑ Die Muntion für Maschinenpistolen erreicht Werte bis zu max. 1.000 Joule (10 mm Auto etwa 800 Joule), wohingegen "vollwertige" militärische Gewehrmunition bei etwa 2.500 Joule anfängt (7,62 x 51 mm NATO ab 2.800 Joule, .303 British 3.100 Joule)