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Evas Arche ist ein Kommunikations-, Informations- und Beratungszentrum, in dem Frauen unterschiedlicher sozialer und nationaler Herkunft, Konfession und Bildung einander gleichberechtigt begegnen und sich miteinander austauschen.[1]. Es ist das einzige ökumenische Frauenzentrum Deutschlands und hat seinen Sitz in Berlin.[2]

Name

Der Name hat einen biblischen Bezug. Eva ist nach der Bibel die erste Frau und Mutter alles Lebendigen, durch sie soll das Leben weitergegeben werden. Die Arche, in der biblischen Überlieferung die Arche Noah, ist ein Schutzraum vor der Sintflut. Evas Arche versteht sich als Schutzraum, in dem sich Frauen entfalten können, um sich in der Gesellschaft bewegen und engagieren zu können.[3]

Geschichte

Gründungszeit

Evas Arche ist in ihrer Entstehung ein Produkt der unmittelbaren Wendezeit.[3] Bereits in den 1980er Jahren fanden sich in Ostberlin Frauen zusammen, die einen Ort für Frauen schaffen wollten.[4] In der Anfangszeit war Evas Arche als Begegnungs- und Verständigungsort von Frauen aus Ost und West wichtig, in den späteren Jahren spielte die Herkunft der Frauen nur noch gelegentlich eine Rolle.[3]

Sie warben in der evangelischen Frauen- und Familienarbeit für ihr Projekt, fanden jedoch nur „offene Ohren, aber weder Räume noch Geld“ Durch die Wende ergab sich eine neue Situation. Viele Frauen im Ostteil der Stadt verloren ihre Arbeit, sahen sich mit sozialer Unsicherheit und einem anderen Frauenbild konfrontiert. 1989 bildete sich ein Initiativkreis, der eine Konzeption für ein Frauenzentrum entwickelte. 1990 wurde ein Freundinnenkreis gegründet, der im Januar 1991 dem Projekt den Namen „Evas Arche“ gab. Im April 1991 eröffnete Evas Arche eine Teestube im Frauenzentrum Brunnhilde e.V. in der Rheinsberger Straße. Der Leitungskreis, der den Initiativkreis abgelöst hatte, beschloss im Juli 1991, einen Verein zu gründen, unabhängig von kirchlichen Strukturen und ökumenisch ausgerichtet. Am 12. November 1991 wurde der Verein aus der Taufe gehoben. Eine katholische Frauengruppe aus West-Berlin, die ebenfalls ein christliches Frauenzentrum gründen wollte, schloss sich den Frauen in Berlin-Mitte an. Offiziell eröffnet wurde das Ökumenische Frauenzentrum Evas Arche am 6. Mai 1992, als die von der Sophiengemeinde gemieteten Räume (Große Hamburger Straße 30) eingerichtet und erste Finanzierungen gesichert waren.

Leitbild

Evas Arche engagiert sich für den interkulturellen und interreligiösen Dialog und bietet Frauen in sozialen Notlagen und bei Lebenskrisen Beratung und Unterstützung an.[5] Frauen und Männer werden als Gottes Ebenbild verstanden und sollen in jeder Hinsicht gleichgestellt sein. Andersdenkenden und -lebenden wird Toleranz, Akzeptanz, Interesse und Respekt entgegengebracht. Frauen begegnen sich „mit gegenseitigem Respekt, unabhängig von ihren sozialen, nationalen, religiösen oder kulturellen Hintergründen.“[6]

Weitere Entwicklung

Die Angebote wurden stetig erweitert, sowohl die Beratungen als auch die Termine für Austausch und Begegnung, die Bildungs- sowie die theologischen Veranstaltungen. Manche Formate existieren seit dem Bestehen von Evas Arche, beispielsweise die monatliche Frauenliturgie oder das Mittwochsfrühstück,[3] aber es gab auch Veränderungen: Der Bereich Körperarbeit wurde bald von zahlreichen anderen Institutionen angeboten und spielte dann in Evas Arche keine große Rolle mehr; die Frauenwanderungen aber blieben Teil des Programms.[3] Die Zahl der Treffen von Selbsthilfegruppen in Evas Arche hat abgenommen. Ein über viele Jahre durchgeführtes Projekt, in dessen Rahmen langzeitarbeitslose Frauen bei Evas Arche für eine bestimmte Zeit eine Anstellung bekamen und Seniorinnen bzw. Kinder alleinerziehender Frauen begleiteten, musste eingestellt werden. Mit Mobilé-Mobilsein mit unserer Hilfe wurde ein Nachfolgeprojekt gegründet, das auf ehrenamtlicher Basis arbeitet. Ein neuer Schwerpunkt wurde durch Unternehmerinnen geschaffen, denen sich Evas Arche seit 2012 als Vernetzungsort zur Verfügung stellt.[3]

Arbeitsbereiche und Projekte

Evas Arche versteht sich als Treffpunkt für unterschiedliche Frauen aus allen Teilen Berlins. In der Regel bietet Evas Arche die Veranstaltungen für Frauen an. Gelegentlich gibt es auch Angebote für Männer und Frauen, zum Beispiel in Kooperation mit der evangelischen Familienbildung im Kirchenkreis Stadtmitte eine Veranstaltungsreihe Familiensalon, wo es um Erziehungsfragen geht.[3]

Arbeitsbereiche

In Evas Arche erfahren Frauen durch Einzelberatungs-, offene Gruppen-, Gesprächs- sowie Betreuungsangebote psychosoziale Stabilisierung, Begleitung und Unterstützung.[7]

Bereich Soziales

Evas Arche unterstützt Frauen mit kostenfreien professionellen Beratungen, deren Inhalte vertraulich behandelt werden. Soziale Beratungen, etwa zu Leistungen gemäß SGB II und SGB XII, Grundsicherung, Hilfen für Alleinerziehende, Kinderzuschlag, Kindergeld, Unterhalt, Leistungen der Jugendämter und Wohngeld werden von einer Sozialpädagogin durchgeführt.[8] Auch eine psychosoziale punktuelle Unterstützung für Frauen in verschiedenen Lebensphasen wird von einer Sozialpädagogin angeboten. Für Fragen rund um das Familienrecht steht eine Fachanwältin für Familienrecht zur Verfügung.[8]

Bereich Bildung und Kultur

Das Bildungsangebot von Evas Arche ist durch eine große Vielfalt an Frauenthemen gekennzeichnet, z.B. aus den Bereichen Geschichte, Gesundheit, Beruf oder Religion. An Informationsabenden werden Frauen aus unterschiedlichen Epochen und Bereichen vorgestellt. Zu Erziehungsthemen werden Workshops veranstaltet, die von einer Sozialpädagogin geleitet werden.[9] Außerdem finden Ausstellungen statt, die die Werke von bisher unbekannten Künstlerinnen zeigen.

Bereich Theologie

Den ökumenischen Schwerpunkt von Evas Arche bilden Frauenandachten und Bibelarbeiten. Einmal im Monat wird eine Frauenliturgie mit einer gendergerechten Sprache gefeiert: Gott wird darin auch mit weiblichen Bezeichnungen angesprochen, also nicht nur als Vater, Herr und Richter, sondern genauso auch als Mutter, als die Lebendige oder als die Ewige.[3] Evas Arche ist Mitveranstalterin der in Berlin zweimal jährlich stattfindenden Ökumenischen Frauengottesdienste.

Projekte

Die einzelnen Projekte sind für Frauen konzipiert, die spezifische Unterstützung brauchen. So bot Evas Arche im Rahmen des Projekts Tandem einen Begleitservice für sehbehinderte oder blinde Berlin-Besucherinnen an.[10] Alleinerziehende Mütter werden mit Beratungs- und Coaching-Angeboten unterstützt, es gibt auch Veranstaltungen mit Kinderbetreuung.[11] Seit 2005 führt Evas Arche das interkulturelle Frauenprojekt JADWIGA durch, das Begegnungen und Erfahrungsaustausch von polnischen und deutschen Frauen fördert und Deutschkurse für Polinnen anbietet.[12] Im Rahmen des Projekts Mobilé – Mobilsein mit unserer Hilfe werden seit 2013 Frauen mit Demenz oder psychischen Erkrankungen und Seniorinnen mit Pflegestufe 1 – 3 regelmäßig von geschulten Ehrenamtlichen besucht.[13][14] Im Juni 2016 übernahm Evas Arche das Projekt Welcome-Baby-Bags von einer Gruppe junger Mütter, die sich ehrenamtlich für Geflüchtete engagieren wollten. In dessen Rahmen erhalten schwangere Geflüchtete, auch illegale Flüchtlinge oder Geduldete, eine Tasche mit einer Baby-Erstausstattung.[15]

Auszeichnungen

2014 erhielt Evas Arche den Ökumenepreis des Ökumenischen Rats Berlin-Brandenburg (ÖRBB).[16] Der ÖRBB würdigte damit die engagierte solidarische Arbeit von Frauen für Frauen. In der Begründung hieß es, Evas Arche sei „ein Raum, der Frauen angstfreie Begegnungen ermöglich[e], Hilfe [vermittle], Bildungsangebote zur Verfügung stell[e] und spirituelle Quellen erschließ[e], und das alles auf profilierter ökumenischer Basis.“[17]

Finanzierung

Die Angebote von Evas Arche sind meist kostenfrei. Seit 1992 werden sie vom gleichnamigen Verein getragen[18] und stehen zudem in der Trägerschaft beider großer christlichen Kirchen.[19]

Finanziert wird die Arbeit von Evas Arche durch befristete öffentliche Zuwendungen, Stiftungsgelder, freie Kollekten, Vereinsbeiträge und Spenden.[20] [21] Die gesamte theologische Arbeit und auch ein Teil der Mutter-Kind-Angebote werden beispielsweise ausschließlich aus Spendengeldern bezahlt.[20] Darüber hinaus lebt Evas Arche vom Engagement Ehrenamtlicher.[21][20]

Die Abhängigkeit von öffentlichen Geldern hat die Existenz von Evas Arche in der Vergangenheit massiv bedroht. 2007 beschloss das Bezirksamt von Berlin-Mitte, die Unterstützung für das Frauenzentrum in der Trägerschaft beider großer christlichen Kirchen mit Beginn des Jahres 2008 einzustellen.[19] Nach Angaben der damaligen Geschäftsführerin von Evas Arche, Petra Ziep, machte die Finanzierung des Bezirks rund zwei Drittel der gesamten öffentlichen Mittel der Einrichtung aus.[19] Ohne diese Fördersumme hätten fünf Mitarbeiterinnen entlassen werden müssen, und ein ABM-Projekt mit 14 Stellen hätte nicht mehr weitergeführt werden können.[19] Der Diözesan-Caritasdirektor Franz-Heinrich Fischler forderte den Bezirk auf, seine Entscheidung zu überdenken.[19]

Im Haushaltsplan für die Jahre 2014 und 2015 beschloss der Berliner Senat, für weitere vier Jahre die Gehälter von drei Frauen auf zwei Stellen in den Bereichen Finanzmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung zu übernehmen.[22]

Veröffentlichungen

  • Fünf Jahre Ökumenisches Frauenzentrum Evas Arche e.V.
  • Spurensuche. Zehn Jahre Ökumenisches Frauenzentrum Evas Arche, Berlin 2002 Broschüre
  • „Bis hier hin und viel weiter“. 20 Jahre Ökumenisches Frauenzentrum Evas Arche e.V., Berlin 2012 In diese Broschüre wurde auch eine Chronik 1992 - 2012 gelegt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ökumenisches Frauenzentrum Evas Arche e.V. — Tacheles Adressdatenbank. In: my-sozialberatung.de. Abgerufen am 18. März 2022.
  2. www.demokratie-spiegel.de, www.medienmodul.de: Evas Arche. Ökumenisches Frauenzentrum in Berlin. In: demokratie-spiegel.de. 18. März 2022, abgerufen am 18. Oktober 2016.
  3. a b c d e f g h Anne Borucki-Voß im Gespräch mit Kirsten Dietrich: Frauenzentrum - "Gott hat kein Geschlecht" (Archiv). In: deutschlandradiokultur.de. 25. Januar 2014, abgerufen am 18. März 2022.
  4. Ökumenisches Zentrum "Evas Arche" wird 25 Jahre alt | domradio.de. Abgerufen am 18. März 2022.
  5. Evas Arche (Memento vom 18. Oktober 2016 im Internet Archive)
  6. Imageflyer von Evas Arche. Abgerufen am 18. März 2022.
  7. Ökumenischer Gottesdienst und Fest – 25 Jahre Evas Arche. Abgerufen am 18. März 2022.
  8. a b Frauenzentrum Evas Arche. In: kkbs.de. 21. August 2016, abgerufen am 18. März 2022.
  9. Berliner Wochenblatt Verlag: Eltern-Workshop in Evas Arche zur Pubertät. In: berliner-woche.de. 26. Mai 2016, abgerufen am 18. März 2022.
  10. Alternative Begleitdienste (Memento vom 14. Februar 2017 im Internet Archive)
  11. Antje Remke: 2017 im Interwiew mit Monika Herrmann. 21. März 2017 (denken-neu-lenken.de [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  12. Ökumenisches Frauenzentrum Evas Arche e.V. – Interkulturelles Frauenprojekt JADWIGA. In: evas-arche.de. Abgerufen am 20. Oktober 2016.
  13. Ökumenisches Frauenzentrum Evas Arche e.V. In: diakonie-portal.de. 4. Juni 2015, abgerufen am 18. Oktober 2016.
  14. Berliner Wochenblatt Verlag GmbH: Evas Arche betreut psychisch erkrankte Frauen. In: berliner-woche.de. (berliner-woche.de [abgerufen am 25. September 2017]).
  15. "Welcome-Baby-Bags" unterstützt schwangere Flüchtlingsfrauen – domradio.de. In: domradio.de. 18. August 2016, abgerufen am 19. Oktober 2016.
  16. Ökumenepreis – Ökumenischer Rat Berlin Brandenburg (ÖRBB). In: oerbb.de. Abgerufen am 2. Oktober 2016.
  17. Bundestagspräsident predigt bei Gottesdienst zur Gebetswoche. In: oekumene-ack.de. 21. Januar 2014, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  18. Ökumenisches Frauenzentrum Evas Arche e.V. | Über uns. In: evas-arche.de. Abgerufen am 21. September 2016.
  19. a b c d e Details. In: caritas-berlin.de. 26. Juni 2015, abgerufen am 18. Oktober 2016.
  20. a b c Ökumenisches Frauenzentrum Evas Arche e.V. – Finanzierung/Spenden. In: evas-arche.de. Abgerufen am 20. Oktober 2016.
  21. a b Ökumenisches Frauenzentrum Evas Arche e.V. In: betterplace.org. Abgerufen am 18. Oktober 2016.
  22. Vorgang aus den Ausschüssen (25.09.2013): Zielgruppenorientierte Lohnkostenzuschüsse für Maßnahmen der Arbeitsförderung, (PDF-Datei)

Koordinaten: 52° 31′ 30,4″ N, 13° 23′ 57,8″ O