Benutzer:Wutzofant/Baustellen/Bulgarische Grammatik

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Das Bulgarische weicht insbesondere in seiner Grammatik teilweise deutlich von anderen slawischen Sprachen ab. Gleichzeitig weist die bulgarische Grammatik etliche Charakteristika auf, wie sie für Sprachen des Balkan-Sprachbundes typisch sind.

Übersicht: Syntaktische Besonderheiten im Vergleich zum Deutschen

Zur Übersicht werden in diesem Abschnitt zunächst die augenfälligsten bzw. wichtigsten Unterschiede zum Deutschen und zu einigen anderen Sprachen kurz aufgelistet:

  • Das Bulgarische verwendet sogenannte postponierte Artikel. Das bedeutet, dass der Artikel kein eigenes Wort vor dem entsprechenden Substantiv/Nominalwort ist, sondern stattdessen an dieses angehängt wird.
  • Das Bulgarische verfügt über mehr Zeitformen (plus eine Vergangenheitsform sowie zwei Mischformen aus Vergangenheit und Futur) als das Deutsche. Zusätzlich erlauben weitere Modi (z. B. Renarrativ) sowie die sogenannten Verbalaspekte eine weitere Präzisierung, wodurch das bulgarische Verb eine große Ausdruckskraft und sehr nuancierte Aussagen erlaubt.
  • Im Gegensatz zu fast allen anderen slawischen Sprachen hat das Bulgarische nur noch ein sehr rudimentäres Kasussystem. Dieses umfasst die Fälle Nominativ, Dativ, Akkusativ sowie den Vokativ, welcher im Deutschen nicht existiert. Die Fälle sind jedoch nur in wenigen Kontexten erkennbar (hauptsächlich bei den Pronomina, den Formen des maskulinen Artikels, sowie beim Vokativ).
  • Reflexive Verben werden teilweise anders (in gewisser Weise passivisch) verwendet. Die bei reflexiven Verben verwendeten Reflexivpronomen haben, im Gegensatz zum Deutschen, von den Personalpronomen deutlich abweichende Formen.
  • Es existiert kein Infinitiv. An seine Stelle tritt häufig die erste Person Singular Präsens Aktiv.

Substantive und Artikel

Kasūs

Auffällig gegenüber anderen slawischen Sprachen ist der nahezu vollständige Wegfall des Kasussystems. Es gibt nur vier Fälle (Nominativ, Dativ, Akkusativ, Vokativ). Man unterscheidet Singular und Plural; bei sehr wenigen Worten kann auch eine spezielle Form des Plurals, die sog. Zählform vorkommen, welche auf dem alten indogermanischen Dual basiert.

Substantive werden bis auf die Unterscheidung zwischen Singular und Plural erstaunlicherweise nicht dekliniert (gebeugt), mit Ausnahme des Vokativs sowie beim Gebrauch von #Artikeln im Zusammenhang mit männlichen Substantiven.

Grammatikalisches Geschlecht

Bei Substantiven und den damit verbundenen Wortarten (Artikel, Adjektive) werden wie auch im Deutschen drei grammatikalische Geschlechter unterschieden: männlich (Maskulina), weiblich (Feminina) und sächlich (Neutra). Das Geschlecht eines Substantivs wird wie in vielen anderen indogermanischen Sprachen anhand seiner Endung in der Grundform, also im Nominativ Singular bestimmt. Man sieht deutliche Ähnlichkeiten zum Russischen, aber auch zum Lateinischen:

  • Wörter auf und sind i.d.R. grammatikalisch feminin; Beispiel: врата (Tür), стая (Zimmer)
  • Wörter auf und sind i.d.R. grammatikalisch neutral; Beispiel: момиче (Mädchen), колело (Fahrrad)
  • Wörter auf und Wörter, die auf einen Konsonanten enden sind i.d.R. grammatikalisch maskulin; Beipiel: стол (Stuhl), чай (Tee)
  • Es gibt natürlich etliche Ausnahmen von dieser einfachen Regel.

Bei der Bestimmung des grammatikalischen Geschlechtes ist zu beachten, dass sich durch das Anhängen eines Artikels bzw. einer Pluralendung oder durch den Gebrauch des Vokativs die Endung eines Wortes ändern kann.

Pluralbildung

Die meisten maskulinen -i -ove -ovzi -e

generell: stummes e, stummes y weg generell: konsonantenwechsel k-ts, g-z, h-s

Dual (Zählform): nicht Vielzahl, sondern exakte Anzahl. Nicht bei allen Maskulina.

feminina: -i

neutra: -a/ja. -eta/-ta

Vokativ

Der Vokativ ist die Anredeform; d.h., er wird verwendet, sobald man eine Person anspricht. Er wird gebildet, indem man an das Wort, welches den Adressaten bezeichnet (z. B. Name oder Verwandtschaftsbezeichnung) ein Suffix anhängt bzw. die Endung ändert.

Verwendung

Der Vokativ findet Verwendung nicht nur bei der Ansprache von Personen mit ihrem Namen, sondern auch bei qualitativen Anreden (z. B. Здравей, Мамо – „Hallo Mama“).

Achtung: Bei der Anrede weiblicher Personen darf der Vokativ ausschließlich für beschreibende Bezeichnungen verwendet werden (Beispiel: eben erwähntes Здравей, мамо). Auf weibliche Namen sollte der Vokativ hingegen keinesfalls angewendet werden, da dies als extrem grob und sehr unhöflich angesehen wird. Beispiel: Здравей, Даниела („Hallo Daniela“), aber niemals Здравей, Даниело! (ehrverletzend!).

Auch in Verbindung mit männlichen Vornamen ist bei der Verwendung des Vokativs Vorsicht geboten; er zeigt nämlich eine gewisse, fast schon intime Nähe des Sprechers zum Angesprochenen an. Im Zweifelsfall sollte man als Nicht-Muttersprachler lieber auf den Gebrauch des Vokativs verzichten und stattdessen die Grundform des Namens wählen.

Maskulina

Maskulina bilden je nach ihrer Endung den Vokativ auf verschiedene Arten.

  • Vokativ auf -о, wenn das Wort auf einen der folgenden Konsonanten endet: ж, к, х, ч, ш, ц. Ein Ъ ist ggf. weglassen.
  • Vokativ auf -е, wenn das Wort auf einen anderen Konsonanten endet.
  • Vokativ auf -ю, wenn das Wort auf -й, -ар, -тел endet, oder wenn es im Altbulgarischen auf einen palatalen Konsonanten, also auf -ь, geendet hat.

Feminina

Feminina enden im Nominativ normalerweise auf -a; dieses а wird bei der Bildung des Vokativs durch einen anderen Laut ersetzt:

  • In den meisten Fällen enden Feminina auf .
  • Einige bilden den Vokativ jedoch auf , und zwar dann, wenn sie im Nominativ auf -ка oder -ица enden.

Bei der Verwendung des Vokativs ist jedoch unbedingt der obige Warnhinweis zu beachten.

Neutra

Für Neutra existiert kein Vokativ.

Artikel

Eine weitere Besonderheit der bulgarischen Sprache ist der Gebrauch von postponierten Artikeln; das heißt: die bestimmten Artikel werden an das Substantiv (bzw. an das erste Adjektiv oder Pronomen einer zusammengehörenden Nominalgruppe) angehängt. Bei Maskulina existieren im Singular darüberhinaus zwei verschiedene Artikelformen, welche erkennen lassen, ob das Substantiv bzw. die Nominalgruppe im Nominativ (Langform des Artikels) oder in einem Objektkasus steht (Kurzform).

Der Artikel wird im Bulgarischen meist genauso verwendet wie im Deutschen. Es gibt allerdings auch Unterschiede in der Verwendung; so sagt man beispielsweise normalerweise nicht моя книга („mein Buch“), sondern моята книга („das mein Buch“).

Kein unbestimmter Artikel

Ein unbestimmter Artikel im eigentlichen Sinne existiert nicht; es ist allerdings gängige Praxis, das Wort für „1“ (je nach Geschlecht един/една/едно) an vielen Stellen zu verwenden, wo man auch im Deutschen einen unbestimmten Artikel setzen würde.

Maskulina im Singular

Der Singular-Artikel für Maskulina lautet im Normalfall -ът in der Langform und in der Kurzform (Schreibweise ; Aussprache jedoch abweichend von Schreibweise: /-ъ/!). Beispiel:

  • град (Stadt)
  • градът (die Stadt; Nominativ)
  • в града (in der Stadt; Dativ oder Akkusativ)

Je nach Endung bilden bestimmte Maskulina den Artikel im Singular auf -ят (Langform) bzw. auf (Kurzform; Aussprache jedoch abweichend von Schreibweise: /-йъ/ bzw. /-ьъ/!). Hierunter fallen die Maskulina mit folgenden Endungen:

  • -ар
  • -тел
  • diejenigen Substantive, welche im Altbulgarischen auf einen palatalen Konsonanten endeten. Ein guter Indikator hierfür ist, wenn das entsprechende (gleich oder ähnlich klingende) russische Wort auf endet.

Feminina im Singular

Alle Feminina bilden den Artikel im Singular auf -та. Es wird nicht zwischen einer Lang- oder Kurzform unterschieden. Beispiel:

  • врата (Tür)
  • вратата (die Tür)
  • след вратата (hinter der Tür)

Neutra im Singular

Alle Neutra bilden den Artikel im Singular auf -то. Dies ist unabhängig davon, ob sie auf -е oder auf -о enden. Auch bei den Neutra wird nicht zwischen einer Lang- oder Kurzform unterschieden. Beispiel auf :

  • колело (Fahrrad)
  • колелото (das Fahrrad)

Beispiel auf :

  • момиче (Mädchen)
  • момичето (das Mädchen)

Plural

Alle Nomina bilden im Plural den Artikel auf -те oder auf -та. Dies erfolgt unabhängig von ihrem Geschlecht, sondern ist nur abhängig von der Endung des Substantives, so dass eine vage Form von Vokalharmonie entsteht:

  • та nach Endung -/a/, z.B. братя→братята
  • те nach anderer Endung, z.B. ножовеножовете (die Messer)

Verben

Das Bulgarische verfügt über seine sehr große Formen- und Kategorienvielfalt bei den Verben, was die Sprache in dieser Hinsicht sehr ausdrucksstark und nuanciert macht. Neben vielen Zeitformen (z.B. Präsens, Perfekt, Futur usw.), vielen Modi (z.B. Indikativ, Imperativ usw.) und dem Genus Verbi (Aktiv und Passiv) existiert zusätzlich auch noch die insbesondere für slawische Sprachen typische grammatikalische Kategorie des Verbalaspekts.

Zeitformen (Tempora)

Im Gegensatz zum Deutschen mit seinen sechs Zeitformen (bei denen zudem in der gesprochenen Sprache das Perfekt und das Präteritum häufig zusammenfallen) verfügt das Bulgarische über deren zehn. Bis auf das selten benutzte Futurum exactum präteriti treten alle Tempora auf, insbesondere auch in der gesprochenen Sprache. In Kombination mit den beiden Verbalaspekten ergeben sich sogar fast doppelt so viele Zeitformen.

  • Das Präsens ist, wie auch im Deutschen, die Form für die Gegenwart, kann aber auch in bestimmten Fällen vergangene Handlungen (historisches Präsens) verwendet werden. Zwar kann es auch für zukünftige Handlungen verwendet werden; im Bulgarischen wird jedoch – im Gegensatz zum Deutschen – hier üblicherweise das Futur verwendet.
  • Der Aorist ist die vermutlich am häufigsten verwendete Vergangenheitsform. Erzählvergangenheit
  • Das Perfekt wird verwendet, um eine abgeschlossene Handlung zu beschreiben, welche für die Gegenwart von Bedeutung ist. Beispiel: Ти си ми дала двa цента по-малко „Du hast mir 2 Cent zuwenig gegeben.“
  • Das Imperfekt wird häufig verwendet, um Begleitumstände in der Vergangenheit zu beschreiben, welche zum Zeitpunkt der Betrachtung noch andauerten.
  • Plusquamperfekt
  • Futur
  • Futurum exaktum
  • Futurum präteriti
  • Selten: Futurum exactum präteriti

Aspekte

Wie andere slawischen Sprachen verfügt auch das Bulgarische über die sogenannten Verbalaspekte. Sie drücken aus, ob eine Tätigkeit wiederholend,

Perfektiver und imperfektiver Aspekt werden normalerweise über Verbpaare (teilweise auch Tripel) gebildet. чета прочета прочитам

Modi

Imperativ, kein Infinitiv, Indikativ, Konditional (entspricht ungefähr dem deutschen Konjunktiv), Renarrativ, Konklusiv, dubitativer Renarrativ

Genus Verbi

Aktiv Passiv

Partizipien

ohgott, tausende

Pronomen

Tausende

Personalpronomen

Reflexivpronomen

Im Gegensatz zum Deutschen sind im Bulgarischen die Reflexivpronomen klar abgegrenzt von den Personalpronomen.

Possessivpronomen

Interrogativpronomen

Relativpronomen

Negativpronomen

Generalisierende Pronomen

Indefinitpronomen

Demonstrativpronomen

Adjektive

Präpositionen

Es gibt im Bulgarischen viele Präpositionen. Oft hat eine bulgarische Präposition im Deutschen nur eine teilweise Entsprechung bzw. je nach Kontext mehrere mögliche Übersetzungen, und umgekehrt. Einige Beispiele: над 1. ~ някого/нещо: über jemandem oder etwas, oberhalb von jemendem oder etwas

Numerale

Kardinalzahlen

Die folgende Tabelle gibt die bulgarischen Kardinalzahlen von 0 bis 10 wieder:

0 нула
1 един (maskulinum); auch една (femininum) und едно (neutrum)
2 два / две
3 три
4 четири
5 пет
6 шест
7 седем
8 осем
9 девет
10 десет

Ordinalzahlen

erster, erste, erstes първи, първа, първо
zweiter, zweite, zweites втори, втора, второ
dritter, dritte, drittes трети, трета, трето
vierter, vierte, viertes четвърти, четвърта, четвърто