Benutzer Diskussion:JARU/Asperger Syndrom

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Das Asperger-Syndrom (AS) ist eine leichte Form des Autismus, die früher auch autistische Psychopathie genannt wurde. Medizinisch gehört es in den Bereich der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen (engl. pervasive development disorder) und ist ein Zustand innerhalb des Autismusspektrums. Benannt ist das Asperger-Syndrom nach dem Wiener Kinderarzt Hans Asperger, der das Syndrom 1944 als Erster beschrieb.

Formen von Autismus

Im deutschsprachigen Raum sind drei Diagnosearten des Autismus gebräuchlich:

  • Der frühkindliche Autismus, der sich später möglicherweise zum Kanner-Syndrom; auffälligstes Merkmal neben den Verhaltensabweichungen: aufgrund des frühzeitigen Auftretens eine stark eingeschränkte Sprachentwicklung; motorische Beeinträchtigungen nur bei weiteren Behinderungen; häufig geistig behindert manifestiert
  • Asperger-Syndrom mit vor allem einer vom Zeitpunkt her altersgerechten Sprachentwicklung (nach der ICD-10 und des DSM-IV ein Kriterium zur Diagnose, wohingegen nach Gillberg & Gillberg eine verzögerte Sprachentwicklung ein mögliches Diagnosekriterium darstellt) und einem unter formalen Gesichtspunkten korrekten Sprachgebrauch. Dagegen ist man häufig motorisch ungeschickt.
  • High Functioning Autism kategorisiert vor allem der englischsprachige Raum bei einer Symptomatik des frühkindlichen Autismus mit normalem Intelligenzniveau. (Gelegentlich auch als Synonym zum Asperger Syndrom.) Grund ist die Tatsache, dass der Übergang fließend ist.
  • Atypischer Autismus erfüllt nicht alle Diagnosekriterien oder zeigt sich erst nach dem dritten Lebensjahr.


Zu dem Formenkreis der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen nach Einteilung des Diagnosemanuals ICD-10 zählen neben der autistischen Störung im engeren Sinne auch das

  • Rett-Syndrom und das Heller-Syndrom (Desintegrative Psychose des Kindesalters), die eine ähnliche Symptomatik aufweisen, sich aber im Verlauf von Autismus unterscheiden. Beim Rett-Syndrom ist heute außerdem eine hierfür typische genetische Veränderung nachweisbar.

Neben kategorialen Unterteilungen des Autismus in verschiedene, deutlich von einander abzugrenzende Arten gibt es das

  • autistisches Spektrum bzw. Autismusspektrumstörung (ASS) ist ein Konzept eines fließenden Überganges zwischen den verschiedenen Formen, insbesondere im englischsprachigen Raum zunehmende Sicht eines solchen Kontinuums verschiedener Ausprägungen. (Vertreten u.a. von Tony Attwood, der mit Übergängen in Einzelfällen begründet. Es gibt z.B. Autisten, auf die die Diagnosekriterien des Asperger-Syndroms zutreffen, deren Auffälligkeiten in früher Kindheit jedoch der Diagnose des Kanner-Syndroms entsprachen. Zudem ist zweifelhaft, inwieweit eine auf theoretischen Intelligenzmodellen basierende IQ-Messung oder eine willkürlich festgelegte Altersgrenze für die Sprachentwicklung zur Unterscheidung dienen.

Leekam et al. haben eine Studie veröffentlicht, nachdem ein signifikanter Teil von nach ICD-10 mit frühkindlichem Autismus oder atypischen Autismus diagnostizierten Personen nach Gillbergs Diagnosekriterien mit Asperger diagnostiziert würden.[1]

frühkindlicher Autismus (HFA und LFA) Asperger-Syndrom (AS)
erste Auffälligkeiten ab dem 10.-12. Lebensmonat ab 3. Lebensjahr
Blickkontakt selten, flüchtig selten, flüchtig
Sprache in der Hälfte der Fälle das Fehlen einer Sprachentwicklung; ansonsten verzögerte Sprachentwicklung, anfangs oft Echolalie, Vertauschen der Pronomina frühe Entwicklung einer grammatisch und stilistisch hoch stehenden Sprache, oft pedantischer Sprachstil, Probleme beim Verstehen von Metaphern
Intelligenz teilweise geistige Behinderung, teilweise normale Intelligenz normale bis hohe Intelligenz, teilweise Hochbegabung
Motorik keine Auffälligkeiten, die auf den Autismus zurückzuführen sind häufig motorische Störungen, Ungeschicklichkeit, Koordinationsstörungen

Einen guten allgemeinverständlichen Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von hochfunktionalem Autismus und Asperger-Syndrom bietet ein Essay von Tony Attwood [2].

Symptome und Beschwerden

Die beiden international gebräuchlichen Klassifikationssysteme für Krankheiten, ICD-10 und DSM-IV, nennen vier diagnostische Kriterien für AS:

  1. Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion,
  2. repetitive und stereotype Verhaltensmuster,
  3. keine klinisch bedeutsame Verzögerung der sprachlichen und kognitiven Entwicklung und
  4. Symptome erfüllen nicht die Diagnosekriterien einer anderem tiefgreifenden Entwicklungsstörung oder der Schizophrenie.

Üblicherweise treten mit AS auch motorische Beeinträchtigungen auf.

Die mit AS in Verbindung stehenden Ausprägungen reichen bis weit in normale menschliche Verhaltensmuster hinein. Es kann von einem Kontinuum, also einem durchgehenden Spektrum von Auffälligkeiten ausgegangen werden. Für ein unklar umrissenes Sammelsurium von Auffälligkeiten kann ab einem gewissen Maße die Bezeichnung Asperger-Syndrom als zutreffend herangezogen werden.

Obwohl viele Verhaltensweisen das soziale Netz der Betroffenen, insbesondere der nächsten Bekannten, und der Familie stark in Anspruch nehmen, sind es nicht nur negative Aspekte, die AS qualifizieren. Es gibt zahlreiche Berichte über das gleichzeitige Auftreten von überdurchschnittlicher Intelligenz oder auch für als normal geltende Menschen unfassbare Inselbegabungen.

Soziale Interaktion

Das wohl schwerwiegendste Problem für Menschen mit AS ist das des beeinträchtigten sozialen Interaktionsverhaltens. Menschen mit AS können schlecht Augenkontakt mit anderen Menschen aufnehmen oder halten. Sie vermeiden Körperkontakt, wie etwa Händeschütteln. Sie sind unsicher, wenn es darum geht, Gespräche mit anderen zu führen, besonders wenn es sich um einen eher belanglosen Smalltalk handelt. Soziale Regeln, die andere intuitiv beherrschen, verstehen Menschen mit AS nicht intuitiv, sondern müssen sie sich erst mühsam aneignen. Daher haben Menschen mit AS oft keine oder kaum Freunde. In der Schule etwa sind sie in den Pausen lieber für sich, weil sie mit dem üblichen Umgang anderer Schüler untereinander nur wenig anfangen können. Im Unterricht sind sie in der Regel wesentlich besser im schriftlichen als im mündlichen Bereich. In der Ausbildung und im Beruf macht ihnen der fachliche Bereich meist keine Schwierigkeiten, nur der Smalltalk mit Kollegen oder der Kontakt mit Kunden. Auch das Telefonieren kann Probleme bereiten. Im Studium können mündliche Prüfungen oder Vorträge große Hürden darstellen. Da auf dem Arbeitsmarkt wohl in allen Bereichen Kontakt- und Teamfähigkeit genauso viel zählt wie fachliche Eignung, haben Menschen mit AS Probleme, überhaupt eine geeignete Stelle zu finden. Viele sind selbständig, jedoch können sie sich bei Problemen mit Kunden kaum durchsetzen, etwa wenn ein Kunde nicht bezahlt. In einer Werkstatt für behinderte Menschen indes wären sie völlig unterfordert. Die meisten Menschen mit AS können durch hohe Schauspielkunst nach außen hin eine Fassade aufrecht erhalten, sodass ihre Probleme auf den ersten Blick nicht direkt sichtbar sind, jedoch bei persönlichem Kontakt durchscheinen, etwa in einem Vorstellungsgespräch. Menschen mit AS gelten nach außen hin zwar als extrem schüchtern, jedoch ist das nicht das eigentliche Problem. Schüchterne Menschen verstehen die sozialen Regeln, trauen sich aber nicht, sie anzuwenden. Menschen mit AS würden sich trauen sie anzuwenden, verstehen sie aber nicht und können sie deshalb nicht anwenden. Die Empathie ist bei Menschen mit AS eingeschränkt. Menschen mit AS können sich schlecht in andere Menschen hineinversetzen und deren Stimmungen oder Gefühle an äußeren Anzeichen ablesen. Überhaupt bereitet es ihnen Schwierigkeiten, zwischen den Zeilen zu lesen und nicht-wörtliche Bedeutungen von Ausdrücken oder Redewendungen zu verstehen. Dadurch können sie im sozialen Umgang anecken, da sie für andere Menschen offensichtliche nonverbale Signale nicht verstehen. Auch können sie in gefährliche Situationen geraten, da sie äußere Anzeichen, die auf eine bevorstehende Gefahr etwa durch Gewalttäter hindeuten, nicht richtig deuten können.

Repetitive und stereotype Verhaltensmuster

Repetitive und stereotype Verhaltensmuster zeigen Menschen mit AS in ihren Interessen und ihrer Lebensgestaltung. In ihren Interessen sind Menschen mit AS in der Regel auf ein Gebiet beschränkt, auf dem sie meist ein ernomes Fachwissen (siehe Inselbegabung) haben. Für andere Gebiete als das eigene sind sie meist nur schwer zu begeistern. Da Menschen mit AS meist gut logisch denken können, liegen ihre Interessensgebiete oft im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, aber auch andere Gebiete sind möglich. Das Leben von Menschen mit AS ist durch ausgeprägte Routinen bestimmt. Werden sie in ihren Routinen gestört, kann das zu erheblichen Beeinträchtigungen führen. Sie empfinden Eingriffe in ihre Routine als Eingriffe in ihre Persönlichkeit und direkten Angriff auf sich selbst. Manche Asperger haben Zwangshandlungen, die sie auf biegen und brechen durchführen müssen. Sie zeichnen sich oft durch Verbissenheit und Hartnäckigkeit aus, was gelegentlich auch mal zu ihren Stärken zählt. Fest vorgenommene Pläne von Aktionen werden durchgezogen ohne Möglichkeit, individuelle Terminänderungen zuzulassen. Diese ziehen sie oft knallhart und unnachgiebig durch. Sie hassen Spontane Änderungen. Menschen mit AS müssen einem festen Tagesrhythmus folgen, in dem sie wie ein Uhrwerk stets das Gleiche zur selben Zeit machen.

Verhaltensauffälligkeiten wie Kopf impuliv bewegen und/oder Tierstimmen imitieren runden das Gesamtbild von Menschen mit AS ab.


AS meiden oft Menschenmengen, da sie an Klaustrophobie, aber auch an Reizüberflutung leiden. Dann ziehen sie sich in ihr Schneckenhaus zurück, aus dem sie sich nur schwer wieder lösen lassen!

Selbsthilfegruppen gibt es leider für sie nicht sehr viele. Auch an Fachärzten mangelt es im Hinblick auf Autismus bei Erwachsenen.

Im Berufsleben müssen sie klar abgegrenzten Bereichen und Aufgaben folgen und sind meistens nicht flexibel im Betrieb einsetzbar. Gleichwohl wird die Verbissenheit in vorgenommenen Angelegenheiten gerne (aus)genutzt. Sie arbeiten meist nicht in der freien Wirtschaft, sondern in behüteten Werkstätten für Behinderte.

Komorbide Symptome

Zusammen mit AS können eine Reihe komorbider Symptome auftreten. Menschen mit AS neigen üblicherweise zu stark visuellem Denken. Synästhesie kommt bei ihnen häufig dergestalt vor, dass sie Sinneswahrnehmungen bestimmte Farben zuordnen. Motorische Auffälligkeiten können zusammen mit AS auftreten, sind aber kein zwingendes Diagnosekriterium. Positive Auswirkungen von AS sind beispielsweise eine besondere Kreativität, Neigung zur Ehrlichkeit und großes Durchhaltevermögen.

Häufige komorbide Symptome sind:

Einteilung nach ICD-10 und DSM-IV

AS hat 1991 in das internationale Klassifikationssystem der WHO (ICD-10) und 1994 in das diagnostische statistische Manual psychischer Störungen (DSM-IV) der American Psychiatric Association Eingang gefunden.

Definition nach ICD-10

ICD-Schlüssel: F84.5

  1. Es existiert keine klinisch bedeutsame allgemeine Verzögerung in der gesprochenen oder rezeptiven Sprache oder in der kognitiven Entwicklung. Die Diagnose verlangt, dass bis zum Alter von zwei Jahren oder früher einzelne Worte gesprochen werden können und dass bis zum Alter von drei Jahren oder früher kommunikative Redewendungen benutzt werden. Fähigkeiten zur Selbsthilfe, anpassungsfähiges Verhalten und Wissbegierde in Bezug auf das Umfeld sollten um das dritte Lebensjahr herum auf einem mit der normalen intellektuellen Entwicklung übereinstimmenden Niveau liegen. Dennoch können bestimmte motorische Fähigkeiten etwas verzögert erreicht werden, und die motorische Unbeholfenheit ist die Regel (obwohl kein notwendiges diagnostisches Merkmal). Es bestehen häufig einzelne spezielle Fertigkeiten, die sich meist auf abnorme Beschäftigung beziehen, aber sie sind für die Diagnose nicht relevant.
  2. Qualitative Abnormitäten in der wechselseitigen sozialen Interaktion zeigen sich in mindestens zwei der folgenden Merkmale:
    1. Unvermögen, einen angemessenen Blickkontakt herzustellen und aufrechtzuerhalten, Mängel in Mimik und Körperhaltungen, Mängel in der Gestik zur Regulierung der sozialen Interaktion;
    2. Unvermögen (trotz ausreichender Gelegenheit dem geistigen Alter entsprechende), Beziehungen zu Gleichaltrigen zu entwickeln, die das Teilen von Interessen, Aktivitäten und Emotionen betreffen;
    3. Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit, die sich in einer unzulänglichen oder von der Norm abweichenden Reaktion auf die Emotionen anderer Menschen zeigt; oder der Mangel an Verhaltensmodulation gemäß dem sozialen Kontext; oder eine geringe Integration der sozialen, emotionalen und kommunikativen Verhaltensweisen;
    4. fehlender spontaner Wunsch, mit anderen Menschen Vergnügen, Interessen und Errungenschaften zu teilen (beispielsweise mangelndes Interesse, anderen Menschen Gegenstände, die dem Betroffenen wichtig sind, herzubringen oder darauf hinzuweisen);
  3. der Betroffene legt ein ungewöhnlich starkes, sehr spezielles Interesse oder begrenzte, repetitive und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten an den Tag, die sich in mindestens einem der folgenden Bereiche manifestieren:
    1. einer konzentrierten Beschäftigung mit stereotypen und begrenzten Interessensmustern, die in Inhalt oder Gebiet abnorm sind; oder eine oder mehrere Interessen, die in ihrer Intensität und ihrer speziellen Natur, aber nicht in Inhalt oder Gebiet begrenzt sind;
    2. offenkundige zwanghafte Befolgung spezifischer, nonfunktionaler Routinen oder Rituale;
    3. stereotype und repetitive motorische Manierismen, die entweder das Flattern oder Drehen mit Händen oder Fingern oder komplexe Ganzkörperbewegungen mit einschließen;
    4. Beschäftigungen mit Teil-Objekten oder nonfunktionalen Elementen oder Spielmaterialien (wie den dazugehörigen Farben, dem Gefühl, das die Oberfläche vermittelt, oder dem Geräusch/der Vibration, das sie hervorrufen). Doch kommt es seltener vor, dass diese Merkmale motorische Manierismen oder Beschäftigungen mit Teil-Objekten oder nonfunktionalen Elementen der Spielmaterialien einschließen.
  4. Die Störung ist den anderen Varianten der tiefgreifenden Entwicklungsstörung nicht zuzuschreiben, wie: einfache Schizophrenie, schizo-typische Störung, Zwangsstörung, anankastische Persönlichkeitsstörung, reaktive und enthemmte Bindungsstörungen der Kindheit.

Definition nach DSM-IV

DSM-Schlüssel: 299.80

A. Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion, die sich in mindestens zwei der folgenden Bereiche manifestiert:

  1. deutliche Beeinträchtigung bei vielfältigen nonverbalen Verhaltensweisen, wie dem In-die-Augen-Schauen, der Mimik, der Körpergesten, sowie der Gesten zum Regulieren der sozialen Interaktionen
  2. Unvermögen, dem Entwicklungsniveau entsprechend Beziehungen zu Gleichaltrigen zu entwickeln
  3. mangelnder spontaner Wunsch, mit anderen Vergnügen, Interessen oder Errungenschaften zu teilen (z.B. macht der Betroffene keine Anstalten, Gegenstände seines Interesses anderen Menschen zu zeigen, ihnen zu bringen oder darauf hinzuweisen)
  4. fehlende soziale oder emotionale Gegenseitigkeit

B. Beschränkte repetitive und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten in mindestens einem der folgenden Bereiche:

  1. umfassende Beschäftigung mit einem oder mehreren stereotypen und begrenzten Interessen, wobei Inhalt und Intensität abnorm sind,
  2. auffällig starres Festhalten an bestimmten nonfunktionalen Gewohnheiten oder Ritualen,
  3. stereotype und repetitive motorische Manierismen (z.B. Biegen oder schnelle Bewegungen von Händen oder Fingern oder komplexe Bewegungen des ganzen Körpers),
  4. ständige Beschäftigung mit Teilen von Objekten.

C. Die Störung verursacht bedeutende Beeinträchtigungen auf sozialem, beruflichem oder auf einem anderen wichtigen Gebiet.

D. Es existiert keine klinisch bedeutsame allgemeine Sprachverzögerung (z.B. spricht der Betroffene im Alter von zwei Jahren einzelne Worte und benutzt im Alter von drei Jahren kommunikative Redewendungen).

E. Es existiert keine klinisch bedeutsame Verzögerung in der kognitiven Entwicklung oder in der Entwicklung altersgemäßen Fähigkeiten zur Selbsthilfe, im anpassungsfähigen Verhalten (anders als in der sozialen Interaktion) und bei der Wissbegierde in Bezug auf das Umfeld in der Kindheit.

F. Die Kriterien stimmen nicht mit denen einer weiteren spezifischen tiefgreifenden Entwicklungsstörung oder der Schizophrenie überein.

Ursachen

AS ist eine neurologische Störung und hat organische Ursachen.

Weil die Betroffenen meist normal aussehen, werden sie von Außenstehenden in der Öffentlichkeit schnell als unerzogen, unhöflich und provokativ erlebt. Die Schuld an ihrem unangepassten Verhalten wird meist den Eltern zugeschrieben. Solche Schuldzuweisungen und daraus resultierende Schuldgefühle enden nicht selten in Rückzug und sozialer Isolation. Die These, Autismus entstehe aufgrund der emotionalen Kälte der Mutter (ehemaliger Terminus der sogenannten „Kühlschrankmutter“), durch lieblose Erziehung, mangelnde Zuwendung, Traumen o.ä. ist heute eindeutig widerlegt.

Die genauen Ursachen von AS indes sind noch nicht geklärt, es existiert aber eine Reihe von Theorien, von denen die wesentlichen im Folgenden angesprochen werden sollen. Üblicherweise erklären die einzelnen Theorien nur einen Teilaspekt, sodass AS letztlich wohl auf Wechselwirkungen mehrerer Faktoren zurückzuführen ist.

Nicht ausgeschlossen werden kann außerdem, dass es sich bei AS und Autismus allgemein um ein Produkt der menschlichen Evolution handelt und nicht um eine Behinderung oder Krankheit. Autismus ist vielleicht nur Teil der biologischen Vielfalt der Menschheit. Diese Annahme wird durch neue Forschungsergebnisse untermauert, in denen subklinische Formen von Autismus untersucht werden. Die Frage, ob Autismus vorliegt, wird hierbei zunehmend zu der Frage, wieviel Autismus ein Mensch hat. Fest steht, dass es sich bei Autismus um ein autistisches Spektrum handelt, bei dem alle denkbaren Zwischenstufen zwischen „Autismus“ und „Normal“ vorkommen Vorlage:Lit.

Genetische Faktoren

Bei Familienstudien wurde festgestellt, dass es eine familiäre Häufung von Autismus gibt. Genetische Faktoren sind daher als Ursache für AS oder andere Störungen aus dem Autismusspektrum sehr wahrscheinlich. Zwillingsuntersuchungen aus Europa und den USA zeigen, dass ein eineiiges autistisches Zwillingskind mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit (zirka 95,7%) einen autistischen Zwilling hat, als ein zweieiiges Zwillingskind. Daraus ließe sich zunächst folgern, dass die Ursache auch genetischer Art ist. Da aber nicht alle eineiigen autistischen Zwillingskinder einen autistischen Zwilling haben, lässt sich keine allgemeingültige Erklärung auf genetischer Basis finden. Aber nach den bisherigen Erkenntnissen aus diesen Familien- und Zwillingsuntersuchungen geht hervor, dass die Entstehung der Erkrankung durch eine Kombination verschiedener spezifischer Gene (sicher mehr als zwei), die wahrscheinlich insbesondere während der Gehirn-Entwicklung aktiv sind, bedingt ist.

Hirnschädigungen

Verschiedene Studien haben ergeben, dass Hirnschädigungen Ursache für AS sein können. Festgestellt wurden insbesondere eine Funktionsstörung der linken Gehirnhälfte, abnorme Veränderungen des Stammhirns in Kombination mit Aufmerksamkeitsdefizit sowie Störungen in der sensorischen Reizverarbeitung. Jedoch besteht in diesem Bereich noch weiterer Forschungsbedarf.

Biochemische Besonderheiten

Bei Untersuchungen von Menschen mit Autismus wurden Besonderheiten im biochemischen Bereich festgestellt. Teilweise weisen sie einen erhöhten Dopamin-, Adrenalin-, Noradrenalin- und Serotoninspiegel auf. Jedoch sind die Befunde in diesem Bereich uneinheitlich und lassen keine allgemeingültigen Schlüsse zu.

Gefühlsblindheit (mindblindness theory)

Menschen mit AS weisen Defizite im affektiven Kontakt auf. Ihre Fähigkeit, anhand der Körpersprache anderer Menschen deren Gefühle zu erkennen, ist eingeschränkt. Dies wird auf kognitive Defizite (Gefühlsblindheit, engl. mindblindness) zurückgeführt. Menschen mit AS haben Schwierigkeiten zu verstehen, dass Menschen unterschiedliche Empfindungen haben. Außerdem wurde festgestellt, dass Autisten im Gegensatz zu neuralgisch typischen Menschen Objekte und Menschen in der gleichen Gehirnregion wahrnehmen.

empathising-systemising theory (E-S)

Der britische Autismusforscher Simon Baron-Cohen vermutet, dass Autisten, verursacht durch einen hohen Testosteronspiegel im Mutterleib, ein extrem ausgeprägtes männliches Gehirn haben. In einer Studie mit 58 schwangeren Frauen zeichneten sich Kinder, die im Mutterleib einem erhöhten Testosteronspiegel ausgesetzt waren, gegenüber normalen Kindern durch einen kleineren, aber qualitativ höheren Wortschatz und selteneren Blickkontakt aus. Im Alter von vier Jahren waren diese Kinder sozial weniger entwickelt. Daraufhin entwickelte Baron-Cohen die empathising-systemising theory (E-S), die besagt, dass sich das Gehirn von Kindern, die im Mutterleib einem erhöhten Testosteronspiegel ausgesetzt waren, in Richtung zu einer verbesserten Fähigkeit, Muster zu sehen und Systeme zu analysieren, entwickelte. Diese Theorie wird auch extreme male brain theory genannt, da diese Fähigkeiten üblicherweise männlichen Gehirnen zugeschrieben werden.

Neandertal-Theorie

Die Neandertal-Theorie besagt, dass bestimmte psychische Störungen, darunter auch Autismus, auf die Kreuzung von Homo Sapiens und Neandertalern und damit das Eindringen von genetischem Material der Neandertaler in das Genom des Menschen zurückzuführen sind. Ob solche Kreuzungen überhaupt wirklich aufgetreten sind, ist unter Fachleuten umstritten und die Theorie somit sehr spekulativ.

underconnectivity theory

Die underconnectivity theory sieht die Ursache von Autismus in einem Mangel in der Koordination unter den verschiedenen Gehirnbereichen. In fMRI-Aufnahmen wurde festgestellt, dass bei Autisten Verbindungen zwischen Gehirnregionen fehlen. Diese Theorie erklärt, warum bei Autisten die Intelligenz ungleichmäßig ausgeprägt ist.

Epidemiologie

Über die Häufigkeit von AS gibt es nur grobe Schätzungen, wobei sich die Zahlen in den letzten Jahren mit zunehmendem Bekanntheitsgrad des Syndroms erhöht haben. Vor 1980 Geborene wurden in der Regel – oft bis heute – nicht erkannt. Im Extremfall sind laut Schätzungen bis zu 1,5% der Bevölkerung betroffen. Asperger-Syndrom tritt bei deutlich mehr Männern als Frauen auf, wobei die Angaben des Zahlenverhältnisses von 4:1 bis 8:1 schwanken. Das mag daran liegen, dass sich das Asperger-Syndrom bei Frauen teilweise unauffälliger äußert. So können Frauen durch sozialere Verhaltensmuster, Nachahmung und Schauspielerei, stärkeren Bezug auf Kommunikation und weniger spielende Interaktion die negativen Aspekte möglicherweise besser ausgleichen, durch weniger auffällige Besonderheiten oder Verwerfungen mit Auffälligkeiten weniger in Erscheinung treten oder schlicht eine bessere Langzeitprognose haben, da sie besser in der Lage sind zu lernen, wie man mit anderen Menschen umgeht. Insgesamt ist noch einiges an Forschungs- und Aufklärungsarbeit nötig, um angemessenere Zahlen ermitteln zu können.

Verlauf und Behandlung

Es gestaltet sich schwierig, AS insbesondere in einer leichten Ausprägung zu erkennen, da die Symptome sehr unterschiedlich sein können. Experten empfehlen daher, eine Diagnose nur von sehr erfahrenen Ärzten erstellen zu lassen. Da das Syndrom im Erwachsenenalter praktisch unbehandelbar scheint, ist eine Diagnose nicht immer hilfreich. Gleichwohl kann eine entsprechende Erkenntnis in manchen Situationen Verhaltensänderungen bewirken.

Diagnosekriterien

Das Asperger-Syndrom (AS) gilt als leichte Form des Autismus und manifestiert sich ab ca. dem dritten bis fünften Lebensjahr. Zur Diagnose werden meist die folgenden Kriterien nach Gillberg & Gillberg (1989) verwendet:

  • Soziale Beeinträchtigung (extreme Ichbezogenheit)

(mindestens zwei der folgenden Merkmale):

  1. Unfähigkeit, mit Gleichaltrigen zu interagieren
  2. mangelnder Wunsch, mit Gleichaltrigen zu interagieren
  3. mangelndes Verständnis für soziale Signale
  4. sozial und emotional unangemessenes Verhalten
  5. Unfähigkeit, Folgen des Handelns bzw. Unterlassens korrekt einzuschätzen bzw. vorauszudenken
  • Eingegrenzte Interessen

(mindestens eins der folgenden Merkmale):

  1. Ausschluss anderer Aktivitäten , siehe Inselbegabung
  2. repetitives Befolgen des Zeitplans der Aktivitäten
  3. Gewohnheiten ersetzen das Verstehen der Notwendigkeit des Tuns / Unterlassens
  • Repetitive Routinen

(mindestens eins der folgenden Merkmale):

  1. für sich selbst, in Bezug auf bestimmte Lebensaspekte
  2. für andere
  • Rede- und Sprachbesonderheiten

(mindestens drei der folgenden Merkmale):

  1. verzögerte Entwicklung
  2. (oberflächlich gesehen) perfekter sprachlicher Ausdruck
  3. formelle, pedantische Sprache
  4. seltsame Prosodie, eigenartige Stimmmerkmale
  5. beeinträchtigtes Verständnis einschließlich Fehlinterpretationen von wörtlichen/implizierten Bedeutungen
  • Nonverbale Kommunikationsprobleme

(mindestens zwei der folgenden Merkmale)

  1. begrenzter Blickkontakt
  2. begrenzte Gestik
  3. unbeholfene oder linkische Körpersprache
  4. begrenzte Mimik
  5. unangemessener Ausdruck
  6. eigenartig starrer Blick, auch Tunnelblick genannt.
  • Motorische Unbeholfenheit
Mangelnde Leistung bei Untersuchung der neurologischen Entwicklung

Obwohl viele Verhaltensweisen das soziale Netz der Betroffenen, insbesondere der nächsten Bekannten und der Familie, stark in Anspruch nehmen, sind es nicht nur negative Aspekte, die AS qualifizieren. Es gibt zahlreiche Berichte über das gleichzeitige Auftreten von überdurchschnittlicher Intelligenz oder auch von – für als normal geltende Menschen unfassbaren – Inselbegabungen. Leichtere Fälle von AS werden im Englischen umgangssprachlich auch als „Little Professor Syndrome“, „Geek Syndrome“ oder „Nerd Syndrome“ bezeichnet.

Einen guten Überblick über die Symptome des Asperger-Syndroms bietet die von Aspergia e.V. herausgegebene Broschüre Wie macht sich das Asperger-Syndrom bemerkbar? (Lit.: Tibi 2005).

Soziale Interaktion

Das wohl schwerwiegendste Problem für Menschen mit AS ist das beeinträchtigte soziale Interaktionsverhalten. Beeinträchtigt sind zwei Bereiche: zum einen die Fähigkeit, zwanglose Beziehungen zu anderen Menschen herzustellen, und zum anderen die nonverbale Kommunikation.

Kindern und Jugendlichen fehlt in der Regel der Wunsch, Beziehungen zu Gleichaltrigen herzustellen. Dieser Wunsch entsteht normalerweise erst in der Adoleszenz, meist fehlt dann aber die Fähigkeit dazu.

Die Beeinträchtigungen im Bereich der nonverbalen Kommunikation betreffen sowohl das Verstehen nonverbaler Botschaften anderer Menschen als auch das Aussenden eigener nonverbaler Signale. Dazu zählt in einigen Fällen bspw. auch die Anpassung der Tonhöhe und Lautstärke der eigenen Sprache.

Als besonders problematisch erweist sich die soziale Interaktion, da Menschen mit Asperger-Syndrom nach außen hin keine offensichtlichen Anzeichen einer Behinderung haben. So können selbst Menschen, die sich ansonsten durch Toleranz gegenüber ihren behinderten Mitmenschen auszeichnen, die Schwierigkeiten von Menschen mit Asperger-Syndrom als bewusste Provokation empfinden. Wenn etwa eine betroffene Person auf eine an sie gerichtete Frage nur mit Schweigen reagiert, wird dies oft als Sturheit und Unhöflichkeit gedeutet.

Im Alltag macht sich die schwierige soziale Interaktion vielfältig bemerkbar. Menschen mit AS können schlecht Augenkontakt mit anderen Menschen aufnehmen oder halten. Sie vermeiden Körperkontakt, wie etwa Händeschütteln. Sie sind unsicher, wenn es darum geht, Gespräche mit anderen zu führen, besonders wenn es sich um eher belanglosen Smalltalk handelt. Soziale Regeln, die andere intuitiv beherrschen, verstehen Menschen mit AS nicht intuitiv, sondern müssen sie sich erst mühsam aneignen. Daher haben Menschen mit AS oft keine oder kaum Freunde. In der Schule etwa sind sie in den Pausen entweder lieber für sich, weil sie mit dem üblichen Umgang anderer Schüler untereinander nur wenig anfangen können, oder sie treten als Pausenclown auf um eigene Unzulänglichkeiten resp. Schwächen zu überspielen. Im Unterricht sind sie in der Regel wesentlich besser im schriftlichen als im mündlichen Bereich. In der Ausbildung und im Beruf macht ihnen der fachliche Bereich meist keine Schwierigkeiten, nur der Smalltalk mit Kollegen oder der Kontakt mit Kunden. Auch das Telefonieren kann Probleme bereiten. Im Studium können mündliche Prüfungen oder Vorträge große Hürden darstellen. Da auf dem Arbeitsmarkt wohl in allen Bereichen Kontakt- und Teamfähigkeit genauso viel zählen wie fachliche Eignung, haben Menschen mit AS Probleme, überhaupt eine geeignete Stelle zu finden. Viele sind selbstständig, jedoch können sie sich bei Problemen mit Kunden kaum durchsetzen, etwa wenn ein Kunde nicht bezahlt. In einer Werkstatt für behinderte Menschen indes wären sie völlig unterfordert. Die meisten Menschen mit AS können durch hohe Schauspielkunst nach außen hin eine Fassade aufrecht erhalten, so dass ihre Probleme auf den ersten Blick nicht direkt sichtbar sind, jedoch bei persönlichem Kontakt durchscheinen, etwa in einem Vorstellungsgespräch. Menschen mit AS gelten nach außen hin zwar als extrem schüchtern, jedoch ist das nicht das eigentliche Problem. Schüchterne Menschen verstehen die sozialen Regeln, trauen sich aber nicht, sie anzuwenden. Menschen mit AS würden sich trauen sie anzuwenden, verstehen sie aber nicht und können sie deshalb nicht anwenden. Die Fähigkeit zur kognitiven Empathie (Einfühlungsvermögen) ist gar nicht oder nur schwach ausgeprägt, jedoch die affektive Empathie (Mitgefühl) gegenüber anderen ist durchaus genauso oder sogar stärker ausgeprägt als bei nicht-autistischen Menschen (Rogers et al. 2006). Menschen mit AS können sich schlecht in andere Menschen hineinversetzen und deren Stimmungen oder Gefühle an äußeren Anzeichen ablesen. Überhaupt können sie nur schwer zwischen den Zeilen lesen und nicht-wörtliche Bedeutungen von Ausdrücken oder Redewendungen verstehen. Sie ecken an, weil sie die für andere Menschen offensichtlichen nonverbalen Signale nicht verstehen. Da es ihnen meist schwer fällt, Gefühle zu benennen und auszudrücken, passiert es oft, dass ihre Mitmenschen dies als mangelndes persönliches Interesse missdeuten. Auch können sie in gefährliche Situationen geraten, da sie äußere Anzeichen, die auf eine bevorstehende Gefahr - etwa durch Gewalttäter - hinweisen, oft nicht richtig deuten können. Sie sind oft auch zu gutgläubig und lassen sich zu unüberlegten Handlungen hinreißen (freilich OHNE nachzudenken!).

Stereotype Verhaltensmuster und Sonderinteressen

Repetitive und stereotype Verhaltensmuster zeigen Menschen mit AS in ihrer Lebensgestaltung und in ihren Interessen. Das Leben von Menschen mit AS ist durch ausgeprägte Routinen bestimmt. Werden sie in diesen gestört, können sie erheblich beeinträchtigt werden. In ihren Interessen sind Menschen mit AS teilweise auf ein Gebiet beschränkt, auf dem sie meist ein enormes Fachwissen haben. Ungewöhnlich ist das Ausmaß, mit dem sie sich ihrem Interessensgebiet widmen; für andere Gebiete als das eigene sind sie meist nur schwer zu begeistern. Da Menschen mit AS meist gut logisch denken können, liegen ihre Interessensgebiete oft im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, aber auch andere Gebiete sind möglich.

Langzeitverlauf

Über den Verlauf von AS gibt es nur wenige systematische Studien. Die Auffälligkeiten von AS manifestieren sich meist im Vorschulalter. Schwierigkeiten ergeben sich immer dann, wenn Menschen mit AS sich in neue soziale Gruppen integrieren müssen, sodass sich Auffälligkeiten spätestens im Kindergarten oder der Grundschule zeigen. Spätestens im jungen Erwachsenenalter wird AS zu einem ernsthaften Problem. Mit der richtigen Hilfe und dem nötigen Verständnis seitens der Mitmenschen kann der Langzeitverlauf aber durchaus positiv sein. Hans Asperger selbst ging, verglichen mit frühkindlichem Autismus, von einer guten Langzeitprognose aus. Gerade im wissenschaftlichen oder künstlerichen Bereich können Menschen mit AS aufgrund ihrer Eigenheiten Herausragendes leisten.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Ursache des Autismus kann nicht behandelt werden. Möglich ist lediglich eine unterstützende Behandlung in einzelnen Symptombereichen. Dabei wird ausgehend vom individuellen Entwicklungsprofil des Patienten ein ganzheitlicher Behandlungsplan aufgestellt, in dem die Art der Behandlung einzelner Symptome festgelegt und die einzelnen Behandlungsarten aufeinander abgestimmt werden. Bei Kindern wird das gesamte Umfeld (Eltern, Familien, Kindergarten, Schule) in den Behandlungsplan einbezogen.

Eine Auswahl von Behandlungsmethoden soll im Folgenden vorgestellt werden.

Verhaltenstherapie

Bei der Verhaltenstherapie steht die „Hilfe zur Selbsthilfe“ im Mittelpunkt. Nach Einsicht in Ursachen und Entstehungsgeschichte seiner Probleme, sollen dem Patienten Methoden an die Hand gegeben werden, mit denen er zukünftig besser zurecht kommt. Beim Autismus muss dabei die Einschränkung gemacht werden, dass die Ursache nicht vollständig in die Therapie einbezogen werden kann, die sie nicht hinlänglich bekannt ist. Außerdem ist diese Art der Therapie nur bei Autisten mit mindestens durchschnittlich entwickelter Intelligenz durchführbar. Bei Erwachsenen mit Autismus betrifft die Verhaltestherapie insbesondere das Training sozialer Kompetenz, der Abbau störender Stereotypen, die Verbesserung des Durchhaltevermögens und der Aufbau einer konsequenten Arbeitshaltung.

TEACCH

TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children) ist ein ganzheitliches Behandlungsprogramm, das sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene mit Autismus richtet. Dabei sollen Menschen mit Autismus soweit wie möglich an ein normales Leben herangeführt werden, ohne dass ihre speziellen Bedürfnisse unbeachtet bleiben.

Festhaltetherapie

Die Festhaltetherapie wurde 1984 von der US-amerikanischen Kinderpsychologin Martha Welch entwickelt. Bei dieser Therapie soll durch Festhalten des Kindes der Widerstand gegen Nähe und Körperkontakt gebrochen werden.

Gestützte Kommunikation

Bei der gestützten Kommunikation wird von einer lautsprachlich kommunikationsbeeinträchtigten Person mit bestimmten körperlichen Hilfestellungen einer Hilfsperson eine Kommunikationshilfe (Buchstabentafel, Kommunikationstafel, Computertastatur u.ä.) angesteuert. Durch das einzelne Ansteuern von Buchstaben und Satzzeichen entsteht ein Text. Hilfspersonen werden in Seminaren in die gestützte Kommunikation eingeführt.

Kritik an der Methode der gestützten Kommunikation entzündet sich daran, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Hilfsperson den Patienten unbewusst und unbeabsichtigt beeinflusst, sodass letztendlich die Hilfsperson und nicht der Patient Urheber des Textes ist.

Daily-Life-Therapie

Die Daily-Life-Therapie wurde erstmals 1964 in Japan angewandt. Dabei wird von derGrundhypothese ausgegangen, dass ein hohes Angstlevel bei Menschen mit Autismus durch körperliche Anstrengung beseitigt werden kann. Körperliche Anstrengung führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Endorphinen, die schmerzlindernd bzw. schmerzunterdrückend (analgetisch) wirken.

Medikamentöse Behandlung

Die medikamentöse Behandlung kann eine Komponente im Gesamtbehandlungsplan sein; eine Behandlung der Ursache durch Medikamente ist nicht möglich. Insbesondere bei Problemen in sozialer Interkation, Hyperaktivität, Wutausbrüchen, selbstverletzendem Verhalten und Depressionen können Medikamente Besserung verschaffen.

Akzeptanz statt Heilung

Einige Menschen mit Autismus tragen eine solche Schleife, um ihrem Wunsch nach Akzeptanz durch ihre Mitmenschen symbolisch Ausdruck zu verleihen.

Viele Erwachsene mit Autismus, besonders solche mit normal entwickelter Intelligenz, haben gelernt, mit ihren autistischen Eigenarten zurechtzukommen. Sie wünschen sich vielfach keine Heilung ihres Autismus, sondern die Akzeptanz durch ihre Mitmenschen. Um diesem Wunsch Ausdruck zu verleihen, wird seit 2005 jährlich am 18. Juni der Autistic Pride Day begangen.

2004 wurde Aspergia, die erste deutschsprachige Zeitschrift für Menschen mit AS, gegründet. Aspies e.V., der erste deutsche Verein zur Förderung und Integration von Menschen mit AS, wurde im gleichen Jahr ins Leben gerufen.

Differentialdiagnose

AS muss sowohl zu anderen Zuständen innerhalb des Autismusspektrums als auch zu anderen Krankheitsbildern abgegrenzt werden.

innerhalb des Autismusspektrums

Bevor AS als selbständige Diagnose existierte, konnte bei Menschen mit AS atypischer Autismus diagnostiziert werden. Heutzutage ist eine Differenzialdiagnose zwischen atypischem Autismus und AS anhand der Intelligenz möglich, da atypischer Autismus üblicherweise mit erheblicher Intelligenzminderung einhergeht, während bei AS keine Intelligenzminderung auftritt. Eine Differenzierung zum frühkindlichen Autismus ist über die Bereiche Beginn der Auffälligkeiten, Sprache und Intelligenz möglich (s. Tabelle). Schwierig werden kann eine Differenzierung zwischen AS und hochfunktionalem Autismus, der Variante des frühkindlichen Autismus mit normaler Intelligenz, werden, da sich beide Zustände sehr ähneln. Eine Differenzierung kann nur anhand der Entwicklung in der frühen Kindheit vorgenommen werden, insbesondere anhand des Beginns der Sprachentwicklung.

Übersicht über die wichtigsten Unterschiede zwischen frühkindlichem Autismus und Asperger-Syndrom
frühkindlicher Autismus Asperger-Syndrom
erste Auffälligkeiten erste Lebensmonate ab 3. Lebensjahr
Blickkontakt selten, flüchtig selten, flüchtig
Sprache in der Hälfte der Fälle Fehlen einer Sprachentwicklung; ansonsten verzögerte Sprachentwicklung, anfangs keine kommunikative Funktion, Vertauschen der Pronomina keine bedeutsamen Auffälligkeiten, evtl. etwas verfrüht oder verzögert; grammatisch und stilistisch hoch stehende Sprache
Intelligenz meist erhebliche Intelligenzminderung; in der Variante des hochfunktionalen Autismus normale Intelligenz normale bis hohe Intelligenz, teilweise Hochbegabung
Motorik keine Auffälligkeiten, die auf den Autismus zurückzuführen sind motorische Störungen, Ungeschicklichkeit, Koordinationsstörungen

zu anderen Krankheitsbildern

Autistisches Verhalten kann auch vorkommen insbesondere bei Schizophrenie, psychischem Hospitalismus (Deprivation, Deprivationssyndrom), Kindesmisshandlung, Verwahrlosung, schizoider Persönlichkeitsstörung, Fragilem X-Syndrom und Mutismus.

Unterscheidungskriterium bei Schizophrenie sind das Auftreten von Halluzinationen und Wahn, das bei AS nicht gegeben ist. AS unterscheidet sich von autistischem Verhalten bei psychischem Hospitalismus, Kindesmisshandlung und Verwahrlosung dadurch, dass Menschen mit AS autistisches Verhalten primär, also von Geburt an, an den Tag legen; es wird bei ihnen nicht durch falsche Erziehung, mangelnde Liebe, Misshandlung oder Verwahrlosung ausgelöst. Eine Abgrenzung zur schizoiden Persönlichkeitsstörung kann im Einzelfall schwierig sein. Hierbei ist die Anamnese wichtig. Der genetische Defekt, der das Fragile X-Syndrom auslöst, kann mit entsprechenden Analysemethoden nachgewiesen werden, sodass eine Unterscheidung von AS eindeutig erfolgen kann.

Siehe auch

WikiProjekt Autismus - Psychische Störung - Liste psychischer Störungen - Liste der Syndrome

Literatur

Fachliches

  • Hans Asperger: Die „Autistischen Psychopathen“ im Kindesalter. In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten 117 (1944), 73-136.
  • Tony Attwood: Asperger-Syndrom. Eie Sie und Ihr Kind alle Chancen nutzen. Das erfolgreiche Praxis-Handbuch für Eltern und Therapeuten. Trias, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-3219-4
  • Catherine Johnsons, John J. Ratey: Das Schattensyndrom - Neurologie und leichte Formen psychatrischer Störungen. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-91889-2
  • Diane M. Kennedy: The ADHD Autism Connection: a Step Towards More Accurate Diagnosis and Effective Treatment. WaterBrook Press 2002, ISBN 1-578-56498-0
  • Joan Matthews, James Williams: Ich bin besonders! Autismus und Asperger. Das Selbsthilfebuch für Kinder und ihre Eltern. Trias, Stuttgart 2001, ISBN 3-89373-668-9
  • Helmut Remschmidt: Autismus. Erscheinungsformen, Ursachen, Hilfen. C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-44747-3

Erfahrungsberichte

  • Gunilla Gerland: Ein richtiger Mensch sein. Autismus, das Leben von der anderen Seite. Verl. Freies Geistesleben, Stuttgart 1998, ISBN 3-7725-1667-X
  • Liane Holliday Willey: Ich bin Autistin - aber ich zeige es nicht. Leben mit dem Asperger-Syndrom. Herder, Freiburg im Breisgau/ Basel/ Wien 2003, ISBN 3-451-05300-4

Einzelnachweise

Weblinks

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