Bernard Arnault

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Bernard Arnault (2017)

Bernard Jean Étienne Arnault (* 5. März 1949 in Roubaix, Nord-Pas-de-Calais) ist ein französischer Unternehmer und Milliardär. Er gilt als der reichste Europäer.[1] Auf der vom Wirtschaftsmagazin Forbes Magazine veröffentlichten Liste der reichsten Menschen der Welt 2022 wird sein Vermögen mit ca. 158 Milliarden US-Dollar angegeben, womit er Platz 3 belegt.[2]

Der studierte Ingenieur ist seit 1985 Mehrheitseigner der Christian Dior S.A. und seit 1989 PDG des Luxusgüter-Konzerns LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton (LVMH), zu dem unter anderem Marken wie der Lederartikel-Hersteller Louis Vuitton, der Champagner-Fabrikant Moët & Chandon und der Cognac-Hersteller Hennessy gehören. Über seine Holding Groupe Arnault besitzt er 70,4 % der Anteile der Firma Christian Dior sowie über eine Tochtergesellschaft und eigenen Aktienbestand insgesamt fast 47 % der Aktien von LVMH (mit über 64 % der Stimmrechte).[3] Er ist zudem Eigentümer der Wirtschaftszeitung Les Échos.[4]

Leben

Bernard Jean Étienne Arnault wurde als Sohn von Jean Arnault und Marie-Jo Savinel geboren. Sein Vater betrieb ein Immobiliengeschäft.

Nach dem Besuch des Gymnasiums schrieb sich Arnault an der École polytechnique in Paris für Ingenieurwissenschaften ein. Er trat nach Abschluss der Studien 1971 in das väterliche Unternehmen Ferret-Savinel ein. Im Jahre 1973 heiratete er Anne Dewavrin, von der er sich später jedoch wieder trennte. Er hat mit ihr zwei Kinder, Delphine und Antoine.[5] Von 1978 bis 1984 fungierte Arnault als Präsident des Unternehmens.

Großen Erfolg hatte Arnault mit dem Bau von Ferienwohnungen an der Côte d’Azur. Nachdem 1981 die Sozialistische Partei unter François Mitterrand an die Regierung gekommen war, wanderte er in die Vereinigten Staaten aus. Dort setzte er den Erfolg mit Ferienwohnungen – beispielsweise in Palm Beach – fort.[6]

1984 kehrte Arnault aus den USA nach Frankreich zurück. Im folgenden Jahr trat er erstmals als Unternehmer mit seiner Holding Financière Agache (später: Groupe Arnault) ins öffentliche Bewusstsein, als er den angeschlagenen Textilkonzern Boussac/Saint-Frères übernahm, zu dessen Tochterfirmen auch das Modeunternehmen von Christian Dior gehörte. Er sanierte das Unternehmen und verkaufte einen großen Teil.[6]

Anfang 1987 war Arnault maßgeblich am Aufstieg von Christian Lacroix beteiligt, den er ins Modegeschäft brachte. Im selben Jahr kaufte er die Firma Celine auf, die sich auf Lederluxusartikel spezialisiert hatte.

Gegen Ende der 1980er Jahre erwarb Arnault zunehmend Anteile der französischen Holding-Gesellschaft LVMH, in der sich das Luxuslederwaren-Unternehmen Louis Vuitton sowie der Champagner- und Cognac-Hersteller Moët Hennessy verbunden hatten. Als Unterstützer für den stellvertretenden Präsidenten Henry Racamier eingesprungen, hatte Arnault eigenes Interesse am Konzern.[7]

1989 erlangte Arnault zusammen mit der Investmentbank Lazard Frères und dem britischen Spirituosen-Giganten Guinness die Anteilsmehrheit bei LVMH und wurde gegen den Willen der Vuitton- und Hennessy-Familienmitglieder Präsident des Konzerns.[8]

Bernard Arnault ist seit 1991 in zweiter Ehe mit Hélène Mercier verheiratet, mit der er drei Kinder hat – Alexandre, Frédéric und Jean.[5]

Im Jahr 1997 wurde Arnault zum Vorstandsvorsitzenden von Montaigne berufen.

In seiner Eigenschaft als bedeutender Kunstsammler gründete Arnault 2006 die Stiftung Louis Vuitton (französisch Fondation Louis Vuitton pour la création), für die der amerikanische Architekt Frank O. Gehry ein Ausstellungsgebäude im Pariser Bois de Boulogne baute.

Im Oktober 2019 wurde Arnault im Rahmen der Eröffnung einer neuen Louis-Vuitton-Produktionsstätte in Texas, bei der auch US-Präsident Trump zugegen war, medial kritisiert.[9] Arnault verteidigte sich, indem er darauf verwies, er sei als Geschäftsmann und nicht als politischer Akteur unterwegs.[9][10] Zuvor hatte Louis-Vuitton-Chefdesigner Nicolas Ghesquière Kritik an der Teilnahme Trumps auf seinem Instagram-Profil geübt.[10][11]

Im Februar 2021 kaufte Bernard Arnault den deutschen Schuhhersteller Birkenstock.[12]

Privat

Arnaults Yacht Symphony im Port Hercule

Bernard Arnault sammelt zeitgenössische Kunst und spielt Klavier.[5]

Mit dem Belgier Albert Frère (1926–2018) besitzt Arnault seit 1998 das Weingut Cheval Blanc in Saint-Emilion, eines der größten Grand-Cru-Weingüter in der Bordeaux-Gegend.[13]

Er ist ein Freund von Nicolas Sarkozy und war auch dessen Trauzeuge bei der Hochzeit mit Cécilia Sarkozy 1996.[5][14]

Anfang September 2012 beantragte Arnault die belgische Staatsangehörigkeit.[15] Nachdem ihm vorgeworfen wurde, die hohen französischen Steuern durch einen Wechsel seiner Nationalität umgehen zu wollen, zog er den Antrag 2013 zurück.[16]

Nach dem Brand von Notre Dame im April 2019 kündigte Arnault an, 200 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Kathedrale zu spenden.[17] Im September desselben Jahres schloss Arnault eine Vereinbarung über diese Summe mit der Fondation Notre Dame ab.[18]

Kunstsammlung

Arnaults Sammlung umfasst Werke von Pablo Picasso, Yves Klein, Henry Moore und Andy Warhol.[19] Er war auch daran beteiligt, LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH) als bedeutenden Kunstförderer in Frankreich zu etablieren.[20] Der LVMH Young Fashion Designer wurde als internationaler Wettbewerb ins Leben gerufen, an dem Studenten von Kunsthochschulen teilnehmen können. Jedes Jahr erhält der Gewinner ein Stipendium, um die Gründung seines eigenen Labels zu unterstützen und ein Jahr lang von einem Mentor betreut zu werden.[21]

Auszeichnungen

Arnault erhielt 2007 die Auszeichnung eines Kommandeurs (commandeur) und 2011 die eines Großoffiziers (grand officier) der französischen Ehrenlegion[22] sowie den nationalen Verdienstorden Frankreichs.

Einzelnachweise

  1. Christian Schubert, Luxusmagnat Arnault herrscht über die Medien, In: FAZ vom 6. Oktober 2020
  2. World’s Billionaires List. Forbes Magazine, 2022, abgerufen am 23. Mai 2022 (englisch).
  3. Der Luxusjäger. In: manager-magazin-Spezial 2006, 10. Oktober 2006, Seite 86
  4. Stefan Ulrich: Regeln des verrückten Spiels – Frankreichs Medienwahlkampf; in Süddeutsche Zeitung vom 15. Februar 2012
  5. a b c d Who is Who: Bernard Arnault. (Memento vom 4. Oktober 2008 im Internet Archive) In: Vogue
  6. a b FIVE WHO MAKE A DIFFERENCE. In: Fortune Magazine, 19. Dezember 1988
  7. Gewinne vom Feinsten. In: Die Zeit, 50/1994, 9. Dezember 1994, Seite 33.
  8. Der größte Luxuskonzern weltweit. In: manager Magazin, 14. Dezember 2001.
  9. a b Vanessa Friedman: When Brand Trump Met Brand Vuitton. In: The New York Times. 18. Oktober 2019, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 24. Oktober 2019]).
  10. a b Silvia Ihring: Louis Vuitton schmückt sich mit Donald Trump – und erntet Kritik. 22. Oktober 2019 (welt.de [abgerufen am 24. Oktober 2019]).
  11. @nicolasghesquiere auf Instagram: „Standing against any political action. I am a fashion designer refusing this association #trumpisajoke #homophobia“. Abgerufen am 24. Oktober 2019.
  12. DER SPIEGEL: Birkenstock: EU-Behörde erlaubt Übernahme durch Luxus-Investor. Abgerufen am 11. August 2021.
  13. Kein bisschen Müde. In: Handelsblatt, 22. Juli 2008
  14. Schafft dieses Amt ab! In: Die Zeit, 15/2007, Seite 43
  15. Reichster Franzose beantragt belgische Staatsangehörigkeit FAZ Online, 9. September 2012
  16. Le Figaro: Bernard Arnault renonce à la nationalité belge. 10. April 2013, abgerufen am 25. Februar 2020 (französisch).
  17. DER SPIEGEL: Notre Dame: Bernard Arnault spendet 200 Millionen Euro für Wiederaufbau – DER SPIEGEL – Wirtschaft. Abgerufen am 25. Februar 2020.
  18. It's official: French tycoons finalise €300m donations for fire-ravaged Notre Dame. Abgerufen am 25. Februar 2020.
  19. In Luxury, Bernard Arnault Alone Makes the Most Powerful List. In: forbes.com. 4. November 2010, abgerufen am 9. Dezember 2021.
  20. Meet The 10 Biggest Art Collectors Of 2012. In: businessinsider.com. 12. Juni 2012, abgerufen am 28. Januar 2022.
  21. LVMH creates $400K design prize to cultivate young talent. In: luxurydaily.com. 22. November 2013, abgerufen am 3. Februar 2022.
  22. Décret du 13 juillet 2011 portant élévation aux dignités de grand’croix et de grand officier (Memento vom 26. Februar 2014 im Internet Archive), legiondhonneur.fr, 13. Juli 2011.