LVMH
LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE
| |
---|---|
Rechtsform | Societas Europaea |
ISIN | FR0000121014 |
Gründung | 1987 |
Sitz | Paris, Frankreich |
Leitung | Bernard Arnault (Chairman & CEO) Antonio Belloni (Group Managing Director) |
Mitarbeiterzahl | 150.000 (2021)[1] |
Umsatz | 64,2 Mrd. Euro (2021)[2] |
Branche | Luxusgüter |
Website | www.lvmh.com |
Stand: 31. Dezember 2021 |
Die börsennotierte LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE ist der weltweite Branchenführer der Luxusgüterindustrie, der Rechte an 75 verschiedenen Marken hält, die weltweit in ca. 5.000 Geschäften in rund 80 Ländern vertrieben werden.
Der Konzern hat 150.000 Mitarbeiter (2021) mit einem Durchschnittsalter von 33 Jahren und einem Frauenanteil von 71 %.[3]
Geschichte
Der Konzern entstand im September 1987 durch die Fusion der Unternehmen Louis Vuitton und Moët Hennessy, da ihre Vorstände – Henry Racamier (Louis Vuitton) und Alain Chevalier (Moët Hennessy) – eine feindliche Übernahme fürchteten. Der Name des Konzerns setzt sich aus den Traditionsmarken Louis Vuitton (Koffer- und Taschenhersteller seit 1854), Moët et Chandon (Champagnerhersteller seit 1743) und Hennessy (Cognacproduzent seit 1765) zusammen. Moët und Hennessy hatten sich bereits 1971 zu Moët Hennessy zusammengeschlossen. Chevalier wurde Präsident des neuen Unternehmens, Racamier wurde sein Stellvertreter.
Im folgenden Jahr kam es zunehmend zu Meinungsverschiedenheiten über den Betrieb des Unternehmens. Henry Racamier fühlte sich dominiert und wandte sich daher an den französischen Geschäftsmann Bernard Arnault, dem seit 1985 Christian Dior gehörte (wobei das Parfümgeschäft von Dior 1968 von Moët et Chandon übernommen worden war). Arnault sollte Anteile von LVMH übernehmen und damit Racamiers Position stärken.[4] Alain Chevalier hingegen wandte sich 1988 an den irischen Spirituosengiganten Guinness (Produzent der Biermarke Guinness), der einen 12-prozentigen Anteil an Moët Hennessy im Tausch für 12 % an Guinness erhielt.[5]
Die Unterstützer wurden jedoch schnell Feinde im eigenen Unternehmen: Mithilfe der Investmentbank Lazard Frères und Guinness übernahm Bernard Arnault 45 % von LVMH. Ein Rechtsstreit mit Henry Racamier – Alain Chevalier war inzwischen ausgeschieden – folgte, aus dem Arnault als Sieger hervorging.[6] Somit konnte Arnault 1989 gegen den Willen der Vuitton- und Hennessy-Familienmitglieder Präsident des Konzerns werden.
1990 – auch Henry Racamier hatte den Konzern mittlerweile verlassen – erhöhten Bernard Arnault und Guinness die wechselseitige Beteiligung auf 24 %. Die Allgegenwart des Louis-Vuitton-Monogramms Mitte der 1980er Jahre beschädigte den Ruf der Marke als Statussymbol und führte zu Umsatzrückgängen am Anfang der 1990er Jahre.[6] 1994 wurden die gegenseitigen Beteiligungen von LVMH und Guinness neu gegliedert. Guinness besaß nun 34 % von Moët Hennessy, LVMH bekam ein Rückkaufrecht für Anteile an der gemeinsamen Vertriebsgesellschaft und den Guinness-Anteil an Moët Hennessy.[7][5] LVMH breitete das Geschäftsfeld auf den Einzelhandel aus, indem es 1996 in DFS Galleria (von Chuck Feeney und Bob Miller gegründete Kette von Duty-free-Shops) und 1997 in Sephora (internationale Kosmetikkette aus Frankreich) investierte (und zeitweilig auch an Douglas beteiligt war) – trotz der großen Streuung der Geschäftsbereiche und der Vergrößerung des Betriebes. Vor allem der asiatische Markt machte LVMH zu schaffen.[6] Auch der Versuch, die Fusion von Grand Metropolitan (Hotel- und Spirituosenkonzern) und Guinness auszubremsen, verwandelte sich in einen Rückschlag. Bernard Arnault wollte Moët Hennessy einbringen, um am neuen Spirituosengiganten beteiligt zu sein, und hatte daher Milliarden in Grand Metropolitan investiert.[7] Grand Metropolitan fusionierte im Dezember 1997 mit Guinness zu Diageo. Ende der 1990er Jahre erfolgte dann der Umbruch, die asiatischen Märkte wuchsen wieder, LVMH konnte nun neue Marken kaufen.[6]
Ab 2010 erwarb LVMH sukzessive Aktienanteile an dem französischen Konkurrenten Hermès, wogegen sich das Familienunternehmen, das eine feindliche Übernahme durch LVMH befürchtete, 2011 durch die Gründung einer Familienholding schützte.[8] 2013 musste LVMH für den undurchsichtigen Erwerb der Hermès-Aktien an die französische Bankenaufsicht AMF acht Millionen Euro Strafe bezahlen. Im Herbst 2014 verkündete LVMH, dass die Hermès-Anteile von fast 23 % am Unternehmen mit einem Gewinn von 2,4 Milliarden Euro an die eigenen Aktionäre abgestoßen werden. 2011 übernahm LVMH den italienischen Konkurrenten Bulgari.[9] 2012 kaufte LVMH den britischen Herren-Maßschneider Arny’s und den französischen Lederwarenhersteller Les Tanneries Roux. 2013 wurde die Aktienmehrheit an dem italienischen Kaschmirhersteller Loro Piana für 2 Milliarden Euro erworben.[10]
Im Oktober 2016 wurde bekannt, dass LVMH zum Januar 2017 den Kölner Kofferhersteller Rimowa mehrheitlich übernehmen werde. LVMH erwarb einen Anteil von 80 Prozent für 640 Millionen Euro.[11] Geschäftsführer und CEO war bis Ende 2020 der 24-jährige Sohn von Bernard Arnault, Alexandre Arnault.[12][13]
Im Dezember 2018 stimmte die Belmond Ltd. mit Sitz in Hamilton auf den Bermudas und Betreiber von Luxuszügen, einem Luxus-Flusskreuzfahrtschiff und Luxushotels der Übernahme durch LVMH zu.[14] Die Übernahme wurde im April 2019 zu einem Preis von 3,2 Milliarden US-Dollar abgeschlossen.[15]
Ende November 2019 gab LVMH die Übernahme des US-Juweliers Tiffany für 16,2 Milliarden US-Dollar bekannt.[16]
Eigentümerstruktur und Vorstand
Bernard Arnault ist Vorsitzender des Vorstandes und Großaktionär über seine Holding Groupe Arnault. Die Groupe Arnault besitzt 47,5 % der Aktien. Weitere Anteilseigner sind: Internationale institutionelle Anleger mit 39,6 %, französische institutionelle Anleger mit 7,9 %, Eigenbestand mit 0,2 % und ein Streubesitz von 4,8 %.[17]
Marken der Gruppe LVMH
Unterteilt wird in folgende fünf Geschäftsbereiche (in Klammern: Jahr der Übernahme/Gründung bzw. Anteil):
Wein und Spirituosen
- Champagner: Moët & Chandon, Ruinart, Mercier, Dom Pérignon, Veuve Clicquot, Krug (seit 1999)
- Cognac: Hennessy
- Gin: Volcano extra Dry (gegründet 2020)
- Rum: 10 Cane (gegründet 2005), Eminente Ron de Cuba (gegründet 2020)
- Wodka: Belvedere (40 % 2002; 70 % 2004; 100 % 2005),[18][19] Chopin (40 % 2002; 70 % 2004; 100 % 2005)[18][19]
- Wein: Domaine Chandon California, Bodegas Chandon, Domaine Chandon Australia, Château d’Yquem (64 % seit 1996/99), Terrazas de los Andes (gegründet 1999),[20] Newton (2001),[21] Cape Mentelle (2003),[22] Cloudy Bay (2003),[22] Cheval des Andes (gegründet 2003),[23] Numanthia
- Whisky: Glenmorangie (2004), Ardbeg (durch Glenmorangie)
- Wenjun (2007)
Mode und Lederwaren
- Louis Vuitton (seit Konzerngründung 1987), Givenchy (1988), Céline (1993),[24] Berluti (1993), Kenzo (1993), StefanoBi (1996),[25] Loewe (1996),[25] Marc Jacobs (1997), Fendi (51 % ab 1999, 100 % seit 2001), Emilio Pucci (2000),[26] Thomas Pink (2001), Edun (Modemarke von Bono, 2009), Loro Piana (2013),[27] Nicholas Kirkwood (2013), Rimowa (2016)
Die Modesparte von Dior, die Christian Dior Couture S.A. gehört seit 2017 zu LVMH. Das zwischen 2000 und 2001 aufgekaufte Unternehmen Donna Karan[28][29] wurde Mitte 2016 verkauft.[30] Das Pariser Lederwaren-Unternehmen Moynat wurde 2011 von Bernard Arnaults Groupe Arnault aufgekauft und gehört somit offiziell nicht LVMH.[31][32]
Parfum und Kosmetika
- Parfüm: Perfumes Loewe (1996),[25] Acqua di Parma (50 % seit 2001, 100 % seit 2003),[25] Bvlgari Parfums (100 % 2011), Maison Francis Kurkdjian (2017)
- Kosmetik: Make Up For Ever (1999),[25] Laflachère (?), benefit cosmetics San Francisco, Bvlgari Cosmetiques (100 % 2011)
- Parfüm und Kosmetik: Christian Dior Parfums (bereits 1968 an Moët et Chandon verkauft, seit 1987 LVMH), Parfums Givenchy, Guerlain (4,2 % seit 1987, 58,8 % seit 1994), Kenzo Parfums (1993), Benefit Cosmetics (1999),[33] Fresh (2000)[34]
Uhren und Schmuck
- Uhren: Dior Watches, TAG Heuer (1999), Zenith (1999), Hublot (2008)[35]
- Schmuck und Uhren: Fred (1998),[25] Chaumet (1999), De Beers LV (Joint Venture mit De Beers, gegründet 2001), Bulgari (100 % 2011), Tiffany (2019, Transaktion bis Mitte 2020)[16]
Einzelhandel
- Duty Free Shoppers (DFS, 1998), Sephora (1997) (die 1998 aufgekaufte Parfümeriekette Marie-Jeanne Godard ging in Sephora auf), Le Bon Marché (1998), Starboard Cruise Services (2000), La grande epicerie de Paris
Medien
- Mit der täglich erscheinenden Finanzzeitung Les Échos (2007), dem Wochenmagazin Investir (1993) und der Tageszeitung Le Parisien (2015) gehören drei wichtige Medien zu LVMH, ebenso wie der Spartensender Radio Classique (2005), sowie die deutsche Filmproduktions- und Verwertungsgesellschaft EuroArts Music International[36].
Andere Aktivitäten
- Royal Van Lent (Feadship), Princess Yachts International, Jardin d’Acclimatation, Cova, Nowness (Online-Magazin als Nachfolger des 2009 eingestellten Onlineshops eluxury.com), La Samaritaine (2001), Connaissance des Arts (2000), Cheval Blanc Hotels, Classica, Arléa (2004)
- Belmond (2018), Betreiber von Luxuszügen wie dem Royal Scotsman, dem Venice Simplon-Orient-Express[37], dem Eastern and Oriental Express oder dem Luxus-Flusskreuzfahrtschiff Belmond Road to Mandalay sowie Luxushotels (früher Orient-Express Hotels) so u. a. dem Belmond Copacabana Palace, Belmond Grand Hotel Europe, Belmond Le Manoir aux Quat'Saisons und Belmond Reid’s Palace.
Die älteste Marke des Unternehmens ist das Weingut Château d’Yquem, dessen Geschichte auf das Jahr 1593 zurückgeht. Die wertvollste Marke ist Louis Vuitton, deren Wert im Jahr 2007 auf 20,3 Milliarden Euro geschätzt wurde.[38]
Wettbewerber
Konkurrenzfirmen in der Branche sind u. a.:
- Kering, Paris; Eigentümer ist der französische Milliardär François Pinault. Marken: Gucci, Yves Saint Laurent, Bottega Veneta, Balenciaga, Boucheron, Pariser Luxuskaufhäuser Printemps-Redoute und andere.
- Compagnie Financière Richemont (CFR), Genf; Eigentümer ist der südafrikanische Milliardär Johann Rupert; Fokus auf Uhren und Schmuck; Marken: Cartier, Montblanc, Arpels, Piaget, Jaeger-LeCoultre und andere.
- Prada-Gruppe, Mailand; CEO: Patrizio Bertelli; Fokus auf Kleidung, Schuhe, Accessoires; Marken: Prada, Miu Miu, Church’s (Schuhe) und The Original Car Shoe (Schuhe). Von 1999 bis Mitte der 2000er Jahre hatten weitere international bekannte Marken zum Konzern gehört.
- JAB Holding (2007–2014: Labelux), Luxemburg; Luxusgüter-Division der Joh. A. Benckiser SE mit den Marken Bally, Jimmy Choo und Zagliani (Lederwaren).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ AR2021. (PDF) In: lvmh-static.com. Abgerufen am 14. März 2022 (englisch).
- ↑ Geschäftsbericht 2021. Abgerufen am 14. März 2022 (englisch).
- ↑ Geschäftsbericht 2020. (PDF) In: lvmh-static.com. Abgerufen am 10. Juni 2020 (englisch).
- ↑ Gewinne vom Feinsten. In: Die Zeit, Nr. 50/1994, Seite 33
- ↑ a b Our history, diageo.com
- ↑ a b c d Lvmh Moët Hennessy Louis Vuitton Sa, referenceforbusiness.com
- ↑ a b LVMH: Luxus hat seinen Preis (Memento vom 9. August 2009 im Internet Archive), wirtschaftsblatt.at, 11. September 1997
- ↑ Hermès gründet Familien-Holding (Memento vom 15. Januar 2013 im Internet Archive), wirtschaftsblatt.at, 15. Dezember 2012
- ↑ Louis Vuitton schmückt sich mit Bulgari, manager-magazin.de, 7. März 2011
- ↑ LVMH will Mehrheit an Kashmir-Spezialisten, t-online.de, 8. Juli 2013
- ↑ Kofferhersteller: Rimowa wird von Luxuskonzern LVMH übernommen. In: Der Spiegel Online. Abgerufen am 4. Oktober 2016.
- ↑ Luxusgüter-Konzern: Milliardärssohn Alexandre Arnault steigt im Luxusreich von LVMH auf. Abgerufen am 1. Januar 2022.
- ↑ Elizabeth Paton, New York, USA: Another Arnault Takes Charge. In: The New York Times. Abgerufen am 2. April 2016.
- ↑ Rupert Neate: Orient Express sold to owner of Christian Dior and Louis Vuitton. In: Theguardian.com . 14. Dezember 2018. Abgerufen am 14. Dezember 2018.
- ↑ Travis Hoium: Why Belmond Ltd's Shares Jumped 40% Today. In: Fool.com} . 14. Dezember 2018. Abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑ a b Milliardenübernahme von US-Juwelier: Louis Vuitton schnappt sich Tiffany. In: Spiegel Online. 25. November 2019 (spiegel.de [abgerufen am 25. November 2019]).
- ↑ Website LVMH (Stand November 2020), abgerufen am 10. Juni 2021
- ↑ a b Edward J. Phillips (…) Donates $1 Million to Multiple Myeloma Research Consortium. (Memento vom 8. Oktober 2008 im Internet Archive) themmrc.org, 27. Januar 2005
- ↑ a b Millennium Acquires Belvedere Trademark in The U.S. findarticles.com, 29. Juni 2007
- ↑ Starker Tango. 12. Februar 2009, abgerufen am 1. Januar 2022.
- ↑ Napa Valley Stunner – Famed Winery Sold. sfgate.com, 1. August 2007
- ↑ a b Cape Mentelle. thewinedoctor.com, 19. Mai 2007
- ↑ Argentinische Wirtschaft (Memento vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive) (PDF) Argentinisches Tageblatt. 23. August 2003
- ↑ International briefs;Moet Hennessy to Buy Celine Fashion House. In: The New York Times, 22. März 1996
- ↑ a b c d e f LVMH Companies and brands (Memento des Originals vom 8. Oktober 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. lvmh.com
- ↑ LVMH Adds Fashion House Emilio Pucci To Its Empire. In: International Herald Tribune. 18. Februar 2000
- ↑ Loro Piana: LVMH ernennt Antoine Arnault zum Präsidenten. (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive) Europolitan, 9. Dezember 2013
- ↑ LVMH Makes a Two-Part Offer for Donna Karan nytimes.com, 19. Dezember 2000
- ↑ LVMH Completes Donna Karan Deal. nytimes.com, 28. November 2001
- ↑ Donna Karan bekommt neuen Eigentümer. handelsblatt.com, 26. Juli 2016
- ↑ Houses > Fashion Leather goods > Moynat LVMH.com, abgerufen am 11. Oktober 2017
- ↑ Why Relaunch Old Fashion Houses? businessoffashion.com, 21. März 2012
- ↑ LVMH Acquires Controlling Stake in Benefit Cosmetic. (Memento vom 8. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) findarticles.com, 14. September 1999
- ↑ LVMH Acquires American Cosmetics Company Fresh. findarticles.com, 25. September 2000
- ↑ Die Geschichte von Hublot Geneve (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) (PDF), 2008
- ↑ archyde: Groupe Les Echos – Le Parisien continues its expansion in classical music with the takeover of EuroArts. In: Archyde. 29. Oktober 2021, abgerufen am 26. April 2022 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Rupert Neate: Venice Simplon Orient-Express sold to owner of Christian Dior and Louis Vuitton. In: The Guardian. 14. Dezember 2018
- ↑ Best Global Brands: 2007 Rankings. (Memento vom 22. September 2008 im Internet Archive) interbrand.com