Bildungssoziologie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Bildungssoziologie untersucht die gesellschaftlichen – ökonomischen, sozialen und kulturellen – Bedingungen des Bildungsprozesses und der Institutionen im Bildungswesen. Sie ist Schnittpunkt soziologischer und erziehungswissenschaftlicher Bildungstheorie und Bildungsforschung ist die Teildisziplin der Soziologie und Erziehungswissenschaft.

Die Bildungssoziologie befasst sich mit den Grundlagen und Rahmenbedingungen, aber auch den Funktionen von Bildung und hinterfragt kritisch, inwieweit das Bildungssystem soziale Ungleichheit reproduziert und im Sinne größerer Chancengleichheit reformiert werden kann. Somit liefert die Bildungssoziologie Erkenntnisse und Daten, die in die Bildungspolitik und Bildungsplanung Eingang finden. Zur Bildungssoziologie gehört ebenso die Beschreibung und Analyse der Bildungsbeteiligung verschiedener Bevölkerungsgruppen über Generationen hinweg, der Bildungskonzepte und ihrer Funktionen und Veränderungen (z. B. Arbeiterbildung, humanistische Bildung, Lebenslanges Lernen usw.) sowie der Zusammenhänge von Bildung und sozialdemographischen Phänomenen.

Geschichte

Bereits seit 1959 existieren soziologische Untersuchungen zur Schule. Seit den Umstrukturierungen innerhalb der Pädagogik ab 1970 ist diese Disziplin federführend in der Bildungssoziologie. Durch die PISA-Studien hat die Bildungsforschung seit 2001 neue Öffentlichkeitswirkung erhalten; ihr Einfluss auf die Bildungspolitik bleibt dennoch begrenzt, weil Forschungsergebnisse in der politischen Debatte zumeist selektiv zitiert und rezipiert werden.

Themen

Bildungssoziologie umfasst die Bereiche „Bildung und gesellschaftliche Entwicklung“, „Schulische Sozialisation“, „Soziologie der Schule“, „Bildung und soziale Ungleichheit“, „Mädchen und Frauen im Bildungswesen“ und „Soziologie der Hochschule“.

Starke fachliche Überschneidungen bestehen mit Erziehungssoziologie und Pädagogische Soziologie.

Kritik

Beate Krais kritisiert an der Bildungssoziologie, dass diese von der Pädagogik, insbesondere der empirischen Schulforschung, dominiert werde. Sie appelliert, dass Bildungsforschung verstärkt die Anbindung an Debatten der Soziologie wie z. B. der sozialen Ungleichheit suchen soll. Diese soziale Ungleichheit könne in der Eigenlogik von Bildungsinstitutionen gefunden werden oder in sozialstrukturellen Verschiebungen von Bildung und Bildungstiteln.

Siehe auch

Literatur

  • R. Becker und W. Lauterbach (Hrsg.): Bildung als Privileg? Wiesbaden 2004
  • B. Bernstein: Familienerziehung, Sozialschicht und Schulerfolg. 1971
  • Pierre Bourdieu und Jean-Claude Passeron: Die Illusion der Chancengleichheit. Untersuchungen zur Soziologie des Bildungswesens am Beispiel Frankreichs. Klett, Stuttgart 1971
  • P. Büchner: Einführung in die Soziologie der Erziehung und des Bildungswesens. 1985
  • H. Fend: Theorie der Schule. 1980
  • Susanne Grimm: Soziologie der Bildung und Erziehung. Ehrenwirth, München 1987 ISBN 3431028535
  • Günter Hartfiel und Kurt Holm: Bildung und Erziehung in der Industriegesellschaft. 1973
  • Freerk Huisken: Der «PISA-Schock» und seine Bewältigung. Wieviel Dummheit braucht/verträgt die Republik? VSA, Hamburg 2005 ISBN 389965160X
  • Klaus Hurrelmann: Erziehungssystem und Gesellschaft. 1975
  • Klaus Hurrelmann: Einführung in die Sozialisationstheorie. 1986
  • Beate Krais: Erziehungs- und Bildungssoziologie. In: Harald Kerber und Arnold Schmieder (Hrsg.): Spezielle Soziologien. Rowohlt, Reinbek 1994, S. 556–576 ISBN 3499555425
  • G. Lenhardt: Schule und bürokratische Rationalität. 1984
  • K. Plake (Hrsg.): Klassiker der Erziehungssoziologie. 1987
  • Ingrid N.Sommerkorn: Soziologie der Bildung und Erziehung. In: Hermann Korte und Bernhard Schäfers (Hrsg.): Einführung in Spezielle Soziologien. Leske + Budrich, Opladen 1993, S. 29–55 ISBN 3825280713

Weblinks