Bimini Road

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Die sogenannte Bimini Road befindet sich im Nordwesten von North Bimini, im Flachwasser vor der heutigen Küste.

Die so genannte Bimini Road, auch als Bimini Wall bekannt geworden, ist eine ca. 800 m lange Struktur aus Kalksteinblöcken im Flachwasser vor der heutigen Westküste der zu den Bahamas gehörenden Insel North Bimini.

Geschichte

1957 wurde der franko-amerikanische Erfinder Dimitri Rebikoff, ein Pionier in der Entwicklung von Unterwassertechnik, bei einem Besuch in Bimini von ortsansässigen Fischern auf große Steinquader aufmerksam gemacht, die sich in den Küstengewässern im Westen von North Bimini vor dem Paradise Point befinden.

Rebikoff war der erste, der einen nicht natürlichen Ursprung dieser Struktur vermutete.[1] Popularisiert wurde diese Annahme im September 1968 durch den Meeresbiologen und Cayce-Anhänger Joseph Manson Valentine, der die Formation, die nun den Namen Bimini Road erhielt, auf seiner Suche nach Relikten von Atlantis gemeinsam mit Robert Angove sowie mit dem Apnoetaucher Jacques Mayol untersuchte und zu einem Thema für die Medien machte.

Wissenschaftliche Bewertung

In der fachwissenschaftlichen Diskussion stieß die Annahme, bei der Struktur am Paradise Point handele es sich um eine von Menschen gemachte Anlage, von Anfang an auf Ablehnung. So ist wissenschaftlicher Konsens in der Altamerikanistik, dass die Bahamas erst ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. von den Lucayan-Arawaken besiedelt worden sind.[2]

Aus geologischer Sicht wurden die Steine als klassische, kissenförmige Beachrock-Neubildung im Rahmen einer natürlichen geologischen Formation gedeutet, also als Geofakt. Zu diesem Schluss kamen vier Teams von Fachwissenschaftlern bei Untersuchungen, die zwischen 1971 und 1980 vorgenommen wurden.[3][4][5][6] Exponiertester Verfechter dieser Auffassung ist der Geologe Eugene A. Shinn, der in den 1970er Jahren eine Untersuchung des Objekts im Auftrag des U.S. Geological Survey leitete.[7][8][9]

Alternative Deutungen

Im Bereich der Parawissenschaften wurde die Validität der Geofakt-These stets infrage gestellt, insbesondere aber die Qualität der Arbeiten Shinns, die schon früh vorsichtig hinterfragt wurde[10] und später auf weitere Kritik stieß.[11]

Die Befürworter der Annahme eines artifiziellen Charakters der Bimini Road verweisen aber auch auf Erfolge eigener Feldforschung. So äußerte der amerikanische Anglistik-Professor David Zink nach zehn Unterwasser-Expeditionen, deren erste 1974 erfolgt war, die Überzeugung, dass die angenommenen megalithischen Bestandteile der Anlage von Menschen ausgerichtet wurden.

Auch der Anthropologe und Unterwasser-Archäologe William M. Donato sowie der Atlantisforscher Greg Little (ein promovierter Psychologe) sind nach zahlreichen Expeditionen überzeugt, dass die Formation nicht natürlichen Ursprungs sein könne. Sie fanden nach eigenen Angaben auch weitere, bisher unbekannte Fragmente, die vermutlich von Hurrikan Wilma 2005 freigelegt wurden.

Was die vormalige Funktion der vermeintlichen Anlage vor dem Paradise Point betrifft, so geht in alternativen Forscherkreisen schon lange niemand mehr davon aus, dass es sich bei ihr um eine Straße gehandelt habe, wie ihr populär gewordener Name nahelegt, oder um die Überreste eines Walls. Vielmehr wird heute zumeist vermutet, dass sie den Überrest einer alten Hafenanlage darstellt, eine Annahme, die Dimitri Rebikoff bereits 1969 geäußert hatte.

Darüber, wer sie erbaut habe, gibt es allerdings recht unterschiedliche Vorstellungen. Während Donato, Little u. a. voraussetzen, es habe sich bei ihnen um Angehörige einer verschollenen, alten Hochkultur gehandelt, hypothetisiert der Schriftsteller und Amateur-Historiker Gavin Menzies in seinem kontrovers diskutierten Buch 1421. Als China die Welt entdeckte, dass sie von gestrandeten chinesischen Reisenden errichtet worden sein könne.[12]

Literatur

  • Ashley B. Saunders, History of the Bahamas – Bimini: a case study, Band 1, New World Press, 1990.
  • Edgar Evans Cayce, Edgar Cayce on Atlantis, Warner Books, 1988. ISBN 0-446-35102-4.
  • Gavin Menzies, 1421: The Year China Discovered America, Harper Perennial; 1st Perenn Edition, 2004. ISBN 0-06-054094-X.
  • David Zink, The Stones of Atlantis, Prentice Hall, 1978. ISBN 0-13-846923-7.
  • Douglas G. Richards, Archaeological Anomalies in the Bahamas, in: Journal of Scientific Exploration, Vol. 2, No. 2, 1988, S. 181–202.
  • Robert F. Marx & Dimitri Rebikoff, Atlantis at Last?, in: Argosy magazine, Vol. 369, No. 6, Dezember 1969.
  • J. Manson Valentine, Archaeological Enigmas of Florida and the Western Bahamas, in: Muse News, Miami Museum of Science, Vol. 1, No. 2, June 1969.
  • J. Manson Valentine, Underwater Archaeology in the Bahamas, in: Explorers Journal, New York, 1976.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ashley B. Saunders, History of Bimini, New World Press, 2000, S. 45–53
  2. Michael Craton, Islanders in the Stream: From aboriginal times to the end of slavery, University of Georgia Press, 1992, S. 3 ff.
  3. Siehe: W. Harrison, Atlantis undiscovered; Bimini, Bahamas, Nature. Vol. 230, No. 5292, 1971, S. 287–289
  4. John A. Gifford, 1973, A description of the geology of the Bimini Islands, Bahamas, University of Miami, Florida, S. 88
  5. Mahlon M. Ball und John A. Gifford, Investigation of submerged beachrock deposits off Bimini, Bahamas, Research Reports National Geographic Society. Vol. 12., 1980
  6. Eugene A. Shinn (siehe unten)
  7. E. A. Shinn, Atlantis: Bimini Hoax, in: Sea Frontiers, 24:130, 1978
  8. M. McKusick und E. A. Shinn, Bahamian Atlantis reconsidered, Nature, Vol. 287, No. 5777, 1980, Seiten 11–12
  9. E.A. Shinn, A Geologist’s Adventures with Bimini Beachrock and Atlantis True Believers, in: The Secptical Inquirer 28, 2004
  10. William R. Corliss, Good-bye to the bimini wall and road?, in: Science Frontiers, No. 4: Juli 1978 (Internet-Version abgerufen: 3. Juni 2013)
  11. Greg Little, Gene Shinn’s Bimini Flim-Flam Scam (Memento vom 19. September 2012 im Internet Archive), in: Alternate Perceptions Magazine, No. 135, April 2009 (Internet-Version abgerufen: 3. Juni 2013)
  12. Gavin Menzies, 1421. Als China die Welt entdeckte, Droemer, München, 2003, ISBN 3-426-27306-3

Koordinaten: 25° 45′ 54″ N, 79° 16′ 48″ W